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Saufnix  
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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 1.348 mal aufgerufen
 Deine eigene Alkoholkarriere
Dry Offline




Beiträge: 28

08.10.2006 17:44
RE: Mein Alptraum Zitat · Antworten

Hallo, ich bin der Thomas,
schön dass es Euch gibt und ich hierher gefunden habe. Damit Ihr wist wer ich bin erzähl ich kurz meine Geschichte.
Meinen ersten Alkohol trank ich etwa mit 6 Jahren bei einer Weinprobe am Gardasee, hat mir damals schon sehr gut geschmeckt. Meinen ersten richtigen Rausch hatte ich dann mit 14 Jahren. Ich war damals ein sehr schüchtener Jugendlicher und der Alk half mir dabei meine Hemmungen anderen Menschen gegenüber zu überwinden. Mit 18 lernte ich meine Frau, die in all den schweren Zeiten zu mir gehalten hat und hält, kennen. Trotzdem kam ich vom Alk nicht mehr los. Als wir dann 1982 geheiratet haben war ich schon ein sehr starker Spiegeltrinker. Das ging soweit, dass ich morgens erst mehrere Weinschorrle zu mir nehmen musste, das erste blieb eh nicht drin. Unter Schorrle meine ich Wein mit Doppelkorn. Ich besuchte dann mit meiner Frau zusammen eine Guttemplergruppe die mir einen Therapieplatz vermittelt hat und sich gleichzeitig sehr um meine bemühte, wir waren damals beide 26 uns sie hätte durchaus Schluss mit unserer Beziehung machen können. Von September '82 bis März '83 war ich dann in LZT. Im April 1983 erfolgte aus beruflichen Gründen ein Umzug in den Großraum Stuttgat. Ein Jahr später 1984 kam unser Sohn und 1986 unsere Tochter zur Welt. Alle war in Ordnung, ich war trocken, beschäftigt, nur nicht richtig zufrieden. Die ersten beiden Jahre besuchte ich eind SHG aber das wars irgendwie nicht, alle waren wesentlich älter als ich selbst so im Schnitt 45+ und ich 27. So um 1994 probierte ich dann mal ein Radler, es schmeckte und durch die lange Zeit der Abstinenz spürte ich auch eine leichte Wirkung welche sehr angenehm war. Noch hatte ich dabei ein schlechtes Gewissen mir genüber. Da sich keine "Folgeschäden" einstellten trank ich ab und zu wieder ein Viertel zum essen. Das ging 2 Jahre lang ganz gut, ich hatte so vermutete ich alles im Griff. 1996 begann meine Frau aus beruflchen Gründen eine Umschulung was sie sehr in anspruch nahm, palallel dazu erfolgten immer wieder Rationalisierungsmaßnahmen bei meinem damaligen Arbeitgeber welche das Betriebsklima auch nicht gerade verbesserten. Alls dies führte dann dazu dass ich auch im Geschäft, wo ich all die Jahre abstinent war, zu trinken begann. Im nachhinein betrachtet wollte ich einfach auch dazugehören, der Ausglich durch die Familie war momentan durch die Umschlung nicht mehr gegeben, und gab den "Gruppenzwang" einfach nach. So begann die Abwärzspirale von neuem. Ich hatte nur noch Frust, im Spiegel sah ich verquollenen rote Augen, übergab mich wieder regelmäßig auch vor selbstekel und niemanden mit dem ich darüber sprechen konnte. Die Frau war mit sich beschäftigt - Ausbildung - mit den Kollegen sowieso nicht, komm trink noch ein Bier und Gruppe hatte ich keine. Ich machte dann verzweifelte Versuche von selbst aufzuhören, war immer fürchterlich, das Zittern sollte niemand bemerken und die Nächte waren höllisch. Ich erinnere mich einam 3 Nächte nur Stimmen gehört zu haben, ein Schweißausbruch nach dem andern. Ich hatte dann immerr wieder Zeiten in denen ich 5, 6 Wochen oder manchchmal länger trocken war. Hurra ich brauch das Zeug ja doch nicht, war alles Selbstbetrug hoch drei. 1999 eskalierte es dann, meine Frau setze mir das Messer auf die Brust, entweder ich höre auf zu trinken oder sie geht, das war Silvester, unser Tag an dem wir uns kennenlernten. Es war ein Schock für mich, ich dachte in meinem Dauertran sie hat nie was gemerkt. Im Jahr 2000 war ich dann tatsächlich bis Anfang Juni trocken und die Lage zuhause entspannte sich. Dann Schlug der Alk wieder zu und ich trank mehr als zuvor. Im Juli war es dann soweit, es kam wie es kommen musste. Ich lag zuhause im Bett und konnte einfach nicht zur Arbeit da ich solche Entzugserscheinungen hatte. Jedoch hatte ich nicht bedacht dass unser Sohn an diesem Tag später zur Schule musste. Ich hatte also die Wahl mein Versteckspiel aufzugeben, was ich aber nicht tat oder musste das Haus verlassen. Ich stand auf, stieg ins Auto, fuhr zur Tanke und kaufte 2 Flaschen a 0,33 L Jägermeister. Ich wollte den Tag zu Aufrechterhaltung meines Versteckspiels bis zum Feierabend irgendwo auf einem Parklatz verbringen. Unterwegs trank ich dann die beiden Flaschen leer und wurde von der Polizei völlig fahruntüchtig aufgegriffen. Das Ergebnis waren 3,19 Promille morgens um 11:30 Uhr. Meine Welt brach zusammen aber es war gleichzeitig eine Befreiung für mich - das Versteckspiel hatte dendlich ein Ende.
Am gleichen Tag musste ich dann ins KKH zum entgiften, ich blieb eine Woche dort. Meine Frau sprach mit unserem Hausarzt der mich erstmal für 4 Wochen krank schrieb, dies ermöglichte dann den anschließenden 3 wöchigen Besuch im PLK als Tagespatient. Es war auch meine Frau die während meines Aufenthaltes im PLK kontakt zur Suchtberatung der Diakonie aufnahm. Nahtlos konnte ich dort eine Motivationsgruppe besuchen um dann 2001 eine ambulante Therapeie zu beginnen, Dauer 18 Monate. Seither bin ich wieder trocken, diesmal aber sehr zufriedenen.
2003 / 2004 hab ich eine Ausbildung zum "Freiwilligen Suchtkrankenhelfer" gemacht und bin Gruppenverantwortlicher einer SHG.


Nonick Offline




Beiträge: 1.102

08.10.2006 21:12
#2 RE: Mein Alptraum Zitat · Antworten

Hallo Thomas

Welcome bei den Saufnixen. Schön das Du hergefunden hast und bestimmt einiges an Erfahrungswerten dem Board hinzufügen kannst.

Einen Gruß von

Tina


Teichmann Offline




Beiträge: 173

08.10.2006 21:35
#3 RE: Mein Alptraum Zitat · Antworten

Danke Thomas,

dafür das du dir die Mühe gemacht und den Mut gefunden hast, deine "Karriere" hier zu veröffentlichen. Deine Geschichte stimmt schon sehr nachdenklich.

Umso erfreulicher, dass du nochmals die Kurve gekriegt hast.
Bleib dran.

LG Teichmann


clarissa Offline




Beiträge: 96

09.10.2006 00:11
#4 RE: Mein Alptraum Zitat · Antworten

Hallo Thomas


herzlich willkommen an Board ich denke Du kannst hier sehr vielen Mut machen


Lieben Gruß

Clarissa


grufti Offline




Beiträge: 3.769

09.10.2006 21:45
#5 RE: Mein Alptraum Zitat · Antworten

Hallo Thomas,

ich habe deine Geschichte eben gelesen und muss dir sagen, sie hat mich sehr berührt. Man meint immer, man hätte die Sache wieder im Griff, auch bei mir ging es eine ganze Zeitlang gut, aber letztendlich hat der Alk wieder gewonnen.

Auch von mir ein ganz herzliches Willkomen hier im Forum, ich freue mich auf deine Beiträge !


Seele62 Offline



Beiträge: 635

09.10.2006 22:29
#6 RE: Mein Alptraum Zitat · Antworten

Hallo Thomas,
ein herzliches Willkommen und danke für Deine Geschichte.
Mir zeigt sie 1x mehr, wie schnell ich wieder in der Falle sitzen könnte.
Ich stehe noch ganz am Anfang und möchte nie wieder dahin.wo ich 26 Jahre lang war.
LG
Seele


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