Ich fand Randolfs Post mit der Bemerkung hier Trocken aufgeschlagen zu sein äußerst interessant und habe Mir schon öfter auch meine Gedanken über dieses Thema gemacht.
Und um den Thread vom CFL damit nicht zu belasten habe ich beschlossen, meine eigenen Überlegungen hier mal aufzuschreiben.
Wie ich es so mitbekommen habe gibt ja nun einige von euch, die erst Nass hier geschrieben haben und dann (mehr oder weniger) mit Hilfe des Forums ihre Trinkerkarriere beendet haben .
Ich kann Mir diese Hilfe für Mich persönlich im Nachhinein nur sehr schwer vorstellen, da ich glaube, so wie ich damals drauf war, hätte ich auf jede Kritik mit einem Bombenhagel reagiert, auch wenn ich innerlich gewusst hätte, dass ich im Unrecht bin. Ich persönlich bin froh, erst Trocken dieses Board entdeckt zu haben.
Denn ich hätte es Mir mit einiger Sicherheit mit vielen hier auf immer und ewig vescherzt. Und ob ich dann Trocken wieder den Mut gefunden hätte, hier noch mal von vorne zu beginnen...ich weiß es wirklich nicht.
Und deswegen meinen größten Respekt gerade vor den Leuten hier an Board, die dieses alles hier durch gemacht haben, und ihren Namen wieder mit Stolz verkünden.
Auch kann ich dadurch natürlich so manch nassem Kanditaten hier sehr gut nachfühlen, wenn er die Bombe mal platzen lässt.
Aber auch da kann ich nur sagen: Hut ab, vor der Courage...ich glaub nicht, dass ich das damals durchgehalten hätte...oder hätte wollen.
So, das waren mal so´n paar Gedanken zum Samstag von Mir
PS: es gibt sogar einige Mitglieder unserer SHG, die sich nach einem Rückfall aus Scham nicht mehr in die Gruppe trauen....was auch ein falsches Denken ist, finde ich...denn ein Rückfall gehört genauso zum Krankheitsbild
Ich habe hier zwei Jahre nass gepostet, mit längeren und weniger langen Trinkpausen. Und ich habe, nicht nur, aber viel gepostet (oder per pn verschickt ), wofür ich mich im Nachhinein enorm schäme. Aber was hätte ich davon gehabt, hier fern zu bleiben? Nüscht! Saufnix, bzw. ein Teil der Leuts hier haben mir in den Popo getreten oder aber mich liebevoll "an der Hand genommen" und mir Wege aufgezeigt. Ich muss sagen, dass ich vieles "erst jetzt" kapiere, was mir damals, nass und selbstmitleidig unverständlich erschien.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ohne saufnix nicht da wäre, wo ich jetzt bin. Und drum bleibe ich dem Forum treu, mal mehr, mal weniger ...
nun ja, trocken aufgeschlagen...hm - sagen wir's mal so: ich war ab vom Alkohol und das recht entschieden. Dem vorausgegangen war ein sehr erhellendes Erlebnis, das mir urplötzlich während dem Leeren eines Kasten Bieres widerfahren ist.........!!
Anmerkung: urplötzlich kommt meiner Meinung nach nicht ohne kausalen Zusammenhang, wenn dieser auch nicht sofort sichtbar ist. In meinem Fall standen die Zeichen schon arg auf Sturm und es braute sich was zusammen, heisst: ich wusste dass bald was passieren muss, ehe Schlimmes passieren wird....
Naja, und nach diesem kleinen Satori war die nachhaltige Wirkung halt die dass ich mir sicher war, dass nun für eine lange Zeit Ruhe ist im Tank....!!!!
Hat jetzt aber mit der Aufarbeitung gar nix zu tun, die dann ja nach und nach Einzug gehalten hat und immer noch hält und hält und hält....
Sicher haben mich die Beiträge von den länger Trockenen gepiekst und das ganz gehörig....
Randolf
"Wenn du ein Problem hast und es nicht haben willst, hast du bereits zwei. "
Auch ich bin hier nass aufgeschlagen, aber schon mit dem Wunsch nach Abstinenz. Es hat noch über ein halbes Jahr gedauert, bis ich wirklich kapiert habe, worauf es ankommt.
Bis dahin hatte ich noch einen Haufen Flausen im Kopf und mir eingebildet, eine Wahl zu haben, was die Art Hilfe betrifft, die ich anzunehmen geneigt bin.
Ambulante Therapie - nö, ich will doch keinen sozialpädagogischen Ringelpiez.
Motivationsgruppe - nö, die sind mir alle zu nass dort, wollen ja eh nur hören dass sie nicht abhängig sind oder, noch schlimmer, einfach nur den Führerschein wieder.
Es kam wie's kommen musste: Nach ein paar Monaten Abstinenz nochmals zwei Wochen saufen. Und was das Schlimmste war: Morgens!
Die Saufnixe hier haben das vorher gewusst. Ich musste es erst am eigenen Leib erfahren. Erst dann war ich bereit, wirklich jede Hilfe anzunehmen, die sich mir bietet. Manche nennen das "Kapitulation", manche "Demut".
Egal wie es heißt, es war nötig.
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
Als ich, damals , dieses als kleines 50-Personen-Saufnix-Forum angedachte Ding gestartet habe war mir klar, dass mindestens 20% aller Inhalte eines sein werden: Lüge Wer damit nicht umgehen kann, sollte die Finger von Foren lassen .
tommie
Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.
Als ich, damals , dieses als kleines 50-Personen-Saufnix-Forum angedachte Ding gestartet habe war mir klar, dass mindestens 20% aller Inhalte eines sein werden: Lüge Wer damit nicht umgehen kann, sollte die Finger von Foren lassen .
tommie
So denk ich auch tommie;wie Du geschrieben hast:"mindestens"20%.....
Alle glaubten es geht nicht,bis einer kam und es einfach tat!
Als ich, damals , dieses als kleines 50-Personen-Saufnix-Forum angedachte Ding gestartet habe war mir klar, dass mindestens 20% aller Inhalte eines sein werden: Lüge Wer damit nicht umgehen kann, sollte die Finger von Foren lassen .
tommie [/b]
Hi Tommie Das glaube ich Dir gerne...aber Mir ist es weniger wichtig rauszukriegen, wer von den Nassen Mir hier so alles die Hucke vollügt, oder auch nicht....sondern ich fühle mich mit meinen 2o Monaten Trockenheit ja auch noch als ein "Frischling", außer meiner SHG beschäftige ich mich gerne hier und ziehe mir das für mich wichtige aus den Beiträgen der sog. "alten Hasen" heraus. Darum habe ich mich hauptsächlich auch hier angemeldet.
Dass da natürlich auch mal der ein oder andere Beitrag für einen Nassen dabei abfällt ist doch Ehrensache....und ist für mich auch sehr nützlich...denn diese Beiträge lassen mich mal mehr, mal weniger, ein "deja vué" erleben...und das ist für Mich ebenso wichtig
mein Fazit ist: egal was ich hier lese..ob nass oder trocken...ich beschäftige mich mit dem Thema...und das ist gut so...bis jetzt
ZitatGepostet von Miss_Rossi Nüscht! Saufnix, bzw. ein Teil der Leuts hier haben mir in den Popo getreten oder aber mich liebevoll "an der Hand genommen" und mir Wege aufgezeigt. Ich muss sagen, dass ich vieles "erst jetzt" kapiere, was mir damals, nass und selbstmitleidig unverständlich erschien.
Miss Rossi
hast Du, als aktuelles Beispiel, der hier nass aufgeschlagenen, jetzt, wo Du Trocken bist, manchmal den Eindruck (wenn auch nur unterschwellig nach Deinem Gefühl), dass Dir heute noch irgendwelche "Altlasten" nenne ich das mal vorgehalten werden? Oder Du denkst, Du müsstest Dich auf irgendeiner Art mehr zurückhalten als andere? (Befangenheit)
So nach dem Motto: Ich darf mich HIER mal lieber nicht so doll aufregen...war ja selbst nicht besser
würde mich mal interessieren
Die Frage gilt natürlich nicht nur Dir, sondern ganz allgemein jeden den es betrifft
Mmmh, Dirk, gar nicht so einfach zu beantworten, deine Frage ... Ich habe nicht den Eindruck, dass mir irgendetwas vorgehalten wird. Absolut nicht. Und wenn ich etwas verspüre, das in Richtung Vorhaltung geht, dann kommt es einzig und allein aus mir heraus, weil ich eben einiges von mir hier Geäusserte als wirklich unschön empfinde. Ansonsten ist es hier ja wie überall. Man empfindet Symphatien für andere User, die auch zurück kommen. Genauso umgekehrt. Ich muss nicht mehr Everybodys Darling sein, so wie ich mir das früher immer wünschte, ich definiere mich jetzt allein über mich selbst und lerne Stück für Stück authentisch zu werden/sein. Dieses Ich-Sein ist für mich gar nicht so eine einfache Baustelle - wie wäre ich gerne - wie bin ich in echt. Ich schreibe hier schon lange nicht mehr des reinen Schreibens wegen, hauptsache was gesagt, sondern dann, wenn ich spüre, dass da echte Rossi-Worte aus mir heraus wollen. Das ist nicht immer so, also schreibe ich nicht immer. So wie ich gerne wäre, ständig da, witzig, zu allem immer einen klugen Satz oder bahnbrechende Hilfestellung, so bin ich nun mal nicht, nicht immer. Also zwinge ich mich nicht (mehr) dazu. Ich sehe mich also nicht ge befangen, sondern endlich auf dem Weg zu mir. Auch wenn das nicht annähernd so aufmerksamkeitshaschend ist, die friedliche HaltsMaul-Stille mit mir ....
Ab dem Zeitpunkt meiner Anmeldung war ich ca. 3 Monate trocken, um anschließend nochmal knapp ein Jahr zu trinken (gegenüber dem Forum "heimlich").
Selbst mein erstes Saufnix-Treffen habe ich mir mit einem Flachmann unmittelbar davor "erträglicher gestaltet".
Ich empfinde das im Nachhinein nicht als schlimm (gegenüber dem Forum)und schäme mich auch nicht dafür. Es war wie es war und ich freue mich sehr, dass ich den Mut gefunden habe, das zu posten. Natürlich freue ich mich noch viel mehr, dass ich die Kurve doch noch gekriegt habe. Tatsache ist, Saufnix war meine erste ernsthafte Anlaufstelle, als ich begann, trocken werden zu wollen.
"Als ich, damals , dieses als kleines 50-Personen-Saufnix-Forum angedachte Ding gestartet habe war mir klar, dass mindestens 20% aller Inhalte eines sein werden: Lüge"
Das sehe ich auch so und kann auch gut damit leben.
Man könnte auch sagen:
80% aller Inhalte sind Wahrheit, eine ganze Menge. Und davon führe ich mir soviel zu Gemüte, wie mir gut tut.
Liebe Grüße vom Grufti! Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden (Mark Twain)
MOTIVATION...was für ein Wort, die "heilige Kuh" in der Suchtkrankenhilfe.
Danke, Dirk, für den Thread, denn gerade über dieses Thema,mache ich mir viel Gedanken, aber auch was die Motivation generell im Leben eines Menschen ausmacht.
Als ich nass war, war ich auch hochmotiviert, mein Lebensinhalt Flascheninhalt war mein Zielobjekt, welches sich immer mehr vor dem inneren Auge ausbreitete.
Alles drehte sich zunehmend darum, Beschaffen, Konsumieren, Entsorgen,Zwangsgedanken, Zwangshandlungen, Schuldgefühle, Depressionen, körperlicher und geistiger Verfall, keinen Überlebenswillen mehr...
Und so ging es den "Trichter" immer weiter abwärts, bis ich ganz hart aufschlug...:"Ich kann nicht mehr, bitte helft mir!" Aha...etwas Überlebenswillen war also doch noch da...Das war der Anfang vom Ende und mein Neuanfang.
Motivation kann also negativer und auch positiver Natur sein, eigentlich ist sie neutral, denn was mich motiviert, braucht ja nicht für eine andere Person zu gelten.
Motivationen sind Gefühle und Gedanken, die mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit ein bestimmtes Verhalten zur Folge haben. Belohnungen erhöhen die Motivation auf ein bestimmtes Verhalten, Bestrafungen verringern sie.
Suchtmittel wirken direkt auf das Belohnungszentrum im Gehirn, wenn auch nur kurzfristig, aber sie erhöhen dadurch die Motivation zur erneuten Einnahme. Je geringer die Nebenwirkungen ausgeprägt sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, das sich die Motivation zur regelmäßigen Einnahme bildet. Der Weg in die Abhängigkeit ist dann nicht mehr weit.
Wesentlichen Einfluß auf die Motivation eines Menschen haben seine Grundüberzeugungen, oder Grundannahmen, die er vom Elternhaus, von Freunden, oder anderen Bezugspersonen vermittelt bekommt.
Besteht die Grundüberzeugung, das Suchtmittel auf keinen Fall ein Mittel zur Bewältigung des Lebens darstellen, so ist die Gefahr gering süchtig zu werden.
Anders sieht es aus, wenn im Umfeld Sucht toleriert wird.
So wie bei mir, denn wenn mein Vater gestresst heim kam, beachtete er mich nicht. Erst als so nach und nach die Wirkung seiner Feierabendbiere einsetzte,beachtete er mich und begann mit mir zu spielen,war lustig, locker und gelöst.
Als ich dann so mit knapp 40 Jahren in eine Lebenskrise kam, erinnerte ich mich...aha, da gibt es doch eine schnelle "Lösung"...und der Weg vom Mißbrauch, zum Problem, bis zur eigentliche Krankheit ist so fliesend bei mir gewesen.
Ich war einem massiven Denkfehler unterlegen,der die Motivation zum Konsum noch erhöhte.
Erst als ich auf der Entgiftungsstation war, konnte ein Umlern-und Umdenkprozeß einsetzen, denn dies gelingt nur bei klarem Verstand, dann, wenn ich mich wieder bewußt fühle und bewußt erspüren kann...klar denken kann.
Danach waren meine Motivationen ganz anderer Natur, ich wollte ein abstinentes Leben,ein freies Leben, ohne Suchtmittel. Aber vor allem ein selbstbestimmtes Leben.
Jetzt lerne ich auch mal die andere Seite kennen, die des Helfers.
Einem noch nassen Suchtkranken fehlt der Eigen-Antrieb zur Veränderung. Solange es ihm noch Spaß und Lust macht, warum verändern
Erst wer so richtig die Sch... voll hat, oder wie ich auf die Fr... gefallen ist, möchte eine positive Veränderung.
Die Motivation von Außen ist ähnlich fremdbestimmt, wie das Leben unter dem machtvollen Diktat des Suchtmittels.
Aber Motivationsarbeit macht Sinn, auch von Außen, denn aus einer Fremdsteuerung kann Eigen-Antrieb,Eigen-Motivation erwachsen, wenn der Abhängige sein eingeschränktes Leben einfühlsam gespiegelt bekommt.
Was für mich aber oberste Priorität besitzt: Meine eigenen Grenzen kennen, ehrlich zur mir selbst sein und den "unangenehmen Geruch" der Co-Abhängigkeit meiden, denn sonst kann ich einem Hilfesuchenden nicht wirkliche Hilfe geben.
Ja und wie sieht meine Motivation heute aus... nun ich habe ein Ziel vor Augen, habe meinen Sinn im Leben gefunden, bin neugierig auf das Leben,liebe das Leben und mich selbst.
MOTIVATION bedeutet für mich:
mich zu aktivieren,
eine Richtung, ein Ziel, ein Motiv vor Augen zu haben,
diesem intensiv zu folgen,besonders mit kleinen Schritten
und meine Ausdauer zu stärken jeden Tag auf´s Neue, denn frühmorgens bringe ich nicht nur mein Haar in Ordnung, sondern auch meine Seele.
MOTIVATION...was für ein Wort
LG
Manuela
[ Editiert von septembersonne am 08.11.09 9:04 ]
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ZitatEinem noch nassen Suchtkranken fehlt der Eigen-Antrieb zur Veränderung. Solange es ihm noch Spaß und Lust macht, warum verändern
Ich war zwei Jahre vor meinem letzten Rausch das erste Mal auf Entzug. Das wäre ein prima Zeitpunkt gewesen um aufzuhören. Für mich war es aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich. Ich wollte noch trinken. Spaß und Lust hatte ich allerdings schon lange nicht mehr.
Ich habe auch heute noch Verhaltensweisen die ich gerne ändern würde. Ich habe Eigen-Antrieb zur Veränderung und doch ist die Beeinträchtigung meiner Lebensqualität noch nicht groß genug.
Von daher kann ich jeden nassen Suchtkranken sehr gut verstehen.
Gruß Ralf
Zufriedenheit hängt nicht davon ab, wer du bist oder was du hast; es hängt nur davon ab, was du denkst.
ZitatGepostet von minitiger2 bei der "Motivation für Nasse" mache ich mir heute keine Illusionen mehr.
Ich hab mir ne Zeitlang mit "guten Beiträgen" sowas wie den virtuellen Arsch aufgerissen, bis ich gemerkt habe...das ist wie beim Schnupfen.
Mit Behandlung dauerts ne Woche, ohne 7 Tage.
Hallo, Minitiger!
Leider läßt sich ein Schnupfen nicht mit einer Suchterkrankung vergleichen. Es sei denn es handelt sich um einen Katzenschnupfen, "unbehandelt" führt er zum Tod.
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.