bei meinen ersten Kontakten zu SHG's hörte ich oft den Satz: "Der/die ist noch nicht soweit!" und habe ihn entsprechend verstehen gelernt. Ich habe ihn auch oft gebraucht - aber nicht immer ausgesprochen. Später, ich war schon ein paar Jahre alkoholfrei, habe ich ihn angezweifelt , ja letztlich infrage gestellt und ihn nicht mehr benutzt. Ich fand ihn einfach nicht mehr gebräuchlich, unzeitgemäß und unpassend, ja richtig daneben ! Heute glaube ich, daß da doch ein wahrer Kern drin enthalten ist und ich bin schon - fast - wieder bereit, ihn zu verwenden. Liege ich da falsch?
LG Volker
Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.
Ich finde, die Wahrheit dieses Satzes liegt auf der Hand, denn (für mich) bedeutet er einfach nur: jemandem, der (noch) keine Hilfe will, kann man nicht helfen.
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society. J. Krishnamurti
Der beste Beweis dafür, dass dieser Satz zeitgemäß und gelegentlich angemessen ist, sind doch auch allerlei Leutz, die hier mal im Forum sind. Die eigentlich noch nichts ändern möchten, nicht Willens und in der Lage sind Anregungen und Vorschläge aus den zahlreichen Antworten, die sie bekommen aufzunehmen und umzusetzen, schließlich außerordentlich beleidigt reagieren, weil sie ja nur mal darüber reden, aber auf keinen Fall was verändern wollen. Fühlen sich dann ach so angegriffen und trollen sich von board.
Was, lieber Friesenvolker, mag man/frau dann noch anderes dazu sagen, als "Sorry, Du bist noch nicht so weit!"
LG
Christoph
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
ich finde dieser Satz hat durchaus seine Berechtigung.
Ich bin erst soweit etwas zu lassen (egal ob Alk, Zigaretten, Futtern ohne Ende, was auch immer), wenn ich mich selbst dabei nicht mehr ertragen kann, oder wenn meine Angst vor den Folgen größer ist als die Angst ohne das Entsprechende auszukommen.
Da Ekel vor sich selbst oder Angst vor den Folgen des eigenen Tuns sich i.d.R. langsam anschleichen gibt es bestimmt eine Phase, in der man zwar "eigentlich" nicht mehr will, aber andererseits eben noch nicht soweit ist.
Das sind so meine Gedanken dazu.
Liebe Grüße Tina
Interpunktion und Orthographie dieses Beitrages sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. :zwinker1:
warum hast Du denn den Satz angezweifelt? Wäre für mich interessant zu wissen. Welche Erfahrungen deinerseits stecken dahinter. Fandest Du den Satz übergriffig, überheblich?
auch für mich hat dieser Satz Berechtigung, auf jeden Fall!
Ich würde ihn nicht ohne Weiteres meinem nassen Gegnüber an den Kopf knallen, weil ich generell diese "Du bist, hast, ect. - Botschaften" als agressive Kommunikation empfinde.
Die Möglichkeit, meine Gedanken, Gefühle und auch Wissen zu vermitteln, habe ich aber immer.
...ich finde dieser Satz hat durchaus seine Berechtigung.
Ich bin erst soweit etwas zu lassen (egal ob Alk, Zigaretten, Futtern ohne Ende, was auch immer), wenn ich mich selbst dabei nicht mehr ertragen kann, oder wenn meine Angst vor den Folgen größer ist als die Angst ohne das Entsprechende auszukommen.
Da Ekel vor sich selbst oder Angst vor den Folgen des eigenen Tuns sich i.d.R. langsam anschleichen gibt es bestimmt eine Phase, in der man zwar "eigentlich" nicht mehr will, aber andererseits eben noch nicht soweit ist.
Das sind so meine Gedanken dazu.
Allein es fehlt die Handlung Häsin!
Langsam habe ich das Gefühl, Du begibst Dich in genau dasselbe Fahrwasser wie Marianne vor Ihrem Outing!
Theoretisch hört sich das Alles klasse an aber praktisch berichtest Du doch sowohl am 16. Juni als auch diese Woche von Deinen Rückfällen!
Mich interessiert einfach, wie es Dir im Moment geht und was Du ganz pragmatisch tust, damit es in Zukunft nicht wieder "2 Flaschen Wein" oder "Ein Alt aus versehen" werden!
Oder willst Du "eigentlich" nicht mehr aber bist noch nicht soweit???
Ich finde diesen Spruch berechtigt. In Kombination mit
ZitatDer Mensch muss sich verändern wollen. Sonst ist jedes Bemühen sinnlos, jedes Wort zuviel und jede Anstrengung vergebens.
gebrauche ich ihn jedoch nicht mehr, selbst wenn ich den Eindruck habe, mein Gesprächspartner "ist noch nicht soweit". Ich weise daher nur auf die Unstimmigkeiten hin, die ich bemerkt habe.
Zitatvicco55:"warum hast Du denn den Satz angezweifelt? Wäre für mich interessant zu wissen. Welche Erfahrungen deinerseits stecken dahinter. Fandest Du den Satz übergriffig, überheblich?"
vicco, hinter diesem Satz habe ich immer bildlich den "alten Penner" auf der Parkbank gesehen, dem angeblich nicht mehr zu helfen ist. Meine Erfahrungen haben mich jedoch belehrt, daß es sehr wohl Menschen gibt, die auch aus dieser Situation herauskommen, ich kenne mittlerweile einige sehr interessante Menschen aus dieser Szene. Vor diesem Hintergrund finde ich diesen Satz "der/die ist noch nicht soweit!" geschmacklos und überheblich. "Der/die muß noch tiefer stürzen" wäre eine ähnliche Aussage. Das es meinem Gegenüber noch schlechter gehen muß, um sich dann endlich doch helfen zu lassen, hat etwas Grausames, Unmenschliches, das ich nicht akzeptieren konnte. Ich war vor einigen Jahren noch von einem inneren Bedürfnis "beseelt", anderen unbedingt helfen zu müssen, es auch möglichst "nicht soweit kommen zu lassen", ich bezeichne das heute als "Mutter-Theresa-Syndrom". Ich glaube, das kennen einige hier im Forum sehr gut. Wichtig ist mir heute mehr die Richtung Hilfe zur Selbsthilfe, also dem Betroffenen Wege aufzuzeigen, wie er aus seiner Situation selbst herauskommt, und dabei sind klare Ansagen, sie mögen auch manchmal hart klingen, durchaus angebracht. "Herumgeseiere" ist da unpassend. Heute sehe ich das gelassener, und deshalb meine Umkehr, diesen Ausspruch "Der/die ist noch nicht soweit!" wieder zu verwenden. Es hat wohl mit Lebenserfahrung zutun. Vicco, ist die Frage damit so beantwortet?
LG Volker
[ Editiert von Friesenvolker am 12.07.07 11:47 ]
[ Editiert von Friesenvolker am 12.07.07 11:48 ]
Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.
ZitatGepostet von PeWe ...ich finde dieser Satz hat durchaus seine Berechtigung.
Ich bin erst soweit etwas zu lassen (egal ob Alk, Zigaretten, Futtern ohne Ende, was auch immer), wenn ich mich selbst dabei nicht mehr ertragen kann, oder wenn meine Angst vor den Folgen größer ist als die Angst ohne das Entsprechende auszukommen.
Da Ekel vor sich selbst oder Angst vor den Folgen des eigenen Tuns sich i.d.R. langsam anschleichen gibt es bestimmt eine Phase, in der man zwar "eigentlich" nicht mehr will, aber andererseits eben noch nicht soweit ist.
Das sind so meine Gedanken dazu.
Allein es fehlt die Handlung Häsin!
Langsam habe ich das Gefühl, Du begibst Dich in genau dasselbe Fahrwasser wie Marianne vor Ihrem Outing!
Theoretisch hört sich das Alles klasse an aber praktisch berichtest Du doch sowohl am 16. Juni als auch diese Woche von Deinen Rückfällen!
Mich interessiert einfach, wie es Dir im Moment geht und was Du ganz pragmatisch tust, damit es in Zukunft nicht wieder "2 Flaschen Wein" oder "Ein Alt aus versehen" werden!
Oder willst Du "eigentlich" nicht mehr aber bist noch nicht soweit???
Viele Grüße PeWe
Natürlich gehört die Handlung dazu, aber in Volkers Frage ging es um die Berechtigung dieses Satzes und das sind meine Gedanken dazu. Alles andere gehört nach meinem Befinden eher in meinen Thread.
Ähm....ein Alt "aus Versehen" habe ich nie getrunken. Ich habe nie behauptet, es sei ein Versehen gewesen, ich habe es ganz bewußt getrunken und auch nie anders dargestellt, sondern beschrieben, was ich getan hatte und versucht es mit Eurer Hilfe einzuordnen.
Was ich ganz pragmatisch tue fragst Du. Rein handwerklich gucke ich, das ich mich beschäftige, sehr viel antialkoholisches trinke und statt eines Weines lieber einen Spaziergang mache. Ich versuche gewissermaßen die eine Handlung (Saufen) durch eine andere zu ersetzen, denn rumsitzen und meinen Saufdruck zu bejammern hat m.E. wenig Sinn. Zum anderen habe ich mich bei meiner Thera geoutet und versuche mit ihrer und auch mit Eurer Hilfe Den Begriffen Sucht, Saufdruck und und und quasi Leben einzuhauchen, sie zu verstehen.
Irgendwie habe ich den Eindruck, Du meinst, nur wer bewiesen hat, das er trocken ist und bleibt darf sich Gedanken machen und vor allem, diese hier auch äußern.
Dem möchte ich entgegenstellen, wie wichtig es zumindest für mich ist, z.B. zu begreifen, was es ist "nicht soweit zu sein" und mir dazu eine Meinung zu bilden und diese auch hier zu schreiben. Gerade der Austausch nicht nur über gewesene Sachen sondern auch über Interpretationen gewisser Ausdrücke ist dabei ganz wichtig. Elefantino hat es bspw. in meinem Thread sehr schön auf den Punkt gebracht, als er nach der Sachemit dem Glas Alt sagte "Du hattest nen Rückfall". Das hat mich dazu gebracht, das ich das Glas Alt nicht nur als Ausrutscher gesehen habe und Begriffe wie Ausrutscher, Rückfall etc. für mich ganz neu zu definieren. Er hatte nämlich recht.
Grüßlis....Tina
P.S. Und ja....heute habe ich großen Saufdruck, aber ich werde trotzdem nichts trinken! Weil ich nicht will!
Interpunktion und Orthographie dieses Beitrages sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. :zwinker1:
ich denk mal,daß das dann wohl eher ein Problem mit Deiner persönlichen Interpretation dieses Satzes war. Kommt ja ganz drauf an,wie man dieses ominöse Wort "soweit" für sich selber definiert.
Beim "Soweit bzw. Bereit-sein" muss ja nicht unbedingt die Parkbank im Hinterkopf auftauchen. Wenn ich diesen Satz denke oder verwende,akzeptiere ich einfach,daß derjenige einfach noch nicht bereit ist,etwas gegen seine Sucht zutun....weswegen auch immer. Und mancher trinkt halt den Kelch bis zum allerletzten Tropfen und ein anderer schüttet die Hälfte weg.
Das muss jeder für sich selbst entscheiden.Eine Trockenlegung,die nicht tief aus einem selbst heraus kommt,sondern den Bemühungen der Helfer entsprechen will,taugt eh nicht. Und hält auch nicht.
LG,Roswitha
Man sollte auch aus den Fehlern anderer lernen, denn kein Mensch hat so viel Zeit, sie alle selbst zu machen!
... Das es meinem Gegenüber noch schlechter gehen muß, um sich dann endlich doch helfen zu lassen, hat etwas Grausames, Unmenschliches, das ich nicht akzeptieren konnte. Ich war vor einigen Jahren noch von einem inneren Bedürfnis "beseelt", anderen unbedingt helfen zu müssen, es auch möglichst "nicht soweit kommen zu lassen", ich bezeichne das heute als "Mutter-Theresa-Syndrom". Ich glaube, das kennen einige hier im Forum sehr gut. Wichtig ist mir heute mehr die Richtung Hilfe zur Selbsthilfe, also dem Betroffenen Wege aufzuzeigen, wie er aus seiner Situation selbst herauskommt, und dabei sind klare Ansagen, sie mögen auch manchmal hart klingen, durchaus angebracht.
Hallo Volker,
danke für Deine erschöpfende und erhellende Antwort.
Du schreibst von Deinem zeitweiligen Helfersyndrom. In diesem Zusammenhang kann der Satz negativ wirken - so wie Du das beschrieben hast. Du bringst ja auch gleich die Auflösung: Hilfe zur Selbsthilfe. Mehr können und dürfen wir Trockenen gar nicht geben. Hat auch was mit Abgrenzung und Selbstschutz zu tun.
ich mag diesen Satz auch nicht besonders. Mag an der Wertung liegen, die darin für mich steckt soweit...nicht weit gekommen sein hört sich ja nach Stillstand und im Zusammenhang mit einer Sucht sehr negativ an. Ich denke jemand kann erst dann etwas ändern, wenn er es nicht mehr aushält. Leider halten viele Menschen eine ganze Menge aus und manche überleben das auch nicht... Gruß Ruby
ZitatGepostet von Ruby ich mag diesen Satz auch nicht besonders. Mag an der Wertung liegen, die darin für mich steckt ...
Hm, ich empfinde da gar nicht soviel Wertung in diesem Satz. Sicher mögen einige, die diesen Satz mir gegenüber aussprechen ihn bewertend meinen, aber das muss ich ja nicht übernehmen.
Für mich dient dieser Satz eher zur Standortbestimmung vor mir selbst. ICH muss gucken, wo ICH stehe und wenn ich erkenne ich bin noch nicht soweit muss ICH gucken, was da zu tun ist. Ich empfinde diesen Satz daher eher als wertvollen Denkanstoss. Sollten andere eine Wertung in diesen Satz legen, wenn sie ihn sagen, dann ist das ihr Problem, nicht meines.
Interpunktion und Orthographie dieses Beitrages sind frei erfunden. Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. :zwinker1:
"Der/die ist noch nicht soweit!" // Ein schlichter Satz, der stimmt. Aber ich würde ihn überhaupt nicht sagen, wozu denn? Derjenige der durch das Nadelöhr hindurch ist, weiß es schlagartig genau, wenn er hindurch ist. Und derjenige, der (noch) nicht hinduch ist, versteht ihn nicht, erlebt den Satz garantiert als übergriffig und auch wertend, und zwar gegen sich. Weshalb also sollte ich ihn sagen? Es sein denn, "wir" alle reden darüber, z.B. heute Abend in der SHG, Max