vor einer ganzen weile schon bin ich auf eine geschichte gestoßen die mich seither liebevoll begleitet und die ich jetzt mit euch teilen möchte:
es ist die fabel vom rissigen wasserkrug.
Zitat Es war einmal in China eine alte Frau, die besaß zwei große Tonkrüge, mit denen sie täglich Wasser aus dem Fluss holte. Dazu hängte sie die zwei Krüge an eine Stange, die sie quer über ihren Schultern trug: Ein Krug rechts, der andere links. Der eine Topf war makellos und immer bis oben hin voll mit Wasser, wenn sie zu Hause ankam. Der andere Krug hatte einen Sprung, und am Ende des langen Weges vom Fluss zu ihrem Haus war er immer nur noch halb voll.
So ging es eine lange Zeit, Tag für Tag. Die Frau brachte immer nur anderthalb Krugfüllungen Wasser nach Hause. Der makellose Krug war natürlich immer sehr stolz auf seine vollkommene Leistung.
Aber der Krug mit dem Riss schämte sich wegen seiner Unvollkommenheit, und er fühlte sich schlecht, weil er immer nur die Hälfte von dem erledigen konnte, wozu er einmal geschaffen worden war.
Nach zwei langen Jahren, die ihm wie ein einziges Versagen vorkamen, hielt der arme Krug es nicht mehr aus und sprach die alte Frau eines Tages am Fluss darauf an: „Ich schäme mich so sehr, ich möchte mich bei dir entschuldigen, es tut mir so leid.“
Die alte Frau sah ihren Krug erstaunt an und fragte: „Ja, aber wofür denn? Warum schämst du dich?“ - „Weil ich diesen Sprung in meiner Seite habe, verliere ich jedes Mal auf dem Weg vom Fluss zu deinem Haus die Hälfte von meinem Wasser. Ich bin schuld, dass du immer die ganze Arbeit hast, aber durch meinen Fehler nur den halben Ertrag.“
Der rissige Krug tat der alten Frau leid, und sie versuchte, ihn zu trösten. „Ach, das macht doch nichts. Schau dir doch lieber auf dem Rückweg zum Haus all die wunderbaren Wildblumen am Wegesrand an.“
Dem Krug ging es daraufhin schon etwas besser, er konnte sogar ein wenig lächeln, und so machten sie sich auf den Heimweg. Und tatsächlich: Als sie den Weg entlang gingen, da sah der alte kaputte Krug die schönsten Wildblumen in der Abendsonne leuchten, und er freute sich an ihnen.
Zu Hause angekommen jedoch fühlte sich der kaputte Krug wieder ganz elend. „Das ist ja schön, dass du mich mit den Blümchen trösten willst, aber es ändert doch nichts daran, dass ich nicht genug Wasser nach Hause bringe,“ sagte er zu der alten Frau.
Da lächelte die alte Frau und sagte: „Aber hast du denn nicht bemerkt, dass die schönen Wildblumen nur auf Deiner Seite des Weges blühen und nicht auf der Seite, wo ich den anderen Krug trage? Ich habe von Anfang gewusst, dass du einen Riss hast. Deswegen habe ich die Samen der Wildblumen gesammelt und auf deiner Seite des Weges ausgesät. Und jedes Mal auf dem Heimweg hast du diese Wildblumen mit deinem Wasser gegossen. Jeden Tag konnte ich so ein paar Blumen pflücken und habe damit den Tisch in meinem Haus geschmückt. Wenn du nicht genau so wärest, wie du bist, dann hätte es all diese Schönheit nie gegeben!“
Diese Geschichte ist für mich und alle anderen, die ebenfalls einen „Sprung in der Schüssel“ haben: Ich wünsche euch einen wunderbaren Tag – und genießt den Duft der Blumen auf Eurer Seite des Weges!
PS zum copyright: es gibt diese fabel in vielen variationen, in deutsch, englisch, französisch, italienisch habe ich sie schon gefunden.
die geschichte hat viele verschiedene titel, z.b. Der kaputte Krug, Der rissige Krug, Der gesprungene Wasserkrug, The cracked pot, Le pot felé, La brocca screpolata ....
- mal ist die hauptperson eine frau, mal ein mann .... - mal wird das wasser ins eigene haus getragen, mal zum herrn im palast, mal zum verkaufen auf den markt .... - mal sei die geschichte aus china, dann wieder indisch oder islamisch ....
wer aber nun der/die ursprüngliche autorIn ist, habe ich nicht herausfinden können. (nein, es ist nicht von Kleist, auch nicht Victor Hugo oder Montaigne, auch nicht der gerissene Manfred Krug)
deswegen habe ich eine der vielen kursierenden versionen aus dem englischen neu übersetzt und mit eigenen worten nacherzählt.
falls jemand von euch den/die urheberIn kennt, bitte ich um einen hinweis.
Danke für diese nachdenkliche Weisheitsgeschichte.
Ich kenne sie als "Der kaputte Krug" aus Indien, aber auch hier ist der/die VerfasserIn unbekannt.
Jeder Kulturkreis, wird wohl seine Version dieser Selbstfindungsgeschichte haben.
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
[ Editiert von Administrator tommie am 11.10.09 15:02 ]
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
ZitatGepostet von amethysmena - mal ist die hauptperson eine frau, mal ein mann ....
Ich stelle jetzt mal die wagemutige Behauptung auf, dass kein Mann, der noch alle fünfe beisammen hat, einen rissigen Krug voll Wasser über eine längere Zeit lang hin und her tragen würde.
ZitatGepostet von polar ...und seit es die PET-flaschen gibt, ist es vorbei mit der blumenpracht.
hetts in dr Schwyz immer no keini wasserleitig?
@ adriana ich weiß ja nicht, was du für männer kennst? tatsache ist, dass die version vom wasserträger häufiger vorkommt als die von der alten frau.
@ septembersonne uff. da fühle ich mich doch glatt ziemlich missverstanden. mir ging's hier nicht drum, einen themenfaden zu eröffnen mit beliebig aneinandergereihten alten geschichten unbekannten ursprungs
aber ich hatte ja auch nicht gesagt, was ich mir wünsche, und das soll man ja immer machen, also brauche ich mich nicht wundern, wenn's keiner hellsehen kann und dann was anderes kommt. und deine geschichte hatte ja dann ein ganz anderes thema ....
und deswegen wundere und freue ich mich dann doch um so mehr, weil der gute ralfi tatsächlich hellgesehen hat, was ich in meiner schüchternen betriebsblindheit vergaß hinzuzufügen:
nämlich so was wie eine kleine interpretation der geschichte ....
yess ralfi, genau das isses nämlich: ich denke auch, dass es in der geschichte darum geht, sich selbst und anderen kleine fehler zu verzeihen, dass es darum geht, NICHT immer nur das defizit, den mangel, den fehler, die 'unvollkommenheit' zu sehen sondern mehr darauf zu achten, welche kostbarkeiten dadurch entstehen können, dass jedeR irgendwo eine kleine macke hat.
erst recht aber gilt das - so denke ich - für solche menschen, die eine größere 'macke' haben, die vielleicht nicht zu übersehen ist, und die deswegen ausgegrenzt werden von anderen, die sich für perfekt und deswegen wertvoller halten. das passiert hier im forum ja auch immer wieder mal.
genau die unzulänglichkeiten aber sind es doch, die das leben immer wieder auf überraschende bereichern können. weil wir stärke ziehen aus unseren schwächen und daran ganz einzigartig wachsen können.
meiner meinung nach ist auch thema der geschichte, dass menschen, die 'besonders', 'anders' oder 'behindert' sind - vielleicht nicht so 'funktionieren' wie die gesellschaft das gerne hätte und von der norm erwartet - dass aber gerade diese menschen auf ihre eben ganz besondere art und weise mit ihrer unvollkommenheit zur schönheit dieser welt beitragen können. wenn wir sie denn lassen und wenn wir es sehen wollen.
und da will ich dann auch gleich noch das wortspiel erklären, das so direkt nur im englischen funktioniert:
der englische titel der geschichte lautet "the cracked pot" das bedeutet wörtlich übersetzt: "der topf mit sprung" dann gibt es im englischen noch den fast gleichlautenden ausdruck "crackpot" und das wiederum bedeutet: ein/e VerrückteR, eine verdrehte person.
natürlich hat es auch ganz enorm was mit mir selbst zu tun, dass mich ausgerechnet diese geschichte immer wieder so berührt.
ich denke ja immer (noch), ich bin nicht gut genug, weil ich einen sprung in der schüssel habe, also ein crack(ed)pot bin. und dass mich deswegen keineR mag und ich immer nur ne belastung und belästigung bin für andere. außer den katzen ist nie jemand länger geblieben als ein paar monate. immer wieder habe ich zu hören gekriegt "ich halte das nicht aus mit dir" oder "ich vögel dich gern, aber ich liebe dich nicht" oder "der sex mit dir war geil, das war mehr als nur poppen - aber sonst war alles so negativ, das war ja noch nicht einmal die fahrerei wert ..." da knabbere ich hart dran. das tut weh und fühlt sich verdammt einsam an. da will ich noch nicht so recht sehen, wie da blümchen draus wachsen können.
so und nu aber schluss mit dem bildungs- und betroffenheitsfernsehen hier.
eine gute nacht euch allen, auch den armen schweizerInnen, die ihr wasser immer noch mit PET-flaschen aus dem gebirgsbach holen. wer weiß, wozu's gut ist
ich hab auch so eine geschichte, ich weiß nicht wo sie eigendlich herkommt ( aber in der biebel steht sie bestimmt nicht ) ob es sie in unterschiedlichen varianten gibt und leider hab ich auch keine ahnung woher ich sie kenne.
auserdem denke ich, das bei der allgemeinen " raucher-hetz-jagt" zur zeit, diese geschichte nicht mehr so popolär ist
vor gut zwei jahren, hatte mein gruppenleiter magenkrebs. es sah nicht gut aus. in der gruppe einigten wir uns darauf nicht ins krankenhaus zu gehn und auch nicht dauernd mit anrufen zu nerven der restliche vorstand informierte uns jede woche über seinen zustand, damit wir auf dem laufenden waren.
mir war das aber zuwenig, ich hatte das bedürfniss etwas zu tun, also schrieb ich ihm einen brief. dabei fiel mir diese alte, eigendlich schon vergessene geschichte wieder ein, weil sie so gut zu ihm passt. ( er hat die krankheit im übriegen überlebt, zwar geschwächt und er ist nur noch die hälfte seiner selbst, aber er lebt )
der zigarrenengel
petrus schickt regelmäßig seine engel auf die erde, um gutes zu tun, zu trösten, mut zu machen und gestrauchelten wieder auf zu helfen.
einer dieser engel fand bei seiner mission eines tages eine achtlos weggeworfene zigarre. er hob sie verwundert auf, betrachtete sie und als er sie grade entsorgen wollte, zog er doch mal heimlich daran.
ihm gefiel der würzige geschmack und das aroma der zigarre, also rauchte unser engel die zigarre weiter, wärend er seinen guten taten nachging. den menschen machte das nichts aus und der engel war sich keiner schuld bewußt als er nach vollbrachtem tagwerg mit zigarre ,wieder vor der himmelspforte stand und hinein wollte.
petrus aber, sah das anders!
ein rauchender engel, geht doch mal so garnicht. das kann und darf es nicht geben. engel müßen gut, rein und lasterfrei sein! also bekam unser engel schimpfe und mußte seine zigarre ausmachen bevor er durch die himmelspforte schritt.
der engel konnte es kaum erwarten wieder los geschickt zu werden und als es endlich wieder so weit war, besorgte er sich eine zigarre, gleich nachdem er auf der erde angekommen war und erledigte seinen job dann genauso gut wie immer, nur vieleicht sogar mit noch ein wenig mehr freude als sonst.
zurück vor der himmelspforte, erwartete petrus ihn schon. da nüzte es auch nichts, das der engel die zigarre noch schnell ausmachte, petrus hatte es schon gesehen und war wütend.
ein engel der ein laster hat. . . . .
das wollte und konnte petrus nicht zulassen! also verbot petrus unserem armen engel den einlass und verwieß ihm vom himmel.
traurig und heimatlos ,kehrte der engel auf erden zurück was sollte er nur tun? er hatte doch nur engel gelernt und konnte nichts anderes.
er machte ein zigarrengeschäft auf und tat weiter gutes.
glücklich ist, wer einen zigarrenengel zum freund hat und man weiß nie wer eigendlich ein engel ist, auch wenn er zigarren verkauft.
lg, mary
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
Mich würde der Ausgang der Krug-Geschichte interessieren, wenn die Wasserholerin nicht ausdrücklich eine alte, sondern eine junge Frau gewesen wäre. Ob’s da auch schon zu Blümchen am Wegesrand gekommen wäre?
Und sonst,….. sich selbst achten und lieben! Niemand kann mir das geben, wenn ich es für mich selbst nicht empfinde. Bei mir müssen diese Gefühle auch noch etwas mehr gewässert werden, sie entwickeln sich aber schon ganz gut.
Friedi
____________________________________________________________________________________________________ Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können. Marc Aurel
man muß nicht vollkommen sein b.z.w man findet das positive auch im unvollkommenen unerwarteten.
das mit dem nichtraucher-himmel fuchst mich auch , aber im himmel ist es sowieso langweilig. der lieben langen tag nur harfe spielen und frohlocken und dann noch nicht mal eine zigarettenpause . . . . .
lg, mary
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
aber im himmel ist es sowieso langweilig. der lieben langen tag nur harfe spielen und frohlocken
Bei mir reichts im himmlichen Orchester sowieso höchstens für die letzte Reihe mit Triangel oder Klanghölzchen, ich glaub nicht daß ich eine Harfe krieg
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Ich mag die Geschichte vom Wasserkrug...aber bei so einem Krug weiß ich ja wann er nicht perfekt ist, weil ich weiß was seine ursprüngliche Bestimmung ist.
Mit meiner eigenen Umvollkommenheit hab ich zur Zeit ziemlich Probleme, und bei mir ist es auch eher so, je länger ich trocken bin umso mehr seh ich die Sprünge, aber weit und breit keine daraus erwachsenden Blümchen.
Ziemlich mein Thema gerade, das
edit
ZitatGepostet von Friedi Mich würde der Ausgang der Krug-Geschichte interessieren, wenn die Wasserholerin nicht ausdrücklich eine alte, sondern eine junge Frau gewesen wäre. Ob’s da auch schon zu Blümchen am Wegesrand gekommen wäre?
Damit kann ich erst nach meinem eigenen Beitrag was anfangen, merke ich
Nicht daß ich mit meinen beinahe vier Jahrzehnten sonderlich jung wäre, aber meine Trockenheit ist mit 1 1/2 Jahren noch relativ jung...vielleicht dauersts ja einfach noch, bis ich die Blümchen mal wachsen?
ZitatGepostet von Kleinerfuchs Mit meiner eigenen Umvollkommenheit hab ich zur Zeit ziemlich Probleme, und bei mir ist es auch eher so, je länger ich trocken bin umso mehr seh ich die Sprünge, aber weit und breit keine daraus erwachsenden Blümchen.
Hi Britta,
auch wenn es für Dich im Moment gar nicht danach aussieht, zeugt dies mE für einen guten Verlauf Deiner Genesung. Du erkennst nach und nach Deine Baustellen, die Du genauso nach und nach angehen kannst und dies auch tun wirst, wie ich Dich kenne.
Ich kenne dieses Gefühl, das mich auch so manches Mal befallen hat: Nix geht vorwärts; jetzt bin ich sooo lange trocken, habe schon soviel für mich getan und trotzdem...
Das ist wie beim Bergsteigen. Hinter dem erreichten Gipfel tun sich immer neue Gipfel auf. Gerade deswegen ist der Gipfel, den Du besteigst der wichtigste im Moment. Wenn der geschafft ist, gehts nach einer Verschnaufpause an den nächsten.
Ich hab mir fürs zweite Trockenjahr ein paar Ziele formuliert und in "meinem Thread" auch schriftlich festgehalten. Das ist ganz gut, ich neige dazu sowas sonst zu vergessendrängen. Bei einem mach ich mehr Rückschritte als alles andere, bei einem tret ich fast auf der Stelle und mit dem dritten bin ich permanent beschäftigt, weils mich furchtbar anstrengt damit überhaupt weiterzukommen. Leidensdruck verspür ich in allen drei Bereichen. Manchmal hab ich zuviel Geduld mit mir und lass mich völlig hängen, manchmal zu wenig und dann wird der Druck enorm gross und ich will wieder mal alles auf einmal. Da fehlt noch die Balance. Der Leidensdruck war zu Saufzeiten ja auch da, da hab ich ihn weggesoffen, bis er am nächsten morgen mit doppelter Wucht zurückkam. Ein Fortschritt ist vielleicht, daß ich Sachen jetzt eher angehe, meißt noch nicht früh genug, aber streckenweise immerhin schonmal so früh daß ich noch agieren und nicht mehr nur reagieren kann. Ich hätte gern viel mehr Kontrolle über mich und mein Leben, aber 20 Jahre suboptimal verlaufener Säuferentwicklung brauchen wohl ein bissl länger zum korrigieren als ich dachte. Ein paar Sprünge weniger in der Schüssel wären schon angenehm. Das wird noch ein langer Weg über die Berge