Saufdruck war zu Beginn meiner Trockenheit mein allergrößtes Problem. Das lag - so bewerte ich es im Nachhinein - wohl daran, dass Alkohol im Stillen wohl anfangs immer noch eine Option für mich bedeutete. Ich bezeichne mich gerne im Nachhinein als die Eier-Königin, weil ich wirklich lange, lange rumgeeiert bin, wohl wissend, alkoholkrank zu sein, aber nicht wirklich aufhören wollend
Mein alkoholischer Alltag hatte größtenteils so ausgesehen, dass ich morgens aufstand, mal mehr und mal weniger verkatert, mein Tagesgeschäft sehr sorgfältig erledigte und abends trank. An den mehr verkaterten Tagen nahm ich mir vor, aufzuhören, spätestens nach drei Tagen kam aber wieder der Saufdruck und spätestens nach einer Woche gab ich ihm nach.
Will sagen: Mir ging es zwar nicht gut mit meiner Trinkerei, aber den viel beschriebenen "persönlichen Tiefpunkt" und die "Kapitulation" blieb - zumindest in dieser paukenschlagähnlichen Version, wie sie oft von Leidensgenossen beschrieben wird - aus. Ich WUSSTE, ich bin abhängig (spätestens, als ich nach einer halbjährigen Trinkpause wieder zwei Wochen lang trank, heftiger als zuvor und davon auch drei oder vier Mal schon morgens, was vorher niemals vorgekommen war), ich WUSSTE, ich muss aufhören. Es war eine Kopf-Entscheidung.
Vielleicht war es das Morgens-Trinken und die Erinnerung an die schlimmen, fast suizidalen Trinkexzesse meiner Mutter, die mir schließlich genug Angst einjagten, um den gefühlt 77. Anlauf dann zum Gelingen zu führen. Ich schloss mich eng an eine Gruppe an, trug Woche für Woche meinen Saufdruck dort hin und nahm den Gruppenfreunden das Versprechen ab, dass das mit der Zeit weniger wird.
Es wurde besser. Laaaaangsam. Ich musste Geduld lernen. Seit knapp zweieinhalb Jahren bin ich nun trocken, und rückblickend kann ich sagen, dass eine Unmenge wirklich toller, begeisternder, nie geglaubter positiver Veränderungen mit mir und meinem Leben passiert sind, die aber alle wirklich ihre Zeit gebraucht haben. Die Fähigkeit, darauf zu warten, Schritt um Schritt zu gehen, kleine Erfolge zu sehen und große abzuwarten, hat mir der Kontakt zu anderen trockenen Alkis gegeben - hier auf Saufnix und in der Gruppe.
Good Luck sole
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
Hallo! Lieben Dank für die vielen Antworten! Das Wochenende habe ich alkoholfrei gut überstanden, mit recht geringem Suchtdruck....jetzt arbeite ich wieder und die Trinkgedanken sind wieder da. Und ich verstehe es nicht. Meine Arbeit ist ruhig, es gefällt mir hier...vielleicht ist es auch die gesamte Woche mit vielen Terminen die mir zu schaffen macht- ich muss da mal genau hinschauen, am besten natürlich nüchtern.