.. kennt ihr dieses doofe gefühl? jetzt bin ich fast ein halbes jahr trocken und abstinent und auch sehr froh und stolz, dass ich schon mal so weit bin und dennoch gibt es dann wieder so phasen an denen das leben so an mir vorbeirast, ich hab' manchmal den eindruck ich komm gar nicht hinterher mit meinem eigentlich doch so klaren kopf. ich hab an solchen tagen schon beim aufwachen ein flaues gefühl und muss mich quälen aufzustehen. ich geh dann laufen, hab's irgendwie auch im griff, auch die arbeit "passiert dann so", aber ich bin nicht glücklich und alles fühlt sich irgendwie unwirklich an. sicher, früher gab's die tage ansatzweise genauso, sie endeten halt anders - ziemlich voll eben. ich denk dieses unwirkliche gefühl kommt vielleicht daher, dass ich noch eher ungeübt bin, nüchtern mit diesen situationen umzugehen. saufdruck habe ich zum glück keinen, ich bin mir auch sicher, dass ich auf dem richtigen weg bin, aber ich bin auch jedesmal verdammt froh, wenn dieses gefühl sich dann verabschiedet und von der lebenslust abgelöst wird. vielleicht gehts ja jemands ähnlich? liebe und zur zeit sehr frohe grüße aus hessen! Barbara P.S.: leider kann ich zur zeit nicht zu hause surfen, da mein telefonanschluss noch nicht liegt, daher nicht wundern falls ich mal nicht antworte!
moin Hessebärwell, ich kenne diese Tage auch, wenn es die denn sind die du meinst. Sie sind dumpf und schwer, fühlen sich dazu noch grau und zäh an. Zeit, mich zu verkriechen, wenn möglich einfach mal im Bett zu bleiben... Es dauert Göttin sei dank nie lange an. Ein oder zwei Tage dann ist es vorbei. Früher habe ich diese Tage kaum gespürt, weil in meinem Alk Nebel sich irgendwie alles so ziemlich nach Einheitsbrei anfühlte. Heute bin ich ein Stück weit froh, sie zu spüren, auch wenn es nicht gerade meine Lieblingszeit ist. Seit ich trocken bin weiß ich, es geht vorbei und ich schaffe es, sogar in diesen miesen Zeiten nicht zu trinken...ist doch Klasse oder Diese Tage gehören zu meinem Leben mit allen Höhen und Tiefen dazu.
hallo ruby! ja, klar haste recht ist absolut klasse dass das ohne alk geht und vor allem dass es vorbei geht ! einfach im bett bleiben kann ich nicht, das erinnert mich zu sehr an die saufphasen, die ich ausschließlich im bett verbracht habe. ich glaub das wird noch sehr lange dauern bis ich mal nen tag gemütlich im bett verbringen kann und es mir dabei echt gut geht. bei mir ist an diesen doofen tagen (es sind meist echt 1 -2) dann leider ablenkung angesagt, sonst kommen die depris. aber bewegung soll ja gesund sein. am schlimmsten find ich auch, dass es mir dann so schwer fällt meine gedanken zu ordnen. ich schreibe seit ich trocken bin tagebuch, das tut mir dann, wenn ich es packe ganz gut. Grüße zurück Barbara
...hi, barbara, ruby, also, da bin ich froh nicht die einzige zu sein. bin jetzt 16 monate furz trocken (nur vom alk...hehe), solche tage wie von euch beschrieben kenn ich nur zu gut, hab zum glück auch die erfahrung gemacht wie ich da wieder raus komme, manchmal dauern sie paar tage an oder manchmal wenn ich total lange geschlafen habe, 2 std. dauerts bis ich dann mal richtig wach bin, fühl mich orientierungslos, dumpf, müde, wie eine alte frau, bin aus nicht erklärbaren gründen traurig, unglücklich, gleichzeitig fühlt sich es taub an, so allein, kalt und einsam. weiss jedoch, ich bin nicht einsam und allein. bewusst seh ich in die sonne, bewusst seh ich in jede blume auf meinem balkon, bewusst sag ich zum daniel meinem sohn (17 j.) mit dem ich allein lebe, bitte nimm mich in die arme und drück mich mal kurz, er weiss dann bescheid, sieht mich später lange an und fragt, ist wieder gut? ich zwinge mich jemanden anzurufen oder fahre bewusst durch den riechenden nach natur bewachsenen wald, mit dem rad, nach solchen dingen gehts mir wieder viel besser!!!! es gibt viele schöne kleinigkeiten die du dir bewusst ansehen kannst, damit wieder geht.
es geht weiter, wenn du denkst, keiner liebt dich, nur du denkst so, es ist nicht so ok?!
ich schicke euch ganz viele leuchtkugeln vom herzen, ganz viel liebe und warme gedanken!!!
lieben grussSYLVIA
Jeden Tag, an dem du nicht:)ist ein verlorener Tag!!! (CharlyChaplin
ich kenne das auch. ich bin eine frau. ich bin ein zyklisches wesen.
immer wieder gibt es tage von 'unerklärlichem unwohlsein'. die gehen wieder weg. manchmal sind sie seeeeehr schwierig auszuhalten. dann wieder vergehen sie einfach in grauer antriebslosigkeit.
das sind zeiten, in denen ich nicht kreativ sein wollen darf. da muss ich buchhaltung machen oder ähnliches routinezeug.
früher habe ich oft gegen das 'nicht-funktionieren-können' angetrunken. habe das ungute gefühl damit weggemacht: habe mich funktionabel und fröhlich und alltaugstauglich getrunken.
oder aber in eine dermaßen schlechte verfassung, dass ich dann aber auch allen grund hatte dafür, dass es mir schlecht ging ....
seitdem ich nicht mehr trinke, funktioniere ich nicht mehr so gut. das ist dann eben so. da muss dann die welt mit klar kommen, dass ich sage: "isch hann hück' et ärm dier." dann bin ich weder funktionabel noch alltagstauglich, sondern prinzessin zicke rührmichnichtan in der glasglocke.
am besten ist es noch, wenn ich es einfach vorbeigehen lasse, ohne dagegen anzukämpfen. ja. es gibt so tage. die sind dann eben so.
der unterschied zu früher:
ich lerne, solche 'unerklärlich unangenehmen' gefühle als teil meiner selbst zu akzeptieren. es ist immer noch nicht schön. aber weniger dramatisch:
ich kämpfe nicht mehr gegen mich selbst
ich bin weniger wütend auf mich selbst, weil ich nicht mehr so versagerinnengefühle habe, wenn ich den gesellschaftlichen (oder meinen persönlich-perfektionistischen) anforderungen nicht gerecht werde
ich kann solche zeiten besser kommunizieren - d.h anderen davon erzählen und um unterstützung bitten
damit behalte ich die verantwortung für mein wohlfühlen bei mir
ich bin auch weniger wütend auf 'die welt' im allgemeinen und mein persönliches umfeld im besonderen, die so gemein ist, mich selbst an sensiblen tagen mit schwierigen aufgaben zu konfrontieren
... to be continued ...
[*]die besserungen meines persönlichen wohlbefindens, des wohlbefindens meiner mitmenschen allgemein und des weltfriedens im besonderen sind also unermesslich unzählbar viele einfach dadurch dass ich nicht mehr trinke da werden die doch wohl mal ein bißchen schräge laune von mir aushalten können, oder?![*]
kurz:
seitdem ich mich selbst besser verstehe bewege ich mich mit einer gewissen selbst-verständlich-keit
die arbeit in der frauensuchtforschung, in die mir gerade einblick gewährt wird, hat u.a. genau das herausgefunden:
viele alkoholkranke frauen trinken an eben diesen tagen des 'unerklärlichen unwohlseins' mehr alkohol als sonst.
noch ein grund mehr also, genau dann ganz besonders wohlwollend und achtsam mit mir selbst umzugehen.
(heute übrigens, war mir genau so ein tag ... so ein 'unproduktiver', ewig im bademantel vor dem pc rumgelungerter, in supermärkten vergammelter und auf dem lotterbett verdöster tag, mit etwas zu viel junk food und schwerem in die gänge kommen .... aber dann gab es am frühen abend noch eine arbeitsbesprechung, ich habe wieder eine richtung für die nächsten tage - und besser ist's!)
ich kenne solche schwerfälligen Tage aus meiner Anfangszeit auch. Alles war Qual, zu dem körperlichen Unfitt-sein kam noch das Gefühl "neben mir zu stehen", das Hirn wie in Watte gepackt. Auch ich hatte die Erkenntnis, früher (mit Alkohol) besser zu funktionieren. Meiner Berufstätigkeit ging ich nur aus anerzogenem Verantwortungsgefühl nach, war da im Ablauf wem auch immer sei Dank frei. Ich fühlte mich nicht wohl in diesem Zustand des "Sich-gehen-lassen. Konnte nicht annehmen, das mein jahrzehntelang gequälter Körper, mein jahrzehntelang mit Gift verseuchtes Gehirn sich diese Auszeit zum Erholen, Regenerieren nahm.
Heute nach fast 5 Jahren kann ich solche strukturlosen "Gammeltage" (grad im Urlaub) geniessen, stosse da zwar teilweise auf Unverständnis meiner Mitmenschen; diese meinen mich zur Aktion animieren zu müssen. Dieser meiner Zustand hat aber wenig mit dem damaligen zu tun. Denn ich habe Lust, nichts zu tun. Und gehe danach wieder gern auf die Arbeit, in einen strukturierten Tag.
Ich denke aber, dass das nicht so wahnsinnig viel mit dem Alkoholismus zu tun hat, denn ich weiß von solchen Tagen auch von Menschen, die nie ein Suchtproblem hatten. Bei mir treten diese meist auf, wenn meine "Batterie leer" ist. Ich gehe dann manchmal - je nach Empfinden - sogar soweit dass ich mir ein, zwei Tage Urlaub nehme (wenn nix besonderes ist, geht das bei uns auch mal auf Zuruf)
Ich denke, daß Du ganz normal fühlst, wie jeder andere Mensch auch (auch Nicht-Alkis). Ich kenne keinen, der jeden Morgen voller Vorfreude auf den Tag aufwacht und abends schlafen geht, mit einem riesen Grinsen im Gesicht. Das Leben ist nun mal so. Wir müssen nicht euphorisch sein, nur weil die Sonne evtl. mal scheint oder so. Setz Dich nicht so unter Druck, glücklich sein zu MÜSSEN. Du bist ganz normal. Liebe Grüße
ZitatGepostet von sternchen76 Ich denke, daß Du ganz normal fühlst, wie jeder andere Mensch auch (auch Nicht-Alkis). Ich kenne keinen, der jeden Morgen voller Vorfreude auf den Tag aufwacht und abends schlafen geht, mit einem riesen Grinsen im Gesicht. Das Leben ist nun mal so. Wir müssen nicht euphorisch sein, nur weil die Sonne evtl. mal scheint oder so. Setz Dich nicht so unter Druck, glücklich sein zu MÜSSEN. Du bist ganz normal. Liebe Grüße
Mel
Hallo Mel,
danke, du bringst es auf den Punkt. Ich glaube, es ist wichtig, dass man sich gerade als Ex-Trinker das, was du schreibst, immer wieder bewusst macht, denn genau das Hadern mit dieser als nicht normal angesehenen Tatsache führt viele in den Rückfall. Ich bin der Meinung, dass Zufriedenheit stark damit zusammenhängt, aus welchem Blickwinkel man die Aspekte im eigenen Leben sieht und wie man sie bewertet. Ein und dieselbe Situation könnte uns in völlig konträre Gemütsverfassungen bringen - und ich bin dafür, dass man möglichst daran arbeiten sollte, das, was gerade ist oder was auf uns zukommen könnte, in einem hoffnungsvollen, zuversichtlichen und günstigen Licht zu betrachten: also statt "ich bin nicht normal - anscheinend werde ich nie wieder glücklich werden" denke ich dann "ich bin ganz normal, Hochs und Tiefs gehören dazu und ich sollte sie gerade am Anfang der Trockenheit nicht überbewerten - was könnte ich tun, um mich abzulenken; vielleicht hänge ich einfach mal so herum, ohne schlechtes Gewissen, anscheinend brauche ich das jetzt, eigentlich ist das ja ab und an mal ganz angenehm".
Ein flaues Gefühl an so einem Tag, meist schon direkt beim Aufwachen, hat mit unseren Gedanken zu tun, die wir gerade (eher unbewusst) spinnen. Auch ohne ganz genau zu wissen, welche konkreten negativen Gedanken es im Moment gerade sind, mit denen ich mich quäle, kann ich so eine Art Gedankenstopp betreiben, indem ich kurz mal innehalte (wenns mir gerade etwas schlecht geht) und vehement beschließe: "SO, jetzt ist es aber mal genug" und mal aufstehe, die Schuhe anziehe und rausgehe oder dergleichen.
Als wir noch tranken, reagierten wir auf einen schalen Tag ja immer nach der gleichen Methode: es floss Alkohol zur Beruhigung oder zur Stimulation, und die Leere war erst mal ausgefüllt. Heute ist es besser. Ich habe mehr Alternativen, selbst wenn eine davon heißt "Zulassen von negativen Gefühlen" (die gehen nämlich wieder weg, ohne anschließenden Kater). Und ich bin und bleibe immer zurechnungsfähig.
Zitatgepard:"... Ich habe mehr Alternativen, selbst wenn eine davon heißt "Zulassen von negativen Gefühlen" (die gehen nämlich wieder weg, ohne anschließenden Kater). Und ich bin und bleibe immer zurechnungsfähig."
hierdurch bestimme ich mich selbst und entziehe mich der fremden Bestimmung durch Alkohol. Denn Fremdbestimmung macht abhängig, löst Bedrückung und andere negative Gefühle aus und ist für mich destruktiv. Selbstbestimmung dagegen fördert und fordert mich - und wirkt positiv auf mein Seelenleben.
LG Fv
Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.
@ alle: guten morgen ihr lieben! nur mal kurz dankeschön!!! für eure antworten. es tut gut zu hören, dass es anderen manchmal ähnlich geht.ich werd mal gucken ob ich mich mit den unangenehmen gefühlen besser arrangieren kann auch auf die gefahr hin mal nicht so gut zu funktionieren. naja schritt für schritt, ich bin ja lernfähig ich wünsch euch einen schönen samstag, im hesseland scheint die sonne! es grüßt euch die barbara
heut' ist wieder so ein doofer tach! und ich tu' mich arg schwer das so zu akzeptieren!!!
heut nacht bin ich schon übellaunig vom nachbarn obendrüber aufgewacht, bin dann wieder eingeschlafen und habe kompletten unsinn geträumt. ich musste sämtliche ausbildungen, die ich in meinem leben begonnen habe zu ende bringen und wurde von meinem bücherregeal halb erschlagen. naja, als es dann wirklich zeit war aufzustehen, empfand ich es als pure quälerei.
dann hab ich versucht die mulmlaune weg zu laufen und bin mit den hundemädels eine runde gejogged, das hat uns allen irgendwie keinen spaß gemacht, im dunkeln bei regen und überhaupt - dumpf gefühlt hab ich mich immernoch!
die arbeit ging dann so rum - das geht an solchen tagen zum glück - allerdings kann ich zu den kunden dann nicht wirklich freundlich sein und bei außergewöhnlichen abläufen werd ich nervöser als sonst. das konzentrieren wird manchmal zur schwerstarbeit, was mich total verunsichert. manchmal machen mir die konzentrationsschwierigkeiten richtig angst und ich muss mich dann mit viel mühe und entspannungsübungen wieder runterholen.
vor knapp elf monaten hab' ich noch zu den benzos gegriffen und nach feierabend 'nen ordentlichen schoppen gemacht. heute kriegt's die kollegin ab. nein, stimmt so nicht, aber pflegeleichter bin ich in der tat nicht!
wie auch immer, ich sollte mich freuen, dass ich es abstinent packe, aber freuen is heut auch nich richtig!
so, genug gejammert, ich verschieb das freuen einfach. die erfahrung müsste mich ja langsam mal lehren, dass das wieder vorbei geht!
Genau. Solche Tage gehören zum Leben. Für jeden Menschen. Und jeder Mensch geht anders damit um. Ist sicher auch mit ´ne Charakterfrage, die gar nix damit zu tun hat, ob ich trockener Alkoholiker bin oder jemand, der noch nie Alkohol getrunken hat. Es ist schon so, wie gesagt wurde: der trockene Alkoholiker ist bzw. sollte sein: ein ganz normaler Mensch - und kein Superheld, der nur noch grinsend durchs Leben läuft. Wer das von jemandem verlangt oder erwartet, ist irgendwie schief gewickelt. Der Knackpunkt ist aber aus meiner Sicht, dass der trockene Alkoholkranke an sich selbst oft in allerbester Absicht solch unreale Forderungen stellt, z.B. dass er jeden Tag frohgelaunt und lächelnd verbringen soll/will und dann arg enttäuscht und ängstlich reagiert, wenn mal gar nichts ist mit Sonnenschein...
P.S. Lese schon so lange immer wieder mit großem Interesse in den Beiträgen, hab ganz viel gelernt und bisher noch nie (?) geschrieben - das nur zur Erklärung...
...manchmal gibt es Hoffnung für die Welt... (aus: "Sommerherzen" von CITY / 2007)