Hallo zusammen, ich bin neu in diesem Forum, neu auf dem Gebiet der Alkoholsucht und habe mich hier angemeldet, weil ich auf Ratschläge hoffe. Ich möchte Euch nicht überstrapazieren, doch um alles so eindeutig wie möglich zu erläutern, muss ich ein wenig weiter ausholen um die jetzige Situation zu erklären.
Vor rund 8 Jahren habe ich einen ca. 40jährigen Bekannten kennengelernt, der in unserem Handwerksbetrieb eine Ausbildung begonnen hatte. Wir waren viel gemeinsam auf Baustellen, verstanden uns sehr gut und er war topfit und begierig zu lernen, was man nicht von allen Lehrlingen behaupten kann. Irgendwann erzählt er mir, dass er nach einer Entziehungskur, die er hier in der Region gemacht hat (er kommt von weiter her) nun hier Fuß gefasst hat und ein neues Leben gestartet hat. Nun war er vor seinem Entzug wohl ziemlich übel drauf. Heroin, Kokain (am liebsten beides per Spritze in den Hals), Alkohol und eigentlich alles, was er so in die Finger bekam. Leben am Hauptbahnhof, mit Beschaffungskriminalität vom Feinsten und auch täglicher Gewaltanwendung.
Er machte auf mich einen äußerst gefestigten Eindruck, außerdem intelligent und strebsam.
Ich habe die Firma irgendwann verlassen und jeder hat seinen Weg gemacht. Ab und zu, aber eher selten hatten wir Kontakt.
Sein Weg kurz skizziert: Nach der Ausbildung Arbeit bei einer kleinen Firma gefunden. Geheiratet. Kind bekommen. Selbstständig gemacht. Haus gemietet und umgebaut.... Firma ist gewachsen (fünf Leute). Er sorgt für seine Mitarbeiter und geht nicht mehr auf der Baustelle schaffen.
Also eigentlich alles bestens.
Nun war ich mit ihm kürzlich etwas essen. Er trank drei Bier, wobei ich mir weiter nichts gedacht habe. Er erzählte auch, dass er hin und wieder mal einen trinken würde. Dann sagte er auch, das ab und zu mal einen Rauchen würde.... Auch von einer überstandenen Ehekrise hat er berichtet.
Für mich als Außenstehenden machte sein Verhalten (wohl auch aufgrund seiner Erzählungen über seine Firma und seinen "straighten" Weg) in keinster Weise stutzig. So ist es eben, wenn zwei Handwerker ein Schnitzel essen gehen. Man trinkt drei Bier und erzählt....
Nun wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass sein Verhalten einen Rückfall darstellt/darstellen könnte, der mitunter dramatische Folgen haben kann. Ein Freund sagte zu mir, ich können nichts für ihn tun, doch ich sollte an seine Frau herantreten, da sie diejenige ist, die etwas tun kann.
Es ist nicht so, dass er sich täglich um schießt.
Nun stehe ich ziemlich doof da. Zum einen weiß ich nicht, ob es sich hier um einen Rückfall handelt, zum anderen weiß ich nicht, ob mein Kollege damit umgehen kann oder nicht. Ich möchte niemanden auf die Füße treten, wenn ich ankomme und über solch intime Probleme wie einen Alkoholrückfall reden will.
Ich bin ein zu weit entfernter Bekannter, als dass ich mich dazu in der Lage sehe, auf ihn einzuwirken. Hängen lassen will ich ihn natürlich auch nicht. Trete ich an seine Frau heran, die ich eigentlich gar nicht kenne, habe ich Bedenken, dass sie Angst vor der nächsten Ehekrise hat und alles abtun wird.
Ich bin ziemlich ratlos. Soll ich hier das offene Gespräch suchen? Wenn ja, mit ihm? Wenn er sich ertappt fühlt, wird er abstreiten, den Kontakt beenden und seinen Weg machen. Gehe ich zu Ihr, laufe ich Gefahr, dass sie aus Angst um ihre Familie nicht aktiv werden wird.
Haben wir es hier mit einem Rückfall zu tun? Wenn ja, wie gefährlich ist er? Was kann ein Außenstehender tun? Wie kann man an den Betroffenen herantreten?
Ich wäre also äußerst dankbar, wenn ich helfende Ratschläge erhalten könnte.
Ganz ehrlich. Da es sich allem Anschein "nur" um einen Bekannten handelt, du nicht mal sein genaues Alter kennst, die Situation nicht einschätzen kannst, würde ich die Finger davon lassen.
Nochdazu wird dir wohl "hintenrum" was erzält, von dem du nicht weißt, was ist wahr daran. Du trittst womöglich eine Lawine los, aufgrund von Verdächtigungen die nicht mal Hand und Fuß haben.
Erstmal danke für die Antworten. Auch wenn es nur ein Bekannter ist, wäre es doch schade, wenn ich jetzt die Gelegenheit verstreichen lassen würde ihn noch rechtzeitig auf die Sprünge zu helfen. Sollte in einem Jahr ein Totalabsturz folgen, würde ich mir schon Vorwürfe machen, jetzt nicht gehandelt zu haben.
Wie seht Ihr das? Ist er denn tatsächlich gefährdet oder kann er mit seiner Geschichte tatsächlich ab und zu ein Bier trinken, ohne das man das als (gefährlichen) Rückfall betrachten muss.
@ Nonick / Tina: Würde ein rückfällig gewordener Mensch überhaupt um Hilfe bitten und muss ich bei allen Handlungen die ich begehe einen Nutzen davon haben???
wenn er früher getrunken hat, und andere Sachen gespritzt hat, eine Entwöhnungskur hinter sich gebracht hatte, dann ist er, wenn er wieder Alkohol trinkt und Zeug raucht ganz klar rückfällig.
Helfen kannst du ihm nicht, er muß sich schon selber helfen, bzw. Hilfe suchen. Da das nur von ihm ausgehen kann, bist du machtlos. Und wenn er sich entschieden hat zu trinken und zu rauchen, dann ist das halt so, er ist erwachsen und völlig für sich selbst verantwortlich.
Da isser doch schon …… der Nutzen. DU fühlst dich besser wenn Du etwas unternimmst um das Dich niemand gebeten hat.
Nach dem Werdegang Deines Freundes hat er wohl alle Mittel selbst in der Hand, kennt den Weg, was er draus macht ist einzig und allein Seine Sache. Sicher kannst Du ihn drauf ansprechen, um herauszufinden ob er Hilfe möchte.
Ob Du Dir das Problem Deines Freundes zu eigen machst (wenn er sein Verhalten überhaupt als Problem ansieht) musst Du für Dich allein wissen.
Ansonsten unterschreib ich den zweiten Absatz von Tweety´s Post.
LG
Tina
Laut Miracoli bin ich 2 bis 3 Personen.:zwinker1: Ich selbst bin sicher das ich noch viel mehr bin. :zwinker1:
kennst du denn seine frau persönlich? und warum sollte diese denn etwas "tun" können... kann sie doch in dem falle ebenso wenig wie du, wenn dein bekannter wieder aktiv am trinken ist... bzw. wenn er alkoholabhängig ist/war wieder "nass" lebt...
wenn du ihn als mensch magst, dann frag ich doch einfach warum er denn wieder alk trinkt, wenn er dir doch vor der genannten zeit sagte, er habe zuvor abhängig getrunken und du das net verstehst als nicht-abhängiger alk-konsument... aber seine frau anrufen als wildfremde person würde ich ganz bestimmt nicht!
gruss schneefrau
-------------------------------------------------- First they ignore you, then laugh at you and hate you Then they fight you, then you win When the truth dies, very bad things happen They're being heartless again
I know it's coming There's gonna be violence I've taken as much As I'm willing to take
Why do you think We should suffer in silence? When a heart is broken There's nothing to break
Tripping von Robbie Williams ( grade mein Motto-Song)
Seine Frau kenne ich nicht wirklich gut. Auch habe ich, wie gesagt, mit nicht viel zu tun.
Ich wurde von einem anderen Bekannten (er kennt meinen den Betroffenen ebenfalls, doch sie sind seinerzeit im Streit auseinander gegangen) darauf aufmerksam gemacht, dass sich hier ein Problem anbahnt und mir wurde auch mit auf den Weg gegeben, dass ich nichts ausrichten werden kann. Nur jemand, der ihm sehr nahe steht (seine Frau ?) könnte das.
Ich habe mittlerweile mit einigen Menschen über die Situation gesprochen und alle Meinungen - so auch die hier im Forum - tendieren dahin, mich rauszuhalten.
Da der Kontakt zu ihm gerade wieder ein wenig aufgelebt ist, gehe ich davonaus, dass ich ihn wieder öfter sehen werde. Daher habe ich beschlossen, genau das zu tun, was auch du vorschlägst. Beim nächsten Treffen werde ich ihn ganz unverfänglich darauf ansprechen, was es mit seinem Alkoholkonsum auf sich hat. Allerdings gehe ich davon aus, dass ich damit nichts erreichen werde. Ich habe einfach ein absolut ungutes Gefühl dabei, ihn ins offene Messer laufen zu lassen und komme mir doof vor, eine eventuelle Gefahr auf ihn zukommen zu sehen und einfach nichts zu tun.
Danke auf jeden Fall für alle Antworten. War mir eine echte Hilfe.