Bald bin ich 4 Jahre trocken, habe eine ambul. Therapie hinter mir, habe mit meiner Freundin eine SHG gegründet, bin regelmäßig hier im Forum, treffe mich mit anderen trockenen AlkoholikerInnen zum Austausch und und und... diese Auflistung soll nur aufzeigen, das konstruktive Auseinandersetzen mit dem Thema Alkohol ist bei mir keine Pflichtübung, sondern gehört mit zu mir und meinem Leben. Mein soziales privates Umfeld weiss, dass ich trockene Alkoholikerin bin. Im Berufleben habe ich es nicht jedem erzählt... bis jetzt fühlte sich das auch gut an...
Vor ein paar Wochen saß ich mit einigen Kolleginnen zum Mittag zusammen. Die eine Kollegin was ganz entusiastisch, da sie in der Kantine die erste große Tüte mit Weihnachtsschokolade erstanden hatte.... sie öffnete die Tüte nach dem Essen und bot mir die Schokolade an. Aus der Tüte strömte mir ein Alkoholgeruch entgegen... unten in der Tüte sah ich die mir bekannten in Silberpapier eingepackten Schoko-Kugeln mit Alk-Füllung. Oben befanden sich nicht eingepackte Vollmichkugeln... Ich esse gerne Schokolade.... alle wissen das.... und ich griff zu und steckte mir die Schokokugel in den Mund...
Treffer... Alk-Füllung...
Ich war völlig perplex... konnte schlagartig dem Gespräch nicht mehr folgen und schluckte den Schoko-Alk-Klumpen hinunter... (ich nehme seitdem auch wieder Servietten mit an den Tisch....:sly
Nachdem ersten Schrecken und dem Überlegen "was ist da passiert? mit mir? und durch mich?" verliess ich die Kantine so schnell ich konnte... Ich wurde sauer auf mich... wieso konnte ich nicht vernünftig für mich sorgen? Ich würde nicht verhungern, wenn ich einmal in meinem Leben bei angebotener Schokolade nein sagen würde....
Oki... also nutzte ich dieses Ereignis, ich sprach mit meiner Freundin, machte es zum Thema in der SHG .... und dann dachte ich.... nun ist alles wieder schön ... ...einfach das nächste Mal besser auf mich aufpassen und im Zweifel "nein" sagen.
Aber dieses kleine Stück alkgetränkte Schokolade hat mehr in mir ausgelöst als mir lieb ist... ...seit ein paar Nächten habe ich im Traum wieder das trinken angefangen... ...ein Saufdruck macht sich wieder bemerkbar; nicht immer aber er klopft laut und deutlich an... (hab leider nicht verdrängt wie sich so was anfühlt) ...Gedanken, die ich schon lange nicht mehr hatte, drängen sich in den Vordergrund... z.B. "Sooo schlimm war die Trinkerei doch gar nicht..."
Ich will nicht wieder trinken, aber ich wollte mir dieses mal von der Seele schreiben.... vielleicht auch nur um es mir immer wieder ansehen zu können...
...denn ich glaube, dass mich der Leichtsinn zum Stück Schokolade hat greifen lassen... und ich will nicht aus Leichtsinn mich von meiner Sucht aus meinem jetzigen zufriedenen trockenen Leben vertreiben lassen....
hallo Heizer, das ist für mich eine sehr bewegende Geschichte (weil ich mitunter der übergroßen Vorsicht bezichtigt werde, 'ach der hat ja doch bloßm Angst' und solch Scheiß). ENtscheidend scheint mir dein allererster Eindruck den du von dir selber hattest. War der nun "huch wie jetze?" oder war der spontan abweisend (zuerst dem Alk und dann der Kollegin gegenüber)? Mein Lieblingsgruppenoberhäuptling von damals hatte das 25 Jahre lang beobachtet, und wer seiner Beobachtung nach spontan nein empfand, dann wurde dem das auch nicht schlimm. Ist auch 'bloß' weil etlichen alkoholarmes Bier ja nichts ausmacht. oder diese eine einzige kleine Weinbrandbohne oder weiterer Schnullifax, Grüßle Max
vor ein paar Tagen hatte ich ja so einen träumerischen Nikotinrückfall. Und bei der Gelegenheit fiel mir dann auch gleich auf, dass ich ja schon seit Ewigkeiten keinen Alkoholrückfall im Traum mehr hatte und auch keinerlei Saufdruck verspüre. Und irgendwie vermisse ich das. Nicht weil ich mich selbst so gern quäle, sondern weil ich zu den Typen gehöre, die finden, dass eine Rasierklinge breit genug zum laufen sei.
Und da ist es durchaus förderlich, wenn ich gelegentlich daran erinnert werde, dass dem eben nicht so ist
Ich finde jedenfalls, dass du diesen Warnschuss genau richtig interpretierst und das du sehr gut auf dich achtest. Die meisten hätten nämlich dieser Geschichte mit der Schokokugel gar keine große Bedeutung beigemessen.
was sich da bei Dir im Kopf abspielt, Deine Selbstvorwürfe, daß Du an Leichtsinn glaubst, und das Trinken war vielleicht doch nicht so schlimm...
dem könntest Du doch noch nen Gedanken zufügen...
Was könntest Du denn jetzt am Trinken finden?
Ich persönlich finde es ziemlich ungefährlich, übers Trinken nachzudenken, ich finds auch ungefährlich, mir das vorzustellen.
Wichtig ist für mich nur, rauszufinden, was ich denn gerne hätte, oder sagen wir, was ich fühlen will, wenn ich was trinken würde. Da komm ich dann recht schnell drauf, daß ich mich gar nicht betrunken fühlen will, sondern daß es was ganz anders ist, was ich suche.
Hallo Heizer !!! Ich hab mal eine für mich gute Seite herausgesucht. Hat ich mal unter meinen Favoriten gespeichert. Ich denke mal, das Thema Suchtgedächtnis ist Dir schon bekannt. Ich finde es aber auch nochmal für uns andere hier sehr wichtig, sich nochmal damit zu konfrontieren, wie es so abläuft im Hirn.
Auch ich kann Zeit meines Lebens ja immer wieder in Situationen kommen, wo ich dann nicht so reagiere, wie es für mich am besten ist. Die Gründe dafür können vielfältig sein und sind dadurch auch wohl meist individuell... In diesem Deinen Falle ist es für Dich ja nu interessant, mal zu gucken, warum Du die Schokokugeln nicht gleich nach Duftprobe abgelehnt hast, bzw. nicht auch ohne Zuhilfnahme einer Serviette in die Hand befördert hast. Versteh mich nicht falsch, das ist nachdenkenswert , kein oberlehrerhaftes Bessergewisse meinerseits. Das hätt namlich´auch ich sein können, die da genauso wie Du reagiert hätte...
Ich wünsch Dir ganz fest, das die Schärfe dieses Vorfalls für Dich, sich durch Deine gelebte Auseinandersetzung dezimiert.
mach dich nur nicht verrückt, es ist nichts passiert!
Allein deine heftige Reaktion zeigt, dass du die (ungefüllte) Schokokugel haben wolltest, nicht die Alk-Kugel. Darauf kommt es an, es war kein "ach, schau 'mer mal".
Bei mir kommt das auch ab und zu vor (selten, meist geschäftlich): ich nehm' von dem Pudding zum Nachtisch, peng - der ist getränkt mit Alk, also lass' ich ihn stehen.
Der erste Happen von/mit einer Sauce, ich krieg ihn wegen Alk gar nicht 'runter. Hab's stehen gelassen.
Versteh' mich nicht falsch, ich suche diese Situationen nicht. Wenn es denn passiiert, schluck' ich den Bissen runter und lass den Rest stehen. Das war's und mehr ist nicht, Suchtgedächtnis hin oder her.
Heizer, ich glaube jedem ist so etwas schon mal passiert, mich eingeschlossen. Ich habs auch runtergeschluckt und den Rest nicht mehr gegessen. Habe mir auch Vorwürfe gemacht nicht wie sonst erst mal gerochen zu haben. Aber ich finde es trotzdem gut sich damit auseinander zu setzen, und nicht so zu tun als ob es normal währe. Ich hoffe das deine Träume nicht mehr so heftig ausfallen. Gruß Elke
Elke hat natürlich Recht, es war gut, dass du dich mit dem Vorfall auseinandergesetzt hast. Das habe ich nach meinem letzten Glas Sekt auch. Das habe ich 3 Jahre nachdem ich trocken war getrunken - besser gesagt, geglaubt es trinken zu müssen. Ich hab' den Alkohol so gespürt, ich hatte so Schiss', ich hab's sofort meiner Frau ezählt, um es öffentlich zu machen bzw. als Rückversicherung (oder um mich damit auseinander zu setzen).
Das ist glaube ich der Unterschied. Ein wirklicher Rückfall würde 'heimlich und leise' erfolgen.
Und noch etwas: ich habe keine Lust, mir mein Leben noch einmal vom Alkohol diktieren zu lassen, diesmal aus Angst vor ihm.
Flüssig würd' ich sowieso keinen zu mir nehmen, dazu kenn' ich den Geruch zu gut (ist sogar richtig unangenehm). Und ich habe in der Zwischenzeit auch gelernt, mit Tiefschlägen umzugehen oder sie auszuhalten (ohne Alkohol).
Wenn ich Alkohol in fester Nahrung vermeiden kann, dann tue ich das auch. Geht halt nicht immer, dann verfahre ich, wie oben im ersten post beschrieben. Fertig. Mach' dich deswegen nicht selber verrückt, aber behalte im Kopf, wozu das Zeug selbst nach Jahren noch in der Lage ist, welche negativen Gefühle es in dir noch erzeugen kann! Ist sicher eine gute und lehrreiche Warnung!
hatte ich letztens auch...ohne es zu wissen. Habe eine normale Schoki gekauft. Stand vorne nichts drauf das Alk drin ist..habe ein kleines stück abgebrochen und gegessen. Ist schoki mit marzipan gewesen...da brannte es auf einmal ganz leicht im hals...ich schon voll panik geschobene. hinten habe ich dann auf die zutaten geguckt...an dritt letzter stelle stand doch tatsächlich alk drauf...
hätte ich nicht erwartet, weil das ja sonst meist vorne offensichtlich drauf steht
Zitat...seit ein paar Nächten habe ich im Traum wieder das trinken angefangen...
das hat für mich was positives. Im Traum kriegst du mit, wie es wieder abginge, wenn ... Das schützt dich sicher noch viel besser davor, es in der Wirklichkeit zu tun. Du hast es "theoretisch" getan, fühlst dich sicher schlecht, willst es ja auch nicht und brauchst es also nicht erst "praktisch" zu versuchen. Ein träumerischer "Feldversuch" vielleicht mit Hinweis darauf: "Fang es erst gar nicht wieder an."
Schlimmer wär es doch, du hättest wie in Trance real plötzlich ne Flasche am Hals.
Dir alles Gute und eine wieder suchtdruck-freie Zeit wünscht Teichmann
hätte ich nicht erwartet, weil das ja sonst meist vorne offensichtlich drauf steht
Jetzt mal von den Alkoholikern abgesehen.... Das was Du da beschreibst ist die allergrößte Sauerei. Denk mal, man nimmt die einfach so für seine Kinder mit und die essen sie und gewöhnen sich so schon in jungen Jahren an diesen Alkoholgeschmack. Das soll ziemlich gefährlich sein für die spätere Zukunft. Also Alkohol in Süßigkeiten müssten vorn dick und gut ersichtlich deklariert sein. Grüße Melli
da hast du recht...warum sollte ich Schoki mit Marzipan nicht meinen Kindern anbietetn...normal ist da auch sonst nix drin...habe ich auch in keiner anderen Schoki gefunden ( habe mal nachgeschaut )
Zitatdiese Auflistung soll nur aufzeigen, das konstruktive Auseinandersetzen mit dem Thema Alkohol ist bei mir keine Pflichtübung,
Hallo Heizer,
ich kann mal nur von mir reden. Als ich aufgehört habe oder musste habe ich mich erstmal gar nicht mit dem Thema Alkohol auseinander gesetzt, ich habe diesbezüglich auch nie eine Selbsthilfegruppe besucht.
Ich habe mich zuerst mit mir auseinander gesetzt, ohne Alkohol habe ich wargenommen alles das was ich mit Alkohol verdrängen oder betäuben wollte.
ich habe mich damit auseinander gesetzt warum die Sucht, das Mittel Alkohol so wichtig war bei mir im meinem Leben.
Warum ich das gebraucht habe. Also Alkohol und Sucht ganz speziell welche Rolle und warum das in meinem Leben wichtig war.
Oder um es mit minidischers Worten zu sagen.
ZitatWas könntest Du denn jetzt am Trinken finden?
Warum würde es dir jetzt denn gut tun.
Die Praline war doch nur der Auslöser der Gedankengänge in Bewegung bringt. Das mir da mal was gut getan hat eventuell. es ist ja nicht nur das schmecken. Andere Dinge schmecken dir ja schließlich auch...
Es kann einem trockenen Alkoholkranken passieren, dass er versehentlich ein Stück Torte mit Alkohol isst oder zum falschen Glas greift. Dennoch sollte der Betroffene deshalb nicht in Panik verfallen, wenn es denn mal passiert ist und es WIRKLICH versehentlich war. Denn nur die gedankliche Vorbereitung löst den eigentlichen Rückfall aus. Dennoch sollten trockene Alkoholkranke sehr bewusst leben, denn durch den Alkoholgeschmack kann die Erinnerung an die guten Gefühle durch den Alkohol geweckt werden.
Letztlich konnte ich Sucht erst verstehen im Bezug zu meinem Leben, was da alles im argen lag und musste das richten.... ich habe das Zeug nur gebraucht weil andere Dinge im argen lagen, ich musste mich um mich selbst kümmern..
Der Alkohol ist nicht mein Feind , ich muss mich nicht ständig mit dem auseinandersetzen.
Ich war mein Feind und set dem ich ganz gut mit mir zurecht komme brauche ich das zeug auch nicht.
...alle Rückmeldungen zeigen mir, dass ich mich mit meinem Weg in die richtige Richtung bewege... auch wenn mein Weg zur Zeit sehr mit Angst besetzt ist....
Ich versuche es mal zu beschreiben....
Minitiger.... ich habe Angst, dass die Antwort auf Frage "Was könntest Du denn jetzt am Trinken finden?" zur Zeit gar nicht hören möchte von mir.... aus Angst..............
Yonka.........vielleicht aus der Angst heraus dass nicht ich die Antwort auf diese Frage gebe, sondern mein Suchtgedächtnis.....
und vielleicht ist es auch meine Angst...
Miezegelb......dabei zu sehen und zu erkennen, dass ich noch nicht (vollständig) mit mir im Reinen bin..........
Ich geb dir recht Minitiger.....
ZitatGepostet von minitiger2
Wichtig ist für mich nur, rauszufinden, was ich denn gerne hätte, oder sagen wir, was ich fühlen will, wenn ich was trinken würde. Da komm ich dann recht schnell drauf, daß ich mich gar nicht betrunken fühlen will, sondern daß es was ganz anders ist, was ich suche.
[/b]
...vielleicht weiss ich in naher Zukunft "was ich suche"...........
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Saufnix-Chat
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.... und ich griff zu und steckte mir die Schokokugel in den Mund...
(ich nehme seitdem auch wieder Servietten mit an den Tisch....:sly
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