vom journalistischen handwerk her finde ich den bericht in ordnung.
da wir in der selbsthilfegruppe auch immer wieder mal anfragen von russischsprachigen frauen mit großem alkoholproblem haben, bin ich froh, nun zu wissen, dass es die möglichkeit einer sprachlich angepassten langzeittherapie gibt. in unserer stadt gibt es immerhin eine russische selbsthilfegruppe. das war bisland das einzige, auf das ich hinweisen konnte.
die wässerchen-konfrontationstherapie mit grinsetherapeutin in gefängniswärterInnenolivgrün .... nun ja. ich habe so etwas noch nicht erlebt. konfrontation mit der droge wird bei uns kontrovers diskutiert.
vielleicht macht es in diesem 'geschützten' rahmen einen sinn bei abhängigen, die so lange ausschließlich auf ein einziges getränk fixiert waren.
noch dazu, wo doch beliebte vodkamarken oft unter dem namen eines "starken, beschützenden" staats'vaters' vermarktet werden, dem man sich zumindest im heimatland kaum entziehen konnte:
Ob der Bericht vom journalistischen Handwerk her so in Ordnung ist, habe ich meine Zweifel.
Sind die Zahlenangaben zu Therapiekosten und Rückfallquoten belastbar oder nachgeplappert? Wie lange dauert so eine Therapie? - Einen Monat?
Vergleicht sie doch mal mit anderen Quellen und Eurer Erfahrung.
Klar, über Therapiemethoden lässt sich streiten, schließlich führen ja fast alle Wege irgendwie und -wann nach Rom...
Ich habe im Rahmen meiner Therapie- und Gruppenerfahrungen eher polnische betroffene Männer kennengelernt. Sie waren wie andere 'Nationalitäten' auch. Um mit polar zu sprechen: "Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe..."
Übrigens - ich war 1997 in einer Bildungseinrichtung mit ca. 15 'Aussiedlerfrauen' in einem Kurs. Da waren nach meinem Dafürhalten keine alkoholabhängigen dabei (außer mir und einem In-der-Pause-an-den-Kiosk-Flitzer). Die Sprachprobleme sind mir da auch nicht so aufgefallen, ich hatte rund 12 Jahre Russisch als Unterrichtsfach.
LG Bernd
"Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. "(Bertrand Russell)
die therapie dort dauert 16 wochen, das wurde gesagt.
die angegebene rückfallquote von mindestens 30 % im ersten jahr nach einer langzeittherapie mag durchaus 'wohlwollend' dargestellt sein, ist aber nicht unrealistisch.
die kosten pro tag pro patientIn in dieser klinik die kosten der klinik pro monat .... ich gehe davon aus, dass die zahlen aus der klinikverwaltung sind. soll die reporterin das selber ausrechnen anhand von kassenzettelchen?
nirgendwo wird gesagt, dass alkoholkranke russischer herkunft 'anders' sind als andere nationalitäten.
wichtig ist doch, dass es ein therapieangebot gibt, dass besser auch in der russischen seele und im gehirn ankommt als eines nur in deutscher sprache.
aus eigener mehrjähriger auslandserfahrung weiß ich, WIE schwierig das ist, über eigene gefühle in einer fremden sprache zu reden - wenn ich schon in der muttersprache völlig hilflos war, mit dem was da in mir abging und ich nicht einmal deutsche worte dafür hatte.
dass DU 12 jahre russisch gelernt hast, glaube ich dir gerne. aber das hilft doch den aussiedlerInnen nicht in die abstinenz!
also, ich fand dieses Bericht sehr gut. Interessant und IMHO sehr erfolgversprechend scheint mir der Aufbau - soweit angesprochen - der Therapie auf die russischen Aussiedler zu sein, da die Therapeuten zum einen der russischen Sprache mächtig sind und darüberhinaus auch Einblick in die "russische Seele" haben.
Interessant fand ich weiter den Crash-Test mit der Wodka-Flasche, den ich so voll und ganz nachvollziehen konnte; hatte ich ihn doch auch damals ähnlich an mir selbst vorgenommen. Das Fühlen der vollen Flasche, das Öffnen und das knackende Geräusch des Verschlusses, der Geruch usw. erzeugte bei mir Schweißausbruch und Herzrasen - und dann mit dem "NEIN" die Flasche auszuleeeren (Ausguss) und symbolisch zum Altglascontainer hinzubringen, war schon ein ganz besonderes Ding. "Mich hast Du nicht mehr, Alkohol", hab' ich damals gesagt. Und ich kann die Situation sehr gut nachvollziehen - ich halte diesen Test für wichtig, weiß aber auch, dass er sehr umstritten ist.
Nicht so schön empfand ich den häufigeren Hinweis auf die Kosten, die die Rentenversicherung aufbringt. Das könnte in einigen "urdeutschen" Bevölkerungsgruppen weiteren Unmut gegenüber dieser Bevölerungsgruppe "Rußlanddeutsche" erzeugen.
Ich meine, jeder, ausnahmslos jeder Mensch zählt, der es schaffen will und geschafft hat, vom Alkohol loszukommen und wir sollten alle nichts unversucht lassen, diesen Menschen, egal woher er stammt, entsprechend zu untersützen, so sie auch Ünterstützung einfordern bzw. überhaupt wollen. Kein Euro ist dafür zu schade!
Insgesamt ein guter Bericht.
LG Fv
Ein Zuviel an Intellekt ist durchaus geeignet, die Freude am Leben zu trüben.
Ich finde den Bericht absolut beeindruckend. Habe selbst keine Therapieerfahrung und kann nicht beurteilen, was da angemessen und üblich ist.
Die Konfrontation mit dem Wodka halte ich für eine gute Übung, um dem Betroffenen klar zu machen, wie es um ihm bestellt ist. Wenn er will, bewahrt ihn diese Erfahrung vor Experimenten à la 'jetzt nachdem ich ja alles weiß, kann ich auch kontrolliert damit umgehen'.
Auch bestätigt mir dieses Experiment, dass meine Vorsicht mit allem Alkoholähnlichen angebracht ist. Z. B. dachte ich anfangs, wenn im Kuchenrezept steht: 2 TL Rum, dann könnte ich den Rum durch Rumaroma ersetzen. Das mache ich nicht mehr, seitdem ich weiß, dass allein der Geruch Suchtdruck auslösen kann.
Da es um einen Bericht über Aussiedler geht, kann es gut sein, dass ich der deutsche Alkoholiker ('trinke ja nur Bier') sich bestätigt sieht, dass die wahren Alkoholiker harte Sachen konsumieren. Den Hinweis auf die Kosten der Therapie halte ich einerseits für sehr aufschlussreich, andererseits insoweit für ungünstig, als er den bestehenden Unmut (gelinde gesagt) über Aussiedler und Ausländer im Allgemeinen noch verstärken könnte.
Friedi
____________________________________________________________________________________________________ Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können. Marc Aurel
Den Beitrag finde ich gut .Frag mich nur was ausser der Therapie noch alles gezahlt wird . Der Junge Mann hatte dem Bericht zufolge noch Niemals in seinem Leben ,gearbeitet . Und das Dann aus der Rentenkasse gezahlt wird ? Kein Wunder das Die Pleite sind In den Hiesigen Entgiftungsstationen sind auch sehr viele Osteuropäiche Suchtkranke .Wird wohl am Heimweh liegen
ich finde es gut, dass Du diesen Bericht hier eingestellt hast.
Sowohl in meiner damaligen Therapie als auch in meinen SHG gab/gibt es eine ganze Anzahl russischer und polnischer Alkoholiker. Deshalb war mir der Stellenwert von Alkohol und der Umgang mit dem selbigen in diesen Ländern bereits bekannt. Aufgrund der verschiedenen Ansichten und nicht zuletzt durch die Verständigungsprobleme gestaltet sich ein (Therapie-)Gespräch äußerst schwierig, teilweise ist es gar unmöglich.
Aus diesem Grund halte ich es für enorm wichtig, Menschen zu gewinnen, die dieser (und anderer) Sprachen mächtig sind und sich in der Suchthilfe engagieren wollen. Aber die finde mal (ehem, wie sieht`s denn mit Dir aus, Faust?)
LG, Tina
Alles im Leben hat seinen Sinn
Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
Hallo machen wir uns nichts vor eine Therapie jeglicher Art ist kostspielig aber auch Lebend rettend und Sinnvoll. Das Experiment mit der Wodkafl. finde ich gut um ein Gefühl zu bekommen bei einer Konfrontation mit Alk, im Schränkchen stand auch eine Fl.Bier bestimmt für den Biertrinker.
Nach 31Tage Abstinenz mache ich mir so meine Gedanken das ich zu Zeit überhaupt nicht an Alk denke (Geburtstagfeier und Grillabend o Problemo war aber auch vorbereitet) was ich gefährlich finde, nur ein Selbstversuch würde ich nicht machen.
Ich besuche weiterhin meine SHG und lese täglich hier im Forum um nicht zu vergessen und Leichtsinnig werde. Gestern habe ich es in der SHG angesprochen und mir wurde auch gleich bestätigt das jetzt Vorsicht geboten ist. Es kommen dan doch immer die Gedanken vielleicht ist es doch nicht so schlimm.
Ich stelle mir so ein kleines Alkiteufelchen vor das in meinen Gehirnwinden sitzt sich die Hände reibt und nur darauf wartet mir in einem unbemerkten Augenblick eins aus zu wischen. Wie war das bei Euch ist es normal das man Zeitweise keine Probleme mit dem nicht Trinken hat. Ich weiß nicht was ich davon halten soll. LG Rodine