ich lese hier schon einige zeit mit. war auch schoneinmal im jahr 2003 oder 2004 unter anderem namen angemeldet. damals habe ich versucht auf eigene faust mein problem in den griff zu bekommen. ging natürlich nicht! ich muss mal die suchfunktion bemühen um evtl. meine alten posts nochmals nachzulesen. im letzten jahr habe ich dann eine stationäre therapie gemacht und bin seit nunmehr fast eineinhalb jahren trocken. ich besuche 2 selbsthilfegruppen, ohne die ich es mit sicherheit bis jetzt nicht geschafft hätte. also hier mal ein tip an alle die denken, sie könnten es ohne gruppe schaffen. "das ist meineserachtens fast unmöglich und wenn, dann verzichtet ihr auf ein werkzeug, dass eine unerhörte hilfe darstellt."
jetzt zu meinem problem, über das ich mir hier eventuell etwas hilfe erhoffe. kennt ihr auch das gefühl von traurigkeit, das dann fast in wut übergeht. der gedanke nicht mehr trinken zu "dürfen", der verzicht auf die entspannende wirkung, der verlust von lebensqualität. ich habe anscheinend (gott sei dank) noch nicht solche negativerlebnisse mit alkohol im gedächtniss, dass mir die lust darauf für immer vergangen ist. mein kleiner teufel lässt mich auch anscheinend immer mehr von den negativerfahrungen vergessen. ich hol sie dann immer wieder ins gedächtniss zurück. aber ich weiss nicht wielange das noch gut geht. ich würde so gerne mal wieder mit kumpels auf ein bierchen in die kneipe, oder am abend einen rotwein zum sonnenuntergang. hoffentlich wird mir diese traurigkeit und wut nicht zum verhängniss.
Wenn mich ähnliche Gedanken überkommen - zum Glück passiert das sehr selten und ist mehr die Lust auf einfach ein leckeres Glas kalten Sekt - dann rufe ich mir einfach den Geruch von schalem Wein oder abgestandenem Bier ins Gedächtnis. Das, zusammen mit der Erinnerung, wie ich das verzweifelt gesoffen habe, um es gleich darauf wieder auszukotzen, ohne dass es die erzitterte Wirkung von Entspannung/Linderung gebracht hat, die reicht mir, um diese Art Suchtdruck sofort wieder zu verscheuchen...
Denn das ist all die letzten Jahre die Realität gewesen - nicht das unbekümmerte Trinken zum Genuß - das ist eine Ewigkeit her und kommt nie wieder...
Ich will da nie wieder hin
Wenn die Musik beginnt, dann dreht sich der Tanzbär...
als ich solche gedanken hatte, war für mich der rückfall vorprogrammiert. irgendwann war das verlangen (ich habe es hier schon mal erwähnt) so groß, dass ich nachgab. und dann wollte ich das zeug nicht mehr missen. ich habe den alk verteidigt, als wäre es mein leben. pustekuchen..... ich flog dann nocheinmal auf die schnauze. ich glaube heute, das habe ich gebraucht, um meine trockenheit genießen zu dürfen.
jetzt zu meinem problem, über das ich mir hier eventuell etwas hilfe erhoffe. kennt ihr auch das gefühl von traurigkeit, das dann fast in wut übergeht. der gedanke nicht mehr trinken zu "dürfen", der verzicht auf die entspannende wirkung, der verlust von lebensqualität.
das klingt ja fast wie eine Bürde, die Du dir mit der Abstinenz auferlegt hast. Warum schreibst Du ausschließlich von Verlust und Verzicht?
Zitataber ich weiss nicht wielange das noch gut geht.
damit sagst jetzt schon (durch die Blume), dass Du schon weißt, dass es irgendwann schief geht.
Zitatich würde so gerne mal wieder mit kumpels auf ein bierchen in die kneipe, oder am abend einen rotwein zum sonnenuntergang. hoffentlich wird mir diese traurigkeit und wut nicht zum verhängniss.[/b]
wenn Du natürlich den Verzicht deines Bierchens, oder des Rotweins als einen so großen Verlust ansiehst, und dem mehr nachtrauerst als dich über deine gewonnene Abstinenz zu freuen vermagst, dann ist es m.E. nur eine Frage der Zeit bis es dir wirklich zum Verhängnis wird, wie du vermutest, und Du deinem innerem Teufel nachgibst.
So hart wie das für dich klingen mag, aber das ist meine Meinung...denn du hast mit keinem Wort in deinem Beirtag auch nur einen Vorteil, den dir die Abstinenz bringt erwähnt.
Frage mal dein innerstes: Quälst Du dich trocken durchs Leben??? Und wenn ja, warum hast Du dann aufgehört zu trinken
ZitatGepostet von u1953we als ich solche gedanken hatte, war für mich der rückfall vorprogrammiert. irgendwann war das verlangen (ich habe es hier schon mal erwähnt) so groß, dass ich nachgab. und dann wollte ich das zeug nicht mehr missen. ich habe den alk verteidigt, als wäre es mein leben. pustekuchen..... ich flog dann nocheinmal auf die schnauze. ich glaube heute, das habe ich gebraucht, um meine trockenheit genießen zu dürfen.
genau das habe ich schon zu hören bekommen. ich halte mich nicht für etwas besonderes. deswegen wird es mir mit sicherheit genauso ergehen. der verstand kapierts, aber das herz irgendwie nicht. ich möchte mir das "auf die schnauze fallen" ersparen.
So hart wie das für dich klingen mag, aber das ist meine Meinung ...denn Du hast mit keinem Wort in deinem Beirtag auch nur einen Vorteil, den Dir die Abstinenz bringt erwähnt.
klingt nicht hart. ist nur die wahrheit.
ich habe mir schon oft die vor und nachteile gegenüber gestellt. und ich bin ja auch weiss gott nicht grundlos in die klinik. der leidensdruck war schon immens. leider verblassen die gedanken an die schlimmen zeiten. deshalb lechze ich ja auch in den gruppen nach erfahrungen von leuten, die einen rückfall hatten. danach hab ich den teufel dann etwas besser im griff.
ZitatGepostet von Cailppo also hier mal ein tip an alle die denken, sie könnten es ohne gruppe schaffen. "das ist meineserachtens fast unmöglich und wenn, dann verzichtet ihr auf ein werkzeug, dass eine unerhörte hilfe darstellt."
hm, ääh, Einspruch.
Ich probier so alle Jubeljahre, wenn ich alleine grade nicht weiterkomme, gelegentlich ne Gruppe, weil es ja angeblich allen möglichen Leuten hilft. Bis jetzt hab ich nicht festgestellt, dass mir das was bringen würde, deswegen bleibt es auch nur bei kurzen Intermezzos. Das Problem ist immer, dass meine Problemchen nicht besonders viel mit Saufdruck zu tun haben, und da passt das irgendwie nicht.
Lust zu trinken hab ich trotzdem nicht, und das ist wohl der wesentliche Unterschied zwischen Dir und mir. Kann ich Dir aber auch nicht helfen, ich würde nämlich irgendwann trinken, wenn ich das wollte.
genau das habe ich schon zu hören bekommen. ich halte mich nicht für etwas besonderes. deswegen wird es mir mit sicherheit genauso ergehen. der verstand kapierts, aber das herz irgendwie nicht. ich möchte mir das "auf die schnauze fallen" ersparen.[/b]
ich kann das gefühl schlecht beschreiben. wenn du dir den rückfall ersparen willst, brauchste irgendwie eine innere gelassenheit. ich habe vor meinem rückfall versucht diese krankheit zu vertuschen. ich wollte es auch keinem weiter erzählen. die säufer waren andere.ich doch nicht. ich durfte ja wieder! ich stelle mir heute die frage, was wäre anders gelaufen, wenn ich von anfang an ehrlich zu mir und meiner umwelt gewesen wäre? ich kann es nicht beantworten. es ist wahrscheinlich die absolute kapitulation, dass man nicht ändern kann, was ist. das man die krankheit akzeptieren muß. ich sage heute, ich akzeptiere meine krankheit, klingt blöd, aber irgendwie kann ich mich da arrangieren. wenn man seine erfahrungen weitergeben kann und man stößt auf offene ohren, dann ist das auch was schönes.
vor etwa 3 jahren habe ich gelernt, mich nicht mehr zu wichtig zu nehmen, nicht mehr alles gestern fertig zu kriegen, was mir heute gesagt wird. das nicht mehr unter druck setzen, ist für mich hauptbestandteil in meinen leben geworden und daraus resultiert meine zufriedene abstinenz. ich gehe auch offener mit dieser krankheit um. nicht das ich mir ein schild(vorsicht alkoholiker) um den hals hänge, aber dort wo es angebracht ist, sage ich das auch.
es ist wahrscheinlich die absolute kapitulation, dass man nicht ändern kann, was ist. das man die krankheit akzeptieren muß. ich sage heute, ich akzeptiere meine krankheit, klingt blöd, aber irgendwie kann ich mich da arrangieren.
gut geschrieben...unterschreibe ich glatt für mich mit.
jetzt zu meinem problem, über das ich mir hier eventuell etwas hilfe erhoffe. kennt ihr auch das gefühl von traurigkeit, das dann fast in wut übergeht. der gedanke nicht mehr trinken zu "dürfen",. ich würde so gerne mal wieder mit kumpels auf ein bierchen in die kneipe, oder am abend einen rotwein zum sonnenuntergang. hoffentlich wird mir diese traurigkeit und wut nicht zum verhängniss.
Wieso darfst du nicht mehr trinken? Und der rest den du geschrieben hast, warum tust du es nicht? Dann weißte besser bescheid und brauchst dich nicht mehr quälen
Liebe Grüße Friedhelm:Ich bin ein Mensch und nicht der Alkoholiker:gut: :grins2:und schreibfehler bei eby versteigern:sly:
also hier mal ein tip an alle die denken, sie könnten es ohne gruppe schaffen. "das ist meineserachtens fast unmöglich und wenn, dann verzichtet ihr auf ein werkzeug, dass eine unerhörte hilfe darstellt."
Hallo Cailppo,
diese Aussage kann nicht allgemein gültig sein. Es geht auch ohne!
Da sich in Dir ja anscheinend die Lust aufs trinken heimtückisch verbreitet,nimm dein erwähntes Werkzeug und nutze die unerhörte Hilfe um gegen das was sich gerade schleichend in Dir verteilt anzugehen.
ZitatGepostet von Cailppo kennt ihr auch das gefühl von traurigkeit, das dann fast in wut übergeht. der gedanke nicht mehr trinken zu "dürfen", der verzicht auf die entspannende wirkung, der verlust von lebensqualität.
Hallo Cailppo,
anfangs hatte ich oft auch solche Gedanken, Verzicht, Lebensgefühl...die Folge war Suchtdruck. In der Therapie und in der SHG hab ich mir die Erfahrung anderer zu Nutze gemacht, den Druck, das Gefühl des Versagens, die eigene Enttäuschung, den neuerlichen Kampf nach dem Rückfall. Das half mir, einen eigenen Rückfall zu "vermeiden". Denn Lebensgefühl ist das bestimmt nicht, besoffen irgendwo rumzuliegen oder durch die Strassen zu torkeln, dummes Zeug zu labern, den Kater am nächsten Tag... Lebensgefühl ist für mich u.a. mit wachen-klarem-unvernebelten Blick und Verstand durchs Leben zu gehen.
hallo cailppo, uns hat mein Therapeut (selbst trockener Alkoholiker) immer gesagt das Gedanken an schöne Momente mit Wein oder Bier mal vorkommen können, nur sollte man sie als Vergangenheit behandeln. Mein Motto lautet: Zum Glück muß ich nicht mehr trinken!!!!!! Sprich deine Gedanken in der Gruppe an!!!!!!! Elke
hin und wieder empfinde ich auch eine Art Traurigkeit, nicht mal das eine gute Glas Wein o.ä. trinken zu können.
Irgendwann am Anfang meiner Trockenheit habe ich mich auch richtig darüber geärgert. Darüber zu reden und nachzufühlen hat mich garnicht in Richtung Rückall kommen lassen.
Ich habe rausgefunden was es ist - entweder will ich dazuehören, oder ich verknüpfe damit eine Steigerung eines sowieso schon wunderbaren Gefühls (z.B. bei der Vorstellung eines -nat. edlen Glases Rotwein an einem lauen Sommerabend auf irgendeiner Terasse...)
Bei genauer Nachfrage weiß ich recht schnell wieder das ich 1. das eine Glas eh nicht kann, die eine Kiste dann wohl eher, ein Glas ging noch nie, muss ich mir nicht mehr beweisen und alles was drüber ist ist auch kein Genuß.
und 2. meist kann ich irgendwas nicht aushalten - z.B. die Entspannte erholte kitschige Stimmung auf besagter Terasse. Da könnte so ein Wein schon helfen - ich übe immernoch, schöne Sachen die ich kaum aushalten kann, zu genießen
Ich glaube das diese unangenehmen Gefühle zur Verarbeitung meines Alkoholismus gehör(t)en. Schließlich hat das saufen für mich lange einen Sinn erfüllt und schnelle Lösung versprochen. Der Abschied hat eine Weile gedauert. Finde ich auch völlig normal, auch wenn ich von Anfang an froh war, endlich nicht mehr zu müssen.
Liebe Grüße Uta
"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!"Selma Lagerlöf
Da mache ich doch gleich mal das Echo für Ute: Genauso empfinde ich das auch.
Vor einiger Zeit hat ein anderes Mitglied - ich glaube es war der Minitiger - diesen Gedanken mit einer "wehmütigen Erinnerung" verglichen, etwa so, wie man sich als Erwachsener gerne an die Sommerferien bei der Oma erinnert. Das trifft's m.E. ganz gut: Man erinnert sich, wird eventuell von einer merkwürdigen Traurigkeit befallen - und dann ist aber auch wieder gut.