Ich hab vor nem Jahr schon mal ne Weile hier mitgelesen und fand diese Seite toll. Die glorreiche Erfindung der Verdrängung hat mich nun ein Jahr gekostet und nun bin ich mal wieder hier. Ich glaub ich muss nun echt mal was tun, sonst gehts nur noch weiter bergab.
Ich trinke zuviel, schon seit Jahren. 6-8 Bier jeden zweiten Abend haben sich ganz gut eingependelt, und morgens fällt das aufstehen schwer. Kopfschmerz und Übelkeit auf Arbeit machen keinen Spass.
Kurz und gut: ich brauch Hilfe! Ich will Hilfe!
Und da ihr hier Euch ganz gut auskennt hoffe ich dass ihr mir ein paar Tipps geben könnt. Ich würde gerne eine Psychotherapie anfangen und die Ursachen angehen, ich glaube ganz gut zu wissen woran es liegt dass ich mir so oft die Birne wegknallen möchte. Aber wie geht das eigentlich ganz konkret, so ne Therapie anfangen, wenn man gesetzlich krankenversichert ist? Ich frag einfach ganz blöd weil ich keine Ahnung hab. Hausarzt aufsuchen und der empfiehlt einem dann einen Therapeuten? Welcher Therapeut ist der richtige für mich? Oder ist das ein ganzer falscher Ansatz grundsätzlich?
Ich wills anpacken und hoffe auf gute Ratschläge von Euch. Vielen Dank im vorraus und ein hoffentlich sonniges Wochenende!
erstmal willkommen und Glückwunsch zu dem gefassten Entschluss!
Ich war seinerzeit zunächst mal bei einer Suchtberatungsstelle der Diakonie, und dort hat sich im Lauf einer ganzen Reihe von Einzelgesprächen herauskristallisiert, welche der vielen denkbaren Therapieformen die richtige für mich sein könnte. Über das, was es alles gibt, haben die Berater den Überblick, ebenso über das, was in der näheren Umgebung und in absehbarer Zeit greifbar ist. Eine Beratungsstelle der Caritas hätte es natürlich genauso sein können. Beide Institutionen sind zwar kirchlich (Diakonie evangelisch, Caritas katholisch), das spielt aber in der Beratung keine Rolle, man darf auch als "Heide" kommen und wird nicht zwangsbekehrt. Außerdem gibts gelegentlich auch konfessionsfreie Beratungsstellen etwa beim Gesundheitsamt.
Die Beratungsgespräche dort sind allesamt kostenlos. Erst wenn es wirklich auf eine Therapie zugeht, muss ein Kostenträger ins Spiel kommen, und das ist in der Regel nicht die Kranken-, sondern die Rentenversicherung. Den Antrag dort mit dem ganzen unvermeidlichen bürokratischen Beiwerk hat für mich schließlich meine Beraterin gestellt, die mich inzwischen ganz gut kannte und damit auch gleich den "Sozialbericht" schreiben konnte. So was braucht man nämlich auch, damit die Rentenversicherung sieht, dass man im Grunde seines Herzens doch eigentlich ein braver Beitragszahler ist oder zumindest demnächst wieder werden möchte. Ärztliche Bescheinigungen und was sonst zum Therapieantrag gehörte, schleppte ich auch alles zur Beratungsstelle, dort wurde es dann in die richtige Form gebracht.
Und nicht zuletzt waren die sieben Monate, in denen ich allwöchentlich zweimal zur Beratungsstelle ging, zum Einzelgespräch und zur moderierten Gruppe, selbst schon ein ordentliches Stück Therapie für mich. Im Rückblick würde ich sogar sagen, die waren wichtiger als das anschließende Jahr in ambulanter Therapie mit zwei bis drei Abendterminen pro Woche. Aber das mag bei jedem und jeder anders sein.
Und sieben Monate muss es natürlich auch nicht immer dauern. Bei mir hatte es sich nur so ergeben, dass ich just sieben Monate, bevor wieder eine Thera-Gruppe ins ambulante Jahr startete, bei der Beratungsstelle auflief. Und besser als mit den Gesprächen dort hätte ich die Zeit nicht ausnutzen können.
Viel Glück auf dem begonnenen Weg und Mut zum nächsten Schritt wünscht Dir
ZitatGepostet von gwendolyn Ich würde gerne eine Psychotherapie anfangen und die Ursachen angehen
Hallo gwendolyn,
solange du nicht stabil abstinent bist, bringt dir eine "normale" Psychotherapie nichts.
Ich bin ein halbes Jahr von einer Suchtberatung betreut wurden, um stabil zu werden (nach Aufenthalt in der Kriseninterventionsstation im KH). Anschließend hab ich dann eine Suchttherapie (ca. 2 Jahre) gemacht. Und danach eine "normale" Psychotherapie, wo ich noch 12 Stunden hab. Wenn die vorbei sind, reichts dann aber auch. Die Suchttherapie bezahlte die BfA, die andere Therapie die Krankenkasse.
Deine Hausärztin kann dir bestimmt weiterhelfen. Deinen kritischen Blick auf deinen Alkoholkonsum würde ich von Anfang an aussprechen.
Erst einmal würde ich jedem Empfehlen eine Beratungsstelle aufzusuchen. Wo die in deinem Fall ist, weiß ich nicht. Beim Gesundheitsamt, Landratsamt oder bei der Krankenkasse nachfragen. Eine "normale" Psycho bringt nichts. Mich hat mein Therapeut nach der dritten Sitzung erzählt: Ich kann ihnen nichtr helfen, ich komm nicht an sie ran. Danach musste ich bei der AOK antanzen und da meinte die beleibtere Tante, das so laut zu sagen, das ich Alki bin, das es der ganze Saal gehört hat.
unter www.anonyme-alkohilker.de unter Meetings bekommst du hinweise, wo und wann eine gruppe stattfindet. einfach auf der Homepage der AA schauen. Es ist keine Schande was zu tun, wegen seiner Krankheit, es ist nur schade nichts zu tun. Ich empfand es beim ersten mal bei den AA auch nicht so angenehm, genauso bei der Beratungsstelle, aber nach dem ersten Schritt konnte ich weitere gehen und gehe offen mit meiner Krankheit um und kann mich immer wieder an den Abenden bei der Gruppe erfreuen, oder bei der Beratungsstelle.
Ich habe eine Therapie gemacht, und wenn Du immer offen bist,für was neues, auch um das vergangene zu bearbeiten, wirst du sehen, es geht weiter. Ich lasse das Vergangene viel hinter mir.
Wie der Titel von Anselm Bilgri s neuem Buch: Ich entrümple meinen Geist, Knaur Verlag, mache ich es jeden Tag. mMeine Inventur, schaue nach Vorne, gehe raus, Lese, höre Musik oder lenke mich ab. Meine Soziale Phobie wird auch immer besser.
Das beste an meiner Therapie war wohl der Jellinek Kurs. Auf jeden einzelnen Punkt der 42 Schauen, wie es mir dabei ging, und glaube mir, ich saß in einer Gruppe mit 11 Pat. und es kamen Sachen heraus. Grausam.
Und ich weiß, das ich mit 29 Lenzen schon kurz vorm Tot stand, bei mir waren nur noch ein paar Millimeter platz.
Jetz Kopf hoch, packe es an. Mache einen Schritt nach dem anderen, kleine Schritte, und auch wenn es Dir langsam erscheint, es wird aber. Und das geht dann auch flott. Nichts übereilen. Keiner kann erwarten, das was er sich in Jahren "versaut" hat innerhalb von ein paar Stunden wieder gut zu machen ist.
Schönen TAg noch Gruß Arne
Der Tod gehört zum Leben dazu, wie die Geburt. Und wann was ist, weiß kein Mensch genau.
ich kann die postings der anderen nur unterstreichen. ich bin noch nicht trocken und mein "normale" therapie wird nun auf eis gelegt, da solange ich nicht trocken bin, meine thera mir nicht helfen kann. deswegen habe ich mich nun an eine beratungsstelle gewendet die sich professionel mit der alkoholkrankheit auskennen.
ZitatMich hat mein Therapeut nach der dritten Sitzung erzählt: Ich kann ihnen nichtr helfen, ich komm nicht an sie ran
boah Wickie, für diesen satz danke ich dir erstmal herzlich, weil es meine ständigen worte an meine therapeutin sind/waren. es macht mir für die zukunft mut, dass wenn ich nur den alk weg lasse, sich dadurch schon vieles von alleine verändern wird
@gwendolyn, auch dir wünsche ich ein schönes wochenende und kann dir nur empfehlen zu einer suchtberatung zu gehen. dir können nur "sucht"therapeuten weiterhelfen *lieb sag*. alles andere hat nicht viel sinn.
Auch wenn es steinige Wege sind, der Weg Zu den "theorie" Experten in Sachen Sucht ist auch nur Amfang hart, aber dann noch zu den "Praxis" Experten, dann ist jeder Weg geebnet und es geht weiter.
Viel Erfolg, nur wer nüchtern, Trocken und OFFEn ist, dem wird und kann geholfen werden. Alles rausreden, verbal Kotzen hilft.
Sucht ist wie Ebbe und Flut. Bei Ebbe sind die Gedanken zu sehn, bei Flut überspült, jedoch kommt und geht die Zeit und alles wieder holt sich. Also lieber immer Ebbe und ruhig bearbeiten.
Gelassenheitsspruch hilft am Tage.
MFG Arne
Der Tod gehört zum Leben dazu, wie die Geburt. Und wann was ist, weiß kein Mensch genau.
Hallo Gwendolyn, auch von mir ein herzliches Willkommen hier. Hilfe gibt es an vielen Stellen: dein Hausarzt eine Beratungsstelle Selbsthilfegruppe (welche Gruppe, wo und wann steht meist in der Tageszeitung oder erfährst es bei der Kirchengemeinde, egal welche Konfession, geholfen wird jedem) Dort kannst du dich auch mehr über die unterschiedlichen Therapieformen informieren. Versuch es unbedingt gleich mit einer Gruppe, dort sind Menschen mit den gleichen Problemen. Noch ein Tipp : Lass das erste Glas stehen!!! Gruß Elke
Hallo Gwendolyn auch ich grüsse dich ganz herzlich. Kann mich den anderen nur anschließen. Nimm dir jede Hilfe die du kriegen kannst. LG und Viel Kraft Petra
Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich