Hallo zusammen, da mich hier keiner kennt, habe ich mir gedacht ich kann Euch mal meine Geschichte erzählen. Aber Vorsicht, die wird ziemlich lang. Ich weiss auch noch nicht ob ich von hinten oder von vorne anfangen soll, denn so einige Erkenntnisse sind mir erst im Nachhinein gekommen. Aber das beste ist, glaube ich von vorne: Groß geworden bin ich in einer Großstadt im Ruhrgebiet, dort in einer schönen netten Siedlung gewachsener Einfamilienhäuser, also nicht irgendwo im Hochhausbunker. Ich wohnte dort mit meinen Eltern, meiner Großmutter väterlicherseits und meiner zwei Jahren alten Schwester zusammen. Bis auf meine Großmutter leben noch alle. Nachdem ich aus dem Säuglingsalter raus war, habe ich mir das Zimmer unter dem Dachboden mit meiner Schwester geteilt. Das ging so lange, bis ich eines Tages, es war glaube ich in der achten Klasse, von einer Schulfreizeit zurückkam und meine Großmutter ihr Schlafzimmer für meine Schwester geräumt hatte. Ab da hatte ich mein eigenes Zimmer im Dachboden. Ich war als Kind schon ziemlich sensibel und anhänglich, bin auch nicht in den Kindergarten gegangen. Wahrscheinlich hat sich meine Mutter gedacht, das wäre besser für mich, denn immer, wenn ich nur auch ein par Stunden von ihr getrennt war, begann ich fürchterlich zu heulen, und auch eine Übernachtung bei meiner Großmutter mütterlicherseits war nicht möglich, denn nach kurzer Zeit bekam ich Heimweh. In der Grundschule bin ich dann auch lieber an der Hand der Klassenlehrerin auf dem Pausenhof herumgelaufen, als mit den anderen zu spielen. Ich habe, glaube ich, schon immer Angst vor mir fremden und ungewohnten Dingen gehabt. Meinen Vater habe ich noch nicht erwähnt. Das liegt daran, weil er eigentlich nie in Erscheinung getreten ist. Er war Monteur im Nahbereich, hat früh das Haus verlassen, ist abends spät nach Hause gekommen, hat sich dann in das Bett gelegt und geschlafen. Heute weiss ich, dass er nach Feierabend immer noch in der Kneipe war und sich da seine Dosis geholt hat, ebenso wie am Wochenende schon zum Frühschoppen. Also war er faktisch für mich nicht da, und wenn, dann wahrscheinlich ziemlich benebelt. Meine Tante und mein Onkel haben mir mal später erzählt, dass meine Großmutter, die für mich immer der liebste Mensch war, einen gehörigen Anteil daran hatte. "Hier hast du zehn Mark, geh dir mal dein Bier trinken" soll es öfters geheissen haben. Ich weiss nicht warum sie das getan hat, wahrscheinlich war sie eifersüchtig auf meine Mutter. Natürlich hat das zu der ziemlich komischen Situation von Familienleben geführt. Wann ich das erste mal Alkohol getrunken habe, weiss ich heute nicht mehr. Woran ich mich erinnere, ist, dass meine Eltern im Schlafzimmer zwischen Kleiderschrank und Nachtkonsole in der Ecke einen kleinen Vorrat hochprozentiger Alkoholika aufbewahrten. Wenn ich es recht überlege, dann habe ich daran glaube ich schon als kleines Kind, also in der Grundschulzeit, genippt und ein wohliges warmes gefühl verspürt. Niemand hat es bemerkt. Es gibt noch eine Episode in meinem Leben, die wohl mit meiner Alkoholkarriere zu tuen hat und von der bis heute nur ein einziger Mensch etwas weiss, der mir auch klipp und klar gesagt hat, was da passiert ist. In unmittelbare Nachbarschaft lebte Onkel Hannes, von dem ich bis heute nicht weiss, in welchem Familienverhältnis er zu den Nachbarn meiner Eltern lebte. Er war halt da und ich war oft bei Ihm. Meistens zum zweiten Frühstück, wo es dann Nutellabrote gab. Ich habe dann auf seinem Schoss gesessen und und er hat mich, wie er es nannte "geschnäbelt". Einmal meinte er sogar, dass es doch schön wäre, wenn ich bei Ihm übernachten dürfte und wir die ganze Zeit schnäbeln könnten. Ich will das jetzt nicht weiter beschreiben, aber das das sexueller Missbrauch war, ist euch glaube ich allen klar, mir ist das erst klar geworden, als ich darauf hingewiesen worden bin. Ich habe immer gedacht, sexueller Missbrauch wäre nur, wenn jemand wirklich ein Kind vergewaltigt, er es zum Verkehr zwingt, aber heute bin ich schlauer. Auch das was mir passiert ist, war mit Sicherheit nicht gut für meine weitere Entwicklung. Onkel Hannes ist jetzt schon lange tot und es hat keinen Sinn darauf herumzureiten und ein Fass auf zu machen. Was ist weiter passiert? Ich kam auf das Gymnasium und es war für mich ziemlich unangenehm in eine neue Umgebung einzutreten. Da habe ich mich ziemlich gefreut, als ich ein bekanntes Gesicht aus der Grundschule in meiner neuen Klasse gesehen habe, aber wir wurden ziemlich schnell, nach ein par Minuten getrennt, weil es nur ein Irrtum war. Es gäbe ziemlich viel zu erzählen bis zum Abitur, aber von Bedeutung waren wohl die Klassenfahrten in der Oberstufe. Wandern im Westerwald oder im Harz und klar gab es dort jede Menge Alkohol. Und die lehrer haben mitgemacht. Ich weiss noch, dass ich mich einmal versteckt habe, als ich die leeren Weinflaschen entsorgt hatte, weil dort ein Geräusch war. Und wer kam aus dem Zimmer? natürlich der Oberstufenkoordinator mit der gleichen Absicht. Er hat mich nicht gesehen. Dazwischen war aber noch etwas: Ich erinnere mich an diverse Familienfeierlichkeiten, bei denen es ja nicht schlimm war, wenn der kleine mal am Glas nippt. und wenn ich erkältet war, dann durfte ich auch schon mal einen Grog trinken. Zum Nachtisch gab es oft eine Creme mit Rotweingeschmack. ich habe mich sehr früh an diesen Geschmack und das wohlige Gefühl gewöhnt. Bereits zu diesem Zeitpunkt müssen meine gehirnzellen diese verbindung geknüpft haben. Schön, mit Alkohol geht es dir gut. Was ich noch nicht erwähnt habe ist, dass ich schwul bin. Schon als kleiner Junge fand ich den Anblick meiner Altersgenossen in Badehose sehr schön. Mit frauen konnte ich nichts anfangen. Nur habe ich mich nie getraut das zuzugeben. meine Eltern wissen bis heute nichts davon, obwohl, so glaube ich meine restliche Umgebung um mich herum genau Bescheid weiss. Ich mache daraus auch keinen Hehl mehr, aber auch das war ein schwerer Weg. Wie ging es dann weiter mit der Sauferei? Ich habe immer gelernt, dass geselliges Zusammensein auch mit Alkohol zu tun hat. Ich habe mich dann besser und sicherer gefühlt, tue es heute noch. Es gibt eigentlich keine besonderen Episoden mehr, es hat sich halt so eingespielt. Zusammensein, Geselligkeit, Alkohol. Im Urlaub Alkohol. Es war ja lustig. Jetzt kommt was in Kurzform: Lehre, Studium, abgebrochen, weil mir die unglaubliche Menge von Menschen in der Uni nicht geheuer vorkam, wieder in den Beruf, dort "Karriere" gemacht, vom Prüffeldmonteur zum Vorarbeiter später QS und dann Projektleiter für Kraftwerke in China. Mit den Kunden essen gegangen und natürlich jede Menge gesoffen, gehörte ja dazu. Im Ehrenamt genau so. Vom Helfer direkt zum Kreisleiter, auch dort Karriere gamcht. In der Firma aber schon die ersten Anspielungen: "Ich bin doch kein Alkoholiker" habe ich heute noch in Erinnerung. War ich damit gemeint? Wahrscheinlich ja. Nun gut, Geschäftszweig der Firma aufgegeben, fusioniert, für mich keine Arbeit mehr, ziemlich hoch abgefunden worden und zu einem mittelständischen Laden in der Nachbarschaft gewechselt. Dort Abteilungsleiter für das Prüffeld, habe aber nach drei Monaten gekündigt. Warum? Einmal war mir die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften dort nicht geheuer, und ich wollte nicht für Unfälle verantwortlich sein und andererseits: Mir war klar, das es dort irgendwann mal auffallen würde, das ich saufe. Also habe ich das Weite gesucht. Gewechselt zu einem öffentlichen Unternehmen, wo ich heute noch arbeite. Da dann auch "Karriere" gemacht, immer weiter aufgestiegen. Überflüssig zu sagen, das Alkohol dort eine sozial anerkannte Rolle spielt, egal ob auf dem Betriebsausflug oder zur Weihnachtsfeier. Nach der Betriebsversammlung läd der Geschäftsführer auch schon mal zum Grillen und Saufen ein. Montags nal zu fehlen fällt dort nicht weiter auf, aber inzwischen haben sich meine Fehlzeiten ziemlich vermehrt, auch wenn ihr vielleicht denkt, 6 oder 8 Tage im Jahr, das ist doch nichts besonderes...da braucht man dann auch keinen Krankenschein. Vor einem Jahr war es dann so weit: Donnerstag und Freitag gesoffen, deshalb nicht zur Firma, telefonisch entschuldigt, alles klar. Am Wochenende weiter gemacht, konnte Montag nicht zur Arbeit, hätte immerhin fünfzig Kilometer mit dem Auto fahren müssen, wie jeden Tag, das ging nicht. Das mache ich bis heute nichtWenn ich weiss ich habe gesoffen, oder noch Restalkohol, dann Finger weg vom Auto. Bloss nicht den Führerschein abgeben, das wäre der "worst case". Einen befreundeten Arzt angerufen, von dem ich weiss, das er in einem krankenhaus arbeitet, das auch eine P hat. Der sagte dann:" Komm erst mal vorbei, wir müssen mal sehen, ob wir da was machen müssen müssen". ich hatte von meinen immer wiederkehrenden Depressionen berichtet, kein Wort über Alkohol. dann dort hin, in die Aufnahme, mit einem anderen Arzt gesprochen. Der hatte mich ziemlich schnell durchschaut. Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit, keinen Bock zu nichts....der fragte nur "Wollen Sie hier bleiben?" ich sagte nein und er erwiderte "Wie sollen wir Ihnen dann helfen?" Ich hatte darauf keine Antwort, fuhr nach Hause, packte meine sachen und zurück ins KH. Dort musste ich über die geschlossene Psychatrie aufgenommen werden, weil das abrechnungstechnisch nicht anders möglich war. Was dort passiert ist, möchte ich genauer schildern: Also mit Tasche ins KH dann zur geschlossenen. Dort angeklopft, Ich soll hier aufgenommen werden. Ziemlich verwunderte Gesichter bei Schwestern und Pflegern. "Setzen Sie sich erst mal dort hin". Während ich gewartet habe, hat die Schwester im Nebenzimmer dem Zivi die Gurte für die Ruhigstellung erklärt. Das machte keinen guten Eindruck auf mich. Dann durfte ich in das Schwesternzimmer, von dort in mein Zimmer. Der Zivi hat mich begleitet, übrigens ein ziemlich dicker Brocken, und forderte mich dann auf meine Sachen auszupacken. Ich sagte ihm dann "wenn Sie mir sagen, was sie suchen, sind wir hier schneller fertig." "Nö nö, legen sie mal alles auf das bett". ich tat so wie mir gesagt und mir wurde alles abgenommen, was auch nur irgendwie gefährlich hätte sein können: Flüssigkeiten, Deoroller, papiere, geld, Zigaretten, feuerzeug usw. Dann habe ich erst realiert wo ich bin: Vergitterte Fenster, Kameras im Zimmer. Ich bat um einen Besuch des Arztes. Der kam auch, der gleiche der mich aufgenommen hatte, dann die körperliche Untersuchung, Reflexe noch da und das Interview. Ziemlich schnell kam er auf das Thema Alkohol, und heute weiss ich, dass ich wohl noch eine ziemliche Fahne gehabt haben muss. Die normalen Fragen:" Wieviel trinken sie? was heisst zuviel? wie ernähren sie sich? Haben sie selbstmordgedanken? wie leben sie? warum sind sie alleine?" Glücklicherweise wurde ich sofort von der geschlossenen in die offene überführt und erhielt dort ein Zimmer mit einem netten Menschen der ca. 10 Jahre älter war als ich. Das wurde mir aber auch versprochen, denn der aufnehmende Arzt sagte schon bei der ersten Untersuchung "machen sie sich keine Sorgen, in der geschlossenen bleiben sie nicht lange, dass muss ich so machen". Jetzt habe ich schon wieder drei Flaschen Bier intus, es ist viertel nach eins, möcjte und kann nicht mehr schreiben, mache aber später weiter. Nächste Woche habe ich Bereitschaft, da kann ich nichts trinken und dann kann ich meine Geschichte weiter erzählen. Bis dahin alles Gute.
Hallo Burghard, willkommen hier. Oh Mann, das ist ja schon eine lange Geschichte. Darf ich mal fragen wie alt du bist, oder hab ich das jetzt überlesen? Was willst du eigentlich? Trocken werden? Trocken bleiben danach? Vielleicht kommt das ja noch beim Rest deiner Geschichte gespannt wartend grüsst Elke
Hallo zusammen, das ist mein Problem: Ich weiss nicht was ich will. eines weiss ich,wenn ich vom Alk wegkommen will, dann gibt es nur eins, nie wieder....das weiss ich aber nicht ob ich das will, denn dafür müsste ich meine komplette Persönlichkeit verändern, wäre vielleicht sogar missionarisch, warum geht das nicht, einfach die Sauferei sein lassen und dan ab und an wieder mal einen trinken? Fehlt mir dazu die Stärke oder geht das einfach nicht? Gibt es nur ein entweder oder?
ja-für dich ist es die passende frage ... so mein eindruck des geschriebenen von dir. im moment bist du noch in der angststarre angesichts der völligen abstinenz,deshalb fragst du das. das kannst du überwinden und wirst vielleicht feststellen, daß du nicht mehr fragst,wenn du dich entschieden hast.... das entspricht meiner erfahrung damit. ich wünsche dir viel kraft und entschlossenheit,denn diese frage kann auch der beginn einer eiertour sein...
deine biografie berührt mich,ich sehe viel Parallellen zu meiner... und willkommen hier!
sabine
there are things known and there are things unknown. in between there are doors. william blake
die meisten von uns kennen das, denke ich, dass man es sich, während man noch im Trinken drinnen ist, überhaupt nicht vorstellen konnte, auf Dauer alkoholfrei zu bleiben. Wenn du den Trott aber mal eine Zeit lang hinter dir hast und dich besser fühlst (auch schon nach kurzer Zeit), wirst du spüren, dass es sich ohne Alkohol viel besser lebt, es fällt viel Last und Leid weg. Auch Probleme wirst du anders angehen, mit weniger Zögern oder Ängstlichkeit. Gegen das alkoholische Leben wollen das die meisten eigentlich nicht mehr eintauschen. Trocken wirst du draufkommen, was dir alles gut tut (und wie viele leckere alkfreie Getränke es gibt) und wirst froh sein, keinen Alkohol mehr zu brauchen. Mach dir mal keinen Kopf wegen der Persönlichkeitsveränderung, du wirst dich sicher verändern und zwar automatisch und zum Positiven. Natürlich wirst du was an deinem Leben ändern, aber keine Angst, das muss ja jetzt nicht dramatisch sein, du wirst schon selber bzw. gemeinsam mit Beratung oder einer Gruppe von Gleichgesinnten, die's auch hinter sich haben, draufkommen. Es kann nur gut werden!
Als ich dann in der offenen war ging es mir ziemlich gut. Da habe ich erfahren, das es Menschen gibt, die sich um mich kmmern. Auch die Ärzte. Niemals zuvor habe ich erfahren, das mir ein Mensch diese Fragen stellt, die mir so wichtig erschienen. Der erste Arzt, der sich um mich kümmerte, hat mir Fragen gestellt. das mir die Tränen kamen. Er wusste genau worum es ging...Dann kam aber die Ernüchterung: Ich habe mir die Mitpatienten angesehen. Da war alles dabei, vom selbstmordgefährdeten Jugendlichen, der sich die Arme aufschlitzt, bis zum tzotalen Messi, der noch nicht mal in der Lage war, sein Zimmer aufzuräumen. Die Menschen, die dort in dieser Abteilung waren, hatten Ihr komplettes Leben aus dem Griff verloren. Das bin aber doch nicht ich. Ich habe ein Haus, gehe arbeiten, habe ein geregeltes Einkommen, usw. usw. Die Menschen die alkoholabhängig sind, sind die die ich morgens beim Brötchen holen auf der Parkbank mit der Bierflasche sehe. Das bin doch nicht ich. Das hat mich dazu bewegt, das Krankenhaus zu verlassen, es gab dazu nur den Kommentar" sie sind hier freiwillig hergekommen, sie können auch freiwillig wieder gehen". Nein, das stimmt nicht, der Arzt, der mich nach der Verlegung in die offene interviewt hatte, sagte mir: " Bleiben sie hier, kommen Sie zur Ruhe, wenn sie jetzt gehen, verfallen Sie sofort wieder in alten Trott.". Er hatte recht. Das hat nicht lange gedauert. Ich bin gegangen. Ich hatte mir Regeln geschaffen. Wollte in der Woche nicht mehr trinken, habe das auch eine gewisse Zeit durchgehalten. Konnte mich bei meinem Chef mir der Aussage um eine depressive Erkrankung lange Zeit über Wasser halten. Bin dann endlichmal zu einem Arzt gegangen. Der hat mir Adresen gesagt von einer ambulanten Therapie usw. das kennt Ihr bestimmt. Meine Leberwerte waren scheisse, gammagt auf 110, im Krankenhaus erst auf 90, GOT und GPT auch leicht erhöht. Dann habe ich die Sauferei erst mal wieder sein gelassen und vbin dann zum Arzt, nachdemn ich eine Woche bereitschaftsdienst hinter mir hatte. Gammagt war dann auf 60 runter und GOT und GPT auch nicht mehr überhöht. Klasse, dachte ich mir, da kannst Du ja am Wochenende weitersaufen...mit allen Konsequenzen. Dann kam der nächste Absturz. Normalerweise bringe ich Sonntag oder Montag die Wäsche zu meinen Eltern. Habe aber durchgesoffen, konnte also nicht. Da schellt es am Dienstag Sturm bei mir. Ich gehe runter und sehe meinen Vater. Ich sage nur, setz dich dahin, ich habe dir was zu sagen, ich bin Alkoholiker. Er hat mich dann mit zu sich und meiner Mutter genommen, nachdem ich mich ordentlich geduscht und angezogen habe. Vorher bin ich nur in Unterwäsche herumgelaufen. Als ich dann "zu Hause " war habe ich meiner Mutter auch gesagt: "Dein Sohn ist Alkoholiker". Ich glaube, ich habe nur noch geweint. Ich wurde herzlich aufgenommen, habe mich in mein altes Zimmer gelgt, und durfte dort auf der Couch schlafen. Am nächsten Tag ging es mir ziemlich scheisse, wie so oft, also eigentlich nichts besonderes. Ich erinnere mich daran, das mein Vater mir sagte: Du kannst dir ja ab und zu mal ein Bier trinken, aber lass den Schnaps doch weg, der macht dich kaputt. Mittwoch bin ich dann noch zu Hause geblieben, Donnerstag war ich wieder arbeiten. Ich hatte seit Dienstag nichts mehr getrunken. Am Freitag kam aber dann die komische Bemerkung von einem Kollegen: "Hast du deswegen das Saufen angefangen?" Toll das es ihm jetzt aufgefallen ist, und nicht früher. Ausserdem war ich der Meinung, das nach zwei Tagen nichts mehr zu riechen wäre, war aber offensichtlich nicht so. Inzwischen bin ich auf Citalopram, also ein SSRI, kannb mich damit immer noch gut rausreden, zumal mehrere Kollegen inzwischen mehere Monate wegen psychischer Erkrankungen nicht mehr zur Arbeit erschienen sind. Habe meinem Chef auch gesagt, dass mit Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen und Agressioen zu rechnen ist. Hoffe, er ordnet das nicht so ein, wie eigentlich einzuordnen wäre. Aber ich glaube auch unser Personalchef ist selbst alkoholkrank. Daher kann ich dort noch eine gewisse Weile überleben. Ich frage mich manchmal, ob es nicht besser wäre. wenn ich zu meinem Chef gehe und ihm sage, das ich keinen Bereitschaftsdienst mehr machen kann, und das ich mich nicht mehr in der Lage sehe im 10kV Netz zu schalten und dort schaltanweisungsberechtigt zu sein. Besser wäre das schon, aber dann kommt alles raus. Man stelle sioch mal vor ich schalte im 10 kV Netz und es kommt zu einem Unfall, oder einen schwerwiegenden Zwischenfall und ich habe noch Restalkohol. Ein gefundenes Fressen für den Staatsanwalt. Aber dann wäre es auch Aus mit meiner beruflichen Existenz. Und der Haken ist, ich habe sonst nichts mehr. Wenn ich darüber nachdenke, dann bin ich immer nur über meine Funktion definiert gewesen. Niemals als Mensch. Egal ob im Ehrenamt oder im Beruf. Daran bin ich aber auch selbst schuld. Schließlich war es mir wichtiger zu Hause zu sitzen und zu trinken, als an menschlichen Zusammentreffen teil zu nehemen. Ich habe mir auch schon manchmal gedacht, wie es wäre, wenn ich nicht mehr da bin. Hätte ich eine 9mm Pistole, so hätte ich es bestimmt irgendwann schon getan. Ich habe hier auch noch beta-Blocker liegen, ich bin mir sich sicher das eine ausreichende Dosis auch ihre Wirkung tut. Aber insgesdamt bin ich dafür zu feige, es geht ja mit Alkohol und ich kann weiter träumen. Inzwischen bin ich auf sechs Bier und zwei Schnäpsen, übrigens lecke aufgesetzter aus dem eigenem Garten, und mache jetzt hier Ende. Vielleicht melde ich michg morgen mit nüchternem Kopf.
Ich meine, daß ich es früher, als ich noch selbst gesoffen habe, schon einige viele Male erlebt habe, daß ich oder auch andere von sich behauptet haben "ab Morgen wird alles anders".
Das sagt sich ja auch so leicht, so lange man nicht ernst macht. Und ernst wirds erst, wenn Du ohne Promille drüber nachdenkst. Vorher ist das angesoffenes Gelaber, das kannst Du in die Tonne treten. Sag ich dir aus eigener Erfahrung.
hallo burkhard , er einmal danke für deine Geschichte. Wenn du dich hier ein wenig einliest, kannst du viele Geschichten finden, ähnlich wie deine und doch immer irgendwie anders. Ich war mir lange Zeit nicht darüber im Klaren, wie schwer es ist mit dem Trinken aufzuhören. Habe immer mal wieder weniger getrunken und auch mal ne Zeitlang den "Schnaps" weggelassen ect... Hat immer noch lange gebraucht bis ich aufhören konnte oder durfte Du hast ja bereits für dich erkannt, dass es wenn überhaupt, nur ganz ohne geht. Kann dir nur wünschen, dass du bald den Absprung schaffst. Mal unahängig, dass du sonst irgendwann auch deine 9mm nicht mehr brauchst, ist dieses abhängige Trinken irgendwie so unwürdig wie nur irgendwas. (War es für mich jedenfalls) Alles Gute und baldige Erkenntnis wünsche ich dir Ruby
habe mich jetzt zwei Tage nicht gemeldet, lag daran, dass ich immer spät nach Hause gekommen bin und dann keine Lust mehr auf Computer hatte. Ansonsten: Bislang immer noch trocken, einfach nur daran gedacht, das erste Glas stehen zu lassen. Damit wars dann erledigt.