So nun möchte ich einmal über die ersten 21 Tage berichten. Die Entstehungsgeschichte meiner Krankheit folgt vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt.
Wie es dazu kam dass ich mich entschloss das erste Glas stehen zu lassen:
Werde mal ein wenig in der Erinnerungsboutique wühlen. Ich erhielt meine Kündigung durch meinen Arbeitgeber im April 2000. Da ich im öffentlichen Dienst schon einige Jahre auf dem Buckel hatte betrug mein Kündigungs- Zeitraum 6Monate. Damit wäre mein letzter Arbeitstag in meinem Betrieb, in dem ich schon seid 16 Jahren tätig war, also der 30.09. gewesen der gleichzeitig auch mein Geburtstag ist. Somit fing Millennium alles andere als gut an, oder vielleicht doch wie sich später noch herausstellen sollte. Dazu möchte ich bemerken dass der Grund meiner Kündigung nicht mein Alkoholproblem war sondern ein anderer. Dass ich ein Alkoholproblem hatte wusste, dachte ich mir zu dem Zeitpunkt, nur ich. Ich will damit sagen dass ich den Job nicht wegen meines Trinkens verloren hab. Natürlich bin ich sofort am Tag des Erhalts meiner Kündigung zu meinem Hausarzt zu dem ich vollstes Vertrauen hatte. Warum? Später! Ich sah jedenfalls nicht ein für diesen Laden noch einen Finger krumm zu machen der mich nach 16 Jahren einfach auf die Straße setze. Also meinem Arzt die Geschichte erzählt und erst mal den „Schein“ für die nächsten Wochen in der Tasche gehabt. Natürlich ein halbes Jahr zu überbrücken ohne die Ärztekommission auf den Plan zurufen war nicht so einfach. Ich beschloss also Nägel mit Köpfen zu machen und sagte mir warum nicht gleich mal den Körper vom Alkohol entschlacken zu lassen. Ich war damals noch der Meinung: Jetzt hast Du 25 Jahre getrunken und erst jetzt haben sich die Probleme gezeigt. Also schnell ne Entwöhnungs- Behandlung machen und die nächsten 25 Jahre hast du Ruhe. Ja manch einer wird sich an Kopf greifen und sagen „der hat sie doch nicht alle“. Kann aber nur das wiedergeben was ich damals dachte. Als mein Hausarzt und ich von der Ärztekommission angeschrieben wurden hieß es für mich handeln. Ich sagte meinem Arzt, der natürlich schon längst mitbekommen hatte wie es um mich stand, das ich schnell mal eine AEB (Alkoholentwöhnungsbehandlung) durchziehen wollte da mir die Ärztekommission im Nacken sitzt und ich mich in Letzter Zeit vor Ärger doch etwas mit Alkohol übernommen hätte. So gut so schön. Ergriff zum Hörer hatte das Fachkrankhaus dran und machte einen Termin für mich. Der Antrittstag lag noch 4 Wochen hin. War mir nur recht also konnte ich noch ein bisschen Party machen. Die nächsten Wochen soff ich dann um genug zu bunkern denn ich musste ja die nächsten Wochen und Monate erst mal auf alkoholische Getränke verzichten. Glaubte ich jedenfalls. Mein Arzt verstand mich deshalb so gut weil er einem „guten“ Tröpfchen auch nicht abgeneigt gegenüber stand. Das hat ihm auch schon einige Unannehmlichkeiten eingebracht wie Führerscheinentzug u.ä. Egal. Sein Ding. Jedenfalls wurde mir immer mulmiger um so näher der Tag kam. Der Bierkonsum stieg ins…..Jedenfalls hatte ich am Vorabend die letzte Flasche Bier getrunken und früh fuhr mich meine Frau in die Klinik. Im Nachhinein kann ich mir es nur so erklären dass ich früh noch keine Entzugssymptome hatte, weil ich ja meinen Spiegel immer schön gehalten hab und bei solchen „Anlässen“ ordentlich vorgesorgt hatte. Kurze Verabschiedung von meiner Frau und danach Blutabnahme durch eine 20jährige Aufnahmeschwester. Dann musste ich einige Fragebögen ausfüllen und einige Unterschriften leisten. Während dieser Prozedur fiel mir bestimmt 10-mal der Stift aus der Hand. Am liebsten hätte ich meine Tasche genommen und wäre getürmt. So peinlich war mir das. Ging aber nicht da es eine geschlossene Stadion war was ich zum Anfang mit Entsetzen festgestellt hatte. Ich dachte ja ich bin falsch hier und äußerte meine Bedenken gegenüber der Schwester. „ Ich bin doch bloß hier um das mit dem bissel(kommt jemand dieses Wort bekannt vor?)Alkohol in die Reihe zu bekommen. Was soll ich also hier. Ich reiß doch nicht aus. Die Schwester zerstreute meine Bedenken und sagte mir diese Station müssen alle durchlaufen und werden nach 10 Tagen in eine offene Station verlegt. Nun ja wenn’s sein muss. Die Schwester brachte mich aufs Zimmer. Erdgeschoss, Glaswand , Wachstation eben. Im Zimmer schlief ein Patient und mir wurde zu verstehen gegeben ich solle doch nicht jedes Wörtchen auf die Goldwaage legen was Besagter von sich geben würde. Und ich würde dann abgeholt und einem Arzt zur Aufnahmeuntersuchung vorgestellt. So räumte ich meine Tasche aus und stapelte meine Wäsche wie zu Armeezeiten in den Schrank. War richtig stolz darauf und ließ die Schranktür sogar noch ein Stück auf, Konnte ruhig jeder sehen wie ordentlich ich bin. Bin doch keiner von Denen (Alkoholikern) hab doch nur die letzte Zeit über die Strenge geschlagen wegen der Kündigung halt. Ich schreibe deshalb so haargenau um aufzuzeigen mit welcher Blauäugigkeit und mit welchen Vorstellungen von Suchtkrankheit ich da hingefahren bin. (Wem es zu lang wird einfach wegklicken) Nun wartete ich schon geschlagene 3 Stunden auf den Arzt, die ersten Entzugssymptome machten sich schon bemerkbar, dann bin ich starker Raucher auch da gab es keine Möglichkeit. War fast am verzweifeln als Gott sei Dank mein Mitpatient munter wurde. Endlich jemand zum Quatschen dachte ich. Was der dann von sich gab bekomme ich heut nicht mehr zusammen. Jedenfalls wären die Russen da und würden Löcher in die Wände bohren wo dann nachts Gas einströmen würde. Mehr brauch wohl dazu nicht sagen. Naja jedenfalls hatte er auch lichte Momente und erzählte das er schon einige Tage liegt und noch nicht aufstehen kann. Nach4 Stunden dann Aufnahmeuntersuchung und Befragung durch den für mich zuständigen Arzt. Na ja er ließ so richtig raushängen für was er mich hält und wenn es diesmal nicht klappen würde ich könnt ja jederzeit wiederkommen. Na ja den Sinn dieses Ganzen hab ich erst viel später begriffen. Diese Untersuchung dauerte 2 Stunden und zum Schluss wusste ich von mir das ich wohl ein hoffnungsloser Fall bin und er sich wundere wie ich es geschafft hätte überhaupt die Stufen allein hoch zu kommen. Er wollte mir einfach einreden, dass ich schon so sehr geschädigt bin und es eben ein Wunder wäre das ich noch allein laufen könne. Diese Diagnose verfolgte mich zusammen mit diesem Arzt durch die gesamte AEB. Immer wenn er mich traf fragte er mich wie’s denn mit dem Laufen sei. Später habe ich erfahren dass es ein neuer Arzt wäre und ja irgendetwas finden müsse. Jetzt hatte ich auch den Raucherraum gefunden und ich glaub ich hab da gesessen bis mir schlecht wurde. Heute ist mir klar dass der Körper wenigstens ein Gift brauchte. So die erste Nacht war glaub ich die Schlimmste. Habe zwar ein sehr hartes Schlafmittel bekommen aber kein Auge zugemacht. Erst mal Schweißausbrüche ohne Ende ( Ich glaubte die Perlen wären so groß wie Christbaumkugeln) und im Hinterkopf meinen Zimmerkollegen der auf einmal wenn es niemand sah des nachts durchs Zimmer lief nach seinen Rentenbescheiden und den Tabletten seiner Mutter suchte. Was wäre wenn der mich für die Russen hielt und sich wehren wollte. Man war das ein Alptraum. Nächsten morgen Frühstück nur ein trockenes Brötchen und das wahrs. Am Vortag hatte ich ganz verzichtet. Ich hatte so stark den Flattermann es war schon kein Zittern mehr sondern ich würde sagen winken. Dann durfte ich mein Zimmer wechseln eine Etage höher. Warum ich meine Tasche ausgeräumt hatte weiß ich bis heut nicht. Dann wurde große Visite angekündigt. Ich hatte mir natürlich schon eine kleine Beschwerderede zurechtgelegt als die Tür aufging und die kleine Abordnung von 25 Personen in mein Zimmer quoll, ich glaube sie hatten sogar das Reinigungspersonal dabei. Zum besseren Verständnis: Die Fachklinik ist eine riesige psychiatrische Einrichtung ich glaube mit 30 Häusern und zig Abteilungen im Osten der Republik. Und diese große Visite fand einmal im Monat statt und ich gehörte zu den Glücklichen die diese Vorführung über sich ergehen lassen mussten. Jedenfalls zitterten mir so die Knie das ich mich während der Visite auf das Bett setzen musste. Für alle Beteiligten, besonders für meinen Aufnahmearzt war ja nun alles klar. Ich denke mir mal in Ihren Augen war ich ein besonders schwerer Fall. Kann natürlich auch nur Einbildung von mir sein. Zum Mittagessen hatte ich ein ganz besonderes einschneidendes Erlebnis. Denn mitten beim Essen bekam einer der Patienten einen schweren Krampfanfall. Ich hatte ja so was noch nicht erlebt. Ob dies nun der Auslöser für das „Hebelumlegen“ in meinem Kopf war vermag ich nicht heut nicht mehr zu sagen. Jeden falls war ich für Tage damit beschäftigt darüber nachzudenken ob denn das wirklich „bloß“ vom Alk käme und ob da nicht was anderes dahinterstecke. Jedenfalls war meine Entgiftung nach 9 Tagen „beendet“ und ich zog wieder um in eine offene Station.
Was vergaß ich zu sagen? Noch ein paar Nachträge: Meine Leberwerte betrugen bei Antritt der AEB das 26-fache vom Normalen. Zum Essen bekam ich so viel Pülverchen und Pillchen und Wässerchen dass kaum die Teller Platz hatten. Auch lernte ich in den 9 Tagen auf der Station Menschen und Schicksale kennen. Unterschiedlicher geht es nicht. Vom IT-Spezialisten, Geschäftsführer eines Supermarktes, Menschen bei denen ganze Körberpartien amputiert waren weil sie sich im Suff die Körberteile erfroren hatten. Ich lernte Frischlinge wie mich kennen, knallharte alte Hasen wie so schön gesagt wird, Stammkunden, die schon 60Mal und mehr zur Entgiftung waren und die Ärzte schon duzten. Also Menschen aller Couleur. Ihr merkt vielleicht ich spreche immer von Menschen und das wird sich auch nicht ändern. Einige meiner Mitpatienten wurden zwischen Entgiftung und Fortsetzung der AEB wegen Bettenmangels nach hause entlassen und sollten ihre AEB je nachdem in 2-3 Wochen fortsetzen. Nun will ich lieber nicht berichten wie viel % wiederkamen. Auch habe ich erlebt wie ein Patient mit 4,2 Promille eingeliefert wurde 2 Tage schlief und alle schon auf den fälligen Krampfanfall warteten. Es war einer von den sogenannten harten Jungs. Der Anfall kam dann wenn ihn keiner vermutet hatte, nämlich beim Duschen. So aneinandergereiht machte ich ne ganze Menge unschöner Erfahrungen mit den Auswirkungen des kleinen Freundes.
So nun beginnt meine eigentliche AEB. Umzug in ein anderes Haus 4-Bettzimmer und was ja die Meisten kennen Gruppengespräche, Beschäftigungstherapien usw. Darauf will ich auch nicht näher eingehen .Es wird so schon länger als geplant. Verweise wieder auf das weise x rechts oben. Viel mehr geht es mir darum was in mir vorging. Der 10 Tag begann mit der Visite der Oberärztin „Göttin in Weis“ würde ich mal sagen. Warum? Sie entschied über die Fortsetzung oder auch Abbruch der AEB. Ich weis noch wie heute als sie mein Zimmer betrat und mir die Frage stellte „Sind sie der Meinung dass sie alkoholabhängig sind?“ Ich kann es mir bis heut noch nicht erklären das wie aus der Pistole geschossen“ ja“ kam obwohl ich immer noch nicht sicher wahr. Bin ich’s oder nicht? Sie strich mir über die Schulter und sagte recht mütterlich „Sie werden’s schaffen und wir werden Ihnen dabei helfen“. Ich habe diese Frau auch anders erlebt als ohne mit der Wimper zu zucken Patienten entlassen hat wo sie merkte es hat wenig Sinn. Nun gingen die Untersuchungen los. EKG, Ultraschall ,Leberwerte sowieso, Schädelröntgen jedenfalls das ganze volle Programm. Die Ergebnisse wurden dann immer zu einer Gruppenstunde vor allen ausgewertet, jedenfalls die Dinge die nicht unmittelbar die Intimsphäre des Patienten betrafen. Mit meinen superschlechten Leber werten hatte ich mich ja schon abgefunden. Aber nun kam die ganze Härte. Kleinhirn schon angegriffen(Kurzzeitgedächtnis etc.) Leberzellen schon abgestorben. Versteckter Herzinfarkt. Leberwerte immer noch 15-fach. Praktisch klinisch tot nur noch zu faul umzufallen. So war mir jedenfalls zumute als ich die Ergebnisse in der 10-Runde erfuhr. Vielleicht war auch das der Moment wo die Weichen gestellt wurden? Anschließend noch viele klärende und aufklärende Gespräche mit meiner Ärztin der ich mich heut noch sehr dankbar bin, Gespräche mit Psychologen und Therapeuten. Nach 18 tagen sahen meine Werte immer noch nicht rosig aus so das mich die schon erwähnte Oberärztin zu sich zitierte und mir vorschlug, um die werte wenigstens in einigermaßen normale Dimensionen zu bringen ,einen Verlängerungsantrag bei der zuständigen Krankenkasse zu stellen und er wurde auch genehmigt. So blieb ich ins gesamt 6 Wochen und wurde mit halbwegs vernünftigen Werten entlassen. So weit vorgreifen wollt ich noch nicht. Zum Kleinhirn: Regeneriert sich im Laufe der Zeit wieder. Noch schneller geht es mit regelmäßigem Gehirntraining. So jedenfalls haben es mir die Ärzte gesagt. Versteckter Herzinfarkt: War es nicht. Fehler bei der Auswertung. Leberzellen abgestorben: Zustand bleibt – verschlechtert sich rapide bei Alkoholgenuss. Leberwerte sind heute top.
Noch während meiner AEB meldete ich mich in einer Suchtberatungsstelle an suchte meine Suchberaterin auf und beantragte bei der LVA eine Langzeittherapie. Diese wurde auch genehmigt, doch musste ich 8-Wochen warten. Ich denke mal irgendwo dazwischen liegt der Punkt wo ich es noch geschafft habe den Hebel umzulegen. Lag es an den Schicksalen von denen ich erfahren hatte, oder lag es vielleicht am Selbsterhaltungstrieb des Menschen. Ich denke mir: Ich wollte einfach noch ne Weile am Leben bleiben. Von den sehr interessanten Erfahrungen und der weiteren Entwicklungen während meiner 4- monateigen Langzeittherapie erzähle ich vielleicht ein anders Mal. Eine etwas lustige Begebenheit fällt mir noch ein: Während der AEB hatten wir zweimal pro Woche Sport. Auf dem Klinikgelände befand sich eine moderne Kegelanlage die von uns Patienten in den Sportstunden genutzt werden durften. Jedenfalls hatte ich jahrelang keinen Sport mehr getrieben und nun machte ich gleich zum ersten Mal 120 Schub weil ich mich körperlich fit fühlte. Wer sich auskennt weiß das man als Neuling ein bis 2-Tage später fürchterlichen Muskelkater bekommt. Mich hatte es natürlich auch unwahrscheinlich erwischt. Hatte von meiner Ärztin auch Therapiebefreiung bekommen. Aber zum Rauchen mussten wir vor das Gebäude und da wollte ich nicht verzichten. Als ich mich mit Hilfe einer Krücke laut stöhnend vor Schmerzen treppab bewegte wer kommt mir entgegen? Mein Aufnahmearzt der mir ja prophezeit hatte das ich’s eh nicht schaff und sich gewundert hatte dass ich die Treppen noch alleine hoch kam. Der Blick allein hat schon gereicht um von dem Kerl noch wochenlang hinterher zu träumen. Ich denke ich konnte ein bisschen dazu beitragenden aufzuzeigen was in einundzwanzig Tagen im Leben eines Menschen so passieren kann.
Diese Zeilen sind nur meinem Gedächtnisprotokoll entnommen.
@Tommie Ist doch etwas länger wie meine Unterschrift
Hi Reiner Habe nicht weiter gedrückt sondern alles gelesen.Ich sage fürs durchhalten.Weißt Du man findet immer gemeinsamkeiten,denn das mit dem kleinhirn und den Leberwerten hatte ich auch,aber ich habe leider auch Diabetes.Ich finde es hat sich gelohnt Deine geschichte zu lesenBin gespannt auf den 2.teil Gitti
danke für diese wunderbare Geschichte! Danke, dass du sie erzählt hast!! Und ganz sicher hat dein Gehirn keinen Schaden genommen!
Das Leben ist nur "verdammt" für die, die es sich so einrichten, es ist gesegnet für die anderen, die es geschafft haben, das Wesentliche anzunehmen und es sieht so aus, als würdest du zu diesen anderen gehören.
Deine Geschichte wird mich durch meinen Tag heute begleiten, da bin ich mir ganz sicher
Hallo Reiner, deine Geschichte ist so gut, dass man mit einigen Sätzen sich zurück versetzen kann wie es mal war. Die ständige Errinerungen. Das nicht vergessen. Das ist für mich der Bestandteil immer wieder darüber nachdenken, hier im Forum zu lesen wie es auch bei anderen war oder auch noch ist. Danke für Deine Geschichte
eine durchweg gelungene und eindrucksvolle Schilderung, noch dazu von der Länge her passend. Was mich beeindruckt hat: die sehr intensive ärztliche Betreuung während deiner Entgiftungszeit. Das war bei mir etwas anders. Natürlich fand selbige bei mir auch unter ständiger ärztlicher Aufsicht in einer Klinik statt (Suchtabteilung eines Krankenhauses-darin Psychiatrie-darin 1 offene und 1 geschlossene Abteilung zum Entgiften). Einer solch kompletten Betreuung erfreute ich mich aber nicht. Der "richtige" Check wurde erst anschließend gemacht.
Viele Ähnlich- oder Gemeinsamkeiten konnte ich dennoch herauslesen (habe auch nicht das "x" benutzt ), ist wahrscheinlich nicht so ungewöhnlich. Meine "Zitterphase" dauerte übrigens geschlagene 10 Tage an, während der ersten 3 Tage habe ich weder geschlafen noch gegessen, nur Unmengen Mineralwasser in mich hineingeschüttet und gequalmt wie ein Schlot. Als ich das erste mal eine Tasse Kaffee ohne Zittern, Löffelklappern und Danebenschlabbern von der Kaffeemaschine zum Tisch tragen konnte - manch einer kann sich gar nicht vorstellen was für ein Gefühl das war.
Danke Reiner für die sehr intensive Beschreibung deiner 'ersten 21 Tage', vielleicht ein Anreiz für andere (auch für mich ) etwas ähnliches zu berichten.
Hi Reiner, kann mich nur den anderen anschließen, auch mich haben deine Erfahrungen von Anfang bis ende fasziniert und ich warte gespannt auf die Fortsetzung. Beim lesen hab ich an meine ersten 21 Tage gedacht und war froh, dass ich nicht durch diese „Hölle“ in einer Einrichtung gehen musste und hoffe, dass mir das auch nicht irgendwann passieren wird.
Hi- Liebesw, Du brauchst doch keine Angst zu haben.Es muss ja nicht überall so sein. Und außerdem habe ich den Bericht aus meiner heutigen Sicht geschrieben. Also Kopf hoch. Es gibt Entgiftungsstadionen da ist es ganz anders. Siehe Tommies Post. Frag ruhig wenn Du Fragen hast. Bin morgen nachmittag im Chat. Die Termine schreibe ich dann noch ins Chatboard.
ich bin weder Psychologe noch Therapeut, ich bin Alkoholiker. Aber vielleicht kann ich dir ein wenig der Angst weg"schreiben":
Zur Angst: Alle Menschen kennen Angst. Angst ist zwar oft unangenehm, aber Angst ist natürlich auch nützlich. Angst will dir signalisieren, daß jetzt etwas auf dich zukommt, bei dem du aufpassen musst, dich konzentrieren musst, deine Kräfte zusammennehmen musst. Angst ist sozusagen die "rote Lampe", die aufleuchtet und dir sagt: "Jetzt aber Achtung!" Ein gewisses Maß an Angst steigert die Leistungsfähigkeit. Problematisch wird die Angst erst, wenn sie so überwältigend ist, daß du dich nicht mehr in die Situation hineinwagst, vor der die Angst dich eigentlich nur warnen wollte. Irgendwann hat sich dieses Angstgefühl so weit gesteigert, daß du in der Angst steckenbleibst - dann verliert die Angst ihren eigentlichen Sinn und wird zum Selbstzweck. Dann bist du wie gelähmt, weil du Angst vor der Angst hast. Der "Trick" ist also, die Angst zu empfinden, und trotzdem handlungsfähig zu bleiben. Damit nimmst du deiner Angst die irrationale, unrealistische Größe und reduzierst sie auf ein realistisches und wieder nützliches Maß.
Was das heisst ? Ein gewisses Mass an Angst ist sogar nützlich, du darfst dich nur nicht in sie hineinsteigern. Führe dir einmal die vielen positiven Aspekte des 'Trockenseins' vor Augen. Das alleine hilft dir vielleicht schon, ein bischen weniger Angst zu verspüren.
hallo Liebensw.! Auch ich hatte wahnsinns Angst, vor dem vorher,und dem nachher.Vorher weil ich nicht wußte was auf mich zukam.Selbstvertrauen hatte ich auch keins.Auch ich hatte zwei Kinder ,aber nicht mehr so klein,und ich hatte meine Familie die hinter mir stand.Heute (nacher)sehe ich es mit anderen Augen .Es war für mich gut,ich habe mich nicht unterkriegen lassen von der Angst.Habe mein Selbstvertrauen wieder gewonnen.Ich wünsche Dir viel,viel Erfolg mit Deiner Therapie.Du wirst Leute kennenlernen denen es genauso ergeht wie Dir,gleichgesinnte die auch eine zufriedene abstinnenz anstreben.Halte durch wünscht Dir von ganzem Herzen Gitti
"Auch wir können grausam, gemein, veletzend und zickig(nich wahr Scary?"g")"
Was muss ich da lesen? Warum nimmst grad mich als Beispiel für diese netten Atribute? Ich hoff mal dass nur "zickig" auf mich gemünzt ist. Aber ich trags mit Fassung und bleib gaaaaaaanz cool.