habe mich gerade angemeldet und muss es einfach loswerden. Bin nicht gut drauf !!!
Zu mir: Habe vor gut 3 Jahren nach jahrelangem "Rumgeeiere" eine Langzeittherapie gemacht und lebe seitdem abstinent (das Wort trocken benutze ich immer noch nicht gerne). Vorher war es nur die Hölle. Bin weiblich, 45 Jahre alt, verheiratet und habe eine 12 Jahre alte Tochter. Die Hälfte meines Lebens hat der Alk bestimmt und wie sehr, dass ging mir erst in der Langzeit und natürlich ganz extrem danach auf. Die Langzeit war die schönste Zeit meines Lebens.
Viel geweint (das konnte ich vorher nicht mehr) aber auch endlich mal wieder herzhaft und vor allem aus freiem Herzen lachen können. Davor war ich 2x in der Psychatrie (beim 1. Mal drei Wochen - dachte das langt und 10 Tage zuhause der Rückfall). Ich bin Alkoholikerin und habe Spiegel getrunken (bis zu 11 Bier täglich). Die Frage nach dem Warum habe ich mir abgeschminkt - das bringt mir nichts.
Nach der Therapie war ich ein dreiviertel Jahr einmal wöchentlich in der ambulanten Nachsorge und bin gleich im Anschluss danach regelmäßig zu den AA. Es hat aber fast ein Jahr gedauert, bis ich dort angekommen bin, aber jetzt will ich es nicht mehr missen.
Meinen 1. Vollrausch hatte ich mit 14, mit Anfang 20 dann schon regelmäßige Abstürze und ab Ende 20 nach einer zerbrochenen Beziehung - ich kam mit dem Alleinsein als Single nicht zurecht war nur noch saufen angesagt.
Jeden Abend, und das ganze Wochenende durch. Keine Freunde mehr nur noch alles abgesagt, mich von allem zurückgezogen, dauernd krank gemeldet - ihr kennt das sicher.
Ich Schaf dachte damals: Du führst nur das falsche Leben, nur das ist es, als Alkoholikerin wollte ich mich nicht sehen.
Das "falsche Leben" habe ich im Hauruckverfahren geändert. Schnell geheiratet, schwanger geworden und in dieser Zeit nicht gesoffen (geht doch dachte das Schaf), danach in die "Mütterszene" eingetaucht und wieder angefangen zu trinken. Dann wollte ich wieder schwanger werden und das klappte nicht (zum Glück, denke ich heute). Das riss mir den Boden weg. Bei allen klappt es wie am Schnürchen nur bei mir nicht (im Selbstmitleid suhl - und das schreit doch nach der Flasche) und immer nur vor allem Angst gehabt. Dazu ein Selbstbewußtsein einer ausgezutschten Wursthaut, nämlich keines. Dann fing ich auch wieder tags über an zu trinken und alles wiederholte sich. An freien Tagen, ich arbeitete damals an drei Vormittagen - wenn Mann und Kind aus dem Haus - prost. Denn heute brauch ich das nur heute und ab morgen hör ich auf.
Kennt Ihr sicher und dazu heul heul ich armes Würstchen. Immer mal wieder in die SHG, damit der Mann sieht, dass ich was mache.
Ende 2006 zur Suchtberatung und dort wurde mir zur Langzeit geraten. Aber das ging doch nicht, was denken, denn die anderen (die dachten sich schon die ganze Zeit genug - habe ja mit allen schon mal unter Promille telefoniert und das am Vormittag).
Ich wollte nicht mehr in den Job. Der Job war es und außerdem der "böse Chef" (wieder ein neuer Sündenbock zum bösen Mann, böschen Eltern ect.) und prost.
Dann im Frühjahr 2007 Kündigung und trotzdem saufen, dann Krankenwagen, Einweisung, Psychatrie und mein Mann weigete sich einfach die Mär von der Psychosomatischen Kur zu erzählen (bin ich heute froh darüber).
Aber Langzeit - geht doch so, von wegen. Dann die Langzeit und endlich weg. Ich durfte dort viel über mich lernen und lerne täglich neu dazu, auch dass man nicht automatisch gut drauf ist ohne Alk und von Schicksalsschlägen, Widrigkeiten des Lebens automatisch verschont bleibt. Das erfahre ich immer wieder in der Gruppe.
Nach der Langzeit, habe ich eine Fortbildung gemacht und mir einen Vollzeitjob gesucht und großes Glück auch gefunden.
Was ich auch gelernt habe, darüber reden oder wie hier schreiben, wenn es einem nicht gut geht.
Seit einer Woche habe ich Urlaub und fühle mich nur noch schlapp. Mache täglich die Progressive Muskelentspannung nach Jakobsen und schlafe danach so ein bis zwei Stunden und da kommt es hoch.
Mein früheres alkbestimmtes Leben, Erinnerungen an Jugend und Kindheit und ehrlich es endet immer beim Alk.
Ich merke, dass ich alle wesentlichen Entscheidungen, Richtungen in meinem Leben immer alkbetimmt gesteuert habe. Selbst als Kind habe ich oft die betrunkenen Erwachsenen, die Frauen, die dann weinerlich wurden wahrgenommen - das soll keine Entschuldigung und schon gar keinen Anschuldigung sein. Ich denke eher, mein Suchtgedächtnis wurde schon früh ausgeprägt. Die Anlagen dazu waren einfach da.
Warum egal - heute auch egal, das Oma immer nach Bier verlangte und bester Kunde im Getränkemarkt war, über eine Tante Marta bei der man die Fläschchen schon in der Kitteltasche klimpern hörte hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde, ein Patenonkel, der sich laut Sohn abends lieber flüssig ernährte und dann heimlich wurde getuschelt mal den Führerschein verlohren hatte (natürlich nur, weil ihn einer nach der Kneipe verraten hatte).
Das ist eben so und ich bin jetzt so hier und danke Gott jeden Abend, egal wie der Tag war, dass ich trocken und nüchtern hier liegen und einschlafen darf und früh trocken und nüchtern ohne Gedanken an "Scheißtag - nie wieder Alk" aufwachen durfte.
Aber seit einigen Tagen geht es mir psychisch einfach schlecht. Ich fühle mich so saft- und kraftlos, so ohne Elan und ehrlich gesagt auch hilflos mit all den Erinnerungen an früher und den Träumen.
Ich weiß, dass gehört dazu und ist sicher auch wichtig. Bei den AA sprechen wir von der Inventur. Nur schwer fällt es mir und das einfach mal zuzugeben und auszusprechen, ohne wenn und aber und der ist schuld das, tut mir jetzt schon gut.
Januar und Februar sind immer meine mießen Monate, dunkel düster und jetzt soviel Regen. Manchmal hilft es mir, wenn ich laut sage, Das ist so und so fühle ich.
In einer Stunde kommt meine Freundin und wir gehen ins Vereinsaerobic. Das hatte ich 7 Wochen schleifen lassen (kein Elan) und heute war ich auch nicht gut drauf - Kreislaufproblem und das ohne Alk - gibt es eben auch.
Aber ich gehe mit ihr hin, denn abgesagt habe ich früher genug. Morgen ist wieder AA Meeting und da versuche, ich das auch auszudrücken, was mir durch den Kopf geht.
Früher war ich so naiv zu glauben, du mußt nur aufhören zu saufen und alles wird gut. Den Zahn haben sie mir schnell gestochen. Das ist das Leben, ich weiß und will es so annehmen, denn dahin zurück, wo ich war will ich nicht mehr.
Ich war eine lebende Laiche ohne die Fähigkeit zu fühlen, einfach innerlich tod.
Jetzt fühle ich massiv und Gedanken, alte Gefühe spülen sich wie Dreck hoch - das nach 3,5 Jahren.
Trotzdem werde ich das 1. Glas stehen lassen, denn als Alki fange ich nach dem 1. Glas nicht da an , wo ich aufgehört habe, sondern noch weiter unten.
Das Positive, was ich in den 3,5 Jahren erleben durfte, vor allem, dass ich auch negative Erfahrungen nüchtern erleben darf, möchte ich nie mehr missen.
Nüchtern sehe ich durch eine klare Brille und merke was und wen ich mir früher alles schön und positiv gesoffen habe, vor allem sogenannte Freunde, die mich nur ausnutzten.
Aber das war und bin ich und das immer zu akzeptieren fällt mir immer wieder schwer.
Ich habe viel geschrieben und versucht, sehr ehrlich dabei zu bleiben.
Was Tommi über die Angst geschrieben hat finde ich gut, aus Angst gesoffen und ohne Alk weicht die Angst.
Ich danke Euch erst mal für's Zuhören und Mitlesen.
Es hat einfach gutgetan sich mal alles runterzuschreiben.
Hast Du Dich auch schon mal an den Arzt Deines Vertrauens gewandt? Wenn es wirklich schlimm ist, dann gehe im Zweifelsfall in ein Krankenhaus. Aber vielleicht hilft es ja, dass Du wieder "sportelst". Und wenn bei Dir die Wintermonate regelmäßig die schlimmen Monate sind, wäre vielleicht eine Überlegung an eine Tageslichtlampe zu denken.
danke für Euer Feedback. Das mit der Tageslichtlampe ist eine gute Anregung. Ich habe mir auch überlegt, zu einem Therapeuten/einer Therapeutin zu gehen.
Leider neige ich dazu, alles immer selber regeln zu wollen, so nach dem Motto, das kannst Du, wird schon und vor allem stell Dich nicht so an ...
Sich Hilfe zu holen und zu sagen, dass kann ich nicht, bin am Ende, habe Angst ect. fällt mir unendlich schwer, aber dafür bin ich auch sehr lernfähig und das Schöne am Trocken- Nüchternsein ist ja, man lernt immer neu, weil man jetzt auch klar im Kopf ist.
Früher dachte ich immer ich habe den Stein der Weisen gefressen - mit jedem Promille wuchs der Stein und alle waren nur noch doof, blöd und gemein.
Diesen Gedankenmüll habe ich allmählich entsorgt oder bin immer wieder neu dabei.
Schön ist es einfach, wenn andere zuhören und reagieren und eines stimmt natürlich auch, alles kalte und graue ist wirklich immer so, wie man/frau es sehen will.
denn als Alki fange ich nach dem 1. Glas nicht da an , wo ich aufgehört habe, sondern noch weiter unten.
Hallo Katzenprinzessin,
und herzlich im saufnix.
Danke für´s Erzählen und Glückwunsch zu 3,5 Jahren ohne Alkohol
"Nicht gut drauf" und ähnliches kann ja durchaus andere Ursachen haben. Da schliesse ich mich zai-feh an; ein Arzt könnte abklären. Funktionsgestörte Schilddrüse z.B. kann Depressionen auslösen.
Den oben zitierten Satz find ich klasse, drückt kurz aber sicher die Problematik eines Rückfalles aus .
ZitatGepostet von Katzenprinzessin Die Langzeit war die schönste Zeit meines Lebens.
Hi Prinzessin, ich bin auch eine, nur ohne Katzen...
ich habe mir diesen Satz herausgepickt, weil er meiner ist, und das hat man doch am liebsten.
Ich mag das Forum nicht so sehr als solches, ich mag einzelne Menschen, die mich reflektieren und meinen Weg unterstützen, indem sie sich selbst begreifen.
Vielleicht überlegst du dir mal genauer, weshalb diese Zeit die schönste war. Diese Gedanken werden wichtige Aspekte aufwerfen und dich dich selbst in einem anderen Licht sehen lassen.
Das Leben ist eine verdammte Herausforderung und keiner nimmt sie dir ab.
und rocaille, ob nun mit oder ohne katze ist schon mehr als nur prinzessin. sie ist die dramen-queen
ich glaube das du die langzeit als so schön empfunden hast, könnte daran liegen weil du dich zum ersten mal wichtig genommen hast und dir etwas wert warst.
alles andere brauchte dich in dieser zeit nicht zu kümmern. du mußtest nicht ständig für andere da sein und deine eigenen bedürfnisse zurück stecken.
konntest du nicht ein wenig davon mit in deinen alltag retten?
mary
--------------------------------------------------------------------------------------------------- "Begehe nicht den Fehler, nicht zwischen Persönlichkeit und Verhalten zu unterscheiden. Meine Persönlichkeit ist wer oder was ich bin..... ..... Mein Verhalten hängt davon ab wer du bist."
Ja die Langzeit war deshalb so positiv für mich, weil ich dort endlich so sein konnte wie ich bin - so nach dem Motto "Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein". Zum 1. Mal mußte ich nicht mehr lügen, verheimlichen, schönreden und schöntun, durfte weinen, wenn mir danach war und habe wie schon geschrieben auch oft herzhaft gelacht. Wir waren nur Frauen dort und es war einen kleine Einheit (36 Therapieplätze - bisweilen waren wir nur 28 Frauen dort). Man war keinen Nummer.
Was mir am meisten imponiert hat, man wurde dort als ganz normaler Mensch behandelt und nicht nach dem Motto "Du armes Hascherl, kein Wunder, dass Du saufen mußtest"
Alle haben Dich einfach als ganz normale Frau behandelt, egal ob in der Arbeitstherapie, beim Sport ect..
Klar provozierende Fragen und ein gewisses Nachboren im Einzel- bzw. Gruppengespräch, war oft angesagt und oft tat das weh, bzw. machte mich sehr wütend - und genau diese Wut, war mir am Ende wichtig.
Da dachte ich mir, Mensch genau das ist Deine persönliche Herausforderung und wenn Du die annimmst, hast Du eine Chance.
Viele Sätze spuken mir öfter noch im Kopf herum, und halten mich auch, wenns im Alltag schwierig wird.
Wichtig war auch: Sie sind Alkoholikerin, aber darüberhinaus noch viel mehr und das können Sie jetzt entdecken
Entdeckt habe ich danach einen Menge.
Noch etwas war mir sehr wichtig von Anfang an - Ehrlichkeit!
Ich dachte mir einfach: gelogen hast Du genug, hier brauchtst Du das nicht, denn wegen dem Limotrinken ist keiner hier.
Anfangs hatte ich mich schon gewundert über die "zugegebenen" Trinkmengen. So 1 Flasche Wein am Abend und nie täglich. Da dachte ich ehrlich "Mensch was bist Du für einen Spritlippe, bei diesen Mengen, hätte ich nicht mal an ein Alkproblem gedacht. Ich glaubte ja alles.
Gut ich stand zu meinen Mengen und meinem Trinkverhalten und konnte deshalb loslassen, weil ich alles endlich offen darlegen konnte - das tat so gut!
Jetzt versuche ich, wenn es mir nicht so besonders geht wie gestern, loszulassen indem ich darüber spreche oder eben schreibe, das tat ebenfalls einfach gut.
Ich war dann gestern im Aerobic und es war schön, sich einfach mal wieder zu bewegen. Heute sah schon alles viel besser aus. Jetzt gehe ich in meine SHG und freue mich schon darauf, denn mit einigen dort ist eine schöne Vertrautheit gewachsen und schön ist dort auch, dass sich die anderen ehrlich freuen einen zu sehen.
Wenn ich dann mal wieder meinen Weltschmerz von wegen, keiner mag mich habe, denke ich daran.
Ich denke wir Alkis sind sehr sensibel gestrickt und auch einfach empfänglicher für "Zwischentöne und Stimmungen" die andere einfach an sich abperlen lassen.
Gleichzeitig wird man trocken so ernüchtert, es ernüchtert, das Leben so zu sehen, wie es einfach ist und wohl immer schon war, nur habe ich es mir immer passend zurechtgesoffen und das strengt dann auch einfach an.
Euch allen einen schönen Abend und weitere gute 24 Stunden.
mal eine rein "technische Frage" :War es denn klug ausgerechnet in den düsteren Wintermonaten so viel Urlaub an einem Stück zu nehmen ? Verstärkt das Unbeschäftigt - sein in einer Zeit wo man sowieso zur Melancholie neigt denn nicht das "Kopfkino" ? Klaus
schriebst du nicht dass Du zuerst diese hilfreichen Entspannungsübungen gemacht hattest - dann zwei Stunden geschlafen hattest - und nach dem Schlaf quälten Dich die "SCHERBEN" Deiner Vergangenheit !
Das mit den zwei Stunden Schlaf scheint mir der springende Punkt zu sein. Bei mir persönlich - einer der zum Kopfkino und zu depressiven Verstimmungen neigt ist die Menge meines Schlafes von entscheidender Wichtigkeit. Vor allem wenn ich ZU LANGE schlafe. Ein Mittagssschläfchen ist super gut für angespannte Nerven. Bei mir genügen da schon 20 Minuten - und ich bin ein ganz anderer Mensch ! Bei wesentlich mehr Schlaf würde mich mein "Kopfkino" im Halbschlaf quälen. Ich würde verzweifelt die Kämpfe kämpfen die ich vielleicht in der Zukunft verlieren werde. Das will ICH MIR NICHT AN TUN.