Wenn er jetzt wieder aus dem Krankenhaus rauskommt und Terror macht, dann gibt es eigentlich nur noch eines zu tun: Eine einstweilige Verfügung zu erwirken, dass er Dich nicht mehr belästigt.
Ich will da auch nichts weiter machen; ich werde am Montag die gesetzliche Betreuung für ihn beantragen, es ist mit der entsprechenden Stelle vorbesprochen, dass sie zumindest für einen Monat angeordnet wird. Dies ist auch zwingend notwendig, schon allein deshalb, weil seine Wohnung schlimmstens verwahrlost ist und da auch Ungeziefergefahr besteht.
Ich wollte nur für mich wissen, ob ich berechtigte Hoffnung haben kann, dass er nun erst einmal ein paat Tage weg ist.
Ganz werde ich mich nicht lösen können, da da ja noch meine und seine Freundin ist. Diese hat sich zwar aufgrund Alkohol von ihm getrennt, ihre Liebe zu ihm ist aber nach wie vor da. Insofern will sie natürlich auch wissen, wie es ihm geht, was er macht.
Es wird aber "lockerer" sein, wenn ich weiß, gerade auch in Hinsicht Betreuung, dass er versorgt ist. Ich kann und WILL dies nicht mehr verantworten müssen. Da Beide (X und sie) nur mit sich gelebt haben, kein soziales Umfeld besteht, bleibt es im Moment noch bei mir, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Dies verbuche ich für mich selbst auch noch unter den Begriff christlicher Nächstenliebe. Ich weiß aber, dass es jetzt, nun und hier mit der geschilderten Ausnahme gut sein muss.
Aber denke daran: Das Gebot lautet: Liebe Deinen Nächsten WIE DICH SELBST. (Damit ist auch gemeint, dass DU den nächsten nicht mehr als Dich selbst lieben sollst).
Aber denke daran: Das Gebot lautet: Liebe Deinen Nächsten WIE DICH SELBST. (Damit ist auch gemeint, dass DU den nächsten nicht mehr als Dich selbst lieben sollst).
Ich verstehe intellektuell schon, was Du mir sagen willst, es ist allerdings schon sehr schwer, es dann auch tatsächlich und praktisch umzusetzen. Nachdem Freundin hier eingezogen war, vorübergehend, habe ich mich via Internet intensiv mit dieser Krankheit auseinandergesetzt. Intensiv insofern, dass ein Nichtbetroffener meistens mit der Nase an einer Glasscheibe steht, sich dieselbe plattdrückt und meint, zu verstehen. Hängen blieb dennoch, unter anderem nach dem Lesen hier, dass man den Kranken fallen lassen muss, da er sich nur selbst "retten" kann.
Insofern habe ich auch die Gespräche mit s/meiner Freundin geführt. In der Theorie ist aber alles leichter, als in der Praxis. Wenn ein Mensch vor einem steht, den man mag und nach Hilfe fragt, dann ist es schwer, wegzusehen. Wegzusehen ist auch falsch, es ist scher, dann das richtige zu tun; was aber ist richtig.
Ich habe meine Hilfe darauf beschränkt, das nötigste zu machen. Bsw. hat er sich vor 3 oder 4 Tagen aus der Wohnung ausgeschlossen, Schlüssel innen und es war morgens kurz nach vier. Er sturzbetrunken und mit der lallend vorgetragenen Bitte, bei mir schlafen zu dürfen. Ich habe dies verneint, ihm allerdings eine dicke Matraze, Kopfkissen, Bettbezug und eine weitere Decke in den Hausflur gelegt. Wir wohnen in einem Sechsfamilienhaus oben, es ist insofern okay. Die Nachbarn wissen alle Bescheid, schon deshalb, weil ihm keiner hier Geld oder Alkohol gibt. ALLE in dem Haus hoffen aber für ihn, niemand verachtet ihn.
Nachdem ich ihn in dieser Nacht dann weinen gehört habe, war ich wieder bereit, ihn in der Wohnung schlafen zu lassen im Ankleidezimmer. Dort deshalb, weil es ggü. dem Bad ist und ich den restlichen Teil der Wohnung abschließen kann. Abhängig wollte ich es machen von der Bedingung, dass er morgens sofort mit mir in das KH fährt. Viel zu naiv von mir gedacht, dies fällt mir auch mit wenig Abstand auf. Gleichzeitig hätte ich auch sagen können, komm, ich fahre Dich jetzt sofort in das KH.
Es hatte insofern etwas gutes, das ich dadurch seinen (verursachten)Brand bemerkte und die Feuerwehr rufen konnte.
Ich schreibe dies, um zu zeige, dass ich wirklich intensiv reflektiere, was ich mache, aber dennoch nicht in der Lage bin, alles richtig zu machen. Ich bin ja in dem Moment, wenn bisher etwas passierte, nicht vorbereitet und kann es nicht durchdenken.
Diese Nacht hat es gut funktioniert mit mir; ich habe erkannt, dass ich nur Zugang zu ihm bekomme, wenn ich mich komplett auf sein "Spiel" einlasse und habe somit auch erreicht, dass er Hilfe angenommen hat. Rational betrachtet finde ich mein Handeln absolut in Ordnung und genau angemessen; als Christin und seine Freundin fühle ich mich als Verräterin, da ich sein Vertrauen missbraucht habe. Dies auch, obwohl ich weiß, dass X nicht er selbst war. Es ist schwierig zu beschreiben, ich hoffe, ich konnte es einigermaßen nachvollziehbar beschreiben.
Liebe Klara, danke für Deine nette Antwort. Ich möchte nun weiter berichten. Nun ja, was heißt berichten, eigentlich möchte ich es mir von der Seele schreiben, da es mich mehr beschäftigt, als ich es selbst vor mir zugeben mag.
X hat mich (über Umwege) am gestrigen Tag angerufen und gebeten, ihm einige Sachen (Bibel, Calvin etc.) und auch Utensilien des täglichen Gebrauchs zu bringen. Dies habe ich heute dann gemacht.
Am Telefon berichtete er, dass es ihm besser gehen würde, dass auch die Halluzinationen weg sind.
Ich habe dann natürlich seine Sachen gepackt und auch noch Getränke besorgt. Nach dem Studium dieser Seite keine Säfte, sondern Eistee. Wasser wollte er nicht.
Das Aufeinandertreffen war freundlich, wenngleich ich -ohne es näher bezeichnen zu können- eine latente Feindseligkeit empfand. X ist reflektiert, Entzugserscheinung sind wenig festzustellen. Und dennoch ist es komisch.
Die Suchstation ist gut eingerichtet, alle sind sehr freundlich (Personal), wirkich ausgesprochen freundlich und geduldig. Mein Klischee der vor Kummer schreienden Entgifter (sorry, naiv) wurde in keinster Weise bestätigt. Man durchsuchte natürlich gemeinsam mit x die mitgebrachten Sachen; selbstverständlich für mich. Ich sollte ihm auch Geld mitbringen, dies habe ich auch getan, mich allerdings vorher abgesichtert beim Personal, dass ich es auch aushändigen darf.
X kam mir vor wie besoffen nüchtern. Leider habe ich keine Hoffnung, dass alles gut wird, vielleicht bin ich auch vom Lesen hier zu sehr beeindruckt. So erzählte x, dass er diese Woche einmal heimkommen wolle, um seine Autoversicherung zu überweisen. Völlig irrational, da er nächste Woche Sonntag entlassen wird.
Weiterhin zweifelt er an der Notwendigkeit einer Therapie. "Mal sehen...", so seine Aussage.
Irgendwie fühlt er sich wie "der andere Alkoholiker". Er ist dort, weil er sich eine "Eskapade" geleistet hat. Ich hatte ja bereits geschrieben, dass x sehr gebildet ist und durchaus Menschen manipulieren kann. Innert seiner 2 Tage dort hat er bereits 3 Menschen gefunden, denen er über die Bibel, den Glauben etc. berichtet. Er ist -so ist er wahrzunehmen- der andere, der bessere Alkoholiker.
Nun gut, bevor ich hier gelesen habe, wäre meine Einschätzung genauso ausgefallen. Er war ja nicht der "Penner", der morgens das Zeug schon aus dem Tetrapack gesoffen hat. Ich sehe es mittlerweile anders, anhängig ist abhängig, ob es nun von früh bis spät Champus oder Tetrapack ist.
An alledem mache ich fest, dass es noch nicht besser ist, keine Wende in seinem Denken eingetreten ist. X kam mir vor wie nüchtern betrunken. Ich hoffe, dass dies deshalb so ist, da er nach 48 Stunden nüchtern noch nicht denken kann.
Nun hatte ich die Überlegung gefasst, seine Wohnung in seiner Abwesenheit vom Glas zu befreien. Wobei Glas ein großer Begriff ist, da die Wohnung, zumindest 2 Zimmer, der eines Messi gleicht. Meine Überlegung war, dass er, wenn er entlassen wird, nicht wieder sofort mit diesem Chaos konfrontiert wird. Hierzu hatte ich mir aber weiter überlegt, dass ich die Wohnung gern (naja, gern nicht wirklich) entmüllen und säubern werde, alle Flaschen aber säuberlich vor der Wohnung abstellen werde. Dies aus dem Grund, damit er zwar einerseits Strukturen hat (ordentliche Wohnung etc.), andererseits dennoch sieht, was er die letzten Wochen getrieben hat.
Gleichzeitig wollte ich aber auch für mich ein wenig Abstand haben; es ist ein Zwiespalt zwischen Hilfe zur Selbsthilfe, schaffen einer Basis und gleichzeitig der Überlegung, dass es wohl Perlen vor die Säue ist, da er keinerlei Einsicht zeigt.
Hier reflektiere ich aber auch, dass ich vielleicht zu ungeduldig bin und zu hohe Erwartungen an die Wirkung einer Entgiftung habe, also richtig blödsinnig und naiv erwarte, dass er nach 2 Tagen sagt: Jo, ich will nicht mehr und werde jetzt dies und jenes machen.
Jedenfalls möchte ich ihm gern weiter helfen, aber Hilfe zur Selbsthilfe und dies auch mit Abstand. Ich erwische mich aber auch dabei, so selbstkritisch muss ich sein, dass ich trotz intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema wahrscheinlich nicht ausreichend distanziere. Aber dafür gibt es ja auch Profis, die er in Anspruch nehmen muss, dies muss er erkennen.
Ich hoffe, es wird überhaupt jemand schlau aus meiner undifferenzierten Darstellung, ich habe eben mal meine Gedanken niedergeschrieben.
ZitatGepostet von Cellistin Nun hatte ich die Überlegung gefasst, seine Wohnung in seiner Abwesenheit vom Glas zu befreien. Wobei Glas ein großer Begriff ist, da die Wohnung, zumindest 2 Zimmer, der eines Messi gleicht.
Finger weg von seiner Wohnung, seinem Glas, seiner Unordnung ... es ist sein privater Bereich!
Wie würde es dir denn gefallen, sagen wir einmal im Falle eines unverhofften Krankenhausaufenthaltes deinerseits, wenn jemand deine Wohnung nach seinem Geschmack und Belieben einfach mal so umgestalten würde?
tommie
Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.
ZitatGepostet von Cellistin Nun hatte ich die Überlegung gefasst, seine Wohnung in seiner Abwesenheit vom Glas zu befreien. Wobei Glas ein großer Begriff ist, da die Wohnung, zumindest 2 Zimmer, der eines Messi gleicht.
Finger weg von seiner Wohnung, seinem Glas, seiner Unordnung ... es ist sein privater Bereich!
Wie würde es dir denn gefallen, sagen wir einmal im Falle eines unverhofften Krankenhausaufenthaltes deinerseits, wenn jemand deine Wohnung nach seinem Geschmack und Belieben einfach mal so umgestalten würde?
tommie
Ich habe schon immer einen Schlüssel zu seiner Wohnung. Vor Weihnachten habe ich auch schon mal (mit x aufgeräumt), da beide überfordert waren. Allerdings nur Bad und Wohnzimmer.
Es geht mir auch nicht um Umgestaltung etc., es geht mir eher um die Entfernung des Mülls, also nicht nur Grünglas, sondern ein Meter Essensresten, Kippen, Johurtbecher etc. pp.
und das mußt DU in ordnung bringen? weil du so ein guter mensch bist? meiner meinung nach bist du nicht gefährdet co zu werden, du bist schon voll drin.
Es geht mir auch nicht um Umgestaltung etc., es geht mir eher um die Entfernung des Mülls, also nicht nur Grünglas, sondern ein Meter Essensresten, Kippen, Johurtbecher etc. pp.
Warum nicht weiter mit X gemeinsam?
Ich finde, gerade das, was Mann/Frau sich selbst erarbeitet,weiß Mann/Frau auch genügend zu schätzen.
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Das Leben ist schön, von " einfach " war nie die Rede.
ZitatGepostet von Cellistin ... es geht mir eher um die Entfernung des Mülls, also nicht nur Grünglas, sondern ein Meter Essensresten, Kippen, Johurtbecher etc. pp.
soll er mal schön selbst entfernen, die Auswirkungen seiner Sauferei.
... meine Meinung ...
tommie
Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.
Nein, ich muss es nicht in Ordnung bringen und nein, Lust dazu habe ich auch nicht, weil es ekelig ist. Ich überlege jedoch, ob es für ihn besser ist, wenn er nicht in ein Chaos zurück kommt. Es ist ja damit nicht alles erledigt, er hätte dann aber zumindest eine Struktur.
Sein (mit erster) Satz zu seinem neuen Aufenthalt: Und hier ist es so schön ordentlich. Vielleicht war auch dieser Satz der Auslöser der Überlegung.
ZitatGepostet von Cellistin ... es geht mir eher um die Entfernung des Mülls, also nicht nur Grünglas, sondern ein Meter Essensresten, Kippen, Johurtbecher etc. pp.
soll er mal schön selbst entfernen, die Auswirkungen seiner Sauferei.
... meine Meinung ...
tommie
Genau deshalb schreibe ich ja hier, um mir Meinungen einzuholen und nicht blind zu handeln. Danke dafür, dass Du mir Deine Meinung mitteilst.
ZitatSein (mit erster) Satz zu seinem neuen Aufenthalt: Und hier ist es so schön ordentlich. Vielleicht war auch dieser Satz der Auslöser der Überlegung.
Wenn Du für ihn aufräumst, nimmst Du ihm die Chance und auch sein Recht, sich seine eigene Ordnung zu schaffen, auch wenn dies vielleicht außerhalb Deiner erdachten Möglichkeiten liegt.
Danke für Eure Antworten. Mir geht und ging es nicht darum, ihm eine Möglichkeit zu nehmen, sondern ihm eine Grundlage zu schaffen. Im Gegenteil, ich bin sogar recht froh über die Bestätigung, dass dies nicht sinnvoll ist. Eine Freude ist dies mit Gewissheit nicht.