Ich habe mir seit gestern ein paar gedanken gemacht, wegen dem Thread von Balu.
Immerwieder tauchen die Fragen "Wie sage ich nein?","Wie sag ich das ich Alkoholiker bin?""Sag ich es überhaupt?" "Wie reagieren die anderen wohl?" etc. auf.
Wieso ist es beim Thema Alkohol plötzlich so kompliziert? Ich mein wenn ich aufhöre zu Rauchen oder plötzlich Diabetes habe oder eine andere Krankheit, mitmal kein Grün mehr trage, meine Wohnung umdekoriere, mir ein neues Haustier anschaffe usw ist es mir entweder egal was die anderen sagen oder ich erzähle es einfach nicht weil ich meine das es meine sache ist, aber wenn man "plötzlich" Alkoholiker ist ringt man mit sich selbst und den erklärungen.
Zum trinken sind mir , ach herrje, zigtausend Gründe eingefallen und wenn es nur eine erfolgreiche morgenoilette war. Möchte man aber "Nein" sagen überlegt man schon stunden, ja Tage vorher, wie man es am besten sagen könnte, welche Ausrede man nutzen könnte.
Geht es dabei denn plötzlich um Scham? Nass war einem die Scham doch auch egal, obwohl sie da wohl oftmals am meisten angebracht wäre.
Ich habe mal zu meinem Liebsten gesagt" Komisch, was meinst du? Die Nassen Alkoholiker hier im Plattenbau erkennt man ja sofort, was meinst du wieviel trockene hier auch wohnen?"
Trocken zu sein ist doch eine art erfolg, etwas tolles was man geschafft hat. Klar ich kann es auch nicht immer so annehmen, weil ich andersrum denke wäre ich nicht Nass gewesen hätte ich nie trocken werden müssen, aber ich bin doch nie mit dem Ziel mal Alkoholikerin werden zu wollen aufgestanden. Wenn ich diesen "Fehler" nun nicht mehr mache, muss ich mich dann trotzdem ständig verstecken und rechtfertigen?
Wieso klingeln allein bei dem Wort "Alkoholiker/in" die Alarmglocken? Ich möchte nicht wissen wieviele Leute bereits hinter dem Rücken tuscheln und wenn man es dann sagt "Ach blödsinn, du doch nicht" daherseiern.
Natürlich ist es für sich selbst wichtig diese hintertürchen zu schliessen. Offen dazu stehen, nicht "Ach falls ich doch nochmal etwas trinken möchte" öffen halten, klar sagen "Ich trinke keinen Alkohol (mehr)!"
Naja das waren halt so meine Gedanken dazu ....
LG Next
Ich freue mich über Verleumdungen, denn sie lenken von der Wahrheit ab. (Marquis de Sade)
ZitatGepostet von Next Trocken zu sein ist doch eine art erfolg, etwas tolles was man geschafft hat.
Imho gilt das in unserer Gesellschaft eher als ein Zeichen von Unfähigkeit - der Unfähigkeit, mit einer hierzulande höchst akzeptierten Droge adäquat umzugehen. Zumindest für diejenigen, die sich noch nicht eingehender damit befasst haben/haben befassen müssen
It is no measure of health to be well adjusted to a profoundly sick society. J. Krishnamurti
ich meine es geht in erster linie darum sich selbst anzunehmen...mit allen makeln die da sein könnten...und die krankheit alkoholismus ist in der gesellschaft nun mal ein makel... sie steht für charakterschwäche...verelendung...und vieles negativ belastetes mehr... auch bei dem süchtigen selbst bestimmen alle diese negativ behafteten atribute seine wertevorstellung...er hält sich unbewusst oder schlimmsten falls sogar bewusst für nicht gesellschaftskonform...quasi nicht regelgerecht...
ZitatGeht es dabei denn plötzlich um Scham?
ja...nur darum geht es...nur wenn ich mich mag und annehme wie ich bin...
ich denke auch das es um scharm und akzeptanz geht. in meiner gruppe wird auf diese frage gern geraten zu sagen,
ich hab in meinem leben schon genug getrunken, ich muß nun nicht mehr.
diesen satz hab ich nie benuzt, ist mir zu provokatief .
einmal, auf einer feucht fröhlichen silberhochzeit wurde ich sehr rüde von einem jungen mann angemacht ( der ein tablett mit schnaps und likörgläsern unters volk brachte )weill ich rauchte. von wegen das er passiv mitrauchen müsse, ich dadurch eher sterben würde , zigaretten garnicht teuer genug sein könnten u.s.w , wärend er sich selber vom tablett bediente
, so muß ich etwa ausgesehen haben und hab ihm gesagt das ich mich durch sein trinken auch nicht belästigt fühle und das solche sprüche ausgerechnet von jemanden kommen der flaschenweise nervengift verteilt! der kuckte doof, sagte aber, bist du ein alki oder was... ich hätte ja sagen sollen, selbstbewust und ohne scharm, hab mich aber nur umgedreht und die situation so aufgelöst.
das hat mich noch lange beschäftigt. nicht der typ, sondern warum mir die frage unangenehm war.
in den ersten jahren meiner trockenheit, wuste mein umfeld bescheid, alle hatten gewust das ich trinke und alle wusten das ich trocken wurde. lebte in einer kleinen stadt, da weiß sowieso jeder alles über den anderen, da hatte ich selten ein problem mich erklären zu müssen, und es wurde durchaus wohlwollend damit umgegangen. deshalb dachte ich lange ich hätte keine angst oder scharm davor, das es andere wissen. dann lernte ich einen mann kennen, zog in eine neue stadt und wurde in seine familie aufgenommen. nur ... da wußte es keiner
nun war ich schon zimlich lange trocken und stabil, hatte an meiner krankheit gearbeitet und sie akzeptiert, war schon ein alter hase, und stand plötzlich vor einem aussteiger problem! was sag ich wenn einer fragt warum ich nicht trinke scharm....., was können die leute über die neue frau an seiner seite denken, was sagen seine kinder dazu, wird seine ex-frau das als munition gegen mich benutzen?
, garnichts ist passiert, ich hab es wenn die gelegenheit da war, dem ein oder anderen erzählt und drüber geredet wo es mir wichtig erschien, seinen kindern und besten freund z.b, der rest denk ich wurde über die buschtrommel informiert, die auch hier im bergischen wunderbar funktioniert
ich bin immer wieder erstaunt wer es alles weis und wer alles auf mich zu kommt, mit fragen über das thema, aber auch schon mal mit der bitte um ratschlag.
ich hab in all den jahren tatsächlich noch nie eine negative reaktion erlebt, woher kommt denn dann die angst und die scharm davor?
ich denke bei menschen die einem nahe stehn ist es das man sie damit nicht endteuschen möchte und bei fremden das man angst hat sich verletzlich zu machen. jeder ist ja bestrebt sich selber immer in ein möglichst positives licht zu stellen und ein alki ist eben negativ besezt.
ich glaube es gibt menschen, die geht es nichts an, ich muß mir kein schild umhängen, aber es gibt eben auch welche die es wissen sollten, familie enge freunde...
ist schon wahr, als ich noch getrunken hab, habe ich mich auch geschämt. aber da war die scharmgrenze wesendlich niedriger
mary
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
Ich habe mir seit gestern ein paar gedanken gemacht, wegen dem Thread von Balu.
Immerwieder tauchen die Fragen "Wie sage ich nein?","Wie sag ich das ich Alkoholiker bin?""Sag ich es überhaupt?" "Wie reagieren die anderen wohl?" etc. auf.
Wieso klingeln allein bei dem Wort "Alkoholiker/in" die Alarmglocken?
LG Next
Da ich zu meiner Krankheit stehe und auch zu meinen alkoholischen Fehlern ist es mir egal, wie andere über mich denken. Ob diese fragen: oben so oft auftauchen bezweifle ich. Ich .nun nach fast 5jahren trocken ,kann mich nicht daran erinnern,soviel danach gefragt geworden zu sein ,warum ich nichts trinke. warum auch wenn ich bestimmend sage bitte keinen Alkohol,hat sich die Sache.
Liebe Grüße Friedhelm:Ich bin ein Mensch und nicht der Alkoholiker:gut: :grins2:und schreibfehler bei eby versteigern:sly:
ich meine es geht in erster linie darum sich selbst anzunehmen...mit allen makeln die da sein könnten...und die krankheit alkoholismus ist in der gesellschaft nun mal ein makel... sie steht für charakterschwäche...verelendung...und vieles negativ belastetes mehr... auch bei dem süchtigen selbst bestimmen alle diese negativ behafteten atribute seine wertevorstellung...er hält sich unbewusst oder schlimmsten falls sogar bewusst für nicht gesellschaftskonform...quasi nicht regelgerecht...
ZitatGeht es dabei denn plötzlich um Scham?
ja...nur darum geht es...nur wenn ich mich mag und annehme wie ich bin...
Ein interessantes Thema, über das ich mir auch schon viele Gedanken gemacht habe. Die bisherigen Posts kann ich nur unterschreiben.
Leider ist noch in vielen Köpfen die Krankheit Alkoholismus/Abhängigkeit viel zu oft mit negativen Attributen ausgestattet. Abhängige sind schwach, willenlos, charakterschwach, egoistisch, faul/arbeitsscheu, konfliktunfähig etc.
Wenn ich aber einmal genau hinschaue, ist es eher die "ältere" Generation, die ihre Schwierigkeit mit der Abhängigkeitserkrankung haben. Zumindest kann ich das in meinem Umfeld so beobachten. Das mag in vielen Fällen an den eigenen Erfahrungen liegen, die diejenigen mit dieser Krankheit und deren Auswirkungen auf IHR Leben hatten. Die Aufklärungsarbeit, wie ich sie heute kennen lerne, steckt ja quasi noch in den "Kinderschuhen" und hat viele einfach noch nicht erreicht.
Also ist es kein Wunder, dass die "jüngere" Generation eine natürliche Scheu/Scham besitzt, dieses Thema offen anzusprechen oder sich zu ihrer Krankheit zu "bekennen". Zu groß ist offensichtlich die Angst, einen "Stempel" aufgedrückt zu bekommen.
GsD kann ich aber immer öfter feststellen, dass sich die Einstellungen ändern, nicht zuletzt dadurch, dass viele Abhängige mittlerweile offener, selbstverständlicher und selbstbewusster mit ihrer Suchterkrankung umgehen und ihr somit den "Schrecken" nehmen. Dazu gehört aber, meiner Meinung nach, zwingend die Selbstakzeptanz und die feste Überzeugung, dass ich nicht mit einem "Makel" behaftet bin und ich mich nicht schamvoll verstecken muss. DAS dauert bei dem Einen etwas länger als bei manch Anderem und so Mancher erreicht diese "Selbstakzeptanz" nie.
Ich habe meine Alkoholerkrankung (nach meiner Therapie)nie versteckt, bin allerdings auch nicht damit "hausieren" gegangen. Situationsbedingt habe ich darauf hingewiesen und habe bis jetzt NIE eine negative Resonanz bekommen. Eher das Gegenteil war der Fall, oder es wurde stillschweigend akzeptiert.
Ich wünsche allen, die noch am Anfang ihrer Abstinenz stehen einen "furcht"losen Umgang mit sich, ihrer Erkrankung und ihrem Umfeld
LG, Tina
Alles im Leben hat seinen Sinn
Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
next, ich bin nun schon über 17 Jahre trocken und sehen es so: wenn ich sage ich möchte keinen alk sollte das reichen. Warum muß ich Jemanden erklären warum ? Natürlich wissen viele warum ich nicht trinke aber das sind Menschen die mir wichtig sind. Elke
Zitat...garnichts ist passiert, ich hab es wenn die gelegenheit da war, dem ein oder anderen erzählt und drüber geredet wo es mir wichtig erschien, seinen kindern und besten freund z.b,...
Genauso hab ich's erfahren bzw. ich mach's immer noch so.
Schönen Tag noch Werner
---------------------------------------------------------------- It's nice to be a Preiss, it's higher to be a Bayer
Die Angst ein wenig, aber die Scham ganz doll begleiteten mich am Anfang. Mit andauernder Trockenheit steigerte sich mein Selbstbewusstsein und sank meine Scham. Irgendwann änderte sich meine Erklärungsrumeierei in ein freundliches, aber bestimmtes "Nein, danke".
Ich bastel ja immer wieder mal an den Computern anderer Leute rum. Für ein kleines Dankeschön dafür werde ich oft gefragt, ob ich gern Wein trinke. Meine Standardantwort ist heute, dass ich gar keinen Alkohol trinke, und Punkt. Manche gucken irritiert, aber nachfragen tut keiner.
Mich hat die Scham in dem Moment verlassen, in dem ich aufhörte zu Trinken (vorher war sie eigentlich Dauerbegleiter....) und mein „nein danke“, wenn mir Alkohol angeboten wurde, war so deutlich, wie mein Entschluß. Das „warum“ war und ist meins und geht keinen was an. Was sich andere darüber denken, war und ist mir egal. Verantwortung für mich und mein Leben trag ich allein und Anstoßen (als Ritual) kann ich auch mit Wasser. Allerdings hatte ich mir die Frage, ob ich ein Alk-Problem habe, schon längst eindeutig beantwortet und ich war mir ganz sicher, daß Abstinenz der einzig richtige Entschluß für mich war.
ZitatGepostet von Balu73 VERSAGEN
Nicht mehr zu Trinken ließ mich wahrlich nicht im gleichen Moment hoch erhobenen Hauptes auf der Siegerstrasse mit raumgreifenden Schritten stolzieren. Ich war eher kleinlaut, des Kämpfens um Fassade müde und ging anfangs nur ganz kleine Schritte, den Kopf eher gesenkt, auf mich besonnen, daß ich den nächsten auch richtig setze. Ich hatte lange Zeit im Bereich „eigenverantwortlich leben“ kläglich "versagt" (und nicht nur dort) und meine ersten, einzigen Ziele waren, heute nicht zu trinken und mich mir zu stellen.
ZitatGepostet von Balu73 Angst davor, zu übertreiben - also mich zu wichtig zu machen...
Gibt es das wirklich? Sich (für sich) ZU wichtig machen? – Was soll daran falsch sein, mich wichtig und ernst zu nehmen – ist Grundvoraussetzung dafür, mich um mich zu kümmern, mir Gutes zu tun und für mich richtige Entscheidungen zu treffen.
ZitatGepostet von Balu73 ...ohne tatsächlich ein Alk-problem zu haben..
Balu, ob Du eins hast, weißt Du selbst am Besten! Alles weitere liegt bei Dir allein, nur wird’s beim Waschen leider nass... Bist derzeit scheints ganz gut dabei, Dir möglichst alles an Option offenzulassen, sprich Hintertüren zu basteln... Nennt sich auch „Rumeiern“.
Abgesehen davon gibt’s, und nicht nur erst, wenn mir der Missbrauch bereits bewusst ist, viele gute Gründe für ein alkoholfreies Leben, da muß ich nicht erst unter der Brücke leben, um mich dafür zu entscheiden.