Ich mache mir in letzter Zeit verstärkt Sorgen um meinen Alkoholkonsum. Bereits als Jugendlicher hatte ich ein Alkoholproblem, welches ich zwar in späteren Jahren einigermaßen in den Griff bekam, obwohl ich mich nie wirklich auf Null schrauben konnte. Wenn meine seelische Verfassung schlechter wird, steigt mein Alkoholkonsum meist wieder drastisch an. In den letzten 1,5 bis 2 Jahren wurde es immer schlimmer. Die Abstände zwischen "guten Phasen" und "schlechten Phasen" immer kürzer. Durch meine Trinkerei habe ich bereits verschiedene Probleme: bin isoliert, also hab nicht mehr viel Kontakt zu früheren Freunden, gehe keinen Hobbys mehr nach, ziehe mich wie in ein Schneckenhaus zurück. Auch auf der Arbeit gab es schon Probleme (wenn es da mal stressig zugeht, hab ich meinen Flachmann stets dabei), mein Chef machte mich auf schlechte Arbeitsleistungen aufmerksam und teilte mir recht unsanft mit, dass meine Trinkerei ihm und Arbeitskollegen schon auffiel.
Ich weiß genau, in meinem Leben muss sich einiges ändern! Doch wo mache ich den Anfang? Werde mir wohl zunächst eine SHG suchen, vielleicht auch mehrere. Wie notwendig seht ihr eine Therapie an? Eine stationäre will ich ehrlich gesagt nicht machen, will mein Problem lieber dort lösen wo sie sind und nicht wochenlang in eine Klinik "flüchten". Will mich lieber mit anderen austauschen, die auch Alkprobl. haben, als alles einem Seelendoktor zu erzählen.
Bin total durcheinander, weiß nicht wie es weiter gehen soll
Hallo Patrick ! Hier zu posten, das ist allemal ein guter Anfang.
Lies Dich doch erstmal ein wenig "quer" hier, denn dann wirst Du sicher bereits viele Antworten finden (besonders wenn Du auch ein bissel zwischen den Zeilen liest und vor allem bereit und in der Lage bist, zu Dir selber ehrlich zu sein).
Was mir an Deinem Post auffällt: Du stellst irgendwie "Bedingungen", was Du für Dich als geeignet hältst und was nicht.
Bei mir wars halt so: solang ich noch im Alleingang Ansprüche dran stellte, wie mein Abstinent-werde-Gang genau auszusehen hatte wurd das rein gaaar nix.
Als noch ne aktive Nasse war ich nämlich gar nicht realistisch in der Lage, zu erkennen und zu unterscheiden, "was gut ist für mich" und "was nix ist für mich". Denn der gesunde Menschenverstand schwamm mir längst auf der Rieslingspur davon.
Erst als ich bereit war von andern mal bedingungslos was anzunehmen ohne es gleich kategorisch von mir zu weisen (weil ich ja eh alles besser wusst......) und wenigstens mal nen Blick drauf zu werfen - dann begann meine erste reelle Chance, frei und un-abhängig zu werden. Und - zum Glück! - ich nutzte und nutze sie bis heute (das ist nämlich eine Lebensaufgabe...)
Das wünsch ich Dir auch. Weil ich noch zu gut weiss wie sch.... mein eignes nasses Leben war.
Da mag ich nimmer hin.
Und Du willst raus, stimmts?
Ingmarie
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einfach tun. Der beste Zeitpunkt dafür: immer genau jetzt.
es ist aber nicht so als ob ich Bedingungen stelle. Aber ich mache mir eben Gedanken darüber, wie es weiter gehen soll und auf welche Weise ich gegen mein Alkoholproblem vorgehe. Da gibt es ja vielfältige Hilfsangebote und ich bin auch bereit diese Hilfe in Anspruch zu nehmen.
SHG ist doch ein guter Anfang! Such Dir eine, wo Dir die Leute wirklich gut gefallen! Mir hat die Gruppe erst geholfen, als ich nicht um der Gruppe willen, sondern um die Leute zu treffen, hingegangen bin.
Wenn Du merkst, dass das nicht reicht empfehle ich Dir - trotz Deiner Abneigung gegen Seelenklempner - mal eine Suchtberatung aufzusuchen, und dich über verschiedene Hilfsangebote zu informieren.
Ist ja alles kann und nichts muß. Du bist gerade an einem Punkt, wo Du schlimme Konsequenzen im Job noch abwenden kannst.
Also auf gehts, Gruppe suchen, und - wenn Du magst - weiter hier schreiben und lesen, das kann nur eine Ergänzung sein, hat aber auch schon ganz vielen geholfen.
In diesem Sinne
liebe Grüße
Christoph
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
Das da oben von Dir liest sich gut für mich, Patrick.
Weisst Du, Patrick, jeder Weg "raus" ist so individuell wie der dazugehörige Trinker. Je mehr Du Dich damit auseinandersetzt, was mit Dir los ist (z.B. auch hier) umso klarer werden sich in Dir auch Antworten herauskristallisieren, wie es in Deinem ganz persönlichen Fall "passt" und was Dir hilft.
Aber aller Einzigartigkeit zum Trotz: es gibt meiner Meinung nach viele "Grundgegebenheiten" und Parallelen, die uns Alkis allen mehr oder weniger gemeinsam sind. Je besser Du darüber informiert (und reflektiert) bist, umso leichter wird es Dir fallen, damit umzugehen und eben auch DEINEN Weg zu finden.
Du lernst und erfährst schon hier sehr viel darüber, was hilfreich ist.
Bei mir war es dann noch eine "echte" SHG.
Und andere hier haben wieder andere Wege gewählt. Und sind damit erfolgreich (im Sinne von trocken) geworden. Alles gut solangs hilft.
Hauptprämisse ist jedoch - siehe der Name dieses Forums, der da lautet "SAUFNIX" - nichts mehr zu trinken - das ist die Grundlage und das eint alle, die heute eben zu den "Trockenen" gehören. Und damit das so bleibt, will und muss z.B. ich auch permanent was dafür tun.
Und auch das dürft bei den andern nicht so anders sein - sonst gehts meiner Beobachtung nach im freien Fall erst hurtig rückwärts und dann rapide weiter abwärts. ..
Ingmarie
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einfach tun. Der beste Zeitpunkt dafür: immer genau jetzt.
... also, die Worte von Ingmarie und Christoph sind sehr gut gewählt - und entsprechen der Realität. Auch wenn Du Dich hier jetzt virtuell "herantastest" - so ist das ein erster prima Schritt in Richtung Trockenheit.
Denn das könnte oder sollte ja Dein Ziel sein, denn Du siehst ja schon die negativen Seiten, die der Alk mit sich zieht.
Was ich sehr löblich finde, dass Du jetzt schon in der Phase bist, zu ERKENNEN.
Bei mit hatte das sehr viel länger gedauert - und ich musste erst sehr tief fallen (Intensiv-Station, Delir, Obdachlosigkeit etc), bis ich wach wurde. Und dieses Wachwerden ging nur mit fremder Hilfe, also Entgiftung und Therapie (ambulante) - und so habe ich es bis heute geschafft.
Wollte damit nur sagen, dass das Annehmen von Hilfe sehr schwer ist - Du sprichst von "Flüchten" in Kliniken... Nun, anfangs dachte ich auch so, aber spätestens nach meiner letzen (4.) Entgiftung war es keine Flucht mehr - sondern mein neuer Anfang...
Dein Weg hat hier begonnen, lieber Patrick - und er wird weitergehen, wenn Du "am Ball" bleibst. Wie meine Vorschreiber schon erwähnten - lese, schreibe hier, es befreit ungemein und tut gut.
Liebe Grüßies aus dem Sauerland Frank
Alles wird gut! ~ Euer Frank ~ "Ich liebe mein 2. Leben. Also BIN ich wieder." Frank Mächtlinger