im letzten Jahr war ich ja noch temporärer Gast bei der Fuchsfamilie, und es war ein Leichtes, meine Besuche so zu planen, dass ich zu einer bestimmten Zeit nicht anwesend sein würde. Deshalb ging der Kelch damals noch an mir vorüber.
Anders in diesem Jahr. Kaum umgezogen, wurde ich mit rheinländischer Fröhlichkeit in ihrer höchsten Penetranz konfrontiert: Karneval Nun sind Norddeutsche ja - mit Ausnahme einiger kleiner Kolonien Verirrter - notorische Karnevalsverweigerer, und Hanseaten möglicherweise die militantesten unter ihnen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es ist nicht so, dass wir nicht auch gerne mal ausgelassen, heiter und fröhlich sind - wir weigern uns lediglich hartnäckig, uns vorschreiben zu lassen, von wann bis wann wir dies zu sein haben.
Mein schwacher Abwehrversuch, "Könnte man das dieses Jahr nicht...., wir haben doch zwei Umzüge......, wir müssen die Küche in der neuen Wohnung aufbauen....", wurde von Britta entschieden abgewehrt. Der Verweis darauf, wie wichtig den Kindern der Karneval sei, genügte, um mir für meine verbrecherische Absicht ein schlechtes Gewissen bis zum jüngsten Tag zu verschaffen. Dergestalt geläutert, beschloß ich mich der Herausforderung zu stellen. Und die begann mit dem Kauf der Kostüme für die Kinder. Reichlich spät - am Mittwoch - machten wir uns zu viert auf den Weg in einen Karnevals- und Kostüm-Shop in Leverkusen. Schon der Blick durch die großen Fenster ins Ladeninnere verhieß nichts Gutes. Riesige Menschenmassen vagabundierten zwischen größtenteils geplünderten Regalen und Kleiderständern. Schnell wurde offenbar, dass Sohnemanns Wunschkostüm "Koch" in Kindergrößen bereits vergriffen war. Seine Schwester, die bei solchen Gelegenheiten meist vom Glück bevorzugt wird, ergatterte eins der letzten Hippie-Kostüme, das hervorragend passte, und sie in ein absolut wunderbares Woodstock-Blumenkind verwandelte. Sohni probierte inzwischen ein viel zu großes Erwachsenenköstüm an, welches den Eindruck vermittelte, dass in der betreffenden Küche an Stelle der Saucen die Köche einreduziert würden.
Überhaupt waren Kinder-Kostüme nur noch rar gesät, und während die Famile der Verzweiflung nah war, avancierte ich zum Karnevals-Retter, indem ich nach langer Suche ein prächtiges Chinesen-Kostüm in passender Größe anschleppte. Beide Kinder waren nun sehr zufrieden mit ihrer Kostümierung. Und was noch fehlte, würde die im Kinder-Schminken routinierte Mama beisteuern.
Der folgende Donnerstag - Altweiber-Fassnacht - gestaltete sich für mich stressfrei, da die Kinder in der Schule und bei Freunden feierten. Am Freitag hingegen - Karnevals-Feier im Turnverein - wäre meine Gegenwart durchaus erwünscht gewesen. Allerdings wurde ich mittlerweile von Fieber und Husten geplagt. Man mag daraus ersehen, dass bei meinem Karnevals-Debut wirklich sämtliche mildernden Umstände fehlten. Der Familienrat beschloss daraufhin, mich zu Hause zu lassen, und für den am Samstag anstehenden Küchenkauf zu schonen. So erfuhr ich nur aus Erzählungen, dass Töchterchen bei einer Kostüm-Prämierung den zweiten Platz belegte, während ihr "chinesischer" Bruder nicht zur Auszeichnung vorgeschlagen wurde. Da sind dann wohl einige Tränen in den großen gelben chinesischen Hut geflossen, der zeitweilig das enttäuschte Antlitz von Sohni verdecken half. Aber ganz viele Freunde haben getröstet, und am Ende des Tages stand die Erkenntnis, dass Freunde zu haben im Leben allemal wichtiger ist, als Preise zu gewinnen.
Auf den gerade vergangenen Sonntag fiel der Höhepunkt der Fuchseschen Karnevals-Session. Der gemeinsame Besuch eines Karnevalszugs in einer nahen Kleinstadt. Der Zug gilt als gleichsam familienfreundlich wie "Kamelle"-reich, und wird deswegen von der Familie favorisiert. Der Vater der Kinder und eine Freundin mit Tochter waren auch mit von der Partie.
Und hier geschah nun das Wunder: Obschon zunächst schüchtern und verschreckt durch die lautstarken mundartlichen Gesänge der Eingeborenen, fand Fant Gefallen an dem närrischen Treiben. Bald schon sah man ihn verzückt Kamelle fangen ( für die Kinder natürlich ) und vergnüglich "Helau" rufen. Selbst bei "Viva Colonia" wurde mitgeschunkelt. Und neben Kamelle fing ich auch noch Taschentuch-Pakete und Eukalyptus-Bonbons, so war auch meine nach wie vor andauernde Erkältung versorgt. Bei dem Helau-krakeelenden Versuch, eine Rose für meine Liebste zu ergattern, wurde meine ausgestreckte Hand von einem Jecken mit einer Taschenflasche "Kleiner Feigling" bedacht. Nun gut, auch dafür hatte ich einen Abnehmer. Brittas Ex hatte für seine tatkräftige Unterstützung bei unserem Umzug eh eine kleine Anerkennung verdient. Für vorübergehende Irritationen sorgten noch die Currywurst von Sohni, die in seine Kamelle-Tüte fiel, und Töchterchens frierende Füße, aber ansonsten war es ein wunderbarer Nachmittag. Ach ja, eine Rose hat Britta dann doch noch bekommen.
Morgen darf ich jetzt noch gemeinsam mit den Kindern die großen Umzüge im Fernsehen erleben, und dann müsste ich eigentlich durch sein. Und Mittwoch ist dann ja eh alles vorbei.....bis zum nächsten Jahr!
LG
Christoph
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
Moin Chris ...bzw Kölle Allaaf.... hach was kannst du froh sein ..das Ihr nicht in Köln wohnt . Heut ist hier Ausnahme zustand...die ersten Jecken hörte ich schon bevor ich sie sah als ich eben Brötchen holte . Morgen geht der Feedels-zug an meiner Haustür vorbei und morgen Abend wird dem "Verbrecher " der alles Schuld ist .."Der Nubel " ein großer Prozeß gemacht , er wird Beweint, beschimpft .besungen ..bevor er dann auf dem Scheiterhaufen endet ... am Mittwoch das Traditionelle Fischessen ..nee da darf mann/Frau auch nicht fehlen ...und am 11.11. geht et widder Loß....dazwischen nur etwas Planungen wie denn der Wagen der Fußballer im nächhsten Zug aussehn könnte . Es freut mich aber ungemein, nun zu wissen das auch Elefanten schunkeln können Viel Spass heut und gute Besserung jecke Grüsse Theo
ZitatGepostet von Elefantino Der Verweis darauf, wie wichtig den Kindern der Karneval sei, genügte, um mir für meine verbrecherische Absicht ein schlechtes Gewissen bis zum jüngsten Tag zu verschaffen. Dergestalt geläutert, beschloß ich mich der Herausforderung zu stellen.
Oder, man kann auch sagen: Ziel ereicht....ohne viel Gegenwehr
Ja ja, Chris...Das Gewissen ist (noch) Dein Schwachpunkt...und Alle wissen das...nur Du nicht
...selbst ich tappe nach jahrelanger Übung immer noch in diese Falle(n)
ZitatGepostet von Beachen ... wer oder was ist denn ein *Nubel* ??
Frägt sich die Bea <-- Faschingsverdränger
Hallo Beachen,
die Frage stelle ich mir auch noch...
Theo , Du siehst also, dass ich karnevalstechnisch noch viel lernen muss...
@ Noni
Ich habe festgestellt, dass es sogar Elefantenkostüme gibt. Leider allerdings nicht in elefantösen Größen. In einem schwachen Moment habe ich Brittas Ex angedroht, nächstes Jahr mit ihm als Asterix & Obelix zu gehen. Darauf hat er sehr zurückhaltend reagiert, wohl auch, weil ich vorschlug, einen der Familienkater weiß zu streichen, um ihn als Idefix mitzunehmen...
LG
Christoph
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche
Fasching und all der schräge Blödsinn haben für mich nur den einen Grund: anders sein wollen, als man ist und am besten noch blöder... das erträgt sich nur mit ... Fanta... und deshalb halte ich mich von diesem Nonsens fern.
Ich hörte von anderen tiefenpsychologischen Neuerungen, aber die haben sich hier noch nicht etabliert.
...dann ist der "Nubbel" wohl auch daran Schuld, dass die Kinder mittlerweile auch die kleinen Chips-Tütchen aus ihrer Kamelle-Beute, die sie ursprünglich großzügig mir zugedacht hatten, selbst aufgefuttert haben. Zum Teufel mit ihm...
Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche