Schon lange kämpfe ich mit mir darum, den Mut zu finden, mich endlich einmal mitzuteilen, speziell in diesem Forum, das ich schon sehr lange verfolge. Heute sage ich mir: los, schreib jetzt einfach mal was.
Ich bin mittelalt und in eine Familie eingebunden (Gott sei Dank!). Ich möchte nicht mehr trinken müssen. Ich trinke dann, wenn ich einen großen Außendruck verspürde (z. B. Konflikte auf der Arbeit) oder mit Menschen zusammen bin und die Situation mich stresst (z. B. wenn ich meine Eltern besuche oder Feten mit vielen Leuten) oder weil ich mich nur mental mit einer unangenehmen Situation auseinandersetzen muss. Ich stelle mir dann z. B. vor, wie ich ein Gespräch geführt habe, wie ich es hätte besser führen können, dann komme ich darauf, wie blöd ich bin, wie feige, warum ich mich nicht traue, ich selbst zu sein ect. Was den Konsum angeht, hat sich die Toleranz stark erhöht und ich kann die Trinkmenge oftmals nach dem ersten Glas nicht mehr kontrollieren. Ich trinke nicht täglich.
Nach außen hin wirke ich selbstbewusst. Bekannte bewundern, wie ich trotz Familie inkl. Erziehung der Kinder noch ein Studium absolviert habe, jetzt berufstätig bin usw. Ich selbst kann keine große Freude darüber empfinden. Ich fühle den Stress und den Druck, den das Ganze gefordert hat und den die Erwartung auf Erfolg im Beruf mit sich bringt. Am liebsten würde ich mich von allem befreien und nur noch für meine Familie da sein. Das geht leider aus finanziellen Gründen nicht. Ich muss einen Weg finden, mit dem Druck (vor allem dem sozialen) ohne Alkohol fertig zu werden. Zur Zeit habe ich zum Glück Urlaub. Ich habe mir einen Termin bei einem Psychater geholt, bei dem ich vor ein paar Jahren schon einmal wegen einer akuten Depression in Behandlung war. Damals habe ich nach ein paar Wochen die Behandlung leichtfertig abgebrochen, nachdem ich eine gewisse Entlastung verspürt habe. Schön blöd!
In der Regel versuche ich, den oben genannten Situationen aus dem Wege zu gehen, was naturgemäß nicht immer klappt und auch keine immer zu praktizierende Strategie bedeuten kann.
Natürlich habe ich auch schon mal über LZT, SHG usw. nachgedacht. Das kann und will ich im Moment nicht. Gut, klammern wir das "kann" mal aus. Vielleicht bin ich noch nicht "so weit", wie das viele hier immer nennen. Ich weiß es nicht.
LG Ellen
P. S.: allein das Aufschreiben dieser Zeilen erzeugt in mir mentalen Druck. Geht das noch anderen so?
Soviel erst mal zu mir. Jetzt muss ich das nur noch abschicken. Los, mach schon!
moin Rypley, herzlich willkommen hier. Kann aus eigener Erfahrung sagen, der erste Schritte ist der Schwerste. Diese vor sich selber zu zugeben, "ich habe ein Problem mir Alkohol und bin abhängig" und dann das Ganze auch noch aufzuschreiben, ist schwer und sei einfach erstmal stolz auf dich, dass du es getan hast. Wenn du hier mitliest, weißt du bestimmt schon, was für Möglichkeiten es gibt....das erstmal von mir Gruß Ruby
Das Saufen ist schaise, aber was Du geschafft hast ist 'ne ganze Menge. Respekt. Du hast viel geleistet. Und ich finde prima, dass Du zu Deinem Psy gehst - und jetzt weißt Du ja, dass ein "Bisschen besser" natürlich nicht ausreicht. Und diesmal wirst Du es besser machen. Herzlich willkommen.
herzlich willkommen. Super, dass du dich getraut hast.
Dem Psychater würde ich deinen Alkoholkonsum nicht verschweigen. Falls er dir Medikamente verschreiben möchte, kann es bei gleichzeitigem Alkoholkonsum Probleme geben.
Übrigens, interessanter Nick. Welcher Figur hast du diesen entlehnt?
Danke für die nette Begrüßung!!! Ja, es tut wirklich gut, einen Schritt nach vorne gegangen zu sein!
@Inessi: Das wird noch ein harter Brocken für mich, mit meinem Psy. über das Alkoholproblem zu sprechen. Ich weiß nicht, ob ich das beim ersten Besuch schaffe. Ich habe mir allerdings vorgenommen, diesmal alles zu tun, was er sagt und er kann mir ja nur etwas raten, wenn er alles weiß...
leider ist der Termin erst in 3 Wochen, da er z. Zt. im Urlaub ist. Ich muss also die Zeit bis dahin mit mir alleine klar kommen.
Der Nick ist der Hauptfigur der Alien-Filme entlehnt. Ripley ist eine Heldin (mein Vorbild).Ja ja, immer schön tiefstapeln
ZitatGepostet von Ripley Ja, natürlich müsste ich das dann tun. NAch der tagelangen Leserei hier bin ich jedoch etwas verwirrt und überlege jetzt, ob ich nicht "ganz andere Wege" gehen SOLLTE. Nach dem anonymen Outing hier müsste jetzt zumindest ein halböffentliches Outing z. B. in einer Suchterberatungsstelle erfolgen mit der Hoffnung, Hilfsangebote zu bekommen, mit denen ich in meiner Situation auch leben kann und will. Ich habe eine diffuse Angst vor diesem Gespräch dort, weil ich irgendwie das Gefühl habe, dann ist es "amtlich". Meine ganzen (blöden) mit schöner regelmäßigkeit auftretenden Gedanken "So schlimm ist es ja noch nicht..." können dann nichts mehr beschwichtigen. Das klingt alles komisch, weiß ich. Es ist so, dass ich mich z. Zt. so auf einer Gratwanderung befinde. Ich will das alles so nicht mehr, habe aber eine Riesenangst vor dem, was viele hier als "totalem Bruch mit dem bisherigen Leben" bezeichnen. Wenn ich bedenke, dass es mir schon schwer fällt, meinem Mann zu sagen, dass ich keine Bierflaschen mehr im Haus haben will, weil ich mich bei jedem Blick in den Kühlschrank herausgefordert fühle, kann ich mir im Moment überhaupt nicht vorstellen, z. B. auch noch mit meinen Freunden zu brechen oder gar meinen Eltern zu sagen, dass sie sich ihre Geschenke in Form von Weinflaschen sonst wo hin stecken können. Ziemliche Eierei, nicht wahr? Aber du hast mir auf mein erstes Post geschrieben "in drei Wochen kann viel passieren", vielleicht werde ich ja noch mutiger.
LG Ellen
Hallo nochmal,
Suchtberatungsstelle aufzusuchen halte ich für eine sehr gute Idee. Dann kannst du immer noch entscheiden, welchen Weg du gehen möchtest.
Den Gedanken "So schlimm ist das nicht" hatte ich anfangs auch ab und zu, aber ich bin froh, dass ich dem nicht nach gegeben hatte.
"Totaler Bruch mit dem alten Leben" hört sich dramatischer an als es ist. Das geht mit länger dauernder Abstinenz einher. Zu Anfang ist es schon erstmal wichtig, Dinge und Situationen zu meiden, die auf immer mit Alkoholkonsum zu tun haben/hatten.
Wenn dein Mann möchte, dass es dir gut geht, kann er vll auch auf Bier im kühlschrank verzichten, oder?
Und ob du dann mit allen Freunden gleich "brechen" musst, wage ich zu bezweifeln. Der ein oder andere Freund/Freundin findet das gar super, wenn du nicht mehr trinkst. Wird vll auch einige geben, die sich automatisch verdünnisieren, aber das waren dann vll keine wirkliche Freunde.
Vll macht es deinen Eltern / Freunden nix aus, dir auch mal was anderes zu schenken?
Das passiert mir auch heute ab und an, dass mir trotz Wissen Alkohol angeboten wird als Geschenk oder Danke-Schön für "Gefälligkeiten". Das sind halt so Gedankenlosigkeiten, die mir nichts (mehr) ausmachen.
Danke für deine Antwort und die pragmatischen Tipps
Ich finde es schwierig, in meiner Familie das Problem Sucht im Allgemeinen und meine im Speziellen überhaupt anzusprechen. Beispiel: Ich sage zu meinem Mann: "Ich möchte nichts mehr trinken bis zu XX Geburtstag (ist in 4 Wochen)." Er sagt: "Super Idee, ich mache mit!!!" Den Zeitraum von 4 Wochen hatte ich gewählt, weil das ein für mich überschaubarer Zeitraum ist (klingt für mich erst mal besser als: nie mehr) und ich hoffe, dass ich dann schon so stark bin, auch weitere 4 Wochen durchzuhalten usw. Gestern kommt eine Eindladung zur Geburtstagsfeier bei einem Freund. Prompt schmeißt mein Mann alles über Bord und überlegt, wie "man das mit dem Fahren regeln kann". Ich weiß, meine Trockenheit ist meine Angelegenheit. Ich bin aber (noch) nicht in der Lage, ihm dann zu sagen, dass WIR (weils leichter ist) doch nichts trinken wollten, sondern fühle mich dann schon wie die Spaßbremse des Jahres. Ergebnis: ich fahre nicht mit zu der Feier.
Meine Eltern bieten mir bei einem Besuch bei ihnen sofort Wein, Bier o. ä. an. Ich nehme (nahm) ihn dankbar an, weil ich dann die für mich sehr konfliktreiche Atmospähre leichter ertragen kann (konnte). WErde vorerst nicht mehr zu ihnen fahren und lieber die vorwurfsvollen Telefonate ertragen.
Das meine ich mit "mein Leben komplett ändern". Ach, das sind viele Baustellen. Ich muss erst mal mit der Großbaustelle, sozusagen "Berlin-Mitte", anfangen.
moin moin Ripley, schön daß Du Dich getraut hast, den ersten Schritt in die richtige Richtung zu wagen. Nun werde Dir mal in den 3 Wochen des Wartens auf den Doc-Termin klar, warum und für wen Du Alk in Dich hineinkippst und Dich nebenbei noch an Deiner Gesundheit ruinierst-----für die Anderen, von denen Dir keiner etwas gibt, wenn Du am Boden bist, außer dämliche Kommentare a La´"daß es doch so schlimm war/ist"
Du machst Dir Gedanken über Dein Tun und Handeln und daß ist sehr gut---genau der Zeitpunkt etwas für DICH zu tun! Also nur Mut es wird Dir gelingen und lasse Dich nicht leiten von dem was Andere denken oder gar sagen. Wirst sehen, wenn Du ehrlich zu Dir selbst bist, Dein Prob. beim Namen nennst, wird Dir geholfen. SCHÖN DASS DU HIER ANGEKOMMEN BIST------WILLKOMMEN LG Abi..
Nun werde Dir mal in den 3 Wochen des Wartens auf den Doc-Termin klar, warum und für wen Du Alk in Dich hineinkippst und Dich nebenbei noch an Deiner Gesundheit ruinierst
Hallo Ripley Willkommen. Wie treffend dein Nick doch in diesem Zusammenhang ist.Denn deine Heldin aus Alien überlebt letztlich deswegen weil sie erkennt das sie absolut Kompromisslos gegen ihren Gegner(Alien) sein muss. Nun der Alkohol ist der Alien in diesem Fall wenn man es als Gleichnis sehen möchte.Oder würde.Du wirst also irgendwann den Pfad der gesellschaftlichen Kompromisse in Bezug auf den Alkohol verlassen müssen. Das ist ein Weg der nicht einfach ist.Das weis ich denn ich stolpere selber noch oft genug.
MfG Gandalf der Weisse (der noch sehr oft Gandalf der Graue ist)
Das Universum dehnt sich aus, und schrumpft dann wieder in sich zusammen, dann dehnt es sich wieder aus. Ein Vorgang, der sich ständig wiederholt.Was ihr nicht wisst, wenn sich das Universum wieder ausdehnt, wird alles so sein wie es war.Welchen Fehler ihr auch gemacht habt, ihr werdet ihn beim nächsten Mal wieder machen. Jeden eurer Fehler durchlebt ihr auf´s neue und wieder und wieder, bis in alle Ewigkeit.Darum lautet mein Rat es diesmal richtig zu machen,denn diesmal ist das einzige Mal.
Zitatdeine Heldin aus Alien überlebt letztlich deswegen weil sie erkennt das sie absolut Kompromisslos gegen ihren Gegner(Alien) sein muss. Nun der Alkohol ist der Alien in diesem Fall wenn man es als Gleichnis sehen möchte