Sucht und Ängste sind meiner eigenen Erfahrung nach gern mal Bundesgenossen...
...kann ich für mich bestätigen.
Alkohol war für mich lange Zeit die nahezu perfekte "Lösung" der Realität zu entfliehen, gleichzeitig hat er es geschafft, meine damit verbundenen Ängste (bei mir Vesagensängste) nach Außen zu verbergen.
In Beidem hat er mich enttäuscht!
Der Haken: Man gewöhnt sich zu schnell an das Zeug...und mit dem Gewöhnungsfaktor holte mich selbst "fast"-besoffen die Realität immer öfter ein.
Und die Ängste wurden damit auch noch größer, weil das Selbstwertgefühl mit steigendem Suchtmittelkonsum immer mehr abnahm!
Also ein Teufelskreislauf, aus dem in letzter Konsequenz nur die Abstinenz in Frage kommt.
Und soll ich Dir noch was sagen!
Es ist gar nicht schlimm Die Angst war völlig unbegründet Und die trockene Realität ist doch viel schöner, bunter, vielfältiger als ich dachte
Gruß Dirk
dry68
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16.11.2010 12:08
#17 RE: Ich möchte mich vorstellen..oder auch nicht
Oh...da ich deinen Nicknamen im obigen Post versehentlich falsch geschrieben habe...liest sich ja fast, wie so´n arabischer Herrschertitel, möchte Dir bei der Gelegenheit gleich auch noch sagen, was der kb schon angedeutet hat
Yes-I-can find ich sowieso gut...und wichtig für die Motivation, aber, Yes-we-can ist gerade Anfangs echt besser durchzustehen.
Hallo YesIcan, auch von mir einen Willkommensgruss. Zumindest hast Du den Mut zum ersten Schritt gehabt. Wenn Du Ohren hast zu hören und Augen, die Lesen, den Mut besitzt, Dinge zu verändern, vor allem Bereitschaft hast, die Wahrheit wissen zu wollen, dann hast Du nicht nur bereits den ersten Fuß auf den Weg gesetzt, sondern wirst Schritt für Schritt weitergehen. Der andere Weg, der ist sehr nass, und der ist letztlich nicht leichter, denn er bedeutet Siechtum, Einsamkeit, Verzweiflung. Hier bist Du schon mal in einer Gemeinschaft, die mehr vermag als jeder einzelne für sich.
Matthias
[ Editiert von Matthias53 am 16.11.10 13:51 ]
Lesen gefährdet die Dummheit
newlife
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16.11.2010 15:47
#19 RE: Ich möchte mich vorstellen..oder auch nicht
Du willst es alleine schaffen. Wollte ich auch immer. Ich krieg das ja schon "irgendwie" hin. So dachte ich, als ich noch gesoffen habe. Es ging mir dabei nicht um Abstinenz. Ich war ja schon ganz zufrieden, wenn ich friedlich vor mich hin schlabberte und nicht abgestürzt bin.
Was ich alleine geschafft habe, kann ich dir kurz sagen. Ich bin so abhängig geworden, dass ich nur noch an Stoff, Entzug und Saufen denken konnte. Alles was es sonst noch so gab, interessierte mich nicht mehr. Arbeiten ging zuletzt auch nicht mehr.
Ich habe mir helfen lassen und tue das auch noch heute. Alleine schaffe ich das nicht. Brauche ich auch gar nicht. Es gibt Hilfe und ich nehme sie an, weil ich sie brauche.
Ein trockenes Jahr habe ich inzwischen hinbekommen. Würde ich nicht auf mich schauen und mich mit anderen Betroffenen austauschen, glaubte ich womöglich bald wieder, dass es doch alles gar nicht so schlimm war. Genauso arbeitet nämlich unser Suchthirn. Es dauert dann nicht lange, bis du wieder im Dreck hängst.
Hallo Ihr. Wahnsinn! Soviele und liebe Antworten, damit habe ich nicht gerechnet. Du der "Schisserei"..ich war einmal bei einem Neurologen, auch wegen anderen gründen, da waren Panikattacken im gespräch, aber ich grusel mich vor Medikamenten jeder Art und deswegen habe ich nie etwas eingenommen wegen dieser Sache. Ich kann mich sehr gut reinsteigern und mir selbst einreden, dass ich das nicht überlebe. Ein Medikament muss ich allerdings trotzdem nehmen und das fällt mir schwer genug. Blöd!(also ICH^^)
Genauso habe ich gestern fast einen Herzaussetzer bekommen, als jemand hier schriebe, ein "klater" Entzug wäre so gefährlich.
Dazu muss ich sagen, dass es mir momentan gut geht. Und jeden Tag habe ich auch nicht getrunken, auch sonst kein hochprozentiges oder dergleichen. Ich will hier nichts runterspielen, sollte nur so ein bisschen als Erklärung dienen.
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Jede anbrechende Minute ist eine neue Chance, sein Leben zu verändern. (Unbekannter Autor)
newlife
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17.11.2010 08:17
#21 RE: Ich möchte mich vorstellen..oder auch nicht
Ich trank zwar täglich, schraubte meinen Konsum aber zu Wochenbeginn wieder zwanghaft runter, weil ich arbeiten musste und dazu noch einen Perfektionismus an den Tag legte, so dass ich glaubte, ich stände über allen anderen. Das machte ich aber nur, um von meiner Sucht abzulenken.
Das ging letztes Jahr gewaltig in die Hose. Die zahlreichen Entzüge, die ich durchmachte in den vergangengen Jahren machten mich total wahnsinnig. Schlafen ging gar nicht mehr, ständig zittrig und klatschnass geschwitzt, meine Pfoten waren nass wie ein Schwamm und ich konnte kaum noch meine Unterschriften machen.
Wenn ich dann wieder unten war, ging es wieder und ich schaffte, was das Zeug hält. Ich war so etwas wie "der Fels in der Brandung", wie mein Chef immer sagte.
Bis ich dann die Kontrolle völlig verlor und jeden Tag Symptome hatte, wenn ich nicht genug trank. Zuletzt dann auch Panikattacken, so dass ich glaubte, dass wars dann.
Ich denke, bei uns gibt es einige Parallelen, wenn ich dich so lese.
Hallo YesIcan. Niemand ist hier wegen der Tage, an denen er nicht getrunken hat. Ich habe auch nicht jeden Tag getrunken, weil ich zwischen zwei Abstürzen mich immer auch noch wieder erholen mußte und das dauerte nun mal mindestens einen Tag. Diese Phasen werden aber immer kürzer. Anfangs war es die Zeit zwischen den Wochenenden, weil ich da halt zu arbeiten hatte. Dann begannen die Wochenenden schon auf der halben Freitagsschicht, später am Donnerstag. Tja und dann habe ich halt möglichst getrunken, wenn ich nächsten Tag keine Verpflichtung hatte, bei der ich auffällig werden könnte. Mist war nur, wenn ein solcher Termin mal um einen Tag verschoben wurde. Dann war ich fällig. Denn ich "mußte" ja trinken, der Suchtzug war dann schon zu gross. So hat der Alkohol auch meine "abstinenten" Tage dirigiert. Die Zeiteinteilung war dominiert vom Alkoholtrinken bzw. der Möglichkeit dazu. Ein nasser Alkoholiker wird auch dann vom Alkohol geistig beherrscht, wenn er nicht trinkt.
schade, dass du keine Hilfe bei deinem Vorhaben annehmen willst. Da entgeht dir dieses unglaubliche tolle, erleichternde Gefühl, wenn man "Es" das erste Mal wahrhaft ausgesprochen hat. Ich werde mit Sicherheit niemals(!) vergessen, wie gut ich mich nach dem Gespräch erst bei der Suchtberatung und dann beim Hausarzt gefühlt habe. Und ich hatte vorher genauso Angst und Scham, Trauer und Panikgefühle wie du.
Aber danach: ICH WAR FREI!
Seit diesem Moment hatte ich keine Panikattacken und keine Angszustände mehr - zuvor meine ständigen Begleiter.
Ich wünsche mir für dich, dass du dir nochmal überlegst, ob der Gang zu einer Suchtberatung nicht doch vielleicht in Frage kommen könnte. Es schadet nichts und in keiner Weise - aber es hilft ungemein.
Und wenn es dir vor deinem Arzt unangenehm ist: was spricht dagegen, einen neuen aufzusuchen, einen, der dich noch nicht kennt? Habe ich übrigens auch so gemacht...
Ich habe übrigens - ebenso wie du - auch nie hartes Zeug getrunken, war reine Biertrinkerin. Trotzdem bin ich Alkoholkrank und dieses das erste mal einem Dritten gegenüber klar auszusprechen, war Grundvoraussetzung für mich, meine Krankheit komplett annehmen zu können.
ZitatGepostet von YesIcan H........... aber ich grusel mich vor Medikamenten jeder Art und deswegen habe ich nie etwas eingenommen wegen dieser Sache. Ich kann mich sehr gut reinsteigern und mir selbst einreden, dass ich das nicht überlebe. Ein Medikament muss ich allerdings trotzdem nehmen und das fällt mir schwer genug. Blöd!(also ICH^^)
Genauso habe ich gestern fast einen Herzaussetzer bekommen, als jemand hier schriebe, ein "klater" Entzug wäre so gefährlich.............
Hallo YIC,
gut, das Du Dich öffnest, hier geht das am Besten in der Anonymität, wobei es meisst auch passende Antworten auf Fragen gibt.
Wenn Du schreibst, Du hättest Angst vor Medikamenten, nehme Dir die Angst, denn mit dem Alkohol nimmst Du eine selbstveroprdnete Medikation gegen Ängste und ähnliches ein, die nicht funktioniert.
Nach ein paar klaren Tagen wirst Du sicher auch noch einmal über Deinen Weg nachdenken und wie mühsam es ist den Weg in die Abstinenz allein gehen zu wollen.
Ich habe vbor Jahrenden auch oft gedacht, alles immer allein regeln zu können und bin sehr manipulierbar geworden.
Ein Neurologe behandelt Nervenleiden, Alkoholismus gehört da sicher nicht hauptsächlich zu. Dazu benötigst Du den Rat eines Psychotherapeuten. Deine Krankenkasse kann Dir da sicher einen in der Nähe benennen. Der würde lohnen ein paar Male aufzusuchen um eine gewisse Festigung zu erreichen. Alles andere später.