Es gibt auch eine medizinische Erklärung für dieses Phänomen. Bei starkem Alkoholmissbrauch reicht der normale Abbauweg der Leber über die ADH (Alkoholdehydrogenase) einfach nicht mehr aus um mit der Vergiftung fertig zu werden. In diesem Fall (ich glaube man geht von einer Blutalkoholkonzentration von 0,5 bis 1‰ über mehrere Tage aus) kann in der Leber ein Enzymkomplex namens MEOS (Mikrosomal Ethanol oxidierendes System) aktiviert werden, das den Abbau unterstützen und beschleunigen soll. Von diesem Zeitpunkt an erfolgt ein Teil des Alkoholabbaus über eben dieses MEOS. Was sich erstmal positiv anhört (Alkohol kann schneller abgebaut werden), bringt leider auch etliche Nachteile für den Betroffenen mit sich. Das giftige Zwischenprodukt des Abbaus Acetaldehyd (verantwortlich für den Kater und letztlich auch für die Entzugssymptome) selbst kann nicht schneller angebaut werden. Somit wird die Belastung des Körpers erhöht und die Entstehung einer körperlichen Abhängigkeit begünstigt. Das MEOS kann sich in seiner Leistung entwickeln und ist daher zumindest mitverantwortlich für die Toleranzentwicklung bei einem Alkoholiker (ich brauche mehr Alkohol um die gleiche erwünschte Wirkung zu erreichen). Eben dieses MEOS ist auch in der Lage andere Substanzen (wie die angesprochenen Narkosemittel) schneller als gewöhnlich abzubauen. Das erklärt weshalb Abhängige oftmals eine höhere Dosierung benötigen um die gleiche Betäubung zu erreichen. Leider bildet sich dieser Enzymkomplex nicht mehr zurück, sprich, hat man MEOS einmal ausgebildet, bleibt es einem das restliche Leben lang. Dadurch lässt sich auch teilweise erklaeren, warum ein Rückfaelliger Alkoholiker nach kürzester Zeit wieder bei seinem gewohnten Pensum angelangt ist. Ich hoffe meine Erklaerungen waren einigermassen korrekt und etwaige Mediziner hier auf dem Board zerreissen mich jetzt nicht in der Luft
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag noch,
Michael
And you know to be king you don't need a castle (The Mighty Mighty Bosstones)
Danke Michael: Also ist das wegen des MEOS-Imperiums, das man sich im Laufe der Zeit angesüffelt hat. Dumm, die "Kerls" bleiben einem ja wirklich immer erhalten
Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...
der U-Turn/Michael hat den Mechanismus um das MEOS ganz treffend beschrieben, wobei das MEOS nicht "nur" in der Leber, sondern im ganzen Körper aktiviert wird (Es "funktioniert" übrigens auch bei fortgeschrittener Leberzirrhose). MEOS ist ein System, das bei Aktivierung abbauende Enzyme frei setzt.
Propofol ist übrigens heutzutage das Mittel der Wahl bei Kurznarkosen, speziell natürlich bei Ex-Süchtlern, da deren Rezeptoren diese Substanz noch nicht "kennen" und Propofol kein Suchtpotenzial besitzt. Die Epilepsie sollte dringend erwähnt werden, da in so einer Konstellation das Propofol gerne mit einem Benzodiazepin zur Anfallsunterdrückung kombiniert wird.
Sehr wahrscheinlich ist aber auch, dass aufgrund Deiner Alk-Vergangenheit auch hier eine Dosiserhöhung des Propofols um bis das 3-fache notwendig sein wird, was aber keine negativen Folgen haben wird.
Die Enzymtätigkeit des MEOS lässt sich in Ruhe übrigens nicht messen; In der Anästhesie wird hier von Enzyminduktion gesprochen. Das bedeutet, dass die Enzymtätigkeit erst durch Alk oder z.B. Anästhetika ausgelöst wird.
@ Su: Eine Kaiserschnittnarkose ist hier einfach ein "blöder" Sonderfall : Die Opiate, die erst die richtig tiefe Narkose machen, dürfen nämlich erst nach dem Abnabeln gegeben werden, da Baby sonst auch was davon bekommt. Wenn Du bis dahin Deine Einleit-Narkotika schon wieder "ausgeschlafen" hast(wegen Enzyminduktion), wars halt blöd gelaufen(sorry). Das war halt bei Deiner späteren Narkose anders und deswegen besser.
Die höhere Toleranz gegenüber Lokal- und Allgemeinanästhetika wird vielen Ex-Trinkern (ich habs auch:umschau lebenslang bleiben. Wer offen beim Gespräch zur Narkosevorbereitung ist, vermeidet einfach versehentlich zu niedrige Dosierungen.
LG Thomas
Das Leben ist keine Generalprobe; Es ist die Uraufführung!
ZitatGepostet von natter @ Su: Eine Kaiserschnittnarkose ist hier einfach ein "blöder" Sonderfall : Die Opiate, die erst die richtig tiefe Narkose machen, dürfen nämlich erst nach dem Abnabeln gegeben werden, da Baby sonst auch was davon bekommt. Wenn Du bis dahin Deine Einleit-Narkotika schon wieder "ausgeschlafen" hast(wegen Enzyminduktion), wars halt blöd gelaufen(sorry). Das war halt bei Deiner späteren Narkose anders und deswegen besser.
Hi Thomas,
ist ja eigentlich auch logisch, Danke für die Info!!!
Hab´s nur damals so für mich interpretiert, war ´ne ganz schön unangenehme Erfahrung!!!
LG Su
Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder, als jener, der ohne Ziel umherirrt.
Hallo ihr Lieben - ich habe das Thema gestern nochmal in meiner Therapiegruppe angesprochen - das war die lustigste Gruppensitzung seit langem
Einer, der relativ frisch (wieder) trocken ist, musste wegen einer Sportverletzung operiert werden. Der meinte auch, er hätte sich anschließend gefühlt, als hätte er einen kleben Dazu gesagt: Er wurde in Eilbek operiert, wo er entgiftet hat und in Therapie ist, die wußten also bescheid. Dann hat er zum besten gegeben, was er anschließend für einen Blödsinn gemacht hat.
Bei mir isses ja keine OP, aber ich hab mir schon ausgemalt, was ich für'n Blödsinn anstellen könnte, wenn ich im Aufwachraum liege. Aber das schreibe ich hier nicht, sonst fliege ich aus'm Forum
Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...
ZitatGepostet von Callysta Bei mir isses ja keine OP, aber ich hab mir schon ausgemalt, was ich für'n Blödsinn anstellen könnte, wenn ich im Aufwachraum liege. Aber das schreibe ich hier nicht, sonst fliege ich aus'm Forum
...dazu sei mal angemerkt, dass Propofol häufig angenehme Träume nacht, vorwiegend erotischer Natur...
LG Thomas
Das Leben ist keine Generalprobe; Es ist die Uraufführung!
ZitatGepostet von Callysta [b]Bei mir isses ja keine OP, aber ich hab mir schon ausgemalt, was ich für'n Blödsinn anstellen könnte, wenn ich im Aufwachraum liege. Aber das schreibe ich hier nicht, sonst fliege ich aus'm Forum
...dazu sei mal angemerkt, dass Propofol häufig angenehme Träume nacht, vorwiegend erotischer Natur Thomas
Nun dann hätte ich das zeug bei der nächsten vollnarkose auch, Solche träume sind besser als nichts
LG FITTI
Liebe Grüße Friedhelm:Ich bin ein Mensch und nicht der Alkoholiker:gut: :grins2:und schreibfehler bei eby versteigern:sly:
Schade, Träume hatte ich gar nicht - SOLCHE erst recht nicht. Liegt vielleicht daran, dass es eine gynäkologische Tagesklinik war und um mich herum Abbrüche. Negative Schwingungen oder so
Mir geht es jedenfalls prima - die Klinik ist klasse. Modern, sehr freundlich, gut organisiert. Ich hatte keine Wartezeiten, ein ausführliches Gespräch mit der Narkoseärztin, die beim Fragebogen "Alkoholabhängigkeit" zur Kenntnis genommen, als stünde da Schnupfen. Ich habe das nochmal angesprochen und sie meinte ganz freundlich, sie überwachen die Narkose entsprechend, aber das wird schon werden.
Und so war es auch - ich bin ganz angenehm im Ruheraum aufgewacht, hab als ersten meinen Kaffee bekommen und die Ärztin schaute gleich nach mir. Ganz normale Narkose, nicht höher dosiert.
Also, mir geht'S bestens
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