Ich habe mich nun wieder einmal intensiver durchs Forum gelesen- ein Beitrag ist bei mir besonders hängengeblieben:
Es ging um das unfreiwillige, zufällige Konsumieren von Alkohol in Form einer gegessenen Praline...
Der Tenor war doch irgendwie so: "hat man das bewußt nicht gemacht,passiert auch Nichts".
Von Katastrophe oder gar Rückfall wurde einhellig nicht gesprochen !
Ich habe einige Fragen- und spanne einen etwas weiteren Bogen: vor etwa 16 Jahren geriet ich mit einer schweren Erkältung an einen HNO- Arzt, der mir bereitwillig Nasenspray über etliche Wochen verschrieb.
Es entwickelte sich bei mir eine körperliche Abhängigkeit...ohne das Spray schwollen die Schleimhäute "auf Entzug" so stark an, dass ich das Gefühl hatte, ersticken zu müssen...trotz abgeklungener Erkältung.
Es wurde von einer kompetenteren Ärztin erkannt- sie diagnostizierte eine Abhängigkeit.
Etwa 2-3 Tage hatte ich mittlere Luftnot..bekam nur durch den Mund Luft- danach trat langsam der Normalzustand ein.
Lange Rede- kurzer Sinn: Etwa 5 Jahre später wurden mir wieder Tropfen verordnet...die selbe Abhängigkeit war sofort wieder da...bei Absetzen des Medikamentes. Also wieder 2-3 Tage "Luftnot" durchgestanden...
Vor Kurzem (weitere 10 Jahre) später ging es nicht Anders: Schwerste, eiterige Entzündung..ratet mal, was passierte?
Der "Entzug" steht mir jetzt noch bevor.
Ich frage mich, wie das bei körperlich Alkoholabhängigen also sein kann...das eine versehentliche einnahme keine auswirkungen haben soll !!!???
Oder soll das etwa heißen, dass bei (körperl.)Alkoholikern eine Art "Ausschleichende Abhängigkeit" eintritt??!!
Die Medikamente, die ich einnehme, sind ebenfalls mit Alkohol versehen..mein Körper (und Geist) zeigt KEINERLEI Suchtreaktionen !??
Ich verstehe den Unterschied zwischen "gewolltem" und "zufälligen" Wieder- Konsum nicht... bei der körperl. Abhängigkeit MÜSSTE doch eine Reaktion erfolgen (wie bei meinem Nasenspray nach über 15 Jahren) Öfter auch gelesen: "Trinkst Du wieder, steigt die Gefahr, dass wieder körperlicher Entzug auftritt, mit der Menge und Dauer"...Aber das würde ja gerade bei vorherigen Entzugserscheinungen bedeuten, dass die Entzugsproblematik im körperlichen Bereich "ausgeheilt " war??!! Ratlos...Bernard.
Naja, ich denke, auch bei Deinem Nasenspray gibt es einen Schwellwert, eine Wirkschwelle, unterhalb derer nix passieren würde.
Die ist vermutlich verschwindend gering, denn die Gewebsmenge in der Nase, auf die sich das bei direkter Aufbringung verteilt, ist ja auch ziemlich klein. Abgesehen davon ist die Wirksamkeit des Arzneimittels sicherlich höher, also Du brauchst keinen halben Liter reinen Wirkstoff für ne anständige Wirkung
Und dann ist es natürlich so, daß der Körper mit dem Gramm Alkohol, das ja höchstens in so ner Praline steckt, auch ratzfatz fertig ist. Wahrscheinlich baut er den so schnell ab, wie er überhaupt in die Blutbahn gelangt, also eine merkliche Erhöhung des Blutalkoholspiegels dürfte kaum stattfinden. Bleibt vermutlich im Bereich des normalen, stoffwechselbedingten Blutalkoholgehalts.
Jedenfalls kann der Druck durch so ne Praline wohl nur über die Psyche hervorgerufen werden, weil die Erinnerung durch den Geschmack und Geruch wachgerufen wird. Und vielleicht auch, weil einen die Angst, daß was passiert, aus der Ruhe bringt und damit eben durch das Nervenflattern ne klassische Suchtsituation geschaffen wird.
Im Gegensatz dazu läuft die Rückfallvorbereitung im Kopf wohl so ab, daß man im Grunde gerne - also vom Gefühl her - was trinken würde und die dagegen errichteten Barrieren oder Tabus Schritt für Schritt abbaut. Es war alles nicht so schlimm, und eines könnt ich doch, und ich täte aber eigentlich gerne, und eines Tages bewusst zur Tat schreitet. Man will in dem Fall eigentlich schon länger trinken, hat aber noch nach ner passenden Begründung oder Selbstgenehmigung gesucht, um das Gesicht vor sich selbst nicht ganz zu verlieren...
ZitatIch verstehe den Unterschied zwischen "gewolltem" und "zufälligen" Wieder- Konsum nicht... bei der körperl. Abhängigkeit MÜSSTE doch eine Reaktion erfolgen
Für die körperliche Abhängigkeit spielt das wohl eine untergeordete Rolle. Bei Alkohl ist aber im Normalfall die psychische Abhängigkeit viel ausgeprägter.
Ob du Entzugserscheinungen bekommst hängt natürlich auch von der schwere deiner körperlichen Abhängigkeit und von der Menge Alkohol ab welche du zu dir nimmst. Da dein Körper selber Alkohol produziert kannst du von dieser Menge wohl keine Entzugserscheinungen bekommen.
Es gibt Leute die Entzugserscheinungen bekommen haben weil sie dachten Alkohol zu sich genommen zu haben obwohl dies nicht der Fall war. Es spielt sich bei Sucht (sehr) viel im Kopf ab.
hallo Bernhard, für mich (da musst du mich überlesen haben) ist auch eine einzige Praline dieser Art ein Rückfall - wenn sie bewusst genommen wurde. Also durchaus aus Versehen in den Mund gesteckt. Abgebissen, sofort den Alk bemerkt und dann mit Bewusstheit dann doch verschluckt. Dazu kenne ich zu viele, die genau so wieder in den alten Zustand verfielen (kann ja etwas dauern, aber . . ), schönen Gruß vom Suchtgedächtnis, Max
Das ist wirklich eine interessante Thematik. Mir ist heute folgendes passiert. Ich hab mir ein Stück Torte gegönnt. Nachdem ich mir ein leckres Teilchen ausgesucht hatte, bin ich mit diesem aus dem Laden heraus und nach Hause. Dort ist mir plötzlich eingefallen: Shit, du hast ja gar nicht gefragt, ob da Alkohol drin ist. Habs dann einfach gefuttert... Ich könnte mir vorstellen, dass in solch einem Falle wirklich der Kopf eine große Rolle spielt, also die bewußte Absicht, Alkohol zu sich zu nehmen. Selbstbetrug in dem Sinne, dass eine Packung Mon Cherie ja etwas anderes ist, als die Bier- oder Weinpulle. Man trinkt ja schließlich nichts... Kann das sein?