Deine Geschichte liest sich wie meine. Auch ich habe bis vor 3 Monaten jeden Abend 1 Flasche Wein in mich reingekippt. Lange Zeit war ich der Meinung, dass das doch gar nicht so schlimm war, Alkoholiker sind doch die anderen, die auf der Parkbank aufwachen, morgens nicht in die Gänge kommen, tagsüber nichts leisten und mittags schon ihr erstes Glas brauchen...
So schlimm war es bei mir doch (noch) nicht...
Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich das Blatt so langsam wendete. Ich war nicht so frisch morgens, wenn ich mich im Spiegel ansah, ich mußte mich zusammenreißen, um alles geregelt zu bekommen, hatte Depressionen und ständig ein schlechtes Gewissen - nicht nur gegenüber anderen, sondern hauptsächlich mir selbst gegenüber, wegen möglicher Gesundheitsfolgen und Verschwendung meiner Lebenszeit.
Glücklicherweise hat es "klick" gemacht, bevor ich ganz unten gelandet war. Aber eines ist mir jetzt auch klar: Ob man sich von ganz unten oder nur von der Hälfte nach oben arbeitet, Arbeit ist es allemal, und da stehe ich noch ganz am Anfang...
Manchmal ist es total schwer, es kommt soviel hoch, ich könnte schreien und um mich schlagen, heulen und mich unter die Bettdecke verkriechen, nur eines mache ich nie, ich greife niemals zum Glas. Trotzdem oder deshalb habe ich mehr Lebensqualität gefunden, und ich hoffe, dass es so weitergeht.
Ich wünsche Dir, dass Du an diesen Punkt kommst, an dem es klickt und wünsche Dir danach viele spannende Erlebnisse.
Viel interessanter als die Trinkmenge ist die Trinkdauer in Jahren.
Ich konnte immer mal zwischendrin nur mal 3-4 Bier trinken und dachte, ich trinke ja gar nicht mehr.
Was dann aber wieder kam, waren völlige Abstürze und manchmal tagelanges durchsaufen und anschl. ein satter Entzug. Komisch, an was liegt das bloß...
Fakt ist, dass ich 20 Jahre lang getrunken habe und oft sehr betrunken war, aber auch Zeiten hatte, wo ich mich mal am Riemen reißen konnte. Hatte aber in der ganzen Zeit nie eine trockene Woche. Die Suchtentwicklung war schleichend und gemerkt habe ich es nicht. Ich war gegen Ende abstinenzunfähig und jede Zelle schrie nach dem Stoff.
ZitatGepostet von newlife Viel interessanter als die Trinkmenge ist die Trinkdauer in Jahren.
Bei einer Trinkmenge von 1 Flasche Wein pro Tag habe ich es aber lange Jahre geschafft, mir das als völlig normal einzureden. Und war total erstaunt, als sich mal eine trockene Alkoholikerin mir gegenüber outete mit der Aussage, früher bis zu 1 Flasche Wein getrunken zu haben. Ich habe gedacht, die übertreibt aber, da muss man doch nicht gleich aufhören zu trinken. Ich trink doch auch so viel und bin kein Alki. Schöne Scheinwelt!
Im Nachhinein sehr interessant, wie lange ich mir das schönreden konnte.
ich glaube, man klammert sich zu sehr an den begriff "alkoholiker/in"
deshalb denkt man zu lange, dass man selbst nicht dazu gehört. das übliche: man muss ja nicht, man kann ja auch mal ohne, man zittert nicht, man kriegt alles auf die reihe, is ja auch nicht sooo viel und keine harten sachen bla bla das ganze sortiment an schönredereien halt...
wesentlich ist doch, dass man durch den alkohol etwas empfindet, was man sonst nicht empfindet oder einen zustand erlangt, den man ohne alkohol nicht erlangen kann. sonst würde man schließlich nicht trinken.
und DAS ist das, was die sache problematisch macht, völlig unabhängig von der art oder grad der abhängigkeit oder dem trinktyp.
meine bescheidene meinung
Damit sich etwas ändert, muss sich etwas ändern, sonst ändert sich nichts :D
Zitatwesentlich ist doch, dass man durch den alkohol etwas empfindet, was man sonst nicht empfindet oder einen zustand erlangt, den man ohne alkohol nicht erlangen kann. sonst würde man schließlich nicht trinken.
das haste gut ausgedrückt. Das ist in der Tat der springende Punkt. Das Suchtmittel als Mittel zum Zweck, weils so geil kommt.
ZitatGepostet von Jessicat wesentlich ist doch, dass man durch den alkohol etwas empfindet, was man sonst nicht empfindet oder einen zustand erlangt, den man ohne alkohol nicht erlangen kann. sonst würde man schließlich nicht trinken.
Umgekehrt geht es nach 4 Monaten auch:
Ohne Alkohol empfinde ich etwas, was ich mit Alkohol nicht empfunden hätte. Und ich erlange glücklicherweise den Zustand nicht, den ich mit Alkohol erreicht hätte.
Aber Du hast schon recht, natürlich hatte der Alkohol eine Funktion, bei mir, allen unangenehmen Gefühlen aus dem Weg zu gehen, zu entspannen, nichts zu merken. Ist auch nicht immer toll, dieses jetzt alles nachzuholen, aber notwendig. Und ich habe das Gefühl, dass ich wieder der Herrscher in meinem Leben bin.
Zitatwesentlich ist doch, dass man durch den alkohol etwas empfindet, was man sonst nicht empfindet oder einen zustand erlangt, den man ohne alkohol nicht erlangen kann. sonst würde man schließlich nicht trinken.
das haste gut ausgedrückt. Das ist in der Tat der springende Punkt. Das Suchtmittel als Mittel zum Zweck, weils so geil kommt.
...also...ich weiß ja nicht was ihr so getrunken habt, oder wie weit ihr wart.
Geil fand ich das noch ganz am Anfang...vielleicht mit 16, oder so.
Später jedenfalls, als ich so richtig drauf war...die Sucht Mich voll im Griff hatte, hatte das bei Mir rein gar nichts mehr mit "Geil" zu tun.
Das Saufen war nur noch eine fremdbestimmte Zwangshandlung, die AUCH zu Mir selber nur tiefe Abscheu erzeugte.
Ich wusste sogar schon lange, Mir würde es irgendwann besser gehn, wenn ich nichts mehr trinke....und alle anderen würden es auch noch "geiler" finden......habs aber trotzdem nicht gemacht
Jo...die bewusste Zerstörungswut der eigenen Geilheit....nennt man dann wohl auch Sucht
..das ist ja das trügerische beim alkohol! ein schluck und die welt ist wieder in ordnung, selbstzweifel, spannungen selbstkritik ...mit einem schluck war wieder alles "easy".
auch die körperlichen entzugserscheinungen sofort weg. ich hatte öfters ein leberzwicken. das war augenblicklich verschwunden. die ganze schlechte laune, die versagensängste, die selbstreflektion alllles weg.
ich bin froh, dass ich das geeiere los bin. so froh !
Zitatwesentlich ist doch, dass man durch den alkohol etwas empfindet, was man sonst nicht empfindet oder einen zustand erlangt, den man ohne alkohol nicht erlangen kann. sonst würde man schließlich nicht trinken.
das haste gut ausgedrückt. Das ist in der Tat der springende Punkt. Das Suchtmittel als Mittel zum Zweck, weils so geil kommt.
...also...ich weiß ja nicht was ihr so getrunken habt, oder wie weit ihr wart.
Geil fand ich das noch ganz am Anfang...vielleicht mit 16, oder so.
Später jedenfalls, als ich so richtig drauf war...die Sucht Mich voll im Griff hatte, hatte das bei Mir rein gar nichts mehr mit "Geil" zu tun.
Das Saufen war nur noch eine fremdbestimmte Zwangshandlung, die AUCH zu Mir selber nur tiefe Abscheu erzeugte.
Ich wusste sogar schon lange, Mir würde es irgendwann besser gehn, wenn ich nichts mehr trinke....und alle anderen würden es auch noch "geiler" finden......habs aber trotzdem nicht gemacht
Jo...die bewusste Zerstörungswut der eigenen Geilheit....nennt man dann wohl auch Sucht
my 2 cents
och solange ich noch keinen körperlichen Entzug hatte wars doch geil. Und ab und an wars auch später noch geil und dann war wieder alles kacke und dann auch wieder nicht.
Wir fühlen doch nicht jeden Tag gleich. Ich glaub schon, dass ich ne Menge durch habe. Positives als auch negatives. Hab ja nie permanent am Stück so gnadenlos gesoffen. Ich machte dass immer so ein paar Tage exzessiv und fuhr mich dann wieder runter. Egal wie, ich wollte ja nicht auffallen und ich hatte einen enormen Kampfgeist, der mich letztendlich doch daran hat zerbrechen lassen.
Wenn das alles nicht so gekommen wäre, wäre ich doch sicher noch dabei.
Dennoch wusste ich schon sehr lange, dass Mir das Saufen dabei wirklich nur sekundär hilft (zum Schluss nicht mal mehr das)....und die eigentliche Wurzel allen Übels ist.
Dennoch wusste ich schon sehr lange, dass Mir das Saufen dabei wirklich nur sekundär hilft (zum Schluss nicht mal mehr das)....und die eigentliche Wurzel allen Übels ist.
Gruß Dirk
Meistens habe ich beim Saufen gar nicht mehr gefühlt, bin nur noch müde geworden und ins Bett gefallen.
Die letzten Monate vor dem Aufhören haben mich meine Depressionen unter Alkohol sehr stark gepackt, da konnte ich schon einmal in Tränen ausbrechen und nicht mehr aufhören zu heulen. Da konnten auch mal Nebensächlichkeiten zu Katastrophen werden! Grässlich!!!
Ich habe unter Alk meinen normalen Tagesablauf noch geschafft, sogar meine Probezeit gut überstanden (war am 31.3. beendet). Allerdings ging es mir innerlich immer schlechter.
Depris kamen immer häufiger, Schuldgefühle wurden immer schlimmer und auch die "Vorwürfe" meines Freundes häuften sich.
Wenn das nicht gewesen wäre, hätte ich sicher auch noch weiter gemacht. Abends nach der Arbeit ein lecker Weinchen, ab ins Bett, wenn die Flasche leer war, am nächsten Morgen wieder zur Arbeit usw.
Und im Urlaub ging es mir so gut wie Dir, newlife. Lecker Weinchen zum Mittagessen (so bis 4 Gläser), danach bis zum Abendessen ein paar Stündchen schlafen und dann hoch die Tassen. Musste mir auch nie Gedanken darüber machen, was ich mit meiner Zeit anfange