hab eben den Bach'schen Thread gelesen und und dabei die immer wiederkehrende Problematik der länger Trockenen versus Sich-nicht-verstanden-fühlenden Neulingen mal gepickt um mir die Frage zu stellen: neige ich da zu Ungeduld?
Wie präsent ist mir noch die Erinnerung an meine eigene Rumeierei ?
Hm, wenig; ich sehe in meiner Rückschau ein Chaos und Elend bis zum Tag X - und von dort aus eine konstante und recht saubere Linie. Schön anzuschauen.
naja, ich sehe dann halt nur dieses Bild und wenn jemand sich noch nicht im gelobten Land befindet, denke ich: nun mach doch endlich !
Könnte natürlich daran liegen dass ich keine SHG besuche und nicht wöchentlich live die leidenden Nassen zu Gesicht bekomme, vom Geschreibe hier hab ich kaum ein ungefähres Bild desjenigen. Aber das liegt dann an meinem fehlenden Interesse.
Was ich einigermaßen sehen kann - und das ist das was mich interessiert: -der Ablauf des nassen Denkens, der Selbstbeschiss und die Lügen. Da kann ich manches wiedererkennen und darin liegt so 'n bisschen Prävention für mich.
Und dann ist da noch die schlichte Tatsache, dass das Aufhören bloß ein - wenn auch unentbehrlicher - Beginn ist zu einem Leben ohne Alkohol wo dann jede Pflanze so wächst wie's ihr eigen ist.
Alles in allem: ja - ich habe schon manches vergessen was für einen Nassen noch brennende Aktualität ist. Aus der Distanz seh ich die Denkfehler und kann bisweilen im Stillen eine Prognose treffen. Nicht selten lieg ich sogar richtig..
Zum 'einfühlenden' Hineinversetzen und Ratgeben bin ich dann eher selten fähig..
Jo,
Schönen Sommertag
"Wenn du ein Problem hast und es nicht haben willst, hast du bereits zwei. "
Was ich einigermaßen sehen kann - und das ist das was mich interessiert: -der Ablauf des nassen Denkens, der Selbstbeschiss und die Lügen. Da kann ich manches wiedererkennen und darin liegt so 'n bisschen Prävention für mich.
Zum 'einfühlenden' Hineinversetzen und Ratgeben bin ich dann eher selten fähig..
Jo,
Schönen Sommertag
Hallo, Randolf
Danke für Deine Gedanken und ja...., auch ich sehe es als Prävention für mich, als erweiterte Therapie quasi.
Ungeduld....nein die ist da weniger im Spiel.
Ich mag die Begegnung mit Menschen, geh auch gern auf Menschen zu und durch diese "Begegnung" eben auch virtueller Art lerne ich etwas über mich selbst.
Meine Gedanken über andere Menschen sagen etwas Wichtiges aus- über mich selbst und das ist doch eine fantastische Erkenntnis.
Was ich in einem anderen Menschen sehe, ist meine bewußte Entscheidung,ein anderer mag etwas ganz anderes in diesem Menschen sehen.
Alles was ich sehe, ist eine Folge meiner Gedanken.
...und Nichts was ich über mich erfahre ist schädlich. Es kann mich nur bereichern!
....und ich lese Deine einfühlenden, wissenden Beiträge sehr gern
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
Zwei sehr schöne Beiträge, Septembersonne und Randolf und ich kann beiden uneingeschränkt zustimmen.
Manchmal denke ich mir auch, daß ich mich schon zu weit entfernt habe von dem Denken und Fühlen einer/einer Nassen.
Aber hey: es wäre traurig, wenn es nicht so wäre, knapp 3 1/2 Jahre nach meinem letzten aktiven Kontakt mit Alkohol.
Vielleicht sollte ich da einfach mal die Klappe halten, wenn mir gewisse Äußerungen sowohl sehr bekannt vorkommen als auch gleichzeitig unheimlich bizarr und nicht nachvollziehbar erscheinen. Aber wem wäre damit gedient?
Naja, zumindest mir wäre damit gedient, wenn ich nur lese, weil mir immer wieder vor Augen geführt wird, wo ich nicht mehr hinmöchte.
Aber ich kann und will meine Klappe nicht immer halten, weil das a) gegen meine Natur und b) eigentlich auch schon wieder nasses Verhalten wäre. Sprich: ich werde mich weiter äußern, weil das einfach ICH bin und weil es mir meist auch gut tut.
Und in erster Linie geht es nunmal um MICH!!! Wenn einem anderen durch meine Postings gedient ist, wäre das zwar schön, sollte aber nicht die Hauptmotivation für die Anwesenheit auf diesem Board sein.
ZitatGepostet von Randolf Was ich einigermaßen sehen kann - und das ist das was mich interessiert: -der Ablauf des nassen Denkens, der Selbstbeschiss und die Lügen. Da kann ich manches wiedererkennen und darin liegt so 'n bisschen Prävention für mich.
nu ja, ich bin da mehr nach vorne orientiert - mich interessiert zur Zeit mehr, warum Leute nach langer Zeit wieder anfangen. Einfach weil ich sehe, dass zu viel Abstand vielleicht zu Leichtsinn führen kann.
Das "aufhören" hab ich irgendwie hinter mir und ich möchte auch nicht noch mal in die Situation kommen.
Ich stehe aber nach wie vor auf dem Standpunkt, dass keiner den anderen trockenlegen kann und in diesem Sinne fühle ich mich auch nicht für Neue verantwortlich. Ich betrachte sie da teilweise nach ihrem Unterhaltungswert - und da sind die, die rumzicken, irgendwie lustiger
Manchmal denke ich mir auch, daß ich mich schon zu weit entfernt habe von dem Denken und Fühlen einer/einer Nassen.
Aber hey: es wäre traurig, wenn es nicht so wäre, knapp 3 1/2 Jahre nach meinem letzten aktiven Kontakt mit Alkohol.
Hallo,Obi!
Früher....noch vor knapp 3 Jahren,habe ich ,auf dem Weg mir Stoff zu besorgen, Menschen gesehen, die "Welten"von mir entfernt waren....im Garten gelassen relaxend, schwatzend am Zaun, mit Kindern spielend, einfach ihr Leben lebend (auch mit vielen Steinen im Weg, denn auch daraus läßt sich Schönes bauen), aber eben ohne Stoff und ich habe mich gefragt.....wie funktioniert trockenes Leben, wie geht das...., wie machen diese Menschen das
Ich lebte in einer "Parallelwelt",....psychisch, körperlich abhängig und sozial mich immer weiter entfernend.
Als dann die "Geburtswehen" einsetzten, war es wie eine Erleichterung und ich war wieder willkommen.....
Heute kann ich mir mein Denken und Fühlen von damals nicht mehr vorstellen, es sind eher Bilder/Filme/Erinnerungen die ablaufen.
Es ist gut so, wie es HIER-JETZT-HEUTE ist
Ich kann gelassen im Garten relaxen, am Zaun schwatzen,mit Kindern spielen....mein Leben leben....
Einen rundum Wohlfühltag Dir gewünscht
LG
Manuela
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
Da kann ich nur uneingeschränkt zustimmen. Was war ich neidisch auf Leute, die einfach nur ein ganz normales Leben lebten. Die alltägliche Dinge einfach tun konnten, ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob noch genug Stoff im Haus ist!
Heute freue ich mich oft über ganz banale Dinge, wie im Garten sitzen und lesen oder Blumen zu gießen. Auch wieder jederzeit fahrtüchtig zu sein, ist für mich ein großer Gewinn. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen und solche Situationen machen mir bewusst, dass ich nie mehr in diese Zwangslage geraten möchte, wo mein Leben von einer Substanz bestimmt wird, die einen großen Raum in meinem Leben einnahm.
Ich habe mich seinerzeit aus zwei Gründen hier angemeldet. Zum Einen, damit ich mein eigenes Abhängigkeitspotiental nicht aus den Augen verliere und zum Anderen wollte und will ich anderen meine Erfahrungen mitteilen, damit sie ggf. davon für sich profitieren können. WER sich WAS davon für sich herauszieht (oder überhaupt jemand), darauf habe ich keinen Einfluss und spielt für mich auch keine Rolle. Ich hatte von Anfang an nicht das Bestreben hier (oder in meiner SHG) irgend wen "trocken zu legen".
Nein, ich bin nicht ungeduldig mit aktuell noch Trinkenden. Ich erkenne für MICH allerdings, wann es gesünder ist, mich zurück zu ziehen. Das praktiziere ich nicht nur HIER sondern auch im RL und es geht mir sehr gut damit.
Es gibt allerdings einen großen Unterschied zwischen mir und manch einem, der hier neu aufschlägt. Als ich noch aktiv gesoffen habe, habe ich niemandem um Hilfe oder einen Rat gebeten. Mein "Leidensdruck" war einfach nicht groß genug und ich (er)fand dutzende von "Argumenten" warum ein Aufhören für mich nicht in Frage kommt. Also, warum mich damit auseinander setzen? Warum darüber diskutieren?
Erst als ich an meinem Tiefpunkt angelangt war, war ich dazu in der Lage Hilfe und Unterstützung zu suchen und anzunehmen. DANN allerdings habe ich nicht mehr diskutiert sondern GEMACHT. Ich stellte keinerlei Ansprüche mehr, ich wollte einfach nur noch dem ganzen Elend ein Ende setzen. Denn, in Widerspruch zu meinem selbstzerstörerischem Verhalten, hing ich an meinem Leben und habe die Hoffnung nicht völlig aufgegeben, das es besser wird und jeden Einsatz lohnt.
Bis zu dieser "Erkenntnis" habe ich 12 Jahre Sauferei hinter mich gebracht und nichts und niemand hätte mich davon abgehalten, außer ICH SELBST. Nein, ich bin nicht ungeduldig mit noch Trinkenden. Ich weiß aber, das ich niemanden damit aufhalte, indem ICH mir ständig Beulen beim Kopfeinrennen von Mauern hole (:mauer
LG, Tina
Alles im Leben hat seinen Sinn
Über die Steine, die ich mir HEUTE in den Weg lege, werde ich MORGEN stolpern
Wenn die Alk-Problematik zu Beginn der Trocknung alle Aufmersamkeit beansprucht hat, so ist das Verhältnis nach und nach anders geworden. Von 100 runter auf - ich würde mal sagen 5 - 10 Prozent - was an konkreter Sucht-Beschäftigung noch nötig ist. Und in meinem Fall isses das Lesen/Schreiben hier.
Aus der Ich-könnt-mal-wieder-Trinken-Ecke kommt bis heute rein gar nichts bei mir - gut so. Ich weiss aber sehr wohl dass mein süchtiges Verhalten keineswegs tot ist, deaktiviert vielleicht. Vor kurzem gab's eine beispielhafte Situation.
Aktuell bin ich auch ganz nach vorn orientiert, vor allem was meine Lebensplanung betrifft, is wohl ein Dauerthema bei mir. Das Reich-Werden hab ich abgehakt, es lebe die Weisheit des ungesicherten Lebens und des ewigen Neu-Beginns...
Randolf
"Wenn du ein Problem hast und es nicht haben willst, hast du bereits zwei. "
Randolf: Aktuell bin ich auch ganz nach vorn orientiert, vor allem was meine Lebensplanung betrifft, is wohl ein Dauerthema bei mir. Das Reich-Werden hab ich abgehakt, es lebe die Weisheit des ungesicherten Lebens und des ewigen Neu-Beginns..
Das, lieber Randolf - und überhaupt ALLE Äusserungen in diesem Thread sind mal ganz besonders gelungen! (Auch wenn einen beim polternden Minitigerer halt doch der Weltschmerz über die hämischen Satiriker oder gar Zyniker überkommen mag, so ist der Kerl eben doch einer wie wir alle und man kennt seine in Wirklichkeit tiefe Mitmenschlichkeit im Lauf der Zeit...)
Schön - diese wertvollen und klugen Gedanken hier und heute.
Danke.
Nick
-------------------------------------- Meine Religion ist die Freundlichkeit. Und trocken bin ich seit Anfang 2006.
*hust* allein der Thread-Titel "aus der Ferne" könnte ja bedeuteten, mir sagen, dass ich hier vielleicht besser (noch) nichts schreiben sollte, auch weils dann wohl eher nur überheblich rüberkommt, wegen nach 15 Monaten "gestolpert", trotzdem, ich will :
Zitatgepostet von Randolf
Und dann ist da noch die schlichte Tatsache, dass das Aufhören bloß ein - wenn auch unentbehrlicher - Beginn ist zu einem Leben ohne Alkohol wo dann jede Pflanze so wächst wie's ihr eigen ist.
Diesen Satz finde ich wirklich großartig, einfach weil er so wahr ist.
Ansonsten ists bei mir schon ein bisschen so wie bei Tina, als ich noch aktiv gesoffen habe, suchte ich mir keine Hilfe oder Rat, weil, ja weil ich einfach noch nicht so weit war. Und als ich dann soweit war, musste ich erstmal einfach nur tun, Diskussionen hätten mir vermutlich nur den letzten Nerv geraubt und mich durcheinandergebracht. Oder andersrum: zum schlichten Aufhören hätte ich den weitergehenden Austausch nicht gebraucht (im privaten Umfeld hatte ich den, und das war schon sehr hilfreich). Nach meinem Rückfall im Mai: hätte ich weitersaufen wollen, nie im Leben hätte ich mich hier angemeldet (allein auf die Idee wär ich gar nicht gekommen). Zum Trocken bleiben/weiter trocknen brauche ich ihn aber erstmal schon, wie ich jetzt feststelle. Und da gehört dann auch gut folgendes zu:
Zitatgepostet von Randolf
Was ich einigermaßen sehen kann - und das ist das was mich interessiert: -der Ablauf des nassen Denkens, der Selbstbeschiss und die Lügen. Da kann ich manches wiedererkennen und darin liegt so 'n bisschen Prävention für mich.
Das trifft auf mich unbedingt zu. Gleichzeitig merke ich gerade, dass ich selber für mich überhaupt nicht nachvollziehen kann, wieso sich jemand, der noch nass ist, hier manchmal - zumindest meiner Wahrnehmung nach - mehr oder weniger dauerhaft auf Scheingefechte, Hau- und Schlagabtausche (?) einlässt. Ist wohl aber nur so, weil ich genau das wiederum von mir nicht kenne. Und macht mir auch nichts, ich kann/muss ja nicht alles verstehen.
Zitatgepostet von Randolf
Zum 'einfühlenden' Hineinversetzen und Ratgeben bin ich dann eher selten fähig..
Bei mir jedenfalls hätte es keinen Sinn gemacht, mich anzusprechen (bin ja nun ewig mit zwei trockenen Alkoholikern befreundet), solange ich noch saufen wollte, trotz zunehmenden Leidensdrucks. Die Vorstellung, die beiden hätten mich auf die einfühlende Art angesprochen, naja, muss ich schon grinsen, aber auch weils nicht deren Art ist. Allerdings: kann natürlich auch sein, dass das jemandem hilft (ohne Ironie!).
Vielleicht ists deshalb ja auch nur kurzsichtig von mir, weil ich natürlich nur von mir ausgehe, ich denke aber, ohne erstmal den Saufstopp reinzuhauen geht gar nichts. Und diesen Schritt muss man erstmal machen, und ob das nun zu Hause im stillen Kämmerlein geschieht oder in einer Entgiftung oder mit anderen Hilfen: worauf "man" sich da dann einlässt, also die Dimension des Trocken werdens, ist wohl für keinen zuvor vollumfänglich sichtbar, erkennbar. Gemeint im Sinne von dem ersten Zitat oben.
Mir hilfts, jetzt, nachdem es mich im Mai kurz zerlegt hatte (nachdem ich mich zerlegt hatte), langsam zu erkennen, dass "nicht alles für die Katz'" war oder: dass ich nicht weitersaufen will. Punkt. Und wenn ich hier gerade aktuell von noch Nassen lese, dann denke ich höchstens: schade/mist/blöd oder ähnliches. Jemanden "trockenlegen", wenn ich von mir ausgehe, genau das geht halt meiner Erfahrung nach eben nicht. Wohl auch deswegen kein Ungeduldsgefühl bei mir. Ich hoffe ja auch, dass ich das nie wollen werde Naja, und ich bin ja sowieso vorrangig auf mich konzentriert, und das ist auch gut so. Sehr interessanter thread, finde ich.
jetzt mit 2 jahren abstand,""aus der ferne "" sieht vieles schon ganz anderst aus am anfang auch alles durcheinander,welches problem zu erst lösen,was ist wichtig und was nicht. familiär,finanziell,mit der arbeit und gesundheit etc. und das tägliche nüchtern bleiben. das waren oft schwierige tage mit dem kampf im kopf, und die hoffnung alles wieder ins lot zu bringen. und weiterhin sich mit sich selbst und anderen in SHG und hier auseinander setzen. auch ich hab in fettnäpfchen hier getreten, und treads falsch verstanden,egal . immer am ball bleiben,nicht mehr trinken zu müssen, zu sehen wie das leben stabiler wird,und auch positiver, das aushalten mit schwierigkeiten,und deren verarbeitung. es geht. mut wird und wurde belohnt auch bei anderen hier ist das hier zu lesen und dankbar trockensein zu dürfen,das kam erst später. ich will nicht mehr zurück ins saufleben,es sind sooo viele dinge lebenswerter geworden,und zum positiven verändert worden. immer wieder mein Heute .. nix trinken egal was auch passiert, will ich gerne immerwieder anderen zurufen,und mut machen. einfach gutes leben ohne alkohol. und nicht aufgeben wenn mal ein patzer passiert