Melory, ich war Spiegeltrinkerin und dazu Problemtrinkerin. Aber ich habe jeden Abend nach Feierabend 2 Flaschen Sekt getrunken, eine dritte als Ersatz immer da. Ich habe damit auch meinen Schlaf reguliert, so dass ich stets morgens noch einen Restalkohol hatte. Und ich habe auch gedacht, das würde niemand merken...
Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...
Auf was müsste ich mich bei so einem Beratungsgespräch einstellen? Ich bin eigentlich kein Mensch, der seine Seele ausschüttet. Zumindest nicht, wenn ich nüchtern bin ;-)
Hi Melody, du kannst dich bei einer Suchtberatung auf absolutes Verständnis einstellen. Dort sitzen Profis, denen du nicht deine Seele ausschütten muss.
ZitatUnd ich finde Feiern ohne Alk schrecklich. War schon als Fahrerin eingeteilt und musste zusehen, wie alle nur noch dumm rumgelabert haben und stand nur doof rum, weil ich die "Witze" der Feiernden nicht witzig fand ;-)
meine schlimmsten vorstellungen für mich waren...nie mehr einen kühlen schluck von meinem geliebten bier...nie mehr die wohlige wärme wenn der jägermeister die magenwände streichelt... nie mehr angetörnt auf einem livekonzert einer meiner lieblindsbands...nie mehr mit meinen kumpels auf ner party geistigen dünnschiss labern...
mann was war das hart...sich von diesen schönen dingen des lebens verabschieden zu müssen...
statt dessen ein ödes dahin vegetieren...
meinen durst lösche ich heute mit einer leckeren apfelschorle...meine magenwände bekommen als streicheleinheit milchkaffee...letzt auf dem konzert von roger waters hab ich mir im stillen gesagt..."du idiot, warum bist du eigentlich früher nie nüchtern auf'm pink floyd konzert gewesen" ...is nämlich viel geiler man kriegt alles mit...und den dünnschiss mit den kumpels...na ja...heute unterhalte ich mich auf ner party mit den leuten die auch nüchtern bleiben...und das sind gar nicht mal so wenige...aber das beste daran...ich weiss morgens noch was geredet wurde...
du bist noch so jung melory...ich wünsch dir die richtige entscheidung...für das leben...
Naja mal sehn. Ich danke euch auf jeden Fall sehr. Hat mir erstmal geholfen mein Problem nicht mehr zu verdrängen. Und natürlich wünsche ich euch viel Glück beim Durchhalten. Ich werde mich sicher noch öfter hier herumtreiben. Gutes Nächtchen.
Nun der Arzt fragt nach Deinen Trinkgewohnheiten, also wie lange schon, wieviel, wann, warum und es wird eine körperliche und eine labortechnische Untersuchung durchgeführt, dann erfolgt das Beratungsgespräch, indem Ihr gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten sucht, die passend für Dich sind. Doch tu Dir den Gefallen sei ehrlich zu Dir selbst und schildere es so wie es eben wirklich ist.Auch ein Arzt ist eben nur ein Mensch und gerade bei der Krankheit "Alkoholismus", auf die Mitarbeit des Patienten angewiesen, denn eindeutige "Symptome" fehlen meist, in nüchternem Zustand jedenfalls.Dir wird ein "Stein vom Herzen" fallen ,wenn Du diese Weg gegangen bist.Und auch der Arzt wird sich sagen:"Toll, wie sie das angeht. Endlich mal ein/eine Pat. der/die nicht rumeiert und ehrlich ist!" Das Licht am Ende des Tunnels kann man doch nur sehen, wenn man den Kopf hebt,oder Mel?
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
Und ich finde Feiern ohne Alk schrecklich. War schon als Fahrerin eingeteilt und musste zusehen, wie alle nur noch dumm rumgelabert haben und stand nur doof rum, weil ich die "Witze" der Feiernden nicht witzig fand ;-) [/b]
Moin Melory,
zu der Zeit als ich noch regelmäßig und insbesondere auf Partys gerne viel Bier getrunken habe war es mir auch eine graussige Vorstellung der Fahrer sein zu müssen und nichts trinken zu dürfen. Jetzt mit einigen Wochen ohne Alk und der entsprechenden gewachsenen Einstellung machts mehr Spass denn je auf Parties zu gehen! Manche Partys lasse ich allerdings dann auch gezielt aus wenns NUR ums exzessive Saufen geht - ist dann eher öde. Da gibts dann bessere soziale Zusammenkünfte die mir zumindest mehr bringen.
LG Peter
PS: Geh den Weg in die Abstinenz, Ist ne super Entscheidung für dein weiteres Leben. Du wirst es bestimmt nicht bereuen!
Zitat Ich lebe in einer Kleinstadt und ich weiß schon immer, was meine Nachbarn so für Krankheiten haben
Jedes Dorf und jede Siedlung hat auch seinen Vorzeige Alki. Den Paradesäufer. Gibt es den bei euch auch ? Das ist der, der jahrelang den Kopf als Alibi hinhält, um mir zu zeigen, daß ich ja noch lange nicht so weit bin. Der, dem ich als Kind schon zugesehen habe, wenn er jeden Tag nach der Arbeit im Slalom nach Hause kam. Unserer hieß Sepp. Sah' aus wie der Alm-Öhi persönlich. In seiner abgewetzten Lederhose und seinem Karo Hemd, daß ihm wohl an den Leib gewachsen war, denn anders kannte ich ihn nicht. Ja der Sepp. Er war ein zuverlässiger Arbeiter. Er ging jeden Morgen früher los, und machte einen Einkehrschwung in den Tante Emma Laden. Nach Feierabend dasselbe.
Wir saßen Abends in der Stammkneipe und soffen. Der Sepp war auch immer da, aber er war anders als wir. Er war schlimmer. Gegen den waren wir Engel. Wir hatten uns ja noch fein gemacht, wenn wir zum Saufen gingen. Der Sepp stank aus allen Löchern.
Ein paarmal war er weg. Auf Kur sagten die Nachbarn. Wenn er zurück kam, trank er eine zeitlang Spezi. Aber nicht lange, eine Woche oder so.
Der Sepp hatte einen Klasse Abgang, so wie es sich gehört. Er war schon mittlerweile Rentner. Wie er das hingekriegt hat, war schon ein Wunder. Jedenfalls hatten sich die Sanitäter geweigert die Wohnung zu betreten. Die Feuerwehr mußte her. Die ging mit Gasmasken da rein, denn der Gestank und die vielen Fliegen waren nicht anders zu ertragen.
Er lag' da etwa drei Tage drin. Seine Bude vermüllt bis unters Dach. Die Scheisse, Kotze und Pisse schimmerte wohl in den seltsamsten Farben und war wohl schon etliche Wochen eingetrocknet.
Einige haben noch blöde Witze gemacht, daß man bestimmt 1 Woche brauche um ihn zu löschen, er wurde nämlich verbrannt.
Beim Leichenschmaus wurde feierlich auf ihn gehoben. Zum Gedenken an ihn. Weil er ein so toller Kerl war.
Wir brauchen solche Menschen wie den Sepp. Als Vorzeigesäufer. Um meinen Spiegel zu verhüllen. Selber einzureden, daß ich ja noch lange nicht so weit sind. Ein gutes Gewissen einreden, daß ich ja gar nicht so schlimm bin, und um weiter mit gutem Gewissen feiern zu können.
Ich habe an unterschiedlichen Orten gelebt, und da gab es auch überall einen "Sepp". Natürlich hieß der jedesmal anders, aber er erfüllte stets die gleiche Funktion:
Der trinkenden Gemeinde zu bestätigen, dass es ja "richtige" Säufer gab, und dass man so tief niemals sinken werde.
Irgendwann bin ich dann - gegen Ende meiner Alk-Karriere - für eine neue Generation von trinkfreudigen Helden, auch ein ganz guter "Sepp" gewesen.
Und Du, Melory? Möchtest Du kurzfristige Aufmerksamkeit im Dorf ertragen, weil Du Dein Problem erkannt hast und etwas dagegen tust, oder möchtest Du lieber der neue "Sepp" werden?
LG
Christoph
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
Du schreibst, Du hättest (noch) keine Entzugserscheinungen, was ich allerdings anders sehe. Du kannst Dich beispielsweise tagsüber nicht konzentrieren (körperlich) und es abends wohl nicht aushalten, keinen Alkohol zu Dir zu nehmen (psychisch); Du kannst, eine Vermutung von mir, höchstwahrscheinlich auch eine ganze Zeit nicht einschlafen, solltest Du keinen Alk zu Dir nehmen - was wiederrum eine Entzugserscheinung widerspiegelt.
Worauf ich hinaus will, ist, dass ich zwischen Deinen Zeilen des Öfteren ein "Bei-mir-ist-es-ja-noch-nicht-so-schlimm" lese. Es ist nicht an mir, das zu beurteilen, allerdings wage ich zu behaupten, dass Du Dir damit ein Entschuldingungskartenhaus zusammenbaust, das schneller zusammenfällt, als Dir lieb sein wird.
Die Sache ist doch die: Du hast ein Alkoholproblem, wie Millionen andere Menschen auch, das Du allerdings, und das ist Deine große Chance, relativ früh erkannt hast. Entweder gehst Du es jetzt an und löst es auf einem Dir vorstellbaren Weg oder Du lässt es sich weiter entwickeln und machst Dich mit der Zeit zum "Sepp". Ausreden, dieses Problem nicht anzugehen, gibt es ebenso viele wie Gründe, zu saufen - Fakt ist, sie sind alle konstruiert. Es gibt andere Ärzte in anderen Dörfern, es gibt Wege zu feiern, ohne Alkohol trinken zu müssen (die wollen allerdings gelernt sein), es gibt SHGn, die nicht alles ausplaudern und es gibt genügend weitere Gründe, die für ein alkfreies Leben sprechen (Du schreibst beispielsweise von körperlicher (und ich erweitere durch psychische/geistige) Gesundheit)
Ich wünsche Dir, dass Du es schneller angehst als ich - ich hab nämlich 1,5 Jahre gewartet, weil es bei mir ja auch nicht so schlimm war, weil ich ja auch keine Entzugserscheinungen hatte, weil ja auch keiner davon Wind bekommen sollte und weil es noch tausend weiter Gründe gab, nicht mit dem Trinken aufzuhören (Selbstmitleid, Drama, feiernde Freunde und Familie und und und...). ...und diese 1,5 Jahre der Seppisierung waren echt heftig...
Take care...
Tom
"How much can you really know about yourself if you've never been in a fight?" Tyler Durden
"Seppisierung" - genial, wie der Beitrag von Passenger!
Und Melory, mag Dir überzogen vorkommen - ist es aber nicht! Und ich habe nicht wie Tom 1,5 Jahre weitergeeiert, sondern fast 4 Jahre. Und das ganz Üble: Mein Problem war mir schon über 10 Jahre lang bewußt - aber ich war ja da auch weit vom Sepp entfernt, nur lästig, dass ich einen Job nach dem anderen deswegen verloren habe (der Sepp ging ja wenigstens noch arbeiten)
Denk' drüber nach!
Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...
Und ja ich habe auch drei Jahre richtig geeiert. Klar habe ich ein Problem mit Alk, aber das angehen? Ich doch nicht. Ich kann doch weniger saufen und habe das ganze unter Kontrolle, ich sauge doch erst ab 19 Uhr..... Ich meine heute: Wer einmal drüber war, der kann nicht kontrolliert trinken. Die Chance habe ich nicht mehr und habe sie vermutlich nie gehabt.
Alles Ausreden, blöde. Als ich ausgestiegen bin war ich 45. Das ganze hätte ich früher haben können, aber ich brauchte wohl einen echten Tiefpunkt.....
Ansonsten stimme ich den Vorredener zu:
Es gibt alles und überall, es ist schöln geburtstage, Sylvester, Weihnachten trocken zu feiern, und es macht mir nix mehr aus, wenn jemand anderes etwas trinkt. Wenn die party allerdings auf dem Level, Witzigkeit kennt keine Grenzen angekommen ist, muss ich nicht dableiben. Ist ja auch nicht wirklich witzig.
Ich lebe deit 2,5 Jahren deutlich intensiver, kann besser spüren, schmecken, fühlen.....
Das tut alles verdammt gut, und es lohnt sich trocken zu leben, auch wenn bei weitem nicht alles Sonnenschein ist.
das wesendlichste hat man dir schon gesagt, vieleicht noch ein tipp, wenn du nicht zu deinem arzt gehn willst( obwohl die gründe falsch sind!) dann geh doch zu einem in der nächsten großstadt. ist zumindest besser als garnicht zu gehn. das mit " sepp" fand ich toll!!! unserer hieß erwin, die geschichte war aber genauso. an ihm konnte man sich wunderbar messen, die bestätigung abholen das man selber kein problem hat, denn alkis sehn so aus wie erwin, bzw sepp! hab so ein wenig das gefühl das wir hier deine sepp`s sind! du wolltest mal kucken was so ein echter alki ist um dir die bestätigung zu holen das du ( noch) keiner bist. mädel, du bist mitten drin! die sucht ist eine spirale ,wird immer enger und geht abwerts! mag sein das du noch am anfang stehst( ich kann nicht beurteilen wo du stehst, denke aber das du schon weiter bist) und ohne hilfe kommt man da nicht wieder raus. unbehandelt wird man zwangsläufig zu sepp wenn man nicht vorher stirbt. alk-sucht endet immer in verblödung oder tod. denk mal drüber nach.
lg, mary
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."