mich interessiert folgendes: im allgemeinen heißt es, dass ein trockener alkoholiker bei dem ersten tropfen alkohol quasi sofort wieder rückfällig wird. mein hausarzt und mein therapeut sagen unabhängig voneinander, dass in ein paar jahren nicht auszuschließen ist, zu einem normalen umgang mit alkohol zurück zu finden. in meinen augen liegt irgendwo dazwischen die wahrheit. im moment glaube ich nicht, daß mich ein glas bier per se sofort wieder in die nasse zeit zurückwerfen würde, wenn man mir es z.b. zwangsweise einflößen würde. würde ich aber ein glas bier freiwillig trinken, wäre es trotzdem ein starker rückfall, denke ich. ich glaube nämlich nicht, dass ich mich jetzt mit freunden in eine kneipe hinsetzen könnte und EIN glas trinken und danach dann OHNE wehmut wieder wasser bestellen könnte. es wäre also ganz einfach wegen der psyche ein rückfall. die wehmut zeigt dann wohl die lauernde abhängigkeit. mir hilft beim trockenbleiben der einfache gedanke, was mir denn dieses eine bier bringen würde (eben rein gar nichts!). hier bleibe ich strikt trocken. anders ist es bei alkohol in nahrungsmitteln. zum beispiel worcestershire-sauce: ein paar tropfen genügen, um ein ragout fin zu würzen. das inhaltsetikett sagt, dass rum enthalten sei. ich benutze sie trotzdem. weiss damit also um den (eher theoretischen) alkoholgehalt. wiederum koche ich selber keine soßen mehr mit wein oder weinbrand oder was es sonst (sehr geschmacksförderliches) an alkoholika gibt. andererseits frage ich im restaurant nicht gezielt nach, vermeide aber bestellungen, wenn die beschreibung schon eindeutig ist.
die Antwort darauf fällt mir leicht: 1. Ich für mich weiß, daß ich nicht kontrolliert trinken kann. Daß ich mit Alkohol keinen "normalen Umgang" haben kann. Ich weiß, was der Konsum von Alkohol bei mir anrichtet. Also lasse ich es. 2. Für ganz gefährlich halte ich persönlich die Annahme, jeder könnte sich ein kontrolliertes Trinken anlernen. Es ist wohl möglich, 1, 2, 3, 4 oder 5 Glas Bier zu trinken und dann aufzuhören. Das gefährliche daran sehe ich in einem anderen Punkt: man könnte meinen, "hoppla, ich kann ja doch etwas trinken, dann aufhören, habe keine Nachwirkungen - toll". Das verstehe ICH unter dem 1. Glas. Ich habe für mich entschieden, keinen Alkohol mehr zu trinken, er fehlt mir in keiner Lebenslage, ich brauche ihn nicht als Stimulant etc. 3. Ich verwende durchaus auch alkoholhaltige Zutaten in der Essenszubereitung, ich habe keine Lust, jedesmal minutenlang irgendwelche Inhaltsangaben zu lesen. Aber gewisse Zutaten verbieten sich sowieso von selbst. Ich koche aber auch diverse Sossen mit Rotwein etc. - sofern sich der Alkohol dabei verflüchtigt - , allerdings auch nur dann, wenn ich Gäste habe. Aber das hat eher mit dem Thema "Alkohol als Geschmacksträger" zu tun. In Restaurants verfahre ich im Prinzip wie du, frage aber durchaus einmal nach.
du sprichst damit einige Punkte an, die auch in dem Buch, das ich vor kurzem gelesen habe, beschrieben werden. (siehe meinen Beitrag in TV & Literatur). In letzter Konsequenz (die Sucht liegt in unserer Persönlichkeitsstruktur begründet) hiesse das zwar, dass kontrolliertes Trinken möglich wäre, aber dazu müßte ich eine völlig neue Person werden. Und wissen würde ich es erst, nachdem ich es probiert habe, und dann kann's schon zu spät sein. Rückfälle: ich glaub im Englischen wird auch unterschieden zwischen "relapse" und "slip". Also ich denke auch, ein kurzer Rückfall (ohne wieder in regelmäßiges Trinken abzugleiten) ist eher ein "Ausrutscher", was aber nicht heisst, dass er ungefährlicher ist, weil ja der Gedanke aufkommen könnte "damals ist's ja auch gut gegangen..."
ich möchte zu deinem beitrag folgendes berichten: seit fünf jahren bin ich nun trocken, hab also in der zeit kein einziges glas bier & co getrunken. dem alk in speisen, gewürzen oder saucen stehe ich zwar auch mit skepsis gegenüber. mir ist jedoch noch nie aufgefallen, daß ich nach dem verzehr solcher lebensmittel wieder verlangen nach alk hatte, ganz zu schweigen von irgendwelchen entzugserscheinungen. ich will damit nicht alle bekannten ratschläge und weisheiten auf den kopf stellen. jedoch hab ich festgestellt, daß dieser konsum (in diesem fall ja sowieso unbewußt) für mich keine gefahr darstellt. ehrlich gesagt sehe ich solche diskusionen um "den tropfen alk in der torte" gelassen. wohlgemerkt, ich spreche von mir. vielleicht sieht es ja bei anderen menschen, natürlich mit deren eigenen verhaltensweisen wieder etwas anders aus.
ich denke, daß das trinkverhalten - natürlich bis hin zur sucht - rein vom kopf gesteuert ist. und auch das verhalten, das zum rückfall führt. und wenn einer wirklich von sich aus den willen hat, nie wieder alk zu trinken, den wird auch die schnapspraline oder solche lebensmittel nicht wieder dazu bringen, bewußt alkohol zu trinken.
Hallo Hix, meiner Meinung nach sollten deinem Hausarzt und Therapeuten die Lizenzen entzogen werden. Für einen Alkoholiker gibt es kein kontrolliertes Trinken mehr. Ich kann auch nicht zwischen einem leichten und einem starken Rückfall unterscheiden. Rückfall ist Rückfall ! Man spricht von einem Rückfall, wenn bewusst und gewollt Alkohol aufgenommen wird. Ist also Kopf gesteuert Zum Thema Alkohol in Speisen kann ich Dir nur raten, mach Dir die Mühe und achte auf die Zutaten. Frag auch im Restaurant nach ob Alkohol in den Speisen enthalten ist. Mittlerweile sind die meisten Lokale, oder besser gesagt das Personal dahingehend aufgeklärt.