Ich habe eine Frage. Es ist nämlich so, dass mir in meiner Familie und in meinem Umfeld keiner glaubt das ich ein richtiges Alkoholproblem habe. Habe mit einer guten Freundin darüber geredet und die sagt, ich würde den Alkohol mißbrauchen aber ein Alki, das sei ich nun wirklich nicht.
Mir ist das schon öfter im Leben passiert. Vor ein paar Jahren als ich einen totalen Zusammbruch hatte und zum Nervenarzt ging, der Depression diagnostizierte, wurde ich auch als ein Hypochonder hingestellt. Anscheinend glaubt mir einfach niemand dass es mir nicht gut geht!
Kennt ihr das auch? Woran kann das liegen? Ich bin total wütend darüber, das mir nicht geglaubt wird. Darunter habe ich Jahre gelitten. Es kommt mir so vor als würde man mir, dem blonden lächelndem Engelchen einfach keine ernsthaften Probleme zu trauen
du hast ja deine krankheiten für dich und nicht für andere. also wenns für dich nicht mehr stimmt musst du sofort was dagegen unternehmen und nicht warten bis dein umfeld dich für krank genug hält. von denen lebt nämlich keiner dein leben.
also packs an.
....wer will, findet wege - wer nicht will, findet gründe.... (unbekannter genialer wortfinder)
Das ist normal, dass Deine Umwelt Dir das nicht "glaubt".
Ich höre heute noch manchmal von meiner Mutter: "Du bist doch gar kein richtiger Alkoholiker". Ich schmunzele darüber seit Jahren und frage, was ist denn ein richtiger Alkoholker. Dann kommt meistens nix mehr. ABER: Meine Mutter kocht nichts mehr mit Alkohol, wenn ich davon essen könnte (ich glaube auch so nicht mehr), in Kuchen und Süßspeisen ist nix mehr drin und auch die Marmelade wird seitdem nicht mehr durch (abgefackelten) Rum auf der obesteren Schicht haltbar gemacht. Sie will es zwar immer noch nicht wahrhaben, handelt aber vorsichtshalber so. Aber das war nicht von Anfang an so. Aber je sicherer ich in mir wurde in meiner Abstinenz um so mehr wurde das von meinem Umfeld respektiert.
Es ist wirklich auch völlig unwichtig, was die Umwelt denkt. Wichtig ist, dass Du nach Deinem Leben handelts.
also ich persönlich finde die Unterscheidung zwischen missbräuchlichem Alkoholkonsum und krankhaftem Alkoholkonsum recht amüsant, weil es auf mich wirkt, als wolle jemand, der in der Scheiße sitzt, aller Welt klar machen, dass er ja noch nicht sooooooooooo tief in der Scheiße sitzt wie eben der "richtige Alkie". Ich finde es eigentlich immer bedenklich, wenn jemand ein Zuviel von Etwas konsumiert oder tut oder denkt, um damit etwas ganz anderes (meist ein Defizit) zu kompensieren. Das gilt also für alle Dinge, selbst wenn sie an sich harmlos sind: Schokolade, Sport, politische Ansichten, Hobbys, Meinungen, Vorstellungen davon, wie etwas angeblich zu sein hat, ...
Deshalb finde ich es gut, wenn du mit dir und deiner Lebensführung unzufrieden bist und für dich entscheidest, dass du etwas ändern möchtest. Nicht gut finde ich es, wenn du die Entschlossenheit, mit der du das angehst, von der Meinung anderer wieder aufweichen lässt.
du hast ja deine krankheiten für dich und nicht für andere. also wenns für dich nicht mehr stimmt musst du sofort was dagegen unternehmen und nicht warten bis dein umfeld dich für krank genug hält. von denen lebt nämlich keiner dein leben.
also packs an.
ECHO Du musst Dich vor niemandem rechtfertigen - davon wird es Dir auch nicht besser gehen, wenn alle nicken und sagen "Ja, Du hast ein dickes fettes Alkoholproblem!" Viele nicht Betroffene wollen mit Suchtproblematiken auch gar nichts zu tun haben - das habe ich auch oft genug erlebt. Dann wird es aus Egoismus oder Mitleid runtergespielt. Die haben ihre Ruhe - und Du immernoch Dein Problem!
Wende Dich an eine Suchtberatung - da musst du nichts rechtfertigen - die wissen, was Sache ist! Hier wird auch niemand sagen: "Ach, sooo viel trinkst du ja gar nicht!!!"
Geh's an!
Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...
Alkoholismus und Depression gehen oft Hand in Hand und aus diesem Teufelskreis können dir wirklich nur Fachleute helfen. Wenn deine Freundin sagt, dass du zwar Alkoholmißbrauch betreibst, in ihren Augen aber kein Alki bist, so vertritt sie damit eine ganz weit verbreitete falsche Meinung. Wenn dieses Problem in deiner Familie runtergespielt wird, so wird es sich hier wohl um eigene Ängste handeln, selber etwas falsch gemacht haben zu können (ich spreche hier von den Eltern) und somit eine "Mitschuld" an deiner Krankheit zu tragen.
Ich weiß ja nicht, was du in naher Zukunft vor hast. Aber hast du schon einmal über eine Langzeittherapie nachgedacht? Es gibt ganz hervorragende psychosomatische Kliniken, die sowohl deinem Alkoholproblem als auch deiner Psyche Rechnung tragen.
Ich selber habe mich meinen eigenen Problemen erst im Herbst 2007 gestellt. Ich bin dann in die Entgiftung gegangen, aber ich wusste ganz genau, dass ich nach "so ein paar Tagen" in einer Klinik zuhause wieder zum Alkohol greifen würde. Ich hatte das große Glück auf dieser Entgiftungsstation an eine erfahrene Psychologin und Sozialarbeiterin zu geraten. Sie stellte für mich die entsprechenden Anträge und so kam ich nahtlos (das war für mich sehr wichtig) zur Langzeittherapie in eine psychosomatische Klinik. Ich wusste rein gar nicht was auf mich zukam und war voller Mißtrauen und auch voller Angst. Im Nachhinein kann ich nur sagen, diese Entscheidung, die Therapie anzutreten, war eine der Richtigsten meines Lebens. Heute nehme ich u.a. einmal wöchentlich an einer Gruppe teil,deren Schwerpunkt - neben der Sucht - Depressionen sind. Und dort wird einem (mir zumindest) das Gefühl vermittelt, ganz ernst genommen zu werden. Niemand stellt dich als Hyochonder hin - im Gegenteil. Du wirst ernst genommen und siehst gleichzeitig, dass du mit deinem Problem nicht alleine stehst und das es sich tatsächlich um ein ernsthaftes r-e-a-l-e-s Problem handelt, welches man sich nicht nur einbildet. Mir jedenfalls hilft das sehr.
Sobald du dich auf den Weg machst, öffnet der Horizont seine Grenzen
Das hat doch ein wenig den Klatschweibcharme im Treppenhaus " Du die ist Alkoholikerin, die geht zu den Anonymen!", "Ach wirklich, das sieht man ihr garnicht an !"
Wer bestimmt denn ab wann man Alkoholiker ist? Welche anzeichen muss man aufweisen um den anderen glaubhaft zu machen das man den Alkohol nicht kontrollieren kann?
Ich denke das hat alles ein wenig mit dem "schreckensbild" des Alkoholiker zu tun, welches sich wohl schon Jahrzehnte hält. Alkoholiker leben unter Brücken, mit Zeitung zugedeckt und der Typischen "Alkinase". Die Flasche Billigfusel steht natürlich daneben.
Doch die Zeiten sind schon längst vorbei, bzw waren sie nie wirklich da, denn die "Gehobenen Alkoholiker" haben sich mit ihrer Krankheit nur nicht in die Öffentlicheit gewagt. Das wurde totgeschwiegen, war eine schwäche, hätte ihn herabgesetzt, seinem Ansehen geschadet.
Anfangs habe ich auch lange gegrübelt wenn jemand sagte " Ach so schlimm ist es ei dir doch nicht!", bis mir klar wurde das es nicht dadrum geht was andere meinen sondern einzig drum was ich meine. Selbst wenn ich keine Alkoholikerin wäre, was verliere ich denn wenn ich trocken lebe?
Muss grad n bissl an Harry denken, der mir letztes jahr als ich hier erneut aufschulg sagte " Wenn du noch nicht so weit unten bist bist du auch keine Alkoholikerin und nimmst bei einer Therapie nur anderen den Platz weg die ihn nötiger haben!"
Entscheide ganz allein du für dich wie dein weg aussehen soll, die anderen müssen dein leen auch nicht leben und sich wohl in deiner haut fühlen, das liegt ganz allein bei dir.
LG Next
Ich freue mich über Verleumdungen, denn sie lenken von der Wahrheit ab. (Marquis de Sade)
Man muss auch nicht unbedingt mit seiner Krankheit hausieren gehen. Für mich hört sich das so allen, als ob du vor allem eins bist: Geltungsüchtig. Ich kenne das ganz gut, als sich noch getrunken habe ich mich und meine Probleme regelmässig zum Mittelpunkt jeder Feier gemacht. Gott war das immer peinlich am nächsten Morgen.
[ Editiert von Pyranha am 01.01.09 15:04 ]
This is your life, and it's ending one minute at a time.
Pyranha, sry aber ich find deinen post irgendwie daneben! Was hat das mit Geltungssucht zu tun wenn an seiner Freundin und seiner Familie sagt das man Alkoholiker/in ist? Ich habe das auch einigen leuten gesagt, wieso auch nicht? Muss man sowas verschweigen? Ich finde es sogar wichtig wenn einige leute das wissen, grade Freunde und Familie, damit ich nicht aus unerfindlichen gründen ständig z.b. eine Einladung zum Essen ablehnen muss weil da vielleicht mit Alkohol gekocht wird oder ich auf Feiern wo ich sonst immer dabei war nicht mehr erscheine. Zumal wohl kaum wer Stolz dadrauf ist Alkoholiker/in zu sein und damit aufmerksamkeit erregen will!
LG Next
Ich freue mich über Verleumdungen, denn sie lenken von der Wahrheit ab. (Marquis de Sade)