Ich kam kürzlich am Hauptbahnhof vorbei und legte einem sehr kläglich aussehenden älteren Mann, der an ein Absperrgitter gelehnt da saß und vermutlich ein Alkoholproblem hatte, 50 Cent in den Hut.
Mein Motiv war: Es war Feiertag, schönes Wetter, mir ging es gut und ich versetzte mich gedanklich in diesen Mann hinein, dem es vermutlich sehr schlecht ging, weil er Alkohol brauchte und kein Geld dafür hatte und ich wollte, dass es ihm an diesem schönen Tag auch besser ging.
Als gestern in der SHG jemand gegen die Bettler am Bahnhof wetterte, habe ich mein Erlebnis erzählt. Die Reaktionen waren unterschiedlich, jedoch meinten die meisten, sie würden einem Bettler höchstens Naturalien geben, Flasche Wasser, Cola oder ein Brötchen. Auf keinen Fall aber Geld, für das er Alkohol kaufen könnte. Sie wollten die Sucht nicht unterstützen.
Bekanntlich wird ein abhängig Trinkender seinen Lebensstil nicht ändern, wenn ich ihm sage, dass Alkohol ungesund ist und er lieber eine Cola trinken und ein Brötchen essen sollte. Unterstütze ich aber seine Sucht, wenn ich ihm Geld gebe, oder trage ich dadurch (wenn auch nicht gerade mit meinen 50 Cent) eher dazu bei, dass er eventuell doch zu einem Tief- und Wendepunkt gelangt?
Nun gebe ich nicht regelmäßig Alkoholikern Geld. Daher generell gefragt: "Darf" man das überhaupt?
Friedi
____________________________________________________________________________________________________ Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können. Marc Aurel
Ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte, Friedi. Ich wäre vielleicht einfach nur an dem Mann vorbeigelaufen mit dem Gedanken "Ach herrje, bei dem ist's wohl schon zu spät!" Von daher kann ich zu deiner Reaktion nur sagen - war doch ok, wenn du ihm, aus genau deinem Wissen über die Sucht heraus, 50 Cent schenkst, so dass er sich am Ende des Tages vielleicht neuen Sprit kaufen kann und damit für ihn seine kleine, durchaus eingeschränkte Welt in Ordnung ist. Wir wissen schließlich am besten, dass ab einem gewissen Stadium ein Schnaps (und sonst gar nichts) der Himmel auf Erden ist.
Richtig blöde dagegen finde ich diese Pseudo-Gutmensch-Haltung "Ich bring' dem lieber ein Brötchen und/oder einen Kaffee!" Erstens wird sich der Süchtige darüber nicht Bohne freuen, und zweitens macht das ja auch niemand. Das ist für mich ein verlogenens Lippenbekenntnis. Ich habe noch nie beobachtet, dass ein Passant so viel Zeit aufgewendet hätte, in einer nahen Bäckerei für einen Obdachlosen einzukaufen. Die rennen doch alle an solchen Menschen vorbei. Mich selber eingeschlossen.
Von daher ist deine Frage recht schwierig zu beantworten. Es geht wohl mehr um die Geste an sich, die beim Schenken dahinter steht - nämlich: Mir geht's gut und ich mag dir ein Stückchen davon abgeben. Der "Brötchen-Mensch" braucht nicht zu glauben, dass er den Verirrten auf den rechten Pfad bringt, und du musst nicht befürchten, ihn ins Grab gebracht zu haben.
Hi, gib kein Geld , wenn Du nicht willst oder gib und lass es dabei . Sich hinterher noch n großen Kopf drüber machen , bringt leider nix . Ich gebe generell nichts mehr , da in früherer Zeit die Leute oft Geld für Essen wollten , wenn man dann aber was zu essen kaufen wollte , sie doch lieber Geld wollten . Und verscheißern kann ich mich allein .
Ich hab da mal so einen "Penner" (sorry) in München erlebt,der sich grad von seinem Bettelplatz erhob und seinen Hut,der ja zum Betteln vor ihm lag,entleerte;seinen beschriebenen Karton (Hunger-krank-arbeitslos usw.)einpackte und sich auf den Weg machte.Aus neugierde bin ich ihm,in gewissem Abstand,hinterhergegangen.Zwei Straßen weiter sperrte er,bei einem sehr gut erhaltenen Mercedes,den Kofferraum auf,streifte sich die Gammelkleider ab und warf sie in den Kofferraum.Dann sperrte er den Daimler,mit Augsburger Kennzeichen auf und bewegte diesen,gutaussehend und gut gekleidet von der Stelle. Seitdem hat sich das Thema für mich erledigt.
[ Editiert von Gmoastier am 05.05.12 10:41 ]
[ Editiert von Gmoastier am 05.05.12 10:42 ]
Alle glaubten es geht nicht,bis einer kam und es einfach tat!
ZitatGepostet von Gmoastier Dann sperrte er den Daimler,mit Augsburger Kennzeichen auf und bewegte diesen,gutaussehend und gut gekleidet von der Stelle.
Mein Nachbar fährt ein Daimler, mal schauen was der unter Tags so macht
LG Frank
Die Kraft des Geistes ist grenzenlos, die Kraft der Muskeln ist begrenzt.
ZitatGepostet von Gmoastier Dann sperrte er den Daimler,mit Augsburger Kennzeichen auf und bewegte diesen,gutaussehend und gut gekleidet von der Stelle.
Mein Nachbar fährt ein Daimler, mal schauen was der unter Tags so macht
Also,ich gebe Bettlern kein Geld, Strassenmusikern eher.
Wenn ich einen Alkoholkranken betteln sehe, nehme ich nicht nur seine Kleidung war, sondern kann seine körperliche Verfassung bzw,. den Grad des Verfalls erkennen.
Eh dieser einen epileptischen Anfall bekommt,durch Entzug, würde ich ihm eher Geld für Alkohol geben, als das er mir vor die Füße kippt.
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ZitatGepostet von Friedi Nun gebe ich nicht regelmäßig Alkoholikern Geld. Daher generell gefragt: "Darf" man das überhaupt?
Du "darfst" mit deinem Geld machen was immer du willst. Deshalb ist es ja "dein Geld" . Die Entscheidung, was du mit deinem Geld machst, liegt bei dir. Bei wem auch sonst?
tommie
Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden.
Faust,mir ist in meiner Fernfahrer-Zeit auch folgendes passiert.Irgendwo in Norddeutschland parkte ich meinen Lastzug an einer Imbiss-Bude,weil ich Hunger hatte,kaum augestiegen,stand einer vor mir und meinte,ob ich etwas Geld für ihn hätte,weil er Hunger hat.Ich hab ihm dann das Angebot gemacht,mit mir in die Bude zu gehen und ich bezahle ihm ein Essen.Damit war er aber nicht einverstanden,er wollte Geld.Versteh mich jetzt richtig?Hätte er gleich gesagt,daß er ein Bier will,wäre es auch kein Problem für mich gewesen,aber verarschen kann ich mich selber.
Alle glaubten es geht nicht,bis einer kam und es einfach tat!
ich finde es völlig Okay, wenn du dem "Penner" etwas gibst. Ich fände es auch völlig Okay, wenn du es ablehnst. Zum einen bist du nicht für die Sucht eines anderen zuständig, das ist allein sein Ding. Zum anderen hast du das selbstverständliche Recht zu tun, was DIR gut tut. Und wenn dir in dem Moment guttut "das Wetter ist schön, mir geht es gut, ich will etwas abgeben", dann ist das genau das Richtige. Wäre "das Wetter ist Scheiße und ich habe keine Lust, die Sucht eines anderen mitzufinanzieren", das was dir in diesem Moment gut getan hätte, dann wäre die Entscheidung nichts zu geben, genau die richtige gewesen.