Ich bin 25, Studentin, habe 2 Kinder, lebe in einer langjährigen Partnerschaft und bin offenbar Alkoholikerin oder zumindest auf dem besten Weg dazu. Außer Kontrolle geraten ist mein Alkoholkonsum ca. vor einem Jahr. Ich trinke fast täglich abends 3-4 Bier oder auch mal eine ganze Flasche Rotwein; soviel, dass ich morgens einen Brummschädel habe, meinen Alltagsanforderungen aber noch nachkommen kann.Wenn ich Gelegenheit zum Fortgehen habe und am nächsten Tag keine Kinder, wirds meist so viel, dass ich gar nicht daran denken mag. Vor 7 Tagen konnte ich wieder mal nicht aufhören und am nächsten Tag wollte ich am liebsten "sterben". Da wurde mir so richtig bewusst, dass ich etwas ändern muss. Ich habe seitdem nichts mehr getrunken und mir gings blendend. Ich war voller Lebenslust und Tatendrang und fühlte mich körperlich topfit. Meine guten Vorsätze erzählte ich natürlich voller Stolz meinem Partner,der meinem Alkoholkonsum sehr kritisch gegenübersteht; er selbst trinkt selten und wenn, dann nur wenig. Tja, heute abend kommt er erst spät heim und nun ist es doch wieder passiert. Vor einer Stunde hab ich mir ein Bier reingestellt und jetzt, wo die Kinder im Bett sind, packt mich eine unglaubliche Gier nach dem Zweiten. Im Moment schäme ich mich entsetzlich, dass ich nicht mal eine Woche nüchtern bleiben kann. Es ging mir doch so gut! Ich weiß auch, dass, wenn ich mir das zweite nicht verbiete, ich wieder völlig gleichgültig werde. Ich denke, aus diesem Grund schreibe ich jetzt wohl diesen Beitrag, um mich abzulenken und um mir bewusst zu machen, dass es so nicht weitergehen kann. Ist wohl sowas wie ein (anonymes) Outing.
Hallo Liese, erst einmal willkommen auf dem Board. Es ist ein schwerer Weg, den du gehen wirst. Doch du hast selber erkannt, wie schön ein Leben ohne Alk ist. Das solltest du dir immer vor Augen halten, vielleicht hilft es dir den Weg weiter zu gehen. Ich wünsche dir viel Kraft dafür. LG Leo
Ich weiß nicht, ob es [color=green]besser wird, wenn es anders wird. Ich weiß nur, daß es anders werden muß, wenn es besser werden soll.[/color]
hallo liese so wie du dich beschreibst,sehe ich mich vor 29 jahren es wird immer schlimmer der alk frißt dich auf,erkundige dich nach selbsthilfegruppen,wichtig ist das du dir selbst eingestehst was mit dir los ist viel glück katinka
Gott,gebe mir die Gelassenheit,Dinge hinzunehmen die ich nicht ändern kann,den Mut Dinge zu ändern,die ich ändern kann,und die Weisheit das eine vom anderen zu unterscheiden
Hallo Liese, Scham bringt dir überhaupt nichts. Damit wirst du dein (Alkohol)Problem nicht lösen.Notwendig ist ersteinmal eine klare und sachliche Analyse. Warum trinkst du? Willst du etwas verdrängen, langweilst du dich? Wenn Du selber den Grund nicht findest suche professionelle Hilfe. Die Krankenkasse zahlt eine psychologische Behandlung. Löse die "sauf-auslösenden" Probleme. Wenn dir das gelingt, schaffst du es auch mit dem Trinken, bzw. Nichttrinken. Irgendwann bist du dann soweit, daß du dir das Trinken nicht mehr versagst (ach ich Arme, ich darf ja nicht) sondern gar nicht mehr willst.(Morgen dicken Kopf - nein danke, brauch ich nicht und eine kaputte Leber auch nicht) Bis dahin ist es schon ein Stück Weg, der sicher meistens nicht leicht ist. Aber wer beharrlich weiter geht, kommt auch ans Ziel. Gruß Michael
wo du stehst stand ich vor 2 Jahren auch. Mit ähnlicher Trinkmenge. Habe aber noch keine Kinder bin auch in deinem Alter, 25 Jahre. Mir wurde es auch zu viel Bier. Als ich gemerkt habe das ich die 4 Bier am Abend überschritten habe mußte ich einen Schlußstrich ziehen. Ich schätze mal von deiner Erzählung her das es bei dir auch nicht anders gehen wird. Ich würde an deiner Stelle mal vor und nachteile des Alkoholkonsums aufschreiben. Du solltest auch Hilfe annehmen, z.B. durch eine Verhaltenstherapie. Das habe ich gemacht und es hilft mir sehr. Wenn du magst kannst du mir auch eine PN Schreiben.
Erstmal danke für Eure Antworten. Gestern bin ich mit Bronchitis aufgewacht; ist wahrscheinlich ganz gut so, denn im Moment hab ich keine Lust, zu trinken. Ich bin meinem Partner auch sehr dankbar, dass er Montag abend, als er heimkam, nicht vorwurfsvoll reagiert hat, sondern versucht hat, mich zu motivieren, meinen "Kampf dem Alkohol" weiterzuführen. Warum ich trinke, ist mir denk ich, schon bewusst. Erstmal bin ich familiär vorbelastet. Meine Eltern sind beide seit ihrer Jugend Alkoholiker. Meine Mutter seit 2 Jahren trocken. Interessant ist, dass meine 3 erwachsenen Geschwister alle einen etwas problematischen Umgang mit Alkohol haben. Eine ist in Ausbildung, die anderen beiden haben sehr anspruchsvolle Jobs und sind auch sehr erfolgreich; trinken also, so wie ich, zur Entspannung, um dem täglichen Druck für ein paar Stunden zu entfliehen. Ich bin keine Perfektionistin, aber ich möchte meine Aufgaben als Mutter und auf der Uni möglichst gut erfüllen. Zusätzlich fühl ich mich auch noch ständig für andere verantwortlich. Z.B. für meine kleineren Geschwister. Ich habe die Obsorge für meinen damals 15-jährigen Bruder ein Jahr lang übernommen, das hat mich völlig überfordert. Dieses Jahr gabs Probleme mit meiner jüngeren Schwester, es musste eine Pflegefamilie gefunden werden. Wer hat diese Aufgabe übernommen, natürlich ich! Ich müsste lernen, mich auchmal von etwas zu distanzieren, wenn ich den Eindruck habe, dass ich dem nicht gewachsen bin. Leider fällt mir das sehr schwer. Dass mir der Alkohol hierbei nicht helfen kann, ist mir klar. Und ich schäme mich, weil ich meinen unkontrollierten Konsum als Schwäche empfinde und ich möchte nicht schwach sein. Ich weiß, dass das Unsinn ist, aber rationale Überlegungen bringen mich auch nicht weiter. Ich hoffe sehr, dass ichs schaffe, nüchtern zu bleiben!
Habt ihr, als ihr trocken wurdet, die fehlende Sauferei durch irgendetwas kompensiert; Entspannungsmethoden, Tanzen vielleicht oder sowas. Denkt ihr, sowas könnte helfen?
ZitatGepostet von liese Ich hoffe sehr, dass ichs schaffe, nüchtern zu bleiben!
Hallo Liese,
Nur Du alleine schaffst es - aber Du schaffst es nicht alleine.
Nimm Dir diesen Spruch zu Herzen und suche Dir Hilfe bei der Suchtberatung und einer Selbsthilfegruppe. Alleine hat es nur ein Bruchteil aller Boardteilnehmer geschafft.
ich schreibe hier als Angehörige, nicht als Alkoholikerin. Deswegen kann ich Dir nur beschränkt Rat geben, was das Nichttrinken angeht.
Aber ich sehe bei Dir auch einen Anteil der wohl in Deiner Vergangenheit als Kind von Alkoholikern entstanden ist.
Dieser Verantwortlichkeits-Wahn ist mir als Co-Abhängige durchaus bekannt. Grenzen ziehen, Perfektionswunsch überwinden, Helfersyndrom ablegen u.s.w. das sind so meine Themen. Vielleicht solltest Du in der Richtung auch mal näher nachschauen?
Entspannungstechniken zu lernen ist nie verkehrt. Ich mache seit vielen Jahren Chigong und Yoga - mal mehr mal weniger intensiv. Das tut mir sehr gut. Früher war ich unfähig mal 5 Minuten Stille und Nichtstun zu ertragen und mich richtig zu entspannen. Das habe ich durch diese Techniken gelernt.
So wie Du beschreibst, daß Du Entspannungstrinkerin bist, könnte Dir das vielleicht auch helfen.
Hallo Liese, zuerst einmal willkommen hier. Ich kann nur Bea zustimmen, such dir Hilfe, geh zur Beratungsstelle, such dir eine Gruppe. Auch wenn es schwer fällt, lerne NEIN zu sagen. Du setzt dich stets selbst unter Druck, willst es Allen recht machen und wo bleibst DU? Zu einer zufriedenen Trockenheit gehört auch eine gesunde Portion Egoismus. Wenn du nicht immer nur lieb und nett zu Anderen sein mußt/willst sondern auch mal an dich und deine Bedürfnisse denkst geht es dir und deinem Umfeld auch besser weil du ausgeglichner und zufriedener bist. Aber allein schafft man das nur sehr schwer, drum hol dir alle Hilfe die du bekommen kannst. Ganz viel Kraft wünscht dir Elke
Hallo Liese, ich bin hier noch nicht lange an Board aber schon viele Jahre "trocken". Es sind der hier schon einige gute Rückmeldungen gegeben worden. Ich kann nur von mir sprechen, wie ich es geschafft habe. Mein erster Sohn war damals 2 Jahre, als ich aufgehört habe zu trinken. Ich bin jeden Tag in SHG gegangen. Das was über Co-Abhängigkeit gesagt wurde, ist total richtig, d.h. ich habe erst Jahre später mich auch mit meiner Co-Abhängigkeit auseinandersetzen müssen. Aber erst kommt mal: Das wichtigste zuerst, das erste Glas stehen lassen und dann kommt alle andere. Ich wünsche Dir viel Kraft und suche Dir Hilfe. Liebe Grüsse Bribrihttp://www.saufnix.com/smilies/board/hallo1.gif