Das was Du beschreibst ist wahrlich nicht schön aber auch nicht ungewöhnlich !
Passiert ja schließlich was in Körper und Seele ! Wahrscheinlich muß alles in Dir erstmal lernen , ohne den " Entspanner " und " Gefühlslügner " Alkohol auszukommen.
Es ist ein ganzes Stück authentisch und nicht weichgespült bzw. benebelt !
Hab' Geduld mit Dir !!!!!
Yonka
„Ein Psychotherapeut ist ein Mann, der dem Vogel, den andere haben, das Sprechen beibringt.“
Der fünfte Tag. Es geht ohne Alk. Aber es geht nicht gut. Nicht, weil ich trinken möchte, ich kann ohne Probleme im Supermarkt an den Weinflaschen vorbei laufen.
Nein, mir macht etwas anderes Probleme: Ich bin noch dünnhäutiger als sonst. Ein falsches Wort und ich fange an zu weinen. Dazu die übelsten Verspannungen in Rücken und Nacken. Zum Laufen kann ich mich nicht motivieren, ich habe Angst, ich kippe aus den Latschen. Was ist los mit mir?
Habe ich gedacht, jetzt beginnt ein neues Leben? Es ist immer noch das alte Leben, aber ich kann mich einfach nicht entschließen, es für mich zu nutzen.
Wo bleibt die Euphorie, von der Ihr sprecht? Liebe Grüße von Lichtblau
Hallo Lichtblau,
die Euphorie setzt normalerweise nicht in den ersten Tagen ein. Da ist der Körper noch mit der Entgiftung beschäftigt - und die ist nun mal nicht schön. Es ist ja kein überflüssiger Humbug, dass ein Entzug am besten in einer Klinik gemacht wird. Die Euphorie kommt meist erst danach - der Zustand ist sehr schön, aber das Ende davon ist auch gefährlich.
Und: Wenn Du nicht mehr säufst, hast Du selbstverständlich immer noch die normalen Lebensprobleme. Aber Du machst daraus durch das Saufen nicht noch mehr.
Ich habe in den letzten Tagen versucht das Forum leer zu lesen. Ist mir nicht ganz gelungen dank Eurem fleißigem Geschreibsel... Die Beiträge haben mich berührt, verstört, ermutigt, verärgert, bestätigt, traurig gemacht, zum Grinsen gebracht, halt alles, was die Gefühlspalette so hergibt. Also wie im Leben. Deshalb fühl ich mich ganz wohl hier.
Bis heute habe ich nix getrunken und auch keine typischen Entzugserscheinungen verspürt außer dieser bleiernden Schwere, die immer noch anhält. Ich überwinde mich täglich zum Laufen im Wald, komme aber leider nur wie ein Schneckchen vom Fleck. Naja, der Weg ist das Ziel, oder?
Bald ist mein Geburtstag, ich habe schon vor einiger Zeit ein paar Freunde eingeladen. Ich habe Angst vor einem neuen Absturz, vor Filmriss, dickem Kopf, Scham- und Schuldgefühlen. Ich weiß nicht, ob es mir gelingen wird, ohne Alk gut drauf zu sein, möchte mich aber momentan nicht vor den Freunden (mit denen ich z.T. beruflich verbandelt bin) outen.
ich kann nur für mich sprechen. Würde meinen Geburtstag absagen und mich nur um mich kümmern. Vielleicht einen Menschen treffen wollen, dem ich alles erzählen kann? Oder aber an meinem Geburtstag etwas tun was mir richtig gut tut. Entspannung, Massage ect. Kann verstehen dass du es nicht allen erzählen willst. Solltest du allerdings langfristig trocken bleiben wollen, kümmer dich um dich und dein Anliegen, der Rest ist erstmal nebensächlich.
Fragt sich bloß, zu welchen Gunsten... Und zu welchem Preis...
Du hast Angst vor Deinem Geburtstag. einmal vor Dir dann vor den anderen
Was ist Dir wichtiger ?
Was hindert Dich daran, eine alkoholfreie Party zu schmeißen ?
Warum schämst Du Dich ?
Scheiß Fragen, ich weiß !
Vielleicht helfen Dir Deine Antworten weiter?
Und wenn noch nicht , kann ich Dir sagen , was ich tun würde.
Ich würde mir, bar jeder Gewissensbisse, eine Ausrede einfallen lassen, den Tag dann eben nicht mit diesen Leuten, die das ja nicht wissen dürfen verbringen, sondern mich ganz elegant und entspannt abseilen um einen schönen aber trockenen Geburtstag zu verbringen !!!
DAS BIN ICH MIR WERT !!!!!
Liebe Grüße
Yonka
„Ein Psychotherapeut ist ein Mann, der dem Vogel, den andere haben, das Sprechen beibringt.“
das mit dem "outen" ist da so eine Sache - ich bin da nicht dran vorbei gekommen, und was habe ich mich geschämt! Erstaunlicherweise habe ich aber Akzeptanz erfahren und, was mich sehr beeindruckte, auch Achtung. "So, das hab' ich ja gar nicht gewußt" - "Das ist mir aber noch nie aufgefallen" und "Wenn ich mir das so überlege, ich glaube, ich trinke auch zuviel" und "Find' ich prima, dass Du da was für Dich tust". All' diese Antworten habe ich nicht erwartet.
Dein Geburtstag wird eine harte Prüfung. Mußt aber selbst entscheiden, was für Dich gut ist. Ein Treffen mit "uneingeweihten" Freunden wäre mich mich damals sicher fatal gewesen und hätte entsprchende Folgen gehabt - ich glaube nicht, dass ich da standhaft geblieben wäre. Nun stellt sich heute für mich die Fage aber nicht mehr.
Lichtblau, gehe da sorgsam mit Dir um, Du wackelst noch zu sehr, genau so wie ich damals und vielleicht der/die ein oder andere auch hier aus dem Forum.
Wir lesen uns.
LG Fv
Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.
ich hätte vor so einer Geburtstagsfeier auch Angst. Ich denke, dass diese auch berechtigt ist!
Du schreibst aber, dass es Freunde sind. Sind sie das? Dann werden sie Dich verstehen und unterstützen. Wenn sie das nicht tun...
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass mir nach einiger Zeit der Trockenheit von Menschen Achtung entgegengebracht wurde, von denen ich das nie erwartet hätte. Schätze, es liegt daran, dass man mich mittlerweile ernst nehmen kann. Ich bin jetzt einfach authentisch und mache weder mir noch anderen etwas vor.
Aber ich hatte anfangs auch eine Zeit, da dachte ich, ich wäre schwach. Mir ist aber schnell klar geworden, dass es ziemlich stark ist, einzugestehen, dass ich nicht allmächtig bin. Ich kann meiner Krankheit nicht sagen, dass sie weggehen soll. Ich kann sie nur annehmen und dafür sorgen, dass sie mich nicht umbringt.
Und eigentlich eine ganz einfache Tatsache: je mehr Menschen von meiner Krankheit wissen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass einer da ist und mir das Glas wegnimmt, sollte ich doch vom Suchtdruck überrascht werden.
Meine Erfahrung also kurz und knapp: wer Dich wg. Deiner Krankheit verurteilt, der kann Dir auch echt gestohlen bleiben.
Du möchtest, dass es Dir besser geht. Ich finde, dass ist Dein verdammtes Recht!
Wünsche Dir auf dem Weg alles Gute. Es lohnt sich!