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Saufnix  
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Dieses Thema hat 9 Antworten
und wurde 989 mal aufgerufen
 Ganz, ganz viele Fragen
Raili Offline




Beiträge: 49

30.07.2007 21:47
RE: Ständig Gedanken Zitat · Antworten

Hallo zusammen,

mein letztes Bier (Alk überhaupt) ist gut 18 Monate her. Und es lebt sich so eigentlich recht angenehm. Auf jeden Fall ist es einfacher:

Nicht mehr dauernd darüber nachdenken zu müssen, wie ich wo an meinen (die genügende Menge) Alk komme, um nicht nervös zu werden,

nicht mehr immer den Pegel halten zu müssen und zwischen "locker sein" und "nicht allzu betrunken" zu balancieren,

nicht mehr "vortrinken" zu müssen wenn ich wohin muss,

mich nicht mehr zu fragen wie ich es verbergen kann, keine Gedanken darüber machen, was die im Dorfladen denken, wenn ich täglich meine sechs bis acht Halbliter Bier kaufen komme,

mein Gedächtnis ... mein Gedächtnis herrlich - ich weiss wieder, was ich gemacht habe und brauche keine zweihundert Zettel, die ich dann eh nicht mehr finde (weil ich vergessen habe, wo ich sie hingelegt habe ) und ich stelle nicht dieselbe Frage tausend mal .... .

Es hat nur Vorteile! ......... wenn da nicht hin und wieder die Lust auf ein Bierchen wäre. Obwohl das alleine (für mich!) schon nicht möglich ist. Da ich erstens (aus Erfahrung weiss), dass ich danach spätestens nach etwa einer Woche wieder täglich trinke und zweitens, weil ich es in den letzten Jahren nie geschafft habe, EIN Bier zu trinken.

Soweit wär alles schön und gut, aber ich denk dauernd ans Bier. Jede Werbung quält mich, fast jeden Tag fahr ich in den Laden, kauf ein und schau mir die Flaschen an. Der Gedanke ans Bier begleitet mich von früh bis spät, aber ich trink nix, dann lässt der Saufdruck wieder ein Weilchen nach...

Das ist doch kein Dauerzustand

Kennt Ihr das auch?

Viele Grüße

Raili

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(¯`’•.¸(¯`’•.¸.* es muss ja keiner lesen? *.¸.•’´¯)¸.•’´¯)
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zai-feh ( gelöscht )
Beiträge:

30.07.2007 22:08
#2 RE: Ständig Gedanken Zitat · Antworten

Kurz: Ja, kenne ich auch - kennt vermutlich jeder trockene Alki.
Und dieser Saufdruck lässt nach. Der kommt wellenartig. Und die Wellen werden seltener bis viel seltener bis extrem viel seltener. Sie kommen immer mal wieder, aber auch nicht mehr so stark.
Das beste Mittel gegen den Saufdruck ist DURCHHALTEN!!!!!


Vollmond62 Offline




Beiträge: 75

30.07.2007 22:37
#3 RE: Ständig Gedanken Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von zai-feh
Kurz: Ja, kenne ich auch - kennt vermutlich jeder trockene Alki.



Hallo Raili...

... zai-feh hat da Recht. Auch mit diesen wellenartigen Anflügen dieses blöden Gefühls - ist bei mir auch so. Aber es ist weniger geworden, so jetzt nach 2 Jahren und 107 Tagen...

Vor ein paar Tagen hatte ich eine kurze Krise, als ich zu einem Geburtstag eingeladen war, dort wurde auch Bier getrunken, anfangs ließ mich das ganz kalt aber mit der Zeit, als einige SEHR lustig wurden, kam mein Suchtgedächtnis wieder in aktion und ich verabschiedete mich dann freundlich.

Aber die Leute dort wussten von meiner Krankheit und fanden das völlig richtig.

Also - ich denke, das wird NIE ganz weg gehen, mit unserer Erinnerung... an meinen Feind - den Alkohol!

Aber Raili - gut finde ich, dass Du auch der Gefahr bewusst bist, und dass Du das erste Glas nicht anrührst...

Liebe Grüßies aus dem Sauerland
Frank


Alles wird gut! ~ Euer Frank ~

"Ich liebe mein 2. Leben. Also BIN ich wieder." Frank Mächtlinger


Miss_Rossi Offline




Beiträge: 3.901

30.07.2007 22:46
#4 RE: Ständig Gedanken Zitat · Antworten

Huhu Raili,
sehe es doch mal so: du bist lange abstinent und du kannst dich darüber freuen. Deine Sehnsucht nach einem Bier könntest du also für dich als täglichen "Stinkefinger" für dich sehen, damit du nie vergisst, was das Scheißzeugs mit dir anrichten kann. Sehe es nicht als Saufdruck, sondern als Warnung vor dir selbst und deiner Abhängigkeit. Sei dir jeden Tag bewusst, was das Teufelszeug Alkohol mit dir und deiner Seele anzustellen vermag.


Rossi


bindroege ( gelöscht )
Beiträge:

02.08.2007 13:16
#5 RE: Ständig Gedanken Zitat · Antworten

Hallo Rali

Der Gedanke an BIER ist an sich nichts schlimmes, Du solltest nur WEITERDENKEN, sprich UMDENKEN und
zu ENDE Denken

gruß bindroege


Matthias53 Offline



Beiträge: 318

02.08.2007 13:47
#6 RE: Ständig Gedanken Zitat · Antworten

Zum Thema Saufdruck.
Direkten Saufdruck kenne ich aus der Zeit der Entgiftung für ungefähr 2 Wochen.
Ansonsten kenne ich eher Unruhe, Ärger, Wut, Grübeln. Das ständige Denken an Alkohol in der Form: ich trinke keinen Alkohol. Das erste Mal wurde es von mir genommen, da war ich ca. ein halbes Jahr trocken. Die anderen hatten mir gesagt, Du wirst sehen, eines Tages wird es Tage geben, da hast Du überhaupt nicht an Alkohol gedacht. Es passiert einfach, wann, das kann keiner vorhersagen. Liegt auch an dem, was Du für Dich tust. Und so geschah es, dass ich merkte, dass ich 2 Tage lang überhaupt nicht an Alk gedacht hatte, auch nicht in der negativen Form und glaubt mir: es war, als ob ein Fels von meiner Seele fällt.
Saufdruck habe ich nicht mehr. Ich beuge vor, indem ich dafür sorge, dass ich möglichst o.k. bin. Was brauche ich wirklich, das ist die Frage, die ich mir stellen muss. Anfangs muss man solche Situationen einfach durchstehen bzw. rausgehen aus der Situation. Jetzt ist es wichtig, in meiner ganzen Persönlichkeit möglichst ausgeglichen zu sein. Und ich habe genügend Indikatoren, die mir anzeigen, dass ich aus meiner Mitte komme. Und ich habe manche Krise in den Jahren der Trockenheit durchlebt. Letztlich hilft es, sich einfach in die Gruppe zu setzen, Kaffee zu trinken, man muss nichts sagen: die Batterie wird aufgefüllt. Denn alles kann schiefgehen, meine Gruppe ist mein Zuhause.
Für die, die noch am Anfang sind, Geduld ist ganz wichtig: man hat nicht an einem Tag die Alkoholabhängigkeit erreicht und umgekehrt gilt es, ein neues Programm zu erlernen. Für einen Alkoholiker ist es normal zu trinken und unnormal, nicht zu trinken. Dass Abstinenz richtig gelernt werden muss, liegt daher auf der Hand.
Aber es lohnt sich. Er wird von uns genommen, wenn wir im Genesungsprogramm bleiben.

Und noch etwas: laut wissenschaftlichen Untersuchungen geschehen Rückfälle zu 7% aufgrund von direktem Saufdruck, 10% aufgrund von körperlichen Schmerzen, noch mehr Rückfälle kommen aus psychischen Problemen (z.b. Ängste), sozialen Defiziten im Umgang mit anderen Menschen (Chef, Partner, Eltern usw.). Der legendäre Saufdruck ist also oftmals garnicht so verbreitet wie er beschworen wird. Daher haben viele, die ihn nicht spüren, die Befürchtung, sie seien anders und er könnte aus dem Nichts irgendwo einfach auftauchen und mancher denkt dann, er sei kein Alkoholiker, weil er nach der Entgiftung keinen direkten Saufdruck spürt. Oftmals ist der Saufdruck weggeblasen aufgrund des Schocks: Unfall, Führerschein, Arbeitsplatz, Frau weg. Aber wie lange fährt man nach einem Unfall vorsichtig? Also nutze die Zeit, um die innere Stabilität voranzubringen.

Matthias

Lesen gefährdet die Dummheit


Angsthäsin Offline




Beiträge: 2.029

02.08.2007 13:55
#7 RE: Ständig Gedanken Zitat · Antworten

Hi Matthias

Deine Antwort macht mir Mut. Ich hatte gerade darüber nachgegrübelt, ob es das sein kann - sein Leben lang täglich an Alkohol zu denken.
Ich fände es traurig, wenn es so sein muss, denn ich möchte auch irgendwann mal sagen können "Huch, ich habe seit drei Tagen überhaupt nicht an Alk. gedacht".

LG - Tina

Interpunktion und Orthographie dieses Beitrages sind frei erfunden.
Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. :zwinker1:


Horn Offline




Beiträge: 456

02.08.2007 16:00
#8 RE: Ständig Gedanken Zitat · Antworten

Hallo Raili, hallo Angsthäsin,

Wie schon Matthias geschrieben hat ist der Ausstieg aus der Sucht nicht an einem Tag zu machen, genauso wie ihr nicht an einem Tag alkoholkrank geworden seit.
Normalerweise rechnet man für den Aufstieg etwa die gleiche Zeit wie vorher für den Abstieg.

Der Saufdruck ist eine Erscheinung die in den ersten Monaten normal ist. (Auch 18 Monate zählen noch zu den ersten Monaten)
Nach einer längeren Zeit der Abstinenz wird diese Erscheinung stark nachlassen, möglicherweise aber nie ganz verschwinden. Es ist auch möglich, dass nur bestimmte Situationen Saufdruck auslösen können.
Obwohl ich inzwischen 8 Jahre ohne Alkohol lebe gibt es noch eine Situation in der ich den Gedanken an ein Weißbier nicht ganz verdrängen kann. Ein Frühstück mit Weißwürsten und einer Brezn. Da wünsche ich mir heute noch ein Weißbier dazu. Aber für mich ist klar, dass ich diesem Wunsch dann nicht nachgebe. Die Folgen kenne ich zur Genüge. Und ich glaube auch an die Unheilbarkeit des Kontrollverlusts.

Also lass ich es bleiben.

Liebe Grüße
Werner

Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.


Elefantino Offline




Beiträge: 4.209

02.08.2007 16:43
#9 RE: Ständig Gedanken Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von Horn
[b Es ist auch möglich, dass nur bestimmte Situationen Saufdruck auslösen können

[/b]



Ich bin seit 3 1/2 Jahren trocken, und habe seit langem keine Saufdruck-Attacken mehr. Weder an " normalen ", noch an besonders guten oder besonders schlechten Tagen.

Und ich hatte in dieser Zeit durchaus Schwieriges ( Tod meiner Eltern, Erbauseinandersetzung mit meiner Schwester ) durchzustehen. Auch die Rückfälligkeit meiner Partnerin war keine leichte Situation. Ging aber alles, ohne einen Gedanken an Alkohol zu verschwenden.

Dennoch gibt es einen Tag im Jahr, wo ich mit Sicherheit an Alkohol denke. Als Saufdruck würde ich es nicht mehr bezeichnen, aber Alkohol ist an diesem Tag in meinem Kopf präsent.

Sylvester. Das fängt schon an, wenn spätnachmittags der Geruch von Schwarzpulver die Luft erfüllt. Und es geht weiter wenn der "Dinner for one-Sketch" zum ersten Mal im dritten Programm läuft. Und dann kommt es nochmal, wenn ich um Mitternacht mit Bionade oder Apfelschorle anstoße.

Im ersten Jahr meiner Trockenheit, 2004, habe ich Sylvester sicherheitshalber "ausfallen" lassen, inzwischen feiere ich wieder, mit Freude und trocken ,und das geht auch sehr gut. Aber die Erinnerung an die Alk-Exzesse gehört zu diesem Tag wie Böller, Raketen und Berliner.

Ansonsten weiß ich - wie Horn - dass der Kontrollverlust irreversibel ist, und darum lasse ich es einfach. Und das ist auch gut so


LG

Christoph

Die schärfsten Kritiker der Elche
waren früher selber welche


F.W. Bernstein


Horn Offline




Beiträge: 456

02.08.2007 19:17
#10 RE: Ständig Gedanken Zitat · Antworten

Hallo Christoph,

das diskutieren wir in Travemünde.


Liebe Grüße
Werner

Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.


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