ich heiße Kai, bin 44 Jahre alt, wohne in Flensburg und bin seit 9 Jahren trockener Alkoholiker. Ich bin zufällig auf diese Seite gestoßen und möchte hier mal kurz meine "Alkoholikerkarriere" erzählen. Der Alkohol hat nahezu alles in meinem Leben zerstört, bis ich vor 9 Jahren schließlich die Reißleine zog. Meine Trinkerei fing ganz "klassisch" als Jugendlicher an. Leider merkte ich schon damals, daß ich wesentlich mehr "vertragen" konnte als andere. Das ist nichts, mit dem man protzen sollte. Aber es war leider eine Tatsache. Schlimm wurde es, als ich mit 18 aus einem relativ zerrütteten Elternhaus "floh". Ich hatte in meiner neuen Umgebung viel Zeit, und die verbrachte ich größtenteils mit Trinken, schmiß die Schule und kümmerte mich auch sonst um nicht viel. Ich trieb mich in der Punkszene rum und verbrachte den Tag mit Schnorren und Trinken. In dieser Zeit - das war so mein 18. bis 23. Lebensjahr , kriegte ich nahezu nichts auf die Reihe, schmiß sogar noch eine Ausbildung und verlor am Ende sogar meine Wohnung. Es gelang mir zwar, die Kurve zu kriegen, eine neue WOhnung zu finden und das erste Mal im Leben eine richtig feste Beziehung, aber mein Trinkverhalten kriegte ich trotzdem nicht unter Kontrolle. Ich habe zwar immer nur mir selber geschadet, aber dadurch ging natürlich auch zwischenmenschlich einiges in die Brüche. Dieses Gedaddel ging so bis zu meinem 35. Lebensjahr....ich schloß in der Zeit zwar eine Ausbildung ab (Bürokaufmann), kümmerte mich aber recht wenig um mein Fortkommen. Durch Schreiben - bin in der Musikbranche zu Hause, besserte ich zwar ab und zu mein Einkommen auf und es war auch gut fürs Ego, aber eine klassische Arbeit war das auch nicht. Am Ende dieser langen (Durst-)Strecke hatte ich eine verhängnisvolle Affäre mit einer Frau, mit der ich seit 9 Jahren eine gemeinsame Tochter habe (um die ich knapp 6 Jahre kämpfen mußte). Meine Tochter war der Beweggrund - und natürlich die absolute Überdrüssigkeit, die mir die Trinkerei bereitete, dem Alkohol ein für allemal ade zu sagen. Ich hörte - ohne Therapie - von einem auf den anderen Tag auf. Es war ein harter und steiniger und vor allen Dingen langer Weg. Weswegen ich jetzt hier bin, ist der Austausch mit anderen.... Ich bin vor 3 Jahren hier wegen meiner Tochter nach FL gezogen, und oft macht mir die Einsamkeit auch zu schaffen. Ich halte mich zwar nicht für rückfallgefährdet, aber man weiß ja nie.... Das wars erstmal fürs Erste, liebe Grüße ans Forum erstmal... Kai
schön dass du hierher gefunden hast. Danke für deine Geschichte, die mich sehr berührt. Du gehst im Augenblick in keine Gruppe in Flensburg oder? Für mich wäre echte Einsamkeit auch ziemlich gefährlich. Schau dich hier in Ruhe um, dann wirst du viel ähnlich aber auch wieder ganz andere Lebenswege sehen... Wir lesen uns. Gruß Ruby
schön, das das kein totes Forum ist...freue mich hier auf den Austausch untereinander. Mir geht es halt darum, herauszufinden, wie man vermeiden kann, in größere "Löcher" zu fallen, wie es im Moment bei mir so der Fall ist. Abhilfe versuche ich mit Sport zu schaffen (hilft aber nicht immer) und therapeutischer Hilfe (fühle ich mich bisweilen fehl am Platze). Ich bin hier - ich bin trotz zweieinhalb Jahre Wohnens hier - immer noch recht fremd. Und in dem Umfeld, in dem ich mich bewege, als Nichttrinker ein regelrechter Exot (wird aber von allen Seiten akzeptiert, nur von Zeit zu Zeit kommt mal ein blöder Spruch wie: "Vielleicht solltest du wieder anfangen zu saufen" - wenn ich die og. Probleme anspreche - aber das sind auch eher die absoluten Ausnahmen....Vielleicht geht es ja dem einen oder anderen von Euch genauso oder es existiert vielleicht zu dem Thema schon ein Thread...
auch von mir ein herzliches willkommen im forum...freut mich als flensburger natürlich besonders einen aus meiner heimatstadt begrüssen zu können...obwohl ich ja nu fast nordfriese bin... aber noch nich ganz...
einige lockere kontakte zur flensburger musikszene bestehen auch noch...vielleicht sieht man sich ja ma...
Ja, Moin und danke erstmal für die nette Begrüßung und alles .....Ich hab in den letzten Tagen wenig Zeit gehabt, etwas zu schreiben, was auch so ein bißchen daran liegt, daß ich mich nochmal hinterfragt hab, ob ich nach so einer langen Abstinenz hier überhaupt noch richtig bin und ob ich die Leichen nicht lieber im Keller lassen soll. Ich denke aber, daß der Austausch mit Anderen für mich nicht unwichtig ist, die dasselbe Problem haben oder hatten. Also werde ich Euch hier ab und zu noch auf die Nerven gehen...