ich bin ja jetzt seit März 2006 trocken und habe mich vor ca drei Wochen mit einem Bekannten unterhalten, der eine Entgiftung gerade hinter sich hatte und auf einen Platz in der LZT wartete. Ca. drei vier Wochen hatte man ihm gesagt. Ich habe ihm ganz viel von mir erzählt und ihm erklärt, dass es ganz hart werden wird, es sich aber ganz sicher lohnt, durchzuhalten.
Nun war ich heute einen Kaffee in meiner ehemaligen Stammkneipe trinken. (Mache ich oft, immer nur nachmittags, nie abends, dass ist mir immer noch zu gefährlich.) Da sitzt der Bekannte am Tisch und kippt sich das Bier rein. Ich hab die Bedienung angeschaut, die auch Bescheid weiß, und sie sagte, sie sei richtig sauer, da seine angeblichen Freunde ihn noch aufmuntern würden, zu trinken. Sie kann ihn aber auch nicht rausschmeißen, da sie ja dafür da ist, Bier zu verkaufen und sonst Ärger mit dem Chef kriegt. Und wenn er nicht in der Kneipe trinkt, dann halt woanders.
Lange Rede, kurzer Sinn. Ich wollte nur sagen, dass auch ich, als Betroffener, völlig hilflos bin, wenn es darum geht, anderen zeigen zu wollen, dass es ein trockenes Leben gibt, und dass dieses viel lebenswerter ist, als ein nasses. Ich kann nur mein trockenes Leben führen und hoffen, dass andere Alkoholiker die mich kennen, merken, dass es eine Chance gibt.
Wie schwer muss es da für Angehörige die nicht krankhaft trinken sein, einzusehen, dass jeder Alkoholiker sich im Grunde nur selbst helfen kann, nämlich mit dem absoluten Willen, ein anderes, trockenes Leben zu führen.
Ich wünsche allen hier, dass der Wille damit anzufangen und weiter zu machen immer ein Stück größer ist, als das Bedürfnis, etwas wegzumachen!
Hallo Chris, leider ist so, man kann leider nichts machen . Ich hoffe auch das Andere sehen das ein trockenes Leben sehrwohl zufrieden und glücklich macht, aber es ist halt für jeden eine schwierige Zeit zwischen aufhören wollen und zufrieden trocken sein. Bleib weiterhin tapfer, rede mit deinem Bekannten und leb ihm weiter deine Trockenheit vor Elke
Hallo "tapfer", es ist schon so eine Sache mit dem Trinken und der Sucht. Völlig Hilflos bist du nicht, denn du gehst ja mit gutem Beispiel voran. Halte die Menschen nicht für dumm (ok, in vieler Hinsicht sind sie es!). Ich denke, das dein Bekannter sehr wohl sieht und auch die positiven Veränderungen an dir bemerkt.
Helfen? Wo ist das Mass, wo liegt die Grenze, wann kommt der Zeitpunkt das man für sich die Entscheidung trifft nicht mehr trinken zu wollen. Das liegt, denke ich, bei jedem anders, bei manchen kommt sie vielleicht nie.
Für mich gibt es da Regeln. Mit gutem Beispiel voran gehen, so lange ich kann! Helfen ja, aber bis zu einen gewissen Grad. Wenn es mich selber gefährdet muss ich raus aus der Situation. Wenn möglich nicht versuchen alleine Trinkern zu helfen, es gibt Gruppen (SHG) wo man sich die Arbeit teilen kann und wo man auch Aufgaben weiterreichen sollte, wenn man sich nicht selbst für stark genug hält. Zur Abstinenz bekehren wenn sie es wollen, ja. Wenn nicht, ist es vergebene Mühe. Aber es gibt einen Trost, sie kommen alle wieder wenn sie erkannt haben das der Alkohol sie zu sehr im Griff hat, vielleicht?
Und da liegt auch ein großen Problem wie ich finde. Ist diese Einstellung egoistisch von mir? Was ist wenn Leute um mich herum Rückfällig werden? Stehe ich irgendwann alleine da? Manchmal ist mir bange vor diesem Gedanken gute Freunde wieder an den Alkohol zu verlieren. Mir ist Bange davor meinen Weg ganz alleine zu gehen. Zusehen zu müssen wie Leute immer wieder Rückfällig werden, um sie dann los zu lassen. Immer wieder mit Menschen neu anzufangen, und darauf zu warten, das sie vielleicht doch wieder Rückfällig werden.
ich glaube auch, dass er sieht, dass es ohne Alkohol geht. Freunde von ihm haben mir gesagt, dass er die Entgiftung begonnen hat, weil er "mein gutes Beispiel" vor Augen hatte. Denke, das war ein wichtiger Punkt, der seinen Entschluss etwas zu ändern erst mal bestärkt hat. Ich bin mittlerweile aber auch so weit, dass ich da ganz gut Distanz aufbauen kann, da ich aus meiner eigenen Erfahrung weiß, dass es nur von innen heraus funktionieren kann. Äussere Einflüsse können da nur unterstützen.
Aber wieso glaubst Du, ich halte die Menschen für dumm? (klar, es gibt schon viele dumme Menschen), aber grade wenn es um den Umgang mit der eigenen Sucht geht, tritt die Intelligenz ziemlich in den Hintergrund. Etwas verstehen ist eine Sache, aber etwas fühlen und erfahren eine ganz andere. Ansonsten hätte ich ja auch ein paar Bücher lesen können, die mir meine Sucht erklären. Die hätte ich bestimmt verstanden, aber deswegen aufgehört zu trinken... ich glaub kaum. Da musste ich schon durch die LZT. Das Leben spüren.
Ganz wichtig für mich ist es auch, dass ich gelernt habe loszulassen. Auch ich hoffe, nie ganz alleine dazustehen. Wär schlimm. Aber ich musste tatsächlich zu vielen Menschen erst mal großen Abstand gewinnen. War hart!
@elke,
ich sehe es genause, die Zeit bis zum zufriedenen trockenen Leben ist schon hart. Ich hatte auch sehr großes Glück, bin am meinem völligen Tiefpunkt für neun Wochen in eine Klinik gekommen, in der man normalerweise nur drei Wochen entgiftet. Und von da aus bin ich sofort für 4 Monate in die LZT gegangen. Hätte auch alles anders laufen können. Keine Ahnung, was ich dann heute machen würde. Hatte auch einen Schutzengel, einen der wirklich auf dieser Erde lebt. Hat auch nicht jeder, und dafür bin ich sehr dankbar, obwohl dieser Engel nicht mehr in meiner Nähe ist. Aber als ich ihn zum überleben brauchte, war er da. Jetzt hätte ich ihn (eigentlich sie, ist ja eine Frau) gern in meiner Nähe, aber ich brauche sie nicht mehr. Aber das ist ein ganz anderes Thema...
wir kennen uns zu wenig um das ich dich für dumm halten könnte, nein das mache ich nicht!
In Anbetracht deinen Bericht über diese Person, wollte ich nur darauf aufmerksam machen, dass du nichts daran ändern kannst am Verhalten anderer. Nimm es als abschreckendes Beispiel, wie man es nicht machen sollte, auch wenn es jemand aus deiner Nähe ist und es dir schwer fällt.
ok, calli. Ich hatte auch nicht verstanden, dass Du mich für dumm hälst, sondern, dass Du glaubst, ich halte andere für dumm. Aber auch egal.
Und ich vergleiche mich nicht mit meinem Bekannten. Die Situation ist ja eine völlig andere. Ich bin seit 15 Monaten trocken und habe seitdem viel an mir gearbeitet. Er war drei Wochen trocken und da war therapietechnisch noch nichts passiert.