nach jahrzehntelangem Unter-Druck-Stehen, weil ich so am Besten funktionierte und mich in diesem Aggregatzustand „lebendig“ fühlte, war Ent-spannung erstmal was nicht unbedingt Angenehmes. Da fehlte der große Antreiber, das war erstmal lust- und motivationslos, ganz zu schweigen von anfänglichen wertlos-Gefühlen.
Dabei habe ich auch eine lethargische Seite. Die wechselte sich ab mit dem Dampfkochtopf. Entweder stand ich völlig unter Strom, „schaffte“ mein unglaubliches Pensum, oder ich tat…nix! Dies „Nix“ war geprägt von „ich will nichts müssen“ (das halt ich sogar noch für verständlich), aber auch von „ich will noch nicht mal was wollen“. Klar hatte ich Ideen, Freunde, Hobbys, zuviele , die ich wenn - dann aber ähnlich unter Druck verfolgte, in irgendeine Lücke gequetscht, mit größtmöglicher Erfolgserwartung. Davon blieb so gut wie nichts hängen.
Ich war kaum bereit, weder in etwas, das mir (vom Verstand her wissentlich) gut tun würde, noch in etwas, das mir Spaß bereiten würde, bewußt mehr als nur ein wenig Aufwand, mehr als das Mindestmaß an Zeit, Konzentration oder Energie zu investieren. Ich tat ja schließlich "genug" und es fiel mir leichter, die „schnelle Zufriedenheit“ (oder Entspannung, oder Spaß) in Form von z.B. Alk herzuholen. Neben den „Muss“, die ich mir reichlich anzog, waren mir die „Kanns“ meist zuviel. Ich war ständig überfordert.
Ich wollte... alles.....haben…, meine Arbeit erfolgreich mit Links erledigen, gute Mutter sein, in knapper Freizeit noch in Hobbys aufgehen, offen und flexibel sein für Neues, uvm. Ich wollte alles, weil ich dachte, dass mich das erfüllt. Ging nicht, weils zuviel war. Fiel bildlich einfach durch mich durch, weil ich dem nichts einräumte, nur bei wenig wirklich "dabei" war. Alles wollt ich, bis ich nicht mehr konnte.
Schon saufend hab ich das gesehen, dass ich so bin, dann bekam der Alk gleich noch ´ne neue Rolle: mir zu bestätigen, dass ich trotzdem ´ne Gute bin. Besser, als ich mich selbst nüchtern sah. Er „half“ mir, über meine jämmerlichen Schwächen hinwegzusehen, die wachsende innere Leere zu füllen und mir weiter was vorzumachen.
Uff… und *break*…
Jo, und jetzt ist mein Tag recht überschaubar geworden. Ich mach mir da keinen minutiösen Stundenplan sondern schaue halt für heute: Was ist wichtig? – Was tut mir gut? – Was macht mir Spaß? (Wobei das eine das andere schon auch einschließt ).
Wichtig und gut tun z.B.: Laufen, (fast) egal, bei welchem Wetter, bei dem ich mich wohl fühle, bei dem ich meinen Rhythmus wieder finde, mich in Bewegung genieße. Oder der morgendliche Hundegang, auf den ich oft genug keine Lust habe, weil so früh, oder so nass, oder…, bei dem ich meinen Kopf frei hab, mir den kommenden Tag anschau, das was ansteht ebenso wie die „Kanns“, bei dem ich vorsortiere. Oder Familenzeit…. All das braucht Zeit und Raum und Aufraffen für´s machen und/oder bewusst dabei sein, zusätzlich zu den Aufgaben, die eh schon da sind, die ich auch nach Wertigkeit einteile. 51% für mich .
Das Aufraffen fällt mir meist leicht, weil ich dafür etwas sehr schönes bekomme, mich quasi selbst beschenke. Die Regelmäßigkeit hat sicherlich was dazu beigetragen.
Überschaubar halten ist mir dabei sehr wichtig und die für mich richtige Wertigkeit finden und den Dingen auch zugestehen. Meine Erwartungshaltung ist recht was kleiner geworden, und gesünder und „richtiger“, dafür ist meine Investitionsbereitschaft – wenn ich denn was als wichtig erachte – heute deutlich größer.
ZitatHast Du denn eine Idee, wie ich die selbst gemachten Vorgaben für den kommenden Tag dann auch tat-sächlich umsetze??
„Klein anfangen“, gut sortieren, das Wichtigste zuerst (klar, in jeder „Kategorie “)und vielleicht noch an das „Geschenk“ für Dich denken, als Motivationshilfe . ("Vorgaben" mag ich übrigens auch nicht so gern, wie wär´s mit „Vorhaben“ ? – Find ich nur halb so „verfänglich“ .
Aber Du hast doch bestimmt auch ´ne Idee, was Dein "Schweinehund" so bräuchte, damit er ins Tun kommt
ZitatAber, ich werde besser. Täglich ein bisschen.
...und jetzt haut sie da schon wieder so'n Knallerbeitrag raus!
Adda, dieser Beitrag geht mir richtig an die Substanz. So viel, was da grad hochkommt in mir.
Da bin ich mit ein paar Dingen wohl noch so gar nicht im Reinen... und muss Deinen Beitrag dahingehend noch einige Male lesen und genau hinschauen. Aber eines weiß ich:
ZitatWichtig und gut tun z.B.: Laufen, (fast) egal, bei welchem Wetter, bei dem ich mich wohl fühle, bei dem ich meinen Rhythmus wieder finde, mich in Bewegung genieße.
Das wird der erste Punkt auf dem Programm. Ganz wichtig. Ich hab das schon mal gemacht. Jeden Morgen, zum Schluss bis zu 10km. Es war herrlich. Also. Anfangen. That's it.
Danke Adda.
Sabine
Liebe bedeutet, jemanden zu haben, der unsere Vergangenheit versteht, an unsere Zukunft glaubt und uns heute so annimmt wie wir sind. :love3:
Komm auf die Hufe, die ersten Hände, die helfen können, stecken in den eigenen Hosentaschen! Zitat Nonick
mal ganz davon ab, dass ich addas Antworten auch klasse finde hab ich mich mit dem Thema dann auch noch weiter beschäftigt
Also diesen Plan was nehme ich mir vor, was mache ich tatsächlich und die bewertung
hab ich auch nur kurze Zeit geführt...bis ich so ein Gefühl dafür entwickelt hatte, was ich derzeit bereit bin zu tun...d.h. Anforderung und Ausführung stimmen nach einiger Zeit überein.(und minutiös war der nie..also nur ein paar Zeilen täglich)
Aber eine Sache möchte ich dann doch noch berichten. Ich habe mit meinem Therapeuten darüber gesprochen, dass ich immer wieder vor dem PC hängen bleibe, sich die Tage irgendwie gleichen... Das ist irgendwie langweilig und unbefriedigend. Außerdem ist so ein Tag am PC auch ein toter Tag, also auf die Dauer
Mein Therapeut meinte, ich solle mein Ritual ändern. Also meine Abläufe wie ich morgens aufstehe und den Tag beginne. Ich solle da auch einen Zufall einbauen. Er wäre sehr gespannt was ich mir denn ausdenke.
Ich hab in der Zeit in der Düsseldorfer Innenstadt gewohnt. Hier gibt es was ganz nettes: arabische Bäckereien, eine belgische Bäckerei, Öko-Bäcker und Normale... Ich hab mir bei Ikea einen Sack mit glassteinen gekauft. Dann hab ich den einzelnen Steinen ne Nummer gegeben und sie jeweils einer Bäckerei zugeordnet. Morgens hab ich fortan(und mach das manchmal immer noch) ausgelost wo ich meine Brötchen Kaufe. Um die Zahl der Variationen zu erhöhen(also den Zufall zu vergrößern bzw. das besondere an DIESEM Tag) habe ich je nachdem ob das Datum eine gerade oder ungerade Zahl war unterschiedliche Routen gewählt
Und das war schon ne Masse. Der Tag fing aktiv an. Er fing mit einer gewissen Spannung(ich wußte ja nicht genau, was es zum Frühstück gab...Fladenbrot oder Brötchen oder Baguette...) an. Ich bin schon mal raus gekommen und hab mir meine Belohnung geholt.
Danach konnte der Tag beginnen. Es war vieles sehr viel leichter, ich war schließlich schon mal draußen (von wegen Arsch hochbekommen). Die Hemmschwelle danach war sehr viel geringer als vorher
Eigendlich wollte ich das erst später schreiben, aber ihr wart gerade bei dem Thema und nu is jut
Ich wollte noch schreiben, wie sich schon mal Ziele auch während der Therapie ändern können. Das hier ist meine Zielvorstellung ganz zu Beginn der Therapie:
Erwartungen und Ziele Herr XXXXXX gab mir in der letzten Sitzung die Aufgabe, meine Ziele für ihn und für mich schriftlich zu fixieren.
1.Traurigkeit Es ist so, dass ich oftmals sehr traurig bin, ohne dass es dafür einen konkreten Anlass gibt. Oder dass mich meine Vergangenheit einfach traurig macht. Ich möchte einfach mehr über mich wissen, um mit diesen Gefühlen besser umgehen zu können. Eigentlich sollte es mehr oder besser gesagt mehr aktuelle Gründe geben, traurig zu sein und nicht nur Gründe aus der Vergangenheit. Hehe, nein ich will nicht grundsätzlich traurig sein. Aber nur in der Vergagenheit schwelgen bringt nichts und hilft mir auch nicht. Ich denke eine Aufarbeitung ist hier vonnöten um mich besser sortieren zu können
Ziel: Besserer Umgang mit meiner Vergangenheit
2.Aggressionen Es ist schon seltsam. Ich bin aggressiv, weenn meine Gedanken um meine früheren Lehrer aus dem Internat kreisen. So bin ich es aber oftmals nicht und oder nicht genug. Ich gehe Konflikten zu sehr aus dem Weg, so dass ich manche Ziele einfach nicht erreiche. Manchmal habe ich da richtig Angst vor. Ich bin ja schon ganz stolz auf mich, dass ich heute eine angefangen habe (Mir wurde bei eBay eine gefälschte Markenjacke verkauft und ich habe gegen meinen sonstige Verhalten diesen Vorgang auf Konflikt gesetzt und Käuferschutz beantragt). Der Umgang mit Aggressionen scheint bei mir nicht richtig zu sein.
Ziel: Mehr „Kontrolle“ und weniger Angst mit meinen Aggressionen
3.Kontaktaufnahme
Es fällt mir schwer, zu menscheln, oder Jemanden kennen zu lernen. Auch ist es schwierig für mich, mich in Gruppen zu integrieren. Ich fühle mich da oft gehemmt und bin für andere unzugänglich. Die Hemmung bringt mich soweit, dass ich mich schon fast dümmlich verhalte.
Ziel: Ich möchte mehr ich selbst sein
4.eigene Aktivität
Ich mache zwar viel mehr als noch in meiner nassen Phase. Jedoch fällt mir jede Neuerung schwer und ich benötige schon mal Wochen um mich zu etwas zu bewegen. Zu ihnen zu gehen hingegen fiel mir sehr leicht. Eine vernünftige Sportart zu beginnen dagegen fällt mir schwer. Oder eine neue Wohnung zu suchen oder in meinem Zimmer was zu ändern ... so alltägliche Sachen, die ich nicht leicht in mein Leben integrieren kann.
Ziel: Mehr Aktivität, weniger Angst vor Veränderungen, mehr Eigenantrieb
5.Angst Ich hatte es oben schon mal geschrieben, dass ich große Angst vor Konflikten habe. Manchmal habe ich auch aus mir völlig unerfindlichen Gründen einfach Angst. Ich kann die Angst dann gar nicht greifen oder sie ist nicht gerichtet. Trotzdem bekomme ich ein Zittern und weiche Gelenke. Ich merke gerade, dass ich Angst mit Traurigkeit verbinde bzw. ich kann da ganz einfach umschalten
Ziel: Weniger Angst und wenn, dann der richtige Umgang
Nun. Immerhin konnte ich Ziele definieren bzw. erwähnen. Das ist schon mal ne ganze Menge
Nach ca. 15 Sitzungen erkenne ich mich kaum wieder. Ich habe zwar noch Probleme, aber irgendwie verfestigt sich bei mir der Eindruck, dass daran gearbeitet wird.
1.Wie haben sich Ihre Beschwerden/Probleme im Verlauf der Behandlung verändert?
Naja, meine Ziele haben sich auch ein Stückweit verlagert. War in meiner Ziebeschreibung noch vom besseren Umgang mit der Vergangenheit die Rede, denke ich jetzt an einen besseren Umgang und weniger Angst vor der Zukunft. Mein Fokus hat sich da einfach verlagert. Ich trainiere mir derzeit ganz neue Seiten an mir an, gehe zur Shg oder so, dwas mir neue Situationen beschert, die es zum Zeitpunkt der letzten Zielformulierung noch nicht gegeben hat. Ich habe sie hier noch mal aufgeführt:
Traurigkeit Ich habe das Gefühl, dass sich da bei mir sehr viel getan hat. Ich bin lebendiger und im allgemeinen fröhlicher geworden. So richtige Trauergefühle richten sich derzeit nicht mehr ein.
Aggression Das kann ich immer noch ganz gut. Ich werde recht oft und ohne rechten Anlass aggressiv und denke z. B. An meine alten Lehrer. Ich weiß mich da aber ganz gut zu unterbrechen, so dass der Zustand nicht lange anhält. Eine Sache ist, dass ich daran arbeite, d.h. Ich beobachte mich, wann das auftritt. Ich habe den Verdacht, das ich in Situationen Aggressionen bekomme, in denen ich mit mir sehr unzufrieden bin oder sehr einsam fühle. Es füllt irgendwie eine Lücke in meinem Tagesgeschehen – vielleicht fehlen mir Dialoge
Kontaktaufnahme Nun, einiges bewegt sich. Ich bin noch immer recht scheu und habe Angst vor Gruppen, aber es ist jetzt nicht mehr so, dass ich mich davon abhalten lasse etwas zu tun. Derzeit gehe ich zur SHG und zu einem Arbeitslosenfrühstück und werde das auch weiter fortführen. Ab nächster Woche bin ich in einer neuen Maßnahme, wo auch neue Kontakte entstehen können. Ich fühle mich noch sehr befangen Fremden (oder auch nur der Vorstellung), aber ich arbeite dran.
Eigene Aktivität
Ja, das ist derzeit ein Thema in unseren Gesprächen mit dem Herrn XXXXX. Ich bin da noch nicht zufrieden mit mir. Auch deswegen, weil ich mich richtig anstrengen muss um mich zu bewegen. Ich merke, dass dies bei mir ein Problem ist, aber wie so vieles im Moment arbeitet dieses Problem gerade an mir (oder umgekehrt). Manchmal gelingt mir es allerdings schon sehr gut aus mir heraus Aktivitäten anzuregen und auch durchzuziehen.
Angst
Ja, sie hemmt mich noch und ich fühle vor allem was vor mir liegt noch gehörige Stücke, die mir Angst machen. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten und Vorstellungen von Gesprächen. Manchmal habe ich auch Angst in mein Altes, nasses Muster zurückzufallen. Aber ich habe keine Angst mehr davor Angst zu haben wie bei meinem Tunnel. Mittlerweile weiß ich sie einfach besser zu bewerten und sie als Signal für mich zu nutzen.
Heute habe ich Lob und Kritk bekommen. Kritik bekam ich, weil ich das Werkzeug der ABC-Schemas zu wenig nutze. Mein Therapeut meinte, es ist wichtig, die Selbstbeobachtung aufrecht zu halten. Damit hat er wohl recht. Eigendlich beobachte ich mich schon selbst, nur formuliere ich das nicht unbedingt schiftlich(was den Nachteil hat, dass wir dadurch nicht drüber reden können). Ich gelobe Besserung. Ich werde ein Vorbild sein für alle ABC-Schützen dieser Welt.
Spaß beiseite, ich hatte das jetzt bei einigen Situationen die dafür geeignet waren nicht gemacht. Er ist ja dafür da, dass er mir hilft. Ich sollte ihm helfen, dass er das auch tun kann.
Lob habe ich auch bekommen. Und zwar auf der einen Seite über meine Selbsteinschätzung und Erwartungen für eine Verlängerung der Therapie um weitere 25 Stunden. Er meint, ich habe ein ehrliches und sehr genaues Bild abgezeichnet von mir und dem, wo ich jetzt stehe. Außerdem findet er es beeindruckend, dass ich so klare Ziele von dem was ich erreichen will formulieren konnte. Naja, an dem Fragebogen habe ich auch drei Tage gearbeitet(jeweils ca. 1 Stunde).
Ich spüre so viel Energie in mir wie lange nicht. Nicht so Euphorisch wie zu Zeiten wo ich noch getrunken habe, sondern seit Wochen anhaltend arbeitend
Der Hinweis auf meine bisher eher spärliche Anzahl ABC-Schemata haben mich dazu animiert noch mal über den sinn nachzudenken und glaube sie nun auchvom Verständnis mehr verinnerlicht zu haben. Dabei habe ich bisher was außer acht gelassen und auch noch nicht erwähnt
Nochmal zur Übersicht: A - Welche Situation hat bei mir Gefühle ausgelöst? B - Wie habe ich Reagiert? C - Was für Gefühle hat die Situation bei mir ausgelöst?
und noch mal, um die nicht zu vergessen
D - wie hättest ich mich gerne gefühlt? E - was mussich tun, damit ich mich in dieser Situation wohlfühle?
Ist ja ganz wunderbar. Aber prinzipiell wäre dieses Schema nur für Dinge geeignet, die in der Vergangenheit liegen, wenn ich sie so abarbeiten würde.
Wenn etwas unangenehmes oder schwieriges in der Zukunft liegt funktioniert das Schema aber auch. Allerdings muss ich dann B und C weglassen und nur ein ADE erstellen.
Das bewirkt dann eine positive Vorstellung von einer Situation.
Ich bin sicher , das macht mir jetzt am Anfang bestimmt noch einige Probleme. Allerdings mit ein wenig Übung und ein wenig Anleitung müsste man das gut verwenden können
Ich finde es erstaunlich, wie mich der immer wieder erreicht.
Die größte Schwierigkeit bei der Umsetzung liegt wohl bei E, denn das erfordert Kreativität und Verlassen der gewohnten, festgefahrenen Wege. Es hilft, wenn man das wirklich aufschreibt und mit Abstand betrachtet. Dann kommt ein wenig neutralität rein und nimmt die einen dann etwas blockierenden Emotionen raus