gestern hatte ich viel Mühe, unser AA-Meeting zu moderieren.
Ein hilfesuchender Alkoholiker hatte sich aus Verzweiflung über seine Situation überwunden, sich telefonisch bei einem unserer Freunde angemeldet und war dann angetrunken erschienen.
Da es in der Präambel der AA geschrieben steht, dass die einzige Voraussetzung für die Zugehörigkeit der Wunsch ist, mit dem Trinken aufzuhören, haben wir ihm auch in seinem Zustand den größten Teil der Zeit gewidmet.
Am Ende hatte ich nicht das Gefühl, das wir ihn wirklich erreicht haben, auch nicht mit den Schilderungen unserer Erfahrungen, dass fast alle einmal in einem solchen Zustand begonnen haben, die Weichen für eine abstinente Lebensweise zu stellen. Nach meinen Erfahrungen war er mit seinen 35 Jahren in einem fortgeschrittenen Zustand der Alkoholabhängigkeit, körperliche und geistige Defizite waren deutlich erkennbar.
Es spielte sich so ab, wie auch gelegentlich hier im Forum, dass er wohl dachte, wir drücken bei ihm einen Knopf und dann ist er trocken. Noch ein paar Adressen mit guten Jobs dazu und dann ist es ausgestanden.
Er konnte überhaupt nicht verstehen, dass alle, die da saßen, trocken waren und nun teilweise seit vielen Jahren immer wieder kommen, um sich über ihre Erfahrungen beim Trocken werden und Trocken bleiben auszutauschen - weil es hilft.
Für mich war es auch sehr lehrreich live zu sehen und zu hören, mit welchen fadenscheinigen Argumenten nasse Alkoholiker die Unmöglichkeit, die Hilfsangebote anzunehmen, begründen.
Ich war ja auch mal an diesem Punkt.
Ich bin sehr froh, dass ich mich für den trockenen Weg entschieden habe. Und dankbar bin ich allen - auch diesem Forum, die mir dabei geholfen haben.
Ein bitterer Nachgeschmack bleibt erst einmal, weil ich das Gefühl habe, ihm ist das alles zu beschwerlich, was da vor ihm liegt.
Aber auch ich mußte mich vor einiger Zeit selbst entscheiden, ob ich leben oder mit Karacho in die Kiste fahren will. Diese Verantwortung trägt jeder Mensch für sich selbst.
hallo bernd welche "pro " argumente hat er(der) denn vorgetragen ? wieso ist er überhaupt erschienen und dann auch noch breit. welche defizite hat er gehabt? fragen über fragen (um selbst weiter zu kommen) gruß karlbernd
Sein "Pro"-Saufen-Argument war - "Ihm ginge es gut", was offensichtlich gelogen war - oder bar jeder Realität, den Jungen hättest Du mit einem Handtuch wegklatschen können - vom Alkohol völlig ausgezehrt.
Erschienen ist er, weil er verzweifelt war. Gesundheitlich am Ende, kein Job, kein Geld, kein soziales Umfeld, bis auf ein paar andere alkohol- und drogenabhängige, die sein wirres Gequatsche wahrscheinlich auch nicht mehr ertragen konnten. Betrunken war er, weil er süchtig ist und die Entzugserscheinungen ihn schon nachts wieder an die Flasche treiben.
Zum Arzt wollte er nicht, weil "die ihm jedes Mal ein Organ rausnehmen", zuletzt die Milz...
Seine Blutwerte von der letzten Untersuchung hatte er in der Tasche, GGT > 1000 - das ist ja manchmal noch reparabel - aber die anderen ...
Seine Angst vor Delirium und Krampfanfällen war panisch, er zählt gewiß längst zu den Stammkunden des Rettungsdienstes.
Und dann war er der Meinung, die Mitglieder der Selbsthilfegruppe müssen verrückt sein - trinken nicht und reden von ihrem "Alltagsscheiß"...
Ein Häufchen Elend - traurig - aber wahr.
Noch Fragen?
LG Bernd
Aber was willst Du für jemanden tun, der nach 2 Tagen die Entgiftungsstation verläßt, um weiter zu saufen?
danke für den Einblick in ein AA-Meeting. Ich finde es immer wieder hoch interessant, wie unterschiedlich die Gruppenphilosophien sind. Und ich finde es auch gut, dass bei euch auch betrunkene Alkoholiker willkommen sind. Das ist, wie schon mal erwähnt, bei uns ja ganz anders. Ich fühle mich deshalb im Kreuzbund einfach wohler, weil ich mich dort eben nicht mit Betrunkenen auseinandersetzen muß und will. Denn solche Menschen zu erreichen, ist mir einfach zu mühsam. Die haben in der Regel am nächsten Morgen sowieso wieder vergessen, was sie am Abend gelabert haben.Und ich finde, es hat auch mit Respekt gegenüber der Gruppe zu tun, dass ich mich mal soweit zusammenreiße, dass ich eben nicht an so einem Abend besoffen zur Sitzung antanze.Außerdem wird dem Betrunkenen dann ein Podium geschaffen, dass er bei uns nur nüchtern erhalten würde. Es ist aber gut, dass es beide Formen gibt und dass der Suchende die Wahl hat.
in unserer Kreuzbund Gruppe erscheinen auch immer wieder (ca. jährlich) angetrunkene Menschen. So lange wir uns noch einigermassen mit dem Betrunkenen unterhalten können, haben wir noch keinen weggeschickt. Es ist natürlich auch kein Dauerzustand.
Gruppenabende mit alkoholisierten Personen empfinde ich als anstrengend. Besonders als Gruppenleiter.
ich war zweimal in der Knispel, einmal 16 Wochen - ohne Erfolg, einmal 10+4 Wochen - mit Erfolg.
LG Bernd
Beim Abschlußgespräch habe ich den leitenden Psychologen gefragt, wie es nach dieser "Probezeit" mit einem Arbeitsvertrag aussieht, schließlich hatte ich in beiden "Durchgängen" sehr erfolgreich Computerkurse für Anfänger gegeben...
Ist mir gerade ein fehler passiert - ich bin auf einem anderen nexus board als libellchen angemeldet und wußte nicht , das ich mich erst dort abmelden muß, bevor ich hier als tamy posten kann.
Ich war 1993/94 für 6 monate in der knispel und das war das beste, was ich je für mich getan habe.
In diesem jahr war ich nicht zum ehemaligentreffen, es passte zeitlich nicht und es ist auch nicht mehr so wie es damals war.
Viele die ich dort kennengelernt habe kommen nicht mehr und auch von den therapeuten sind mir nicht mehr viele bekannt.
Ich hatte als bezugsthera. damals den theo und ganz zum schluß den otto.
Beide selbst abhängig und mit allen alkiwassern gewaschen.
in diesem Jahr war ich auch nicht zum Treffen. Meine "Mitfahrgelegenheiten" waren im Urlaub...
Ich habe noch Kontakt zu einigen aus der ersten und auch aus der zweiten LZT. Einer der Freunde ist Anfang des Jahres an Folgen der Alkoholkrankheit gestorben. Traurige Geschichte.
Meine letzte Therapeutin rufe ich von Zeit zu Zeit noch an, sie staunt dabei nicht schlecht, denn die beste Prognose hatte ich wohl nicht...
ah gefunden...moechte mich kurz vorstellen Bin schon ein bischen-9 Jahre- trocken. gehe in AA-meeting echte und mail. Denke hier kann man sich unterhalten, das fehlt mir manchmal. Die direkte Antwort. Die Schritte-arbeit hat mir sehr viel gebracht und tut s immer noch. wie gesagt , moechte mich manchmal unterhalten. Ihr mit mir hoffentlich auch. Betrunkene im meeting habe ich persoenlich noch nicht erlebt. Habe aber gehoert, dass sie freundlich rauskomplimentiert werden, wo sich ein oder zwei AA s um denjenigen kuemmern. Karin ude
falls sich jemand ueber mein Geburtsdatum wundert.ist mein AA-Geburtstag. Freue mich schon drauf ihn bald wieder feiern zu koennen.noch ne Frage am Rande. Was haben denn die Bewertungen zu bedeuten. So beim durchlesen der seiten fiel mir auf ,dass ueber 'hoch dingsen' die Rede ist. Ist es denn irgendwie wichtig wie man bewertet wird ?Von wem ? Gruss Karin ude