Viele Angehörige wie Ehepartner, Eltern und Kinder, aber auch Arbeitskollegen, Vorgesetzte oder Ärzte und Therapeuten versuchen, dem Alkoholkranken zu helfen. Aber sie helfen oft falsch. Sie übernehmen Verantwortung für den Abhängigen, entschuldigen oder rechtfertigen sein Verhalten, nehmen ihm Belastungen ab, wollen ihn vom Alkohol abhalten, indem sie nach versteckten Alkoholika suchen, schnuppern beim Nachhausekommen am Abend, ob er getrunken hat oder nicht, wollen ihn also kontrollieren und vieles andere mehr. So verständlich einerseits solche Verhaltensweisen sind, so wenig förderlich sind sie andererseits für die Behandlungsbereitschaft und den Behandlungserfolg des Alkoholkranken. Mit dem Begriff Co-Alkoholiker oder Co-Abhängige sind also alle jene Menschen im näheren und weiteren Umfeld des Alkoholkranken gemeint, die durch ihre unbewußt falschen Verhaltensweisen eher dazu beitragen, daß der Abhängige in seiner Krankheit verbleibt als daß er diese besiegt.
Der Begriff Co-Abhängiger macht grundsätzlich auch den Angehörigen zum Abhängigen und so zu einem behandlungsbedürftigen Patienten. Damit sind nicht die falschen Verhaltensweisen in der Beziehung zwischen Angehörigem und Kranken Gegenstand der Behandlung, sondern die Person des Angehörigen selbst. Daß auch der Angehörige manchmal einer Behandlung bedarf, ist unbestritten. Ein Automatismus aber könnte Ursache und Wirkung der Alkoholkrankheit verkehren, den Alkoholkranken seiner Verantwortung für sich selbst entheben und zu Schuldzuweisungen an die Angehörigen führen - alles Problemfelder, die der Bewältigung der Alkoholerkrankung durch den Betroffenen selbst wenig förderlich sind.