uns' teichmann hat vorhin die wichtigkeit von ritualen für ihn selbst erwähnt. ein thema, das ich auch für mich wichtig finde und witzigerweise heute auch schon für einen möglichen thread im hinterkopf hatte, als ich mal wieder so drüber nachsinnierte.
ich habe für mich festgestellt, dass gewisse ganz banale alltagsrituale meiner (zumindest seelischen) gesundheit zuträglich sind.
das sind so kleinigkeiten wie z.B. (aufzählung nicht vollständig)
- das allmorgendliche gegenseitige umkämpfen der tageszeitung durch tochter und mich und das wechselseitige vorlesen des darin enthaltenen heißgeliebten comics durch den jeweiligen triumphierenden sieger
- das aufbrühen einer tasse gewürztee und einer großen thermoskanne früchtetee gleich nach dem morgendlichen einlaufen im büro mit vorheriger schwerer entscheidung, welche sorten genau es nun heut sein solln
- eine ganz bestimmter morgengruß (z.B. ein fröhliches buon giorno, cheffe!!!) für bestimmte kollegen (+ wenn der nicht kommt fragen die gleich obs mir denn am end heut nicht gut geht)
- das mittagspäusliche nachhauseradeln auch wenns keinen grund dafür gibt außer einen break in den tag zu machen und mal andre luft zu schnuppern
- das abholen meiner tochter im kinderhort obwohl sie vom alter her locker auch alleine heimgehen könnt mittlerweil - weil der heimweg mit ihrem sprudelnden geplauder einfach so nett ist!
- ein dienstäglicher feierabendkaffee bei meinem besten freund, der praktischerweise auch gleich neben dem kinderhort wohnt
- der kurze immer gleiche 18-uhr-pc-gruß an ein, zwei liebe menschen (auch wenn die gar nicht online sind)
- eine kerze die immer an der selben stelle der wohnung brennt sobald ich zu hause bin und tunlichst gut zu riechen hat
- das hausaufgabendurchgehen mit meiner tochter bei der sich wieder mal rausstellt dass die greise mamma natürlich eh keine ahnung hat
- das gemeinsame speisenauswählen, zubereiten, kochen und vertilgen mit anschließender kulinarischer bewertung nach dem gnadenlosen familiären punktesystem
- das bereitlegen aller sachen und klamotten für den nächsten tag mit dem obligatorischem k-o-verfahren für mehr oder weniger akzeptable modische kombinationsxperimente verbunden mit heftigen diskussionen zwischen mir und der juniorchefin
- das allabendliche verhandeln um die schlafenszeit mit diversen vorhersehbaren aufschubtaktiken, dem dann mit einem abgewischten gutenachtkuss ein letzter klarer schlusspunkt gesetzt wird
- 5 bis 555 abendliche buchseiten im bett, gesäumt von zwei katztieren die das ganze mit dem brummen einer motorsäge schnurrend begleiten
sowie natürlich - mein allwöchentlicher shg-besuch und - das saufnixen
undundund
einige meiner rituale haben sich im lauf der zeit auch verändert oder erst entwickelt - schon alleine dadurch,dass ich nicht mehr trinke, und noch mehr fiel der veränderung anheim als ich 2005 auch das rauchen aufgehört habe.
z.B. trinke ich seither nur noch wenig kaffee, dafür aber plötzlich mit milch und zucker (früher nie getan). ich benutze plötzlich schöne tassen und vor allem gläser (früher hatte es sich gar nicht gelohnt, die schmutzig zu machen, passte eh immer zuwenig rein)....
gibt es sowas bei euch auch - was hat sich geändert, was tut euch (nach wie vor?) gut, was ist verschwunden?
und stellt ihr bei euch auch fest, dass es euere lebensqualität irgendwie schon beeinträchtigt, wenn mehrere dieser rituale/gewohnheiten über längere zeit nicht gepflegt oder durch andere positive ersetzt werden können?
komisch, dass noch niemand auf das Thema geantwortet hat.
Meine Rituale sind ähnlich (selbst die Tochter und die zwei Katzen haben wir gemeinsam).
Rituale geben Halt, Sicherheit und Geborgenheit - und wenn man sie mit jemanden teilt haben sie was verschwörerisches und stärken den Zusammenhalt.
Für mich nicht wegzudenken.
Es gab da mal ein ganz anderes Ritual: nach Hause kommen und den Zapfhahn vom Weinschlauch aufdrehen........ (Weinschläuche muss man nicht zum Glascontainer bringen - das Heimlichsaufen wird einem auch immer leichter gemacht)
Aber man kann schlechte Rituale ganz schnell durch gute austauschen.
wenn ich ehrlich bin, gehen mir die Muss-Rituale z.Z. ziemlich auf´n Keks. Jeden Tag fast der selbe Sch...Kram. Jeden Morgen früh aufstehen, Kaffee kochen, ins Bad, anziehen, losgehen und -fahren, auf Arbeit angekommen, Kaffee kochen, PC anschmeissen usw. usf. Positiv sind Therapie, SHG, meine Frauengruppe, saufnixen. Ach ich weiss nicht - fehlt irgendwie das Highlight. Hängt für mich eindeutig damit zusammen, daß ich mich neu definieren - meinen Platz in der Welt finden muss, seit meine Tochter von einem Tag auf den anderen flügge geworden ist. Ich bin ja Fan vom Job-Rotationsmodell, so alle 10-15 Jahren etwas anderes arbeiten, sich weiterbilden, was neues lernen, mal komplett was anderes machen. Leider ists in der heutigen Zeit ein Wagnis, einen relativ sicheren Job zu schmeissen.
Also weiterhin tagein-tagaus die selben Rituale.
Es wird Zeit, daß Frühling - Sommer wird, abends länger hell, das gibt Motivation.