Ich heiße Roswitha, bin Alkoholikerin und war 2006 schon einmal recht aktiv hier im Saufnix Board unterwegs. Damals konnte ich auf Grund einer PTBS das Haus nicht mehr verlassen und deshalb auch meine AA Gruppen nicht weiter besuchen. Hier fand ich dann eine Möglichkeit mich weiterhin mit meinem Alkoholismus zu beschäftigen und es ging mir gut damit. Wie lange ich mich hier aktiv beteiligt hatte weiß ich heute nicht mehr genau - hab jetzt auch nicht nachgeschaut. Jedenfalls habe ich 2008 meine damalige Beziehung gelöst, eine eigene Wohnung bezogen und bin wegen der PTBS in eine Klinik gegangen und machte dort meine erste Traumatherapie. Es wurde eine Verdachtsdiagnose auf DIS (F44.81) gestellt, die sich dann durch einen weiteren Klinikaufenthalt im gleichen Jahr durch etliche Tests festigte. Ich hatte endlich eine Erklärung für mein lebenslanges Gefühl anders als andere zu sein und kam Dank guter Therapeuten nach anfänglich großen Schwierigkeiten einigermassen gut damit zurecht. Die folgenden 6 Jahre waren sehr belastend und es gab immer intervallmässig immer wieder stationäre Traumatherapiene. 2015 ging es mir so schlecht, das ich meine Wohnung aufgeben und in ein Wohnheim für psychisch kranke Menschen ziehen musste, es ging alleine und trotz Unterstützung von ambulantem Wohnen nicht mehr.
Etwa ab 2012 habe ich dann ab und an wieder zum Alkohol gegriffen, mich und meine Gefühle damit manipuliert - oder mich einfach "weg gemacht" Ich war ja vorher 19 Jahre trocken, hatte meine Alkoholkrankheit nicht etwa vergessen, es war mir schlicht einfach völlig egal, ich wollte mich nicht mehr spüren mit all dem Mist.
Im Wohnheim besserte sich mein Befinden langsam, ich kam etwas zur Ruhe und trank dann 2 Jahre nicht, kümmerte mich allerdings auch mehr um die anderen als um mich selbst und verdrängte lange Zeit alles um mich herum. 2018 hatte ich mich wieder soweit stabilisiert das ich eine ambulante Traumatherapie beginnen konnte und fast gleichzeitig stellte sich mein Wunsch nach einem eigenständigen Leben und einer eigenen Wohnung ein. Ich mochte die Menschen dort im Wohnheim aber, ich kam immer weniger mit deren Verhalten zurecht. Alle standen unter starken Medikamenten, Gespräche waren auf erwachsener Ebene nicht möglich und alles musste in strengen Ritualen ablaufen, sonst fanden sie sich nicht mehr zurecht. Wieder hatte ich das Gefühl, ich passe nicht in diese Welt. Obwohl ich Angst davor hatte wieder alleine zu wohnen begann ich nach einer geeigneten Wohnung zu suchen. Wieder bekämpfte ich meine Ängste ab und an mit Alkohol wenn ich abends alleine auf meinem Zimmer war. Tagsüber funktionierte ich dennoch immer und ich fand im November 2018 dann auch eine Wohnung, die mir gefiel und auch finanziell erschwinglich war. Einzug sollte der 1.4. 2019 sein - ich freute mich sehr, arbeitete darauf hin und holte mir Unterstützung auch von meiner Therapeutin. Im Dezember trank ich dann immer öfter abends und stürzte schliesslich kurz vor Weihnachten völlig ab. Ich habe mich dann kurz vor Weihnachten in die gleiche Entzugsklinik wie damals 1993 einweisen lassen und blieb dort auf eigenen Wunsch und zu meiner eigenen Sicherheit bis zu 2.1. 2019.
Das war nu5 ein kleiner Rückblich auf die letzten Jahre. Ich habe am 1.4. dieses Jahres meine neue Wohnung bezogen, trinke allerdings noch 2/3 Bier täglich und will nun endlich wieder trocken werden. Morgen habe ich einen Termin bei der Suchtberatung und obwohl ich doch genau weiß, wie es geht und was mich erwartet habe ich Schiß.
Jedenfalls bin ich froh, das ich hier wieder schreiben kann wie es mir geht(lesen tue ich schon seit längerem wieder). Ich will nicht mehr trinken und ich packs nochmal an. Bevor mich jetzt der Mut verlässt schick ich das einfach mal schnell ab
Ich kann mich nicht an Gespräche hier im Chat mit dir erinnern, war das mit deinem Nick staarman?
Morgen um 15 Uhr ist also der Termin bei der Suchtberatung. Ich trinke heute nicht und habe wieder begonnen hier zu schreiben, für mich ein guter Tag. Als ich diesen Termin machte, so etwa vor 3 Wochen, war ich recht verzweifelt und wäre am liebsten gleich am nächsten Tag hin gegangen. Jetzt hab ich schon wieder die leise Stimme im Kopf es auch alleine schaffen zu können, da muss ich echt aufpassen, das war und ist schon öfter, nicht nur in Bezug auf Alkohol eine meiner Schwachstellen - Selbstüberschätzung.
Du hast mir damals RE: The final countdown (2) (2006, als ich noch mit einem 'a' auskam ;) ) geschrieben, dass wir uns aus einem Chat kannten. Vermutlich war es dann auch der Saufnix Chat, ist ja auch schon eine Weile her.
Ich war vorher eine Weile in einem anderen Chat sehr aktiv und vermutlich hatte ich da einfach was verwexelt.
Egal, Hauptsache, Du bist wieder da und tust was für Dich. Darüber freue ich mich sehr.
Ich hatte ja gestern geschrieben, das ich Schiß habe vor dem Termin heute Nachmittag und nun sitze ich hier und frage mich, was sollen die mir dort neues erzählen, ich weiß doch was zu tun ist und überhaupt,ich habe bisher immer alles alleine geschafft. Das ist das Suchtteufelchen denke ich nun erstrecht
Ich darf mich nicht verzetteln, habe im Moment ( eigentlich seit ich aus dem Wohnheim weg bin) viel Ärger hier, finanzieller Art, auch heute war meine Rente, die eigentlich schon am Freitag auf dem Konto sein sollte, nicht da und so langsam wird es knapp. Mir ist dennoch völlig klar, das ich da saufend nix ändern kann - es bleibt aber eben schwierig.
Zitat von dietamy03 im Beitrag #6 Schiss habe vor dem Termin heute Nachmittag und nun sitze ich hier und frage mich, was sollen die mir dort neues erzählen.
Vielleicht hingehen und wenn Du willst, kannst Du ja anschließend hier berichten?
Denn: "Wer heute nichts tut- lebt morgen wie gestern."
Viel Erfolg! Susanne
----------------------------------------- Optimismus ist, bei Gewitter auf dem höchsten Berg in einer Kupferrüstung zu stehen und »Scheiß Götter!« zu rufen. (Terry Pratchett)
So, der Besuch bei der Suchtberatung war ganz ok, hab mir mal wieder umsonst nen Kopf gemacht ;)
Sobald ich meine finanziellen Problemchen ( Rente und Grundsicherung) geregelt habe wird ein Sozialbericht geschrieben und eine LZT beantragt. Diese will ich stationär machen und ich überlege, ob es da sinnvoll ist, nocheinmal nach Daun/Eifel zu gehen, wo ich 1993 für 6 Monate war oder in eine andere Klinik?
War von euch schonmal jemand 2 mal in der gleichen Klinik und wie sind da die Erfahrungen?
Zitat von dietamy03 im Beitrag #9 Sobald ich meine finanziellen Problemchen ( Rente und Grundsicherung) geregelt habe wird ein Sozialbericht geschrieben und eine LZT beantragt. Diese will ich stationär machen und ich überlege, ob es da sinnvoll ist, nocheinmal nach Daun/Eifel zu gehen, wo ich 1993 für 6 Monate war oder in eine andere Klinik?
War von euch schonmal jemand 2 mal in der gleichen Klinik und wie sind da die Erfahrungen?
Welcome back und gut das du wieder was gegen den Suchtteufel unternimmst!
Ich selbst stand zwar (zum Glück) noch nicht vor der Frage zum zweiten mal in die Klinik zu müssen/wollen, hatte aber in Tönisstein einige Mitpatienten, die dort die zweite oder dritte Runde drehten. Wenn du dich in Daun gut aufgehoben gefühlt hast, was spricht dagegen?
Ich kann auch ohne Alkohol traurig sein. (Simon Borowiak)
Vielleicht hast Du Recht Virgil - ich habe gestern versucht eine Pro und Kontra Liste zu machen, zu Kontra fiel mir nicht wirklich etwas ein, auf der Pro Liste stehen dann doch einige Sachen Ich war 33 Jahre als ich dort war und werde im nächsten Jahr 60 - Zeit, mal wieder nach dem Rechten zu schauen *grins*
Ich bin auf der Suche nach einer Gruppe, in der ich mich aufgehoben fühle. Habe nun 3 besucht (AA) und heute Abend werde ich eine 4te versuchen. So richtig das gute, aufgehobene Gefühl, das ich früher in meinen Stammgruppen hatte kommt nicht auf. Das liegt wohl eher an mir und meinen Bedürfnissen als an den Gruppen selbst. Ich kam früher mit dem monologisieren gut zurecht - jetzt fehlt mir sehr der direkte Austausch,Feedback und die Auseinandersetzung, eben das direkte Gespräch. Das mag auch daran liegen, das ich jetzt hier in der Situation bin alleine zu sein. Freunde gibt es nicht und von der Familie bleibt mir nur meine Tochter, die selbst viele Probleme hat und die ich auch nicht belasten möchte. Ich bin gerne alleine, fühle mich auch meist wohl - aber, ich bemerke jetzt manchmal eine Einsamkeit, die sich nicht toll anfühlt und es gibt auch Situationen, wo ich gerne jemanden an meiner Seite hätte. Da werde ich in Zukunft was tun müssen, lernen auf andere zu gehen, Kontakte knüpfen und mich nicht wie bisher zu isolieren. Wie und wo ich da einen Anfang finde ist mir allerdings unklar.
Hach ja... Früher war mehr los hier 😉 Und die meisten sind auch nicht jünger geworden, vielleicht erklärt das die Stille. Manchmal passiert eine ganze Woche nix.
Das mit dem Monologisieren in Meetings ist nicht immer einfach, manchmal sind dann Vier-Augen Gespräche die bessere Alternative, wenn mir der Kittel brennt. Andersrum ist es gut, wenn auch die Laberfürsten mal für eine Weile die Klappe halten und zuhören müssen, so schwer es ihnen auch fallen mag 😫
Mir ist aufgefallen, dass ich nur noch sehr selten die Welt retten will und dass der Austausch hier bisweilen schwierig bis unmöglich geworden ist. Vermutlich liegt es an mir. Wenn ich das Gefühl habe, dass es partout kein Dialog werden will und/oder Aggressivität überhand nimmt, dann lasse ich es lieber. So kann ich immer noch Philosoph werden, wenn es schon zum Therapeuten nicht reicht 😉
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Freunde, die Dich unterstützen, Du weißt ja, wie es geht.
Tönnisstein ist eine Seniorenresidenz geworden aber für viele wird dieser Ort immer das bleiben, was er mal war: die letzte Rettung. Ich fahr da ab und an vorbei und denke "wenn diese Mauern erzählen könnten..."
Zitat von staarman im Beitrag #14 Tönnisstein ist eine Seniorenresidenz geworden aber für viele wird dieser Ort immer das bleiben, was er mal war: die letzte Rettung. Ich fahr da ab und an vorbei und denke "wenn diese Mauern erzählen könnten..."
Wie kommste da drauf??? Weiß ja nicht wie alt du bist aber vor 1 1/2 Jahren waren weder die Patienten und noch weniger das Personal besonders "alt"...
Ich kann auch ohne Alkohol traurig sein. (Simon Borowiak)