Sehr verbreitet und einleuchtend fand ich das Modell des "erlernten Verhaltens"...wenn Du das Trinken/Drogen anfänglich als sehr angenehm empfindest - egal warum, ob wegen Problemen oder wegen der euphorisierenden Wirkung - , dann bildet sich so ne Erwartungshaltung aus, wenn ich konsumiere, dann..., ausserdem bist Du nicht so sehr gezwungen, Handlungsalternativen oder Ziele zu entwickeln, um Dich gut zu fühlen, wenn Du einfach zum Dealer gehen kannst, kannst also ein Stück weit in Deiner Entwicklung stehenbleiben und das fehlt Dir dann später, wenn das Trinken zum Problem wird. Und Bewährtes lässt "man" ja auch nicht einfach sausen, sondern hofft lange, daß "man" es nur wieder richtig machen muss, damit es wieder "hilft".
Deine Erklärung trifft genau das, was ich meine. Einfach mal Alkohol trinken, macht keinen Alkoholiker aus. Erst wenn Alkohol als "Krücke" zur Bewältigung von Alltags- und sonstigen Problemen genutzt wird, wirds kritisch. Ich z.B. musste mich sehr lange mit finanziellen Problemen auseinandersetzen. Mahnbescheide, Vollstreckungsbescheide, Gerichtsvollzieher....letzendlich haben wir uns schon fast geduzt . Als es anfing, hatte ich schreckliche Angst, wusste gar nicht, was ich tun sollte. Habe bei den Gläubigern angerufen, jedesmal mit Herzklopfen und stockender Stimme und recht wenig überzeugend. Irgendwann merkte ich, dass Alkohol locker macht...ich wirkte selbstbewusster, hatte (angeblich) klareres Denken für die Lösung meiner Probleme und sämtliche Gespräche mit den Gläubigern verliefen durch meine Lockerheit einfach nur positiv. Tja...das war der "Lerneffekt" - Alkohol machts Leben froh. Also wurde diese Krücke für alle möglichen Lebenslagen eingesetzt. Das geht ne Weile gut, aber dann....
LG Pumuckeline
Wo kämen wir denn hin,wenn jeder nur sagte: "Wo kämen wir denn hin", und keiner sich aufmachte, um nachzuschauen,wo wir tatsächlich hinkämen, wenn wir nur gingen.
einer meiner Altvorderen meinte, dass "der Alkoholiker" bereits beim allerersten Mal Alk anders trank als "der Normalo" - der war 40 jahre Suchtarzt. Naja?
Nicht alles, was vor dreissig oder vierzig Jahren geglaubt wurde, muss richtig sein, Max. Was nicht heisst, daß wir heute allwissend wären, aber weniger ist es vermutlich nicht geworden.
Vor allem half das, was damals Stand des Wissens war, nur nem winzigen Bruchteil der Säufer. Ich bin mir nicht sicher, daß das so bleiben muss, nur weils schon immer so war.
ZitatGepostet von Max mX aber nicht alles Neue ist richtig, max
wollte ich damit auch nicht behauptet haben. Wobei mir das Verständnis der körperlichen Zusammenhänge erst mal viel mehr bei der Einsicht zur Notwendigkeit des radikalen Bruchs geholfen hat wie der Vergleich mit Anderen, mit denen ich mich doch meist nicht identifizieren konnte.
"Die Wissenschaftler entdeckten nun, dass Alkohol nicht nur zum Zelltod führt, sondern auch den Prozess der Regeneration von Zellen im Gehirn verhindert. Allerdings sei dieser Vorgang umkehrbar – mit Beendigung der Alkoholzufuhr kehre die Fähigkeit des Gehirns, neue Nervenzellen zu bilden, auch wieder zurück." ... "Wenn Alkoholikergehirne den Konsummissbrauch regelrecht erlernt haben, könnte der Prozess auch umkehrbar sein. Man trainiert den Missbrauch wieder ab, auch ohne Medikamente."
tommie
Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.
Zitat[i] Also das mit der Verantwortungslosigkeit sich selbst gegenüber ist ja so ne Sache, nech? Kein Mensch handelt verantwortungsvoll sich selbst gegenüber.
Wo fängt Verantwortung also an und wo hört sie auf? Jeder einzelne Sargnagel, den ich mir zwischen die Lippen schiebe und der meine Lunge verrecken lässt, ist verantwortungslos. Jeder Besuch im Schnellimbiss ist verantwortungslos. Und sogar die Wahl meiner Unterwäsche ist verantwortungslos. Oder müssen wir hier jetzt tatsächlich unterscheiden zwischen "wenig verantwortungslos", "sehr verantwortungslos" und "ganz doll schlimm verantwortungslos"? [/b]
Hi Pumuckeline,
Du verallgemeinsert - möchtest du wirklich für andere enscheiden, was für diese verantwortungslos ist? Liest sich für mich so.
Jeder Mensch trägt für sich selbst die Verantwortung. Und weil ich ab und zu mal zu Mc D. gehe heisst noch lange nicht, dass ich in dem Moment verantwortungslos mir selbst gegenüber handele. Ich habe das für mich so entschieden und trage auch die Verantwortung. Sofern es eine Konsequenz nach sich zieht für einen Mac X
Adriana
...auch lange Zeit "Ernährungsideologin und Besserwisserin" gewesen. GsD vorbei. Für mich und für meine näher stehenden Mitmenschen
ZitatGepostet von minitiger2 . . . Wobei mir das Verständnis der körperlichen Zusammenhänge erst mal viel mehr bei der Einsicht zur Notwendigkeit des radikalen Bruchs geholfen hat wie der Vergleich mit Anderen, mit denen ich mich doch meist nicht identifizieren konnte. [/b]
Einig! Egal ob Körper oder Seele verbogen war - wenn ich morgens nach dem Aufstehen dermaßen zittere, dass ich mich nicht mal ordentlich anziehen kann, geschweige denn das erste Glas Schnaps anheben knn, ohne das meiste zu verschütten, dann sind die Gründe dafür schnurzegal. Aber nuir alleine 'psychologisch' ist auch mein Fall nicht, weil Einheit von Körper, Psyche und Seele ist schon o.k. Max
ZitatGepostet von fitti Hallo Pumukel Da würde ich dir widersprechen. Denn dann bin ich auch kein Alkoholiker Ich habe mir nur alle 3monate, für eine woche die birne weg geschossen. Und glaub mir ich war in der woche schlimmer, wie jemand der jeden tag trinkt. Und ich brauchte noch eine woche um mich runter zu bekommen.
LG FITTI[/b]
Hi, Fitti - heut verfolg ich dich Dann war ich auch nie Alkoholikerin. Hab mich auch "nur" ab und zu weggeschossen. Aber wenn, dann richtig. Was ich mache, mach ich ganz und mit Herzblut
Einer, der jahrzehntelang täglich getrunken hat, zwei erfolglose LZT's gemacht hat, hat mir mal zugesehen und gesagt "also - so könnt ich das Zeug nicht in mich reinschütten". War ich kurz erschrocken, habs aber mit dem nächsten Schluck runtergespült
Macht aber letztendlich alles keinen Unterschied, wie oft oder wann, wenn mal ein gewisser Punkt erreicht ist. Aber *das* Licht ging mir erst in den letzten Monaten auf.
ZitatMax schrub: einer meiner Altvorderen meinte, dass "der Alkoholiker" bereits beim allerersten Mal Alk anders trank als "der Normalo" - der war 40 jahre Suchtarzt. Naja?
Oh...und ich dachte immer, es wäre eine Erscheinung der Neuzeit, dass die Schuld nur in den Genen,in einer schlimmen Kindheit oder in defekten Schaltkreisen im Hirn zu suchen ist. Da war der Doc wohl zu seiner Zeit schon der Wissenschaft weit voraus
Heutzutage übernimmt niemand gern die Eigenverantwortung für sein Handeln, defekte Gene oder eine schlimme Kindheit als Sündenbock zu missbrauchen, ist scheinbar sehr modern geworden.
LG Pumuckeline
Wo kämen wir denn hin,wenn jeder nur sagte: "Wo kämen wir denn hin", und keiner sich aufmachte, um nachzuschauen,wo wir tatsächlich hinkämen, wenn wir nur gingen.
"Die Wissenschaftler entdeckten nun, dass Alkohol nicht nur zum Zelltod führt, sondern auch den Prozess der Regeneration von Zellen im Gehirn verhindert. Allerdings sei dieser Vorgang umkehrbar – mit Beendigung der Alkoholzufuhr kehre die Fähigkeit des Gehirns, neue Nervenzellen zu bilden, auch wieder zurück." ... "Wenn Alkoholikergehirne den Konsummissbrauch regelrecht erlernt haben, könnte der Prozess auch umkehrbar sein. Man trainiert den Missbrauch wieder ab, auch ohne Medikamente." [/b]
Ich habs jetzt mal in den Medienbereich gepostet, dann kanns jeder dort nachlesen. Find das ist ein Schlüsselartikel. Kannst ja den Link zu deinem Artikel auch posten. Da kommt mit der Zeit bestimmt noch einiges zusammen.
ZitatAdriana2: Jeder Mensch trägt für sich selbst die Verantwortung. Und weil ich ab und zu mal zu Mc D. gehe heisst noch lange nicht, dass ich in dem Moment verantwortungslos mir selbst gegenüber handele.
Nönö, ab und zu Mc D. ist genauso wenig verwerflich wie ab und zu mal ein Gläschen Wein. Aber jeden Tag Mc D. ist ähnlich verantwortungslos wie jeden Tag eine Flasche Wein. Ab und zu ohne Unterwäsche auf kalten Steinen sitzen ist auch ok. Aber tagtäglich ohne Unterwäsche auf kalten Steinen sitzen ist auch verantwortungslos.
Also? Wo ist der Grenzstrich zwischen verantwortungsvollem Handeln und Verantwortungslosigkeit?
LG Pumuckeline
Wo kämen wir denn hin,wenn jeder nur sagte: "Wo kämen wir denn hin", und keiner sich aufmachte, um nachzuschauen,wo wir tatsächlich hinkämen, wenn wir nur gingen.