Ich habe heute eine Leiche aus dem Keller geräumt.
Meine Tante spielte in meinem Leben von Anfang an eine sehr dominierende Rolle. Zum einen deshalb, weil ich die ersten 6 Jahre bei ihr (und der Omma) aufgewachsen bin, zum anderen, weil sie später dann, als ich bei meinen Eltern war, alles getan hat, damit der kleine Thomas in allen Ferien nach Speyer kommt. Auch als mir dann im Schwarzwald das Wasser bis zum Hals stand, nahm sie mich 'grösszügig' bei sich auf.
In der Zeit entwickelte sich das zu einem äusserst verfahrenen Verhältnis, da sie einerseits immer bereit war zu 'helfen', andererseits, das aber immer mit Forderungen verbunden war.
Ich hatte aber nie den Mut, das zu thematisieren. Meinungsverschiedenheiten ging ich aus dem Weg, bzw. trank ich eine Flasche Mut, was bedeutete, dass es in einen ziemlichen Krach ausartete.
Ich habe heute nun versucht den Kopf freizuhaben, keinen Ärger und Stress mitzuschleppen und die Angelegeheit ruhig anzugehen, was mir auch gelungen ist.
In den letzten Wochen und Monaten sind mir so viele Kleinigkeiten wieder eingefallen, dass ich keine Mühe hatte, Beispiele anzusprechen.
Ich habe allerdings betont, dass ich ihr nicht böse bin oder vergangenes nachtrage. Es musste nur ausgesprochen sein.
Und als ihre Augen etwas nass wurden habe ich auch gemerkt, dass etwas angekommen ist. Schliesslich wird die alte Dame schon 85 und ist geistig nimmer auf der Höhe.
Aber das Wichtigste ist, dass es mir eine Last von der Seele genommen hat und gutgetan hat.