ich lese hier schon seit Jahren mehr oder weniger still und leise mit, habe mir versucht Mut zu holen, manchmal etwas geschrieben und jahrelang versucht ebenso heimlich still und leise mit dem saufen aufzuhören. Klappte natürlich nicht. Was blieb waren die täglich guten Vorsätze ab morgen und dabei bin ich immer tiefer reingerutscht. Habe nur an drei Vormittagen die Woche gearbeitet und die freien Tage versoffen. Kind vor den Fernseher geparkt und ab gings. War dann im November 2006 bei der Suchtberatung. Dort hieß es dann ab in die Langzeit. Na das wollte ich doch nicht. Lieber heimlich still und leise und keiner solls merken. Also ambulante Therapie. Habe ich natürlich nicht in Angriff genommen, sondern bin heimlich still und leise weiter und tiefer abgerutscht. Im März kam dann das Aus. Job weg und keine Perspektive außer ich will nicht mehr, wo ist der nächste Balkon zum springen. Aber ich habe eine 9 Jahre alte Tochter und die braucht eine Mama. Vor allem eine die nicht säuft. Anfang April versuchte ich es nochmal ambulant über den Hausarzt mit Doxipin. Klappte 11 Tage lang. Aber da war ja mein "böser Mann" der sich nicht um mich kümmerte. Also wieder die Flasche angesetzt und dann war ich reif für die Langzeit bzw. den Antrag über die Suchtberatung. Ich wollte dann auch zur Entgiftung. Schaffte es nicht mehr bis Montag zum Hausarzt sondern kam Samstag mit dem Krankenwagen auf die Psychatrie in die geschlossene, weil auf der Alkstation kein Platz war. Dort bin ich 3 Wochen geblieben und dachte gleich, was brauchst du noch die 16 Wochen Langzeit. Der Antrag war inzwischen genehmigt worden. Also erst mal dort unter Vorwänden abgesagt. Hatte doch keine Kinderbetreuung. Da war aber dann die Kasse dahinterher. Aber vorher kam der Rückfall und zwar massiv. Also wieder ab ins Krankenhaus mit Krankenwagen und Polizei vorher, weil ich nur noch ausgerastet bin. Dann aber gleich auf die Entgiftung. Danach war ich "reif" für die Langzeit und wollte erst mal nur noch weg. Eine Woche habe ich noch mit Hilfe meines Vaters zuhause durchgehalten und bin auch von ihm nach Nordbayern genauer gesagt nach Hutschdorf bei Kulmbach (Suchtklinik für Frauen) gebracht worden. Und das war das Beste, was ich je gemacht habe. Einen ganzen Sommer lang hatte ich Gelegenheit mich um mich und meine Sucht zu kümmern und an mich heranzukommen. Heute weiß ich. Ich war schon rein gefühlsmäßig eine Laiche und wäre bald auch eine echte geworden. Ich lernte dort zu mir und meiner Sucht zu stehen und mußte erkennen, daß die Sucht immer da ist ("vor Hutschdorf = nach Hutschdorf"), das sich aber ein trockenes Leben lohnt. Ich bekam wieder Zugang zu meinen Gefühlen. Lernte wieder lachen und vor allem weinen und die Tränen flossen nicht zu knapp. Lernte viele wertvolle Menschen kennen und kann heute sagen. Alle aus meinem Umfeld wissen Bescheid, wer ein Problem damit hat, kann mir egal sein. Ich weiß jetzt auch wer meine Freunde sind und wer nur Schönredner letztere brauche ich nicht mehr. Das Leben ist nicht immer rosarot, aber es gibt keinen Grund deshalb zu saufen. Denn die Flasche habe immer ich mir selber an den Hals gesetzt, weder meine blöde Mutter, noch mein schwieriger Mann oder gar mein doofer Chef. Ich kann vor allem wieder offen und frei reden und offen durch die Straßen gehen. Ich sehe die Blumen blühen, den Mond, die Sonne und all das Schöne, was ich vorher nicht mehr wahrnehmen konnte und vor allem habe ich gemerkt, welches Potential in mir steckt und wieviel Zeit und Energie ich auf einmal zur Verfügung habe. All das ist noch neu für mich (bin erst seit 2 Wochen zurück). Und manchmal denke ich nur, wieso habe ich mich so lange dagegen gesträubt. Antwort: Ist eigentlich egal, denn irgendwann war ich einfach reif dafür. Ich will jedem nur Mut machen, nicht den Alleinkämpfer zu spielen und darauf zu warten, das ein Wunder geschiet. Vor allem es gibt keine Schuld !!! Diese 16 Wochen waren trotz vieler Tränen und trotz all der Anstrengung die schönsten und wichtigsten meines bisherigen Lebens. Heute weiß ich, daß mich der Alk bereits seit meiner frühen Jugend (bin heute 42 erster Rausch mit 14 ab 17 festigte sich das sogenannte Suchtgedächtnis) begleitet hat. An ein Leben vor dem Alk kann ich mich deshalb gar nicht mehr erinnern. Ich fange also jetzt mit 42 Jahren ein "ohne Alk Leben an" und hoffe, daß es so bleibt. Klar Rückfallgefahren gibt es immer und keiner ist davor gefeit. Ich versuche mich auch nicht an das "nie wieder" zu klammern sondern jeden Tag für sich zu sehen. Schrittweise sozusagen. Ich habe begriffen, daß ich mich immer gnadenlos überfordert habe und alles auf einmal wollte. Das ich voll rauspowerte und das ging dann nur noch mit Stoff. Vor allem wollte ich "everybodys darling" sein. Bei allem begehrt und beliebt und fühlte mich meist mieß und minderwertig. Bei allen lief das Leben wie am Schnürchen dachte ich, nur bei mir nicht. Ständig sah ich nur noch die Vergleiche mit den anderen. Auf mich kam es da gar nicht mehr an. Ich mußte nur noch funktionnieren und habe tatsächlich überfunktionniert. Ich war ein Roboter ohne Gefühl. Jetzt freue ich mich über jeden neuen Tag und gehe vor allem mit weniger Angst durchs Leben. Wenn ich mal Angst habe, dann stelle ich mir die Situation vor der ich Angst habe bildhaft vor und sage mir was kommt dann, was passiert wirklich wenn ... Vor allem mache ich mir klar, daß das was passieren könnte passiert ob ich nun voll bin oder nicht. Nur voll kann ich es noch schlechter bewältigen. Ich merke erst jetzt welche Energie mir der Alk all die Jahre geraubt hat. Es drehte sich ja nur noch ums besorgen, entsorgen und konsumieren, vor allem heimlich. All diese Anstrengung beherrschte mich total. Vom Geld das dafür drauf ging ganz abgesehen. Dafür habe ich 13 Stunden die Woche gearbeitet und mich von einem Personala ... von Chef schikanieren lassen. Denn ich war ja die kleine Wurst voll des schlechten Gewissens wegen Krankfeierns, saufens und all der Ausreden. Ich existierte gar nicht mehr als ich selber. Ließ mich auch äußerlich gehen, hatte starkes Übergewicht und war frustiert zu erkennen was aus der einst recht hübschen Maus geworden war. Alle waren für mein Elend verantwortlich und gaben mir immer neue Gründe zum Saufen. Im Grunde war es ein Selbstmord auf Raten, denn ich wollte nicht mehr leben. Vor allem ließ ich mir alles von jedem gefallen und redete allen nur nach dem Mund. Ja nicht aufmucken. Erst ab 3 Promille, dann aber heftig. Denn dann war ich ja so stark und über den Dingen stehend. Danach gings wieder ab ins hauseigene Mauseloch. Ich denke vielen hier geht und ging es so wie mir. Ich kann Euch nur raten, geht zur Suchtberatung, macht eine Entgiftung und scheut die Langzeit nicht. Es lohnt sich auf jeden Fall. Ich wünsche Euch allen Mut zur Genesung und einen guten Weg in ein neues Leben ohne Alk. Ich bin heute fest davon überzeugt, daß es sich lohnt.
Euch allen noch eine gute Nacht und vor allem gute 24 Stunden,
Bei nicht wenigen, die hier an board aufschlagen, ist genau diese Option Suchtberatung und dann LZT, sehr angstbesetzt. Ich hoffe mal, dass jetzt ganz viele, die vor der Entscheidung stehen, Deinen eindrucksvollen Bericht gelesen haben. Das, was Du schreibst, macht Mut zur Thera und vor allen Dingen auch Mut zum Leben!
LG
Christoph
[ Editiert von Elefantino am 17.10.07 9:22 ]
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
hallo Vera vielen Dank für deinen offenen Beitrag. Er hat mich sehr berührt und ich freue mich für dich, dass du einen gewaltigen Schritt auf deinem Weg geschafft hast. Weiter so Gruß Ruby
ganz ähnliche Gefühl hatte und habe ich immer noch. Ich habe ja "nur" eine ambulante Therapie gemacht, die aber immerhin fast ein Jahr gedauert hat und sehr intensiv war.
Auch für mich war das eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
Ich freu mich für dich und wünsch dir alles Gute für dein zweites Leben!!
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
ZitatMinni:"Alle aus meinem Umfeld wissen Bescheid, wer ein Problem damit hat, kann mir egal sein. Ich weiß jetzt auch wer meine Freunde sind und wer nur Schönredner letztere brauche ich nicht mehr. Das Leben ist nicht immer rosarot, aber es gibt keinen Grund deshalb zu saufen."
das sehe ich genau so.
ZitatMinni:"Ich kann vor allem wieder offen und frei reden und offen durch die Straßen gehen. Ich sehe die Blumen blühen, den Mond, die Sonne und all das Schöne, was ich vorher nicht mehr wahrnehmen konnte und vor allem habe ich gemerkt, welches Potential in mir steckt und wieviel Zeit und Energie ich auf einmal zur Verfügung habe."
und das ist es.
Respekt, Minni, weiter so, und bleib' dem Forum auch erhalten. Ich möchte gerne wieder von Dir zu den verschiedenen Themen hier lesen.
LG Fv
Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.
klar alles was ich in den letzten Monaten gehört und erlebt habe geht mir immer wieder im Kopf herum auch nachts träume ich von Hutschdorf. Oft war es auch so, daß mir Dinge gesagt wurden, die mir nicht gerade passten. Das schmeckte erst mal gar nicht. Aber immer wieder mußte ich feststellen, daß dabei der berühmte Nagel auf den Kopf getroffen wurde. Ich bin so ein typischer Perfektionist mit hohen Ansprüchen an mich und die Umwelt. Ich bin sozusagen der "Überfunktionierer" schon als Kind hieß es "mach Du das Du hast die Verantwortung ect. " und wie gerne habe ich die auch immer übernommen und perfekt funktioniert bzw. wollte das. Der Dank blieb dafür leider aus. Wieso auch. Dann kam der Frust und dem folgte der große Suff. Decke über den Kopf und die böse Welt drausen lassen. Denn die alle waren ja Schuld an meinem Elend. Ich i wo. Ich war schon vor 10 Jahren reif für die Langzeit. Aber ein Alkoholproblem. Ich doch nicht. Das hatte alles nur mit meinem falschen Leben zu tun. Kein Partner, keine eigene Familie und den falschen Job. Ich dachte wirklich, ich müßte nur mein Leben umkrempeln und alles wäre in Butter. Der Suff sozusagen wie weggeblasen. Ein Übergang einer schwierigen Phase. So dachte ich 1997, heiratete, bekam ein Kind, bin umgezogen, habe den Job und das gesamte Umfeld verlassen, mich in ein "neues Leben" als Hausfrau und Mutter gestürzt. Aber der Suff war allgegenwärtig immer da. Zuerst nur abends. Das verdiente Feierabendbier. "Das hatte ich mir doch verdient" schließlich trank mein Mann es ja auch. Also zusammen und immer mehr. Wenn er blau von einem Fest oder aus der Kneipe kam hatte ich doch allen Grund mir auch einen hinter die Binde zu gießen. Das war dann mein perfektes Alibi. Und dann natürlich immer wieder meine "bösen Eltern" dich mich immer hatten zu kurz kommen lassen. Nur ich habe mich selber zu kurz kommen lassen. 2003 fing es dann auch tagsüber an. An den freien Tagen. Da hatte ich mir das doch auch verdient. Ich rutschte immer mehr ab, wollte täglich aufs Neue aufhören und konnte es nicht. Das Elend in mir war perfekt, doch ich mußte noch viel einstecken um "reif für die Rea zu werden". Ich mußte physich und psychisch so richtig am Ende sein. Wenn ich getrunken hatte, dann war ich zunächst stark und konnte die Welt aus den Angeln heben, hatte 1000 Pläne und Ideen im Kopf. Das ging doch auch nur mit dem entsprechenden Sprit im Blut. Wer war ich sonst. Ich wußte es bald nicht mehr. Meine Bezugstherapeutin fragte mich nach dem 1. Einzelgespräch, ob ich überhaupt noch etwas fühle bei all dem was ich ihr ganz brav und ehrlich erzählte - schließlich wollte ich ja auch ganz ordentlich Therapie machen und vor allem alles richtig machen. Nur keine Schwachheiten. Ich fühlte nichts mehr. Sie erklärte mir dann, daß ich erst einmal wieder Kontakt zu meinen Gefühlen bekommen müßte und das tat weh. Nach 4 Wochen mußte ich plötzlich weinen und wußte gar nicht warum einfach so. Ich wurde regelrecht dünnhäutig und das machte mir zunächst Angst. Aber da war immer jemand da mit dem man professionel reden konnte. Auch am Wochenende hatte immer eine Therapeutin Dienst und da bin ich auch wiederstrebend hin. Dabei wollte ich doch stark sein und wie immer alles mit mir ausmachen. Nur keine Schwachheiten zeigen. Das machen die anderen aber ich doch nicht. Schließlich hatte ich doch gelernt zu funktionieren. Allen wollte ich es recht machen. Kein Dienst, keine Pflicht war mir zu schade. Da kamen sie alle Vera kannst Du, weißt Du ect. ... Ich war total erschöpft. Da mußte ich lernen auch mal nein zu sagen. Das war auch verdammt schwer und auch mal loszulassen. Ich mußte nicht mehr perfekt sein, durfte auch mal 5 Grade sein lassen. Ein Therapeut fragte mich mal Freitags als wir alle von unseren Wochenendplänen sprachen "Können sie das überhaupt noch genießen. Sie sind so taff und starten so voll durch. Nehmen sie es etwas leichter." War ich sauer auf ihn. Ich hatte doch alles richtig gemacht und die ganze Therapie bierernst genommen. Ist sie ja auch. Da konnte ich noch nicht wieder lachen. Am wenigsten über mich selber. Er erklärte mir dann: Viele hier nehmen alles zu leicht, bei ihnen liegt der Fall gerade umgekehrt. Sie tragen alle Last der Welt alleine auf ihren Schultern und brechen dabei zusammen. Die fehlende Leichtigkeit haben sie sich im Suff geholt. Das saß! Dann durfte ich lernen meinen Körper wieder zu spüren vor allem wo es weh tut. Ich lernte zu entspannen und stellte vor allem eines fest. All den Frust, die Traurigkeit, die Verzweiflung, die Schwere meiner Situation, erlebte ich erstmals ohne Alk und konnte sie erleben, spüren und wahrnehmen und bin nicht dabei kaputt gegangen, denn mit jedem neuen Tag war ich wieder da nüchtern und klarer als je zuvor. Da merkte ich. Mensch es geht ohne Alk. Du kannst das alles ertragen ohne dabei trinken zu müssen und fühlst Dich sogar noch besser danach als je zuvor. Das Gefühl habe ich mir bewahrt. Wenn ich all das aushalten kann, dann geht es auch zuhause außerhalb der "Hutschdorfkäseglocke" auszuhalten. Ich habe ja gemerkt vor allem gespürt, das es geht. Und genau diese Erkenntnis habe ich mir mit nach Hause genommen. Wie oft hatte ich Angst vor allem Möglichen und dachte ich könnte es nicht ertragen. Und jetzt denke ich wie sieht die Angst aus, was passiert wenn und siehe da es ist dann gar nicht mehr so schlimm und die Angst schwindet schon etwas. Immer wieder wird mir dann bewußt, was ich in den 16 Wochen ohne Alk spüren, denken und erleben konnte und habe es erleben können. Das hat mir Selbstbewußtsein und Kraft gegeben vor allem Zuversicht. Vor allem hatte ich Angst vor unvorhergesehenen Vorfällen. Dann denke ich jetzt Gut Du steckst in Deinem Leben nicht drin und weißt nicht, was es noch so alles an Tiefschlägen für Dich bereit hält. Aber: Dein Schicksal ist für Dich bestimmt ob Du dabei säufst oder nicht. Nur: saufend wirst Du es schlechter ertragen als nüchter. Mir hilft das ungemein. Dann waren da noch die lieben Mitpatientinnen mit all ihren Schicksalen. Oft dachte ich mir dann: eigentlich bist Du bisher noch ganz gut weggekommen, wenn Du das hörst. Du hast ganz schön oft auch Glück im Leben gehabt. Und dann mußte ich nicht mehr bei allen beliebt sein. Ich lernte endlich die zu sein die ich bin mit meinen Licht- und Schattenseiten und kam gut damit zurecht. Das stärkt auch ungemein. Ich habe viele wertvolle Menschen kennenlernen dürfen, Freunde gefunden und gute Gespräche geführt wie nie zuvor. Wir konnten auch lachen und albern sein und das war so schön - ohne Alk. Ich konnte mal das spüren was mir gut tat und mich daran freuen. Jetzt zuhause denke ich immer "Step by step Vera" Früh bin ich oft sehr fit und wenn es dann reicht denke ich mir o.k. das erledigst du morgen, in drei Tagen nächste Woche. Ich muß nicht mehr alles zugleich machen. Ich kann es schrittweise angehen und Prioritäten setzen und die Hauptpriorität bin erst mal ich. Wenn ich müde und ausgepowert bin und es genug ist, dann ist das eben so und ich kann es auch sagen. Wem das nicht gefällt. O,k. Vor allem ich kann sagen, was ich möchte und was nicht ohne mir den Kopf zu machen, daß jemand sauer ist. Man muß sich dann nicht erst besaufen um aller Welt mal so richtig die Meinung zu geigen, weil das Faß am überlaufen ist. Und das wird erstaulich gut akzeptiert. Ich freue mich auf jeden nüchternen Tag und lege am morgen danach etwas in mein Sparschwein. Davon kaufe ich mir in einem Jahr ein Fahrrad und radle gegen den Wind davon. Momentan laufe ich jeden abend gut 1 Stunde und lasse dabei die Gedanken frei fließen und danach geht es mir gut. Euch allen noch gute 24 Stunden und gute Nacht.
für Deine Rea wünsche ich Dir viel Erfolg. Ich bin sicher, es lohnt sich für Dich genauso, wie es sich für mich gelohnt hat. Das man am Anfang aufgeregt ist, ist wohl normal.
Aber wenn Du erst mal dort angekommen bist und merkst, daß Du nicht alleine bist, schwindet auch die anfängliche Angst. Vor allem bist Du bestimmt nicht die Einzige, die neu dorthin kommt und nach Dir kommen immer "Neue" nach. Man sitzt sozusagen in einem Boot. Und was mir geholfen hat. Die haben hier alle das gleiche Problem wie ich.
Das ist nicht so wie "drausen" wo ich immer dachte nur ich bin so ein versoffener Idiot und bei den anderen läuft alles wie am Schnürchen bzw. die bekommen ihre Sucht alleine und ohne Rea in Griff.
Dieses "in einem Boot sitzen" hat mir anfangs sehr geholfen. Ich kam mir einfach nicht so alleine vor. Und noch etwas. Bei 80 % der Frauen, die ich dort getroffen haben, hätte ich "drausen" nie im Leben ein Alkoholproblem vermutet. Das waren teilweise ganz normale Menschen wie "Du und ich" mit "teilweise den gleichen normalen Probelemen" wie wir und auch nichttrinkende Mitmenschen sie auch haben.
Unsere Probleme zu teilen und sie dann gemeinsam zu meistern hilft ungemein.
Nach 10 Wochen war ich mir oft gar nicht mehr bewußt, daß ich in einer Suchtklinik für alkoholkranke Frauen bin. Da war dann der ganze Tagesablauf schon so normal, daß es mir eher wie ein Internat fern von zuhause vor kam. Ehrlich da ging es um so vieles neben dem Alkohol (denn der ist ja meist nur das Ventil, das wir uns gesucht haben, weil wir unsere tiefer sitzenden Probleme nicht in den Griff bekamen), daß ich mich manchmal direkt daran erinnern mußte, warum ich eigentlich dort bin.
Klingt jetzt vielleicht verrückt für Dich, aber so war es wirklich.
Dir das Allerbeste und das Du eine gute und wertvolle Zeit erleben darfst.
auch ich kann mich in deinem Bericht gut wiederfinden. Gerade der Teil mit dem Perfektionismus und dem Nicht-mehr-erkennen der Gefühle, das kenne ich nur zu gut.
Ich finde es schwer, Gefühle wieder zu erlernen. Toll das du das (und nicht nur das) geschafft hast.