für mich wars früher ganz normal, daß ich trinke, und heute ist es ganz normal, daß ich nicht trinke.
Zuerst hab ich mir beim trinken nix gedacht, weil ich ich halt in einer "trinkenden Gesellschaft" aufgewachsen bin, das heisst Alkoholgenuss war für die Erwachsenen in meinem Umfeld was ganz gewöhnliches und tägliches und ich bin da erstmal einfach reingewachsen. Paar Drogen dazu...
Es dauerte mehr als 25 Jahre, bis ich an nem Punkt war, an dem ich keine Lust mehr dazu hatte...und ich hatte Gründe, keine Lust mehr zu haben
Jetzt bin ich ein paar Jahre nüchtern, und das ist für mich so gewöhnlich wie früher das "Feierabendbier" oder irgendeine andere Gelegenheit zum Trinken. Will sagen, es beschäftigt mich nicht sonderlich.
Trotzdem passiert es, daß ich neben einem sitze, und der trinkt nen besonders guten Tropfen, und das würde mich auch grade anmachen. Das sind Situationen, die kannst Du nicht im voraus ausräumen, sondern da musst Du in dem Moment wissen, wo Du stehst. Das ist, wie wenn Du gemütlich mit dem Auto fährst und plötzlich kommt einer von rechts...Du brauchst eine gewisse Aufmerksamkeit, aber das ist auch Gewöhnung.
ZitatGepostet von Pumuckeline Das mit dem "Loslassen" hat mich beschäftigt, zumal ich dieses Thema schon . . . Also muss Loslassen wohl doch der kleine geheime Schalter im Gehirn sein, der sich ab und zu von alleine betätigt. Manchmal finden wir diesen Schalter sogar, aber wir können ihn nicht betätigen. Das können nur die kleinen fleissigen Männchen im Keller (auch Unterbewusstsein genannt), zu denen unser rationales Denken keinen Zutritt hat. .[/b]
Bei mir war das so: 1. Ich bin für mein Leben verantwortlich, ohne wenn und aber. 2. Da schleichen sich jedoch mehr und mehr Hindernisse ein, und dieses in Abhängigkeit von der Zeit. 3. Da half Alk, zunehmend immer mehr und öfter. 4. Meine Diskrepanz war, dass ich die beiden Faktoren nicht mehr in Übereinstimmung bringen konnte: Verantwortung für mich selber, jedoch ohne Alk. 5. Folge war Zusammenbruch, seelisch und moralisch, mit dem Ergebnis: "loslassen musst du, Max, so wie bisher geht deine Fuhre direkt zum Höllentor" 6. Dieses gelang auch, mit Hilfe trockener (freundlicher!) Alkis. Ab da entwickele ich mich zufrieden. Max
Zitat Zuerst hab ich mir beim trinken nix gedacht, weil ich ich halt in einer "trinkenden Gesellschaft" aufgewachsen bin, das heisst Alkoholgenuss war für die Erwachsenen in meinem Umfeld was ganz gewöhnliches und tägliches und ich bin da erstmal einfach reingewachsen.
Naja, unsere Gesellschaft trinkt nunmal. Alkohol gehört fast in jedem Haushalt dazu, auf jeder Feier, in jedem Restaurant. Und nicht jeder, der Alkohol regelmässig zu diversen Anlässen konsumiert, ist automatisch ein Alkoholiker.
Jeder Mensch erlaubt auch Zeiten im Leben, wo gesoffen wird ohne Ende...denkt doch mal an Eure Jugend zurück. Ich selber (Bj. 69) hatte in den 80ern eine Clique, in der es absolut normal war, sich am Wochenende die Birne zuzuschütten. Als die Jungs dann zum Bund kamen....da hat doch jeder gesoffen wie ein Loch. Und wieviel Sektflaschen sind bei uns Mädels durchgegangen, vor allen Dingen in Zeiten hochsensiblen Liebeskummers, halt einfach mal den Frust wegsaufen.
Keiner von denen, die ich von damals noch kenne, hat in irgendeiner Form eine Säuferkarriere angefangen. Alkohol wird in meinem Umfeld als Genussmittel genutzt, sicherlich gabs die ein oder andere Feier, in der dann tatsächlich mal so richtig Komasaufen veranstaltet wurde, aber auch das schätze ich durchaus noch als "normal" ein.
Wo ist also die Grenze bzw. die Weggabelung, bei der sich Alkoholiker und Nicht-Alkoholiker trennen? Die Medizin und die Psychologie verfügen hier über äusserst forensische Analysen.....aber ob die dem realen Leben standhalten?
Ich habe eine 14jährige Tochter, die gerade dabei ist, das Cliquenleben und das damit verbundene Disco-, Party-, und auch Alkoholleben kennenzulernen. Muss ich jetzt befürchten, sie wird Alkoholikerin, nur weil es auf der letzten Geburtstagsfeier eines Freundes statt Cola und Säfte auch Bier gegeben hat? Nö....ich denke mal, Alkoholiker wird man auf andere Art und Weise...oder?
LG, Pumuckeline
Wo kämen wir denn hin,wenn jeder nur sagte: "Wo kämen wir denn hin", und keiner sich aufmachte, um nachzuschauen,wo wir tatsächlich hinkämen, wenn wir nur gingen.
ZitatGepostet von Pumuckeline [quote] Nö....ich denke mal, Alkoholiker wird man auf andere Art und Weise...oder?
ich persönlich habs mehr mit der Neurobiologie/Hirnchemie als mit der Psychologie...obwohl ich der Psychologie nicht ihre Berechtigung abspreche, aber das möchte ich jetzt nicht weiter vertiefen.
Worauf ich raus will: Alkohol ist eine Droge, ein Zell- und Nervengift, das an bestimmten Bereichen des Hirns angreift, je nach Disposition des Einzelnen mehr oder weniger.
Jedenfalls gibt es durchaus Zusammenhänge zwischen der Verfügbarkeit des Alkohols und der Anzahl der sich entwickelnden Alkoholiker. Und es ist unbestritten, daß am Ende um so mehr Alkoholiker rauskommen, je mehr irgendwo gesoffen wird. Das heisst, zum Teil brauchen die Leute nur unterschiedliche Mengen, um abhängig zu werden.
Irgendwo heisst das dann "multifaktorielles Modell"..ein Faktor ist die Wirkung des Alkohols an sich, ein Faktor ist die persönliche Disposition des Einzelnen und ein Faktor ist die Gesellschaft, in der er lebt und wieviel Konsum da für "normal" gehalten wird.
ZitatMax schrieb: 4. Meine Diskrepanz war, dass ich die beiden Faktoren nicht mehr in Übereinstimmung bringen konnte: Verantwortung für mich selber, jedoch ohne Alk.
Also das mit der Verantwortungslosigkeit sich selbst gegenüber ist ja so ne Sache, nech? Kein Mensch handelt verantwortungsvoll sich selbst gegenüber. Das fängt an mit dem 1000-kcal-Cheeseburger bei Burger King um die Ecke, den man sich schnell mal eben zwischendurch reintut, geht weiter über die täglichen Zigarettchen, die man als Raucher so zum Überleben braucht bis hin zum morgens nach dem Duschen angezogenen Stringtanga, obwohl Omma doch immer gesagt hat "Mädchen, du musst dir ein warmes Unterwams anziehen, sonst kriegst du es noch an den Nieren".
Wo fängt Verantwortung also an und wo hört sie auf? Jeder einzelne Sargnagel, den ich mir zwischen die Lippen schiebe und der meine Lunge verrecken lässt, ist verantwortungslos. Jeder Besuch im Schnellimbiss ist verantwortungslos. Und sogar die Wahl meiner Unterwäsche ist verantwortungslos. Oder müssen wir hier jetzt tatsächlich unterscheiden zwischen "wenig verantwortungslos", "sehr verantwortungslos" und "ganz doll schlimm verantwortungslos"?
ZitatWeiterhin schrub Max: 5. Folge war Zusammenbruch, seelisch und moralisch, mit dem Ergebnis: "loslassen musst du, Max, so wie bisher geht deine Fuhre direkt zum Höllentor"
Das was du als Fuhre zum Höllentor bezeichnest, war bei mir immer die Schlachthausrutsche direkt ins Schlachthaus. Aber trotz dieses Wissens kann man dennoch nicht einfach loslassen. Was in der Theorie so einfach erscheint, scheitert in der Praxis erbärmlich.
Loslassen kann man nicht lernen wie Fahrrad fahren....Verstand und Gefühl, bzw. Handeln sind schon immer erbitterte Feinde gewesen. Und eher friert die Hölle zu, als dass diese beiden Feinde sich jemals vertragen werden.
Loslassen können passiert von ganz alleine, das ist so wie mit Männern mit Erektionsstörungen (hüstel)...je doller man will, desto weniger klappts. Und dann, wenn man(n) selbst nicht mehr dran glaubt, schwups, passierts. Peinlich wirds dann nur, wenns in einer öffentlichen Sauna passiert...
LG Pumuckeline
Wo kämen wir denn hin,wenn jeder nur sagte: "Wo kämen wir denn hin", und keiner sich aufmachte, um nachzuschauen,wo wir tatsächlich hinkämen, wenn wir nur gingen.
ät Minitiger: Aber meinst du nicht, dass deine Theorie letztendlich doch wieder in den psychologischen Bereich geht?
ät Faust: Ja, für meine eigene persönliche Situation habe ich die Begründung gefunden. Oder sagen wir mal eher "Schuld" statt "Begründung".
ät Alle: Ich bin der Überzeugung, dass erst gewisse Faktoren zusammenkommen müssen, damit ein Mensch überhaupt abhängig vom Alkohol werden kann. Jemand der sich abends 2 Fläschchen Bier vor dem Fernseher gönnt ist genausowenig Alkoholiker wie jemand, der sich regelmässig Samstags abends in der Disco die Kante gibt. Missbrauch fängt erst dann an, wenn diverse andere äusseren und inneren Umstände zusammentreffen und man das alles zusammen überhaupt nicht mehr auf die Kette kriegt. Also ich kenne wenig Alkoholiker, die abhängig geworden sind, nur weil es so gut schmeckt. Die meisten sind doch nur an der Wirkung interessiert. Und diese Wirkung "braucht" man halt in gewissen Lebenslagen (oder -krisen). Und wer dann das Maß nicht halten kann...dann wirds gefährlich.
LG Pumuckeline
Wo kämen wir denn hin,wenn jeder nur sagte: "Wo kämen wir denn hin", und keiner sich aufmachte, um nachzuschauen,wo wir tatsächlich hinkämen, wenn wir nur gingen.
Jemand der sich abends 2 Fläschchen Bier vor dem Fernseher gönnt ist genausowenig Alkoholiker wie jemand, der sich regelmässig Samstags abends in der Disco die Kante gibt.
LG Pumuckeline[/b]
Hallo Pumukel Da würde ich dir widersprechen. Denn dann bin ich auch kein Alkoholiker Ich habe mir nur alle 3monate, für eine woche die birne weg geschossen. Und glaub mir ich war in der woche schlimmer, wie jemand der jeden tag trinkt. Und ich brauchte noch eine woche um mich runter zu bekommen.
LG FITTI
Liebe Grüße Friedhelm:Ich bin ein Mensch und nicht der Alkoholiker:gut: :grins2:und schreibfehler bei eby versteigern:sly:
Zitatund wer dann das Maß nicht halten kann...dann wirds gefährlich...
also bei mir hatte Sucht damit überhaupt nichts zu tun. Hört sich für mich so an wie, wenn das Übermaß da ist wirds zum Problem? War das erst da bei dir so? Bei mir fing die Sucht an, als ich nicht mehr frei in meinen Entscheidungen war, will ich Alkohol trinken oder nicht. Hatte mit der Menge nicht so viel zu tun..... Gruß Ruby
ZitatMax schrieb: 4. Meine Diskrepanz war, dass ich die beiden Faktoren nicht mehr in Übereinstimmung bringen konnte: Verantwortung für mich selber, jedoch ohne Alk.
Wo fängt Verantwortung also an und wo hört sie auf? [quote
Loslassen können passiert von ganz alleine, das ist so wie mit Männern mit Erektionsstörungen (hüstel)...je doller man will, desto weniger klappts. Und dann, wenn man(n) selbst nicht mehr dran glaubt, schwups, passierts. Peinlich wirds dann nur, wenns in einer öffentlichen Sauna passiert... LG Pumuckeline[/quote] Ich meinte jene Verantwortung im ganzen im Sinne von ich will mein Leben gestalten, oder leben.
und "loslassen" passiert durchaus von alleine (im Sinne von ich kann es nicht denken), oder auch nicht (säuft auf Abriss!). Ich denke man benötigt dazu einen zweiten Menschen, welcher dir keinen Vorwurf macht, alles nicht moralisch sieht sondern als krank, und der dich ermutigt, und an welchem du dich (erstmal) orientieren kannst. Max
ZitatGepostet von Pumuckeline Ich bin der Überzeugung, dass erst gewisse Faktoren zusammenkommen müssen, damit ein Mensch überhaupt abhängig vom Alkohol werden kann. Und wer dann das Maß nicht halten kann...dann wirds gefährlich. LG Pumuckeline[/b]
Da ich aber alkoholkrank geworden war, ist es mir völlig schnurz wie das nun kam, Hauptsache ist ich weiß wie ich dises zum Stillstand bringe. (wobei mich natürlich interessiert wieso gerade ich, aber das ist reines Interesse, es hat mit gesund oder nicht gesund nichts zu tun bei mir. Dan gibt es so manche/n, der/die meint, dass wenn ich erst weiß wie das kam, dann könnte ich ja kontrolliert usw. Nee, nee, geht nicht). Max
ZitatGepostet von Pumuckeline ät Minitiger: Aber meinst du nicht, dass deine Theorie letztendlich doch wieder in den psychologischen Bereich geht?
ja, es geht Hand in Hand. Die Psychologen, die ich in diesem Zusammenhang - also Sucht - kennengelernt habe, die waren da übrigens auch ziemlich pragmatisch...jede Psychologie hat ihre körperliche Grundlage.
Sehr verbreitet und einleuchtend fand ich das Modell des "erlernten Verhaltens"...wenn Du das Trinken/Drogen anfänglich als sehr angenehm empfindest - egal warum, ob wegen Problemen oder wegen der euphorisierenden Wirkung - , dann bildet sich so ne Erwartungshaltung aus, wenn ich konsumiere, dann..., ausserdem bist Du nicht so sehr gezwungen, Handlungsalternativen oder Ziele zu entwickeln, um Dich gut zu fühlen, wenn Du einfach zum Dealer gehen kannst, kannst also ein Stück weit in Deiner Entwicklung stehenbleiben und das fehlt Dir dann später, wenn das Trinken zum Problem wird. Und Bewährtes lässt "man" ja auch nicht einfach sausen, sondern hofft lange, daß "man" es nur wieder richtig machen muss, damit es wieder "hilft". .
Ja, das ist Psychologie, setzt aber wieder auf dem Neurotransmitterverhalten im Belohnungszentrum auf.
ZitatFitti schrub: Da würde ich dir widersprechen. Denn dann bin ich auch kein Alkoholiker Ich habe mir nur alle 3monate, für eine woche die birne weg geschossen. Und glaub mir ich war in der woche schlimmer, wie jemand der jeden tag trinkt. Und ich brauchte noch eine woche um mich runter zu bekommen.[/b]
Folglich ist also jemand, der abends seine 2 Fläschchen Bier trinkt, Alkoholiker? Und jeder, der sich Samstag abends in der Disco oder Kneipe einen kippt, auch?
Nee...nee...nee...ich glaube weiterhin, dass erst verschiedene Faktoren zusammentreffen müssen, damit sich jemand das Rangabzeichen "Alkoholiker" verdient hat.
Gabs denn Gründe, warum du dir so regelmässig die Birne weggeschossen hast?
LG Pumuckeline
Wo kämen wir denn hin,wenn jeder nur sagte: "Wo kämen wir denn hin", und keiner sich aufmachte, um nachzuschauen,wo wir tatsächlich hinkämen, wenn wir nur gingen.