Hallo, mein Name ist Conny. Ich habe vor 2 Monaten jeden Tag eine Flasche Rotwein getrunken. Da mein LG seit Februar trocken ist, will ich auch nicht mehr trinken. Mittlerweile komme ich mit 1 l die ganze Woche aus. Habe ich eine Chance alleine ganz trocken zu werden?
1 l Wein pro Woche ist "ein Gläschen" pro Tag, klingt wenig und ist auch wenig. Die geringe Menge ist aber genauso wenig eine Garantie auf ausbleibende Komplikationen bis hin zum Delirium und Tod wie große Mengen eine zwingende Garantie für Probleme beim Entzug sind.
Alkohol ist unberechenbar, vor allem in seinen Nebenwirkungen, und regelmäßiger Konsum ist immer ein Problem, unabhängig von der Menge.
Eine Chance, und zwar eine ziemlich gute, hast du sicher, aber verlange keine bindenden Antworten hier!
Wenn du körperlich fit bist, kannst du es nach meiner ganz persönlichen unbedeutenden Meinung versuchen, aber die Verantwortung liegt bei dir - und fahre nicht auf eine einsame Insel dazu und bleib nicht alleine!
The piano keys are black and white But they sound like a million colours in my mind (Katie Melua)
Zitat von conny im Beitrag #1Habe ich eine Chance alleine ganz trocken zu werden?
Gegenfrage: Warum willst du es dir unnötig schwer machen? Mit Hilfe und Unterstützung - ob Beratung, Selbsthilfegruppe oder Therapie - geht das viel besser und nachhaltiger, und es macht auch mehr Spaß. Was ist mit deinem LG? Hatte der Unterstützung? Und wenn ja, warum willst du dann den Alleingang machen?
Ich habe "nur" mit SHG, entzügig zur Arbeit rennend, aufgehört - nie, nie wieder würd ich so einen Mist machen.
Good Luck sole
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
Mein LG war zur Entgiftung und dann 8 Wochen zur Entwöhnung. Ich war immer schon der Typ, der alles alleine schaffen will. Entzugserscheinungen habe ich ( bis auf Nervosität ) keine, obwohl heute Tag 4 ganz ohne Alkohol ist.
Trocken werden hat viel mit persönlicher Weiterentwicklung zu tun. Einfach nur nixmehrsaufen führt so oft in eine Sackgasse.
Für persönliche Weiterentwicklung braucht's - den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus - den Blick anderer auf sich selbst zuzulassen.
Ich hatte das große Glück, beides noch hinzukriegen, später, jenseits von Therapie, in meinen Gruppen und KB-Seminaren, aber auch durch rege Beteiligung an diesem Forum hier. Ohne die Blicke von außen und nach außen wäre ich bestimmt nicht seit neun Jahren trocken.
Und ich bin auch so ein "Typ, der alles alleine schaffen will". Alleine hat Grenzen, Conny.
----------------------------------------------- when in doubt: go to the water and swim
Hi conny , ich bin ja auch so ein Einzelkämpfer, aber da habe ich mich doch nicht rangetraut. Alles war Neuland, kein Gegner den man einfach im Training umhauen kann. Die Hilfe tat mir gut , zusammen mit Gleichgesinnten über die Sucht reden zu können das hat mir viel geholfen. Und vor allem estmal die Sucht annehmen und zu sich sagen ich muß jetzt was dagegen machen und das war eben Neu für mich , das kannte ich nicht, und die Situation machte mir Angst. Und nur mit Hilfe konnte ich das alles bewältigen . Und das hält mitlerweile 10 Jahre. Ich rate dir Hilfe anzunehmen , und du wirst sehen es ist viel leichter für dich.
Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg
LG Frank
Die Kraft des Geistes ist grenzenlos, die Kraft der Muskeln ist begrenzt.
Guten Morgen, danke für eure Tips. Ich gehe heute den 5.ten Tag an, mal schauen. Ich muss mich einfach nur ablenken, und nicht an Alkohol denken. Mein LG motiviert mich auch, weil er weiss wo er stand, und dort nie wieder hin will. L G Conny
"Und ich bin auch so ein "Typ, der alles alleine schaffen will"" Über den Satz bin ich gestolpert, weil der auf mich auch zutrifft.
Aus eigener Erfahrung (in meinem Fall als Co) weiß ich, daß dieses "alleine schaffen wollen" ein Teil des Problems ist. Deswegen habe ich mir vor vielen Jahren Hilfe gesucht und das hatte positive Auswirkungen auf alle Lebensbereiche.
Es scheint etwas in der Natur der Co's zu liegen, daß man gerne alles alleine schaffen möchte. Deshalb mein Tipp: Du und Dein Mann sollten das Thema nicht nur aus Sicht der Betroffenen angehen, sondern auch aus Sicht der Partner von Alkoholikern.
Alkoholkrankheit ist eine Familienkrankheit. Schon alleine um im Detail zu lernen, was das genau bedeutet, würde ich mir an Deiner Stelle auch Hilfe und Austausch mit anderen Betroffenen (nicht nur Partner) suchen.
Mist, war heute einkaufen, und natürlich auch Wein! Jetzt habe ich 2 Glaeser getrunken und ein total schlechtes Gewissen. Meine jetzige Situation ist ziemlich heikel: Ich wurde vor 4 Wochen nach Sozialplan entlassen. (nach 30,5 Jahren ) Bin jetzt 52 Jahre, habe ein Problem mit Alkohol und sehe irgendwie schwarz für die Zukunft. Aber es muss irgendwie weitergehen. Ich setze jetzt alle Hoffnung auf unseren Urlaub. LG Conny
gut gelingen wird dir das, wenn du selber merkst, dass es dir nüchtern wirklich gut geht. Dazu gehört zunächst mal, so was auch wahrzunehmen und zu wissen, warum das so ist. Eben deshalb weil du nüchtern bist. Ich hab ne Menge hinter mich gebracht und war so ein dahinsiechendes Häufchen Elend. Um so mehr spüre ich bewusst die wiedergewonnene Freiheit, die ich auch großzügig nutze. Ich kanns ja wieder. Zuvor ging nix mehr. Nicht mit und auch nicht ohne. Ist ein sich entwickelnder Prozess und du solltest Interesse und auch ein wenig Freude empfinden daran teilnehmen zu dürfen. Mir helfen dabei immer viele Kontakte zu Mitmenschen, denn ich habe auch gemerkt, dass ich ein soziales Wesen bin. Früher kannte ich ja nur noch meine Bude und war nur benebelt. Hab ich alles wieder neu entdecken müssen und so einiges musste ich auch neu lernen. Ich hab mich auf den Weg gemacht. Gute Tips und Ratschläge haben oft nie geholfen, aber es gibt was, was mir hilft. Das bin ich selbst mit meinen Ideen und der Lust am Leben. SHG finde ich auch sehr empfehlenswert. Du triffst da wirklich tolle und interessante Menschen. Ich gehe gerne einmal die Woche, ansonsten klebe ich lang nicht mehr so am Thema, wie noch vor einiger Zeit.
Hallo Conny, wieso ist es "natürlich", dass du Wein kaufst, wenn du doch aufhören willst zu trinken? Und was hast du mit dem Rest gemacht, nachdem du 2 Gläser getrunken und "ein total schlechtes Gewissen" hast? Weiter getrunken, um das schlechte Gewissen zu beruhigen?
Ist schon blöd, was ich hier schreibe. Ich weiß selber noch, wie es mir ging, als ich zwar aufhören wollte, aber doch immer wieder in Versuchung geriet. Für mich war es damals richtig, mich den AA anzuschließen. Dank der Gruppe konnte ich trocken werden. Es hat mich Überwindung gekostet, da hin zu gehen, aber es hat sich gelohnt. Ist jetzt gut 13 Jahre her.
Bei den AA habe ich auch den Spruch gehört "Nur du allein schaffst es, aber du schaffst es nicht allein". Also, trocken werden musst du selbst, das kann keiner für dich erledigen, aber du brauchst Hilfe dabei, worin auch immer die für dich besteht.
Verlier nicht den Mut!
____________________________________________________________________________________________________ Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können. Marc Aurel
was genau hält Dich ab, Hilfe in Anspruch zu nehmen?
Ist es Scham? Brauchst Du das Gefühl von Überlegenheit "bei mir ist das anders/nicht so schlimm" noch? Angst vor der Erkenntnis, Alkoholikerin zu sein?
Bei mir war es das alles und als ichs überwinden musste, war ich nur noch erleichtert.
Viele Grüße Uta
"Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!"Selma Lagerlöf
ZitatNur du allein schaffst es, aber du schaffst es nicht allein
bin ja auch AAler und genau so sehe ich das auch. Die Grundlagen zum abstinenten Leben müssen schon von dir selbst kommen. Erzwingen lässt sich nichts und niemand der weitersäuft, hat Prügel verdient. Wir wissen alle nicht, wann und weshalb bei uns hier der Zeitpunkt mal gekommen ist, dass wir weitestgehend auch zufrieden sind mit unserem sauberen Leben. Ich darf aber sehr dankbar dafür sein, dass ich mich gut fühle so und bin es auch.
Das alles ist ja rein emotional und nur wer im emotionalen Gleichgewicht leben kann und die Trockenheit als positives Gut empfindet und sie immer weiter ausbauen möchte, ist auf einem guten Weg. Nur mit dem Kopf ist es zwanghaft und wer sich zur Trockenheit zwingen muss, braucht meineserachtens erst gar nicht trocken zu leben. Ich habs ja mal über 2 Jahre so gemacht, war furchtbar. Dann hab ich eben noch ein paar Anläufe gebraucht.
Wenn du soweit bist und mit Gefühl gerne trocken bleiben willst, gibt es hilfreiche Unterstützung, die du dann auch gerne wahrnehmen möchtest. Dann kannst du damit auch was anfangen.