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Saufnix  
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Dieses Thema hat 13 Antworten
und wurde 1.239 mal aufgerufen
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Reiner Offline




Beiträge: 1.036

28.09.2002 17:17
RE: MEINE LANGZEITTHERAPIE Zitat · Antworten

Hi-Alle,

Freue mich natürlich das einige meinen Beitrag“ Meine ersten 21 Tage“ gelesen haben und freue mich natürlich auch über die Reaktionen darauf.

Anknüpfend möchte ich meine Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen während meiner 4- monatigen Langzeittherapie schreiben.

Wieder der Hinweis für Nichtinteressierte X(anklicken)

Wie ging es weiter?

Da werde ich mal das Erinnerungskarussell in Schwung bringen.

Gehe noch mal zurück zum Ende meiner AEB (21 Tage). In der letzten Woche lernte ich einen Patienten kennen der eine sehr eigenartige Hilfe benutzte um „trocken“ zu bleiben. Ich unterhielt mich mit ihm und erzählte mir folgendes:

Da er im persönlichen Leben desöfteren Probleme hat und dann einem ungeheuren Saufdruck wiederstehen muss. ( Alkohol als Problemlöser?) und schon Rückfälle dadurch gehabt hat ihm ein Arzt einen „Deal“ vorgeschlagen:
Und zwar das Besagter sich in gewissen Zeitabständen prophylaktisch für eine Woche in die Entgiftungsstadion einweisen lies.
Das schloss natürlich einen Rückfall nicht aus aber es brachte dem Patienten zwei Vorteile:
Er hatte ein zeitliches Ziel vor Augen und war sehr stolz wieder eine Phase geschafft zu haben und das in ihn gesetzte Vertrauen nicht enttäuscht zu haben.
Sein Gesundheitszustand wurde in regelmäßigen Abständen gründlich gecheckt. Natürlich bezweifle ich ob diese Art der Aufrechterhaltung einer Abstinenz auf jeden anwendbar ist. Aber der Zweck heiligt die Mittel. Bei Ihm jedenfalls ging es schon 3 Jahre gut.
Natürlich wusste ich nicht wie es mir während der 8 Wochen bis zur Langzeit ergehen würde. Ich hatte so viel Schauergeschichten über Saufdruck und dergleichen gehört und natürlich einige sogenannte Drehtürpatienten erlebt. Ihr wisst hoffentlich was ich meine.

Jedenfalls bin ich zu meiner behandelnden Ärztin und habe gefragt ob dies für mich in den 8 Wochen einmal möglich wäre. Und bin dann nach 4 Wochen noch mal eine Woche eingezogen. Im Nachhinein schätze ich mal so ein: Ich hätte es nicht gebraucht.
Egal! Vorbeugen ist besser als heilen.

Zwischendurch besuchte ich noch 2-Mal die Suchtberatungsstelle und versuchte nun meiner Suchtberaterin zu entlocken wie es denn so ablaufe während dieser Langzeit.
Zu dieser Frau hatte ich übrigens ein sehr großes Vertrauen und sie hat mir auch im Anschluss an meine Therapie noch sehr geholfen.
Na ja einen wichtigen Tipp gab sie mir ich solle mich nicht provozieren lassen. Wie sie das gemeint hatte wurde mir leider erst klar nach dem es passiert war und ich mir mein loses Mund werk verbrannt hatte.

So nun zur Therapie

Das Fachkrankenhaus liegt ungefähr 60 Km von meinem ehemaligen Heimatort entfernt mitten in riesigen Wäldern. Also absolut ruhig. Kein Autogeräusch nur Vogelgezwitscher. Es kann 168 Patienten aufnehmen und war damals ständig voll belegt. Es bestand aus mehreren Häuser neu gebaut und ich glaube erst 5 Jahre eröffnet.
Dem ersten Eindruck nach so * * * *Hotel.
Kurze Beschreibung:
Anmeldegebäude mit Bürotrakt, Medizinscher Versorgung,
Riesiger Speisesaal, Cafeteria, Bücherei, Fahrstühle(für Patienten wie mich“g“)
Im Keller: Sporthalle, Kegelbahn, Fitnessraum, Physiotherapie, Hallenbad und Sauna.
Unter anderen Umständen vielleicht der Ort um mal richtig auszuspannen.

Dann gibt es noch 3 Häuser in denen jeweils 50 Patienten auf 2 Etagen untergebracht sind.
1 Mutter-Kind-Haus (was ich toll fand)

Als Arbeitstherapie konnte man/Frau in der klinikeigenen Gärtnerei, Tischlerei und Schlosserei arbeiten.
In der Beschäftigungstherapie wurden Körbe geflochten, Speckstein bearbeitet kleine Gemälde angefertigt. Ich habe da Menschen kennen gelernt in denen wahrscheinlich der Künstler verloren gegangen war. Vielleicht sind sie es heute. Wer weiß?
Oh Gott, das hätte ich bald vergessen:
Da dieses Einrichtung einem Kirchenstift angehört gab es natürlich auch einen sehr schönen Ort wo gläubige Menschen ihre Gebete und ihren Gottesdienst abhalten Konnten. Sorry.

Das ist eine Luftaufnahme der Klinik


(Klinikeingang Luftaufnahme ist futsch...lach)
Andere Fotos folgen in den Fortsetzungen!


Pünktlich angekommen natürlich mit meiner Frau der Guten und wieder mal dieses flaue Gefühl im Magen in die Anmeldung. Mir wurde ein Bett im 2-Bettzimmer zugewiesen. Diesmal hatte ich Glück. Mein Mitpatient war 60 Jahre alt, geistig voll auf der Höhe, ein überaus sympathischer, kumpelhafter Raucher. Er arbeitete übrigens beim Zoll. Wir verstanden uns wirklich prima. Natürlich war meine Glückssträhne nicht von Dauer. Wie sollte es auch sein.
Es ging schon wieder bei der Aufnahmeuntersuchung los. Die Aufnahmeärztin hatte auch Ihren ersten Arbeitstag nach 10-jähriger Pause vom Berufsleben. Alles streng nach Lehrbuch. Ich hab sie dann unterstützt weil ich ja teilweise mehr wusste wie sie. Sie war mir auch sehr dankbar. Anschließend kannte ich Ihre ganze Familiengeschichte aber das war es dann auch.
Ihr Gastspiel in der Klinik dauerte nicht ganz so lange wie Meines. Egal.

Nach einer Woche wurde ich wieder verlegt und in eine Gruppe eingebunden. Wurde allerdings auch von meinem Zimmerkollegen getrennt und kam auf ein Zweibettzimmer (behindertengerecht eingerichtet)
d.h. Größer als andere Zimmer, Dusche mit Sitz usw. (Obwohl ich nicht behindert bin) Aber es wurde jedes Bett gebraucht.
Mit meinem neuen Zimmernachbarn ging’s auch auszuhalten. Er hatte nur noch 14-Tage und dann hat mich das Glück wieder Mal verlassen. Aber dazu später. Mein Therapeut hatte mein Alter also kein Jungspund mehr und außerdem 20- Jahre Erfahrung in der Suchtarbeit. Manchen hat’s nicht gepasst aber ich wahr zufrieden denn ich hatte die Einstellung so viel wie möglich an Wissen über das Thema Sucht zu bunkern (ja hier spricht ein Alkoholiker ich kenn mich aus mit bunkern), und da gibt’s wohl keinen besseren Lehrer als einen Menschen mit solch einem Erfahrungsschatz. Hätte ich natürlich bloß meine Zeit da abschlafen wollen oder wäre da gewesen um heil über den Winter zu kommen hätte es ein blutiger Anfänger auch getan. Logisch jeder fängt mal an. Aber für mich war es optimal so wie es war. Diese Schilderung klingt nun im Nachhinein so als wäre zwischen meinem Therapeuten und mir
Liebe auf den ersten Blick gewesen. Nein das war es nicht. Auf keinen Fall. Ihr werdet es nicht glauben, aber mir ist er nach meiner Entlassung so richtig klar geworden was dieser Mensch mir gegeben hat. Bis dahin habe ich Ihn wohl als notwendiges Übel betrachtet. Das war jedenfalls meine Sichtweise zum Anfang der Therapie. Meine ersten zwei Gruppenstunden verbrachte ich wohl mehr mit zuhören. Natürlich musste auch ich mich vorstellen. Aber wie schon mal gesagt unter „sich vorstellen“ verstand ich damals schon was anderes wie diesen
leider wahren Satz „Ich bin Alkoholiker….“. Na gut die ersten 2 Gruppenstunden verbrachte ich mit zuhören und war wahrscheinlich auch damit beschäftigt meine „Leidensgefährten“ zu studieren und mir ein erstes Bild von Ihnen zu machen. Es war für mich natürlich sehr interessant die Aufendhaltsgründe der Gruppenmitglieder kennen zu lernen. Wenn ich daran zurückdenke rollen sich mir heut noch die Fußnägel hoch. Sorry. Man, Man, da war der Taxifahrer der seinen Schein wieder brauchte, da war der liebe Ehemann der Angst vor der Scheidung hatte, da war der 5-fache Familienvater der nach der Scheidung Abstand brauchte,
da war der SEK-Beamte (Sondereinsatzkommando) der Angst um seinen Job hatte, da war das Muttersöhnchen den die Mutter hergetrieben hatte weil der Vater auch ein Säufer war. Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen. Zu einigen „Originalen“ komme ich später noch. Wollte ja eigentlich über mich schreiben. Aber um mich zu verstehen muss man schon die Umgebung etwas kennen. Jedenfalls war mein erster Eindruck, dass ich sehr wenige treffen würde die denselben ehrlichen Grund für eine Therapie hatten wie ich „Noch nicht zu verrecken“oder noch ein „Weilchen zu leben“ Sorry für meine etwas derbe Sprache. Aber auch diese Menschen haben ihren Anteil daran das ich heut im Kopf so weit bin. Ich hatte mir da angewöhnt (klingt etwas blöd- ist aber positiv zu sehen) meine Mitpatienten zu benutzen.
D.h. Durch zig Gespräche mit den Leuten viel über Sie und unsere Krankheit zu erfahren über Entstehungsgründe, Rückfälle usw. Im Kopf selektierte ich dann. Wie im Märchen „Aschenputtel“. Natürlich nicht die Menschen sondern die Umstände die zum Rückfall führten oder auch Dinge mit der man eine zufriedene Abstinenz leben konnte. Also ich verwertete alles Brauchbare für mich. Natürlich habe ich auch immer meine Sicht zu der Sache dargelegt und ich schätze mal einigen werde ich schon auch geholfen haben oder sie zumindest veranlasst darüber nachzudenken. Das klingt jetzt alles so einfach im nach hinein beim Schreiben, ich staune über mich, aber so einfach war’s damals wirklich nicht. Ich glaube aber das ist wohl das allerwichtigste gewesen. Immer wieder das EHRLICHE OFFENE Gespräch mit dem Menschen
zu suchen. Wir haben manchmal 8-Mann bis früh 2 Uhr auf einem Zimmer gehockt und sehr heiße Debatten geführt, bei einem Käffchen versteht sich. Natürlich gab’s dann auch mal den schon vorprogrammierten Ärger mit unserem Therapeuten aber wir haben es überstanden.
Die Gruppengespräche wurden auch immer interessanter da sich unsere Gruppe zum größten Teil erneuert hatte. Und es machte richtig Spaß die verschiedenen Meinungen aufeinander prallen zu hören, Es blieb jedenfalls nichts im Raum stehen was nicht ausreichend und ordentlich beantwortet wurde. Was nun jeder persönlich daraus mitgenommen hat kann ich nicht sagen. Ich jedenfalls eine ganze Menge.
Ach ja da wahr ja noch einmal in der Woche Großgruppenstunde.
D.h. Alle Patienten des Hauses trafen sich einmal die Woche um gemeinsam über Probleme innerhalb der Klinik, Organisatorisches und evtl. vorgegebene Themen zu diskutieren. Dazu muss ich sagen dass so gut wie keine Diskussionen aufkamen. (zu diesen Themen)Selbst eingefleischten „Kodderschnauzen“ wie mir fiel das reden die erste Zeit sehr schwer. Sorry. Das ergab sich einfach daraus das sich die meisten doch ziemlich fremd waren. Aber ein Thema war wirklich beliebt. Rückfallbearbeitung! Es verging Kaum eine Woche in der nicht wieder mal einer schwach wurde. Und dieser Vorfall wurde natürlich vor der Großgruppe ausgewertet. Ich stell mir es vor wie ne Steinigung als Betroffener. Schon allein der Gedanke an eine Stellungnahme vor der Großgruppe hätte mich von einem Rückfall abgehalten. Aber meine Gründe für Abstinenz sind eben andere. Jedenfalls war ich einige Male sehr betroffen wie so mancher Mitpatient regelrecht zerfleischt wurde. Und größtenteils waren diejenigen die Wortführer die später denselben Mist verbockten aber in den gesamten Ablauf, von der Entstehung bis zur Aufarbeitung, sich echt dümmer „anstellten als wie es die Polizei erlaubt“.

Bevor ich den 1. Teil meines Erlebten beende möchte ich noch einmal darauf zurückkommen was mir meine Suchtberaterin empfohlen hatte, also worauf ich achten solle.
Natürlich dachte ich zum damaligen Zeitpunkt schon längst nicht mehr an Ihre Worte.
Mir wurde erst sehr viel später klar was gemeint wahr mit „Provokationen“,
„ Konfliktsituationen“, „Eigene Grenzen ausreizen“ und vielen anderen Dingen die im wirklichen Leben vorkommen und gar nicht mehr wahrgenommen werden. Ich spreche immer vom wirklichen Leben. Die meisten wissen, ich meine damit: Während der Therapie lebt man wie unter einer Käseglocke und nach der Entlassung sieht die Welt, der Tagesablauf und vieles …ganz anders aus.

Da gab es z.B. eine Hausordnung die besagte:

Wenn Patienten Päckchen empfangen sind diese vor dem Gruppentherapeuten zu öffnen und dieser darf den Inhalt kontrollieren um evtl. verstöße gegen die Hausordnung festzustellen (Alkohol und Drogen)
Das wertete ich als permanenten Eingriff in meine Privatsphäre. Und als ich das erste Mal wegen dieser Kontrolle explodierte und mit meinem Therapeuten aneinander geriet bekam ich nur die trockene und nüchterne Antwort „Diese Hausordnung haben sie unterschrieben“.
Das blöde war, der Mann hatte Recht und ich konnte nix machen als mir keine Päckchen mehr schicken zu lassen.
Einige werden jetzt sagen was hat der für Geheimnisse.
Hatte ich nicht, kannte aber diese Art von Kontrollen aus meiner NVA-Zeit (Nationale Volksarmee) und es war für mich schon immer entwürdigend wenn jemand ohne mein Einverständnis in meinen Sachen schnüffelte.
Und ich empfand es wirklich als reine Schikane.
Denn wir hatten nach ein paar Tagen Aufnahme Ausgang und konnten ganze Spirituosenlieferungen in die Klinik bringen wenn wir gewollt hätten.
An solchen Tagen hab ich dann manchmal überlegt ob ich auch die richtige Therapieform gewählt hatte.
Ich könnte jetzt noch ne ganze Latte aufzählen wo ich immer wieder mit Hausordnung, Bestimmungen, Anweisungen und Zeitplänen kollidiert bin.
Im Nachhinein kann ich nur darüber lächeln
Aber zum damaligen Zeitpunkt dachte ich wirklich man hätte diese ganzen Ver-und Gebotsschilder nur für mich aufgestellt.
Nur aus einem Grund um Reiner zu schikanieren.(lach)
Dabei war’s nicht anders als im wirklichen Leben wo es auch Gesetze und Verhaltensregeln gibt.

Jetzt möchte ich diesen Teil beenden sonst wird es zu lang und damit auch langweilig.
Ich schätze aber es werden noch ein paar sehr interessante und lustige Fortsetzungen folgen.
Es gibt ja auch noch eine ganze Menge worüber ich schreiben könnte und auch möchte.

Ich selbst finde es sehr interessant, meine damalige und heutige Denkweise zu vergleichen!

Auch würde ich mich über Meinungen, Fragen und Kritik sehr freuen.

Einen schönen Tag wünscht Euch Reiner


softeis Offline




Beiträge: 624

28.09.2002 19:28
#2 RE: MEINE LANGZEITTHERAPIE Zitat · Antworten

hi Reiner,

danke für diese Zeilen.

>Jetzt möchte ich diesen Teil beenden sonst wird es zu lang >und damit auch langweilig.

Nöö.. ich könnt schon noch n bischen mehr lesen

Ein Lied

cu

Softeis (Andi)


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

12.06.2003 10:57
#3 RE: MEINE LANGZEITTHERAPIE Zitat · Antworten

Hallo Reiner,

bin beim stöbern auf Deine wirklich sehr lesenswerte Abhandlung über Deiner LZT gestolpert.


Wirklich interessant!

Es gibt da scheinbar große Unterschiede bei den Fachkliniken.


Als ich am 1.7.1990 meine Therapie antrat hat mich ein Ehemaliger mit dem Auto die 358km zur Fachklinik gefahren.

Dort angekommen nahm mich mein zukünftiger Therapeut in Empfang.
Auspacken des Koffers unter seiner Aufsicht!

Es gab damals noch keine Aufnahmegruppe, es ging sofort in die Vollen.
Zuweisung in ein Zweibettzimmer, gleich am ersten Tag Gruppentherapie mit der Aufforderung dazulegen was mich in dieses schone Etablisement geführt hat.....

Die Klinik bestand aus 6 Häusern mit jeweils 12 Patienten und einem Therapeuten.
Sozusagen SOS Kinderdorf für Süchtler....

Gruppenstunde mit allen Patienten des Hauses fand Mo bis Fr. ausser Mittwoch täglich 90 Minuten statt.

Arbeitstherapie auch ausserhalb des Hauses in einer Gärtnerei. Pflanzen,Unkrautzupfen und zur Advendszeit Gestecke herstellen stand da asm Programm.
Ferner traf es Jeden der eine 4 bzw. 6 Monaststherapie machte --2 Monate Putzdienst!
Wobei unter diesen Begriff alles viel von der Eingangshalle bis zu den Toliletten.
Einzige Ausnahme die Zimmer des Therapeuten und des übrigen Personals, ansonsten alles!
An Arbeitstherapie fällt mir noch Korbflechten und Makremee ein.
Beschäftigungstherapie bestand zumeist aus malen (habe ich beibehalten, bin eine begeisterte "Malerin" geworden)Holzarbeiten (bei mir "schwebt" immer noch die selbstgemachte Holzmöwe im Wohnzimmer)

Ansonsten gings recht streng zu.
Ausgang die ersten 8 Wochen nur im Dreierverband, wobei 2 davon schon länger da sein mußten.

Nachdem Ausgang, melden im Pfelgedienstzimmer und ind Röhrchen blasen, die Tasche öffnen und durchsuchen laßen.

Rauchen nur in der dafür vorgesehenen Zeit und niemals auf den Zimmern. (gelbe Karte)
Wer nach dem Ausgang oder nach der Heimfahrt mit Alkohol erwischt wurde oder Alkohol im Blut hatte der mußte die Klinik sofort verlaßen.

Besuche auf den Zimmern verboten.
Bei Nichteinhaltung konnte eine Entlaßung folgen.

22Uhr Zahpfenstreich, respektive Aufsuchen der Zimmer.
Wurde per Rundgang überprüft.
Auch ob Jeder in seinem eigenen Bett liegt....!

Bei 3 gelben Karten wegen nichteinhalten der Therapieregeln folgte eine rote Karte und damit die Entlaßung.

Erste Heimfahrt nach 8 Wochen in der Klinik.

Besuche nur Samstag und Sonntag von 13 bis 16 Uhr.

Besucher mußten sich anmelden.

Ausgang nach 8 Wochen auch alleine, wochentags aber nur bis 19Uhr.

Wochenende Ausgang bis 22 Uhr.

Wer sich verspätete mußte den Nachtdienst rausklingeln und es gab die berühmte Meldung an den Theapeuten und eine gelbe Karte.

Es fanden unangemeldete Durchsuchungen der Zimmer statt.
Dabei mußten sich alle Patienten in ihren Gruppenräumen versammeln.
Zwei Therapeuten durchsuchten jeweils im Beisein der der Zimmerbewohner die Zimmer,Schränke,Gepäck.

Ach noch was fällt mir ein.
Radiohören nur nach Feierabend.
Fernsehen ebenfalls.

Ansonsten gab es viele schöne Gruppenaktivitäten in der Freizeit, angefangen vom gemeinsamen Grillen und Kochen bis zu Ausflügen.

In guter Erinnerung ist mir auch das Belastungstraining gebleiben.
3 Tage die ganze Gruppe mit der Co-Gruppe in einer Jugendherberge.
Am ersten Tag 10 km durch die Botanik, am zeiten Tag 30km, am 3.Tag vor der Abreise nochmals 7 km.
Wir waren in der Jugendherberge (mit zwei Küchen)Selbstversorger, es wurde also gekocht von den Patienten
(spricht die, die nicht mitwandern konten mußten Kochen)
Vor dem Belastungstraining gab es deshalb einen Großeinkauf für 14 Personen in einem Großmarkt.

Ich merke gerade daß es Eindrücke gibt die sich wirklich erhalten haben.

Ich habe auch meinen Therapeuten sehr strapaziert mit Einzelgesprächen.Aber auch die Gruppengespräche (anfangs 4 Frauen und 8 Männer, zwischen 19 und 50 Jahren)haben mir viel gebracht.
Es ging mir wie Dir Reiner, jeder hatte seine eigene Geschichte die ihn zum Alkoholiker hat werden laßen.
Trotzdem saßen wie alle im selben Boot.
Und der Zusammenhalt in der Gruppe war wirklich sagenhaft.

Leider sind auch hier 3 Nitpatienten rückfällig geworden während der Therapie und mußten die Klinik verlaßen.

2 Frauen aus meiner Gruppe sind inzwischwen tot weil sie Finger nicht von der Flasche lassen konnten.

Ein Mitpatient starb voriges Jahr in einem Biergarten an einem Blutsturz nach einer endlosen Odysee zwischen Entgiftungen Rückfällen, Klinik.

Ich frage mich immer was habe ich anders gemacht als die die wieder angefangen haben zu trinken.

Übrigens kam ich damals in der Klinik an mit der Vorstellung: Hier bin ich, therapiert mich mal.

Daß das nicht lief wurde mir dann sehr schnell klar gemacht.

Als besonders schmerzlich habe ich es empfunden über die Dinge zu reden die mich in meinem Leben am meisten verletzt haben.
Die Karten beim Therapeuten auf den Tisch zu legen.
Aber der Therapeut war mir ein guter Weggefährte durch diese 6 Monate und dafür bin ich heute noch unendlich dankbar.

Zu einigen Mitpatienten habe ich bis heute Kontakt und ich fahre auch jedes Jahr zum Ehemaligentreffen.

Entschuldige Reiner, aber Dei Posting hat mich wirklich ins Land der Erinnerungen zurückgeführt.


LG
Margot


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

12.06.2003 11:10
#4 RE: MEINE LANGZEITTHERAPIE Zitat · Antworten

Nachtrag:

Was mir in der Therapie viel gebracht hat ist Meditation.

Hilft mir noch heute mich total zu entspannen.


LG
Marlene


Reiner Offline




Beiträge: 1.036

12.06.2003 15:51
#5 RE: MEINE LANGZEITTHERAPIE Zitat · Antworten

.........ich bekomm noch mal die Krise...lach...menne wie denn nun.????

Margot???? Marlene??? Unbekannter Gast???

....ja ist schon mal ganz interessant das Erinnerungskarussel anzuschieben. Ich habe damals nicht weiter geschrieben weil es kaum jemanden interessiert hat. Vieleicht setz ich mich noch mal hin und tippe Teil2??

Ansonsten schöne Grüße nach München von Reiner

P.S. Sag mal ist das echt so kompliziert eine anonyme E-Mail-Addi bei GMX oder web.de zu holen...grins..??


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

13.06.2003 06:49
#6 RE: MEINE LANGZEITTHERAPIE Zitat · Antworten

Hallo Reiner,

entschuldige wenn ich Dich genervt habe, war nicht meine Absicht!

Ich schreibe hier unter Margot und das hat seinen guten Grund.
Ich habe in anderen Foren die sich mit Alkohol befassen unter dem Pseudonym Marlene geschrieben und wurde regelmäßig mit ob meiner Beitragen beschimpft, und rausgemobbt, deshalb habe ich meinen Nick gewechselt.

Ich hoffe daß es niemanden stört.

Es geht nicht darum mir eine email-Addy zu holen ist mir schlichtweg verboten.

Ich hoffe trotzdem auf Milde Deinerseits?

Und ich hoffe nur daß niemand der mich in anderen Foren fertiggemacht hat hier mitliest und die Mobberei jetzt hier losgeht, sonst verlaße ich sofort dieses Forum.

Was mir sehr leid täte, denn ich fühle mich hier sehr wohl und auch verstanden.

Ich bin sehr dankbar für die Postings die so kommen.

Ich hoffe auf Deine Nachsicht Reiner.


LG
Margot


Reiner Offline




Beiträge: 1.036

13.06.2003 07:18
#7 RE: MEINE LANGZEITTHERAPIE Zitat · Antworten

......ups Margot so war das nicht gemeint ,,,natürlich kannst Du posten unter was Du willst....grins.

Du brauchst Dich also für "Nix" zu entschuldigen und schon gar nicht für Deine Beiträge.

Und hier wird Dich niemand "mobben" oder gar "fertig machen".

Lag wohl an der Hitze gestern, dass ich ein wenig genervt war...lach.

Liebe Grüße nach München sendet Reiner


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

13.06.2003 07:42
#8 RE: MEINE LANGZEITTHERAPIE Zitat · Antworten

Hallo Reiner,


danke für Dein Posting, Grüße zurück, von wo auch immer....

Daß hier bisher nicht gemobbt wird empfinde ich als sehr angenehm.

Ich gebe in meinen Postings auch nur meine eigenen Erfahrungen und Lebensgeschichte weiter und versuche niemanden zu verletzen, ich hoffe das kommt auch so rüber.

Vielleicht schreibe ich deshalb so viel weil ich gewollt hätte daß mir Jemand zuhört als es mir dreckig ging.

Erst in der Gruppe damals, vor meiner LZT hatte ich den Eindruck das gibt es Leute die haben das gleiche durchgemacht, die verstehen dich.

Man kann sich so verdammt alleine und hilflos fühlen so lange man an der Flasche hängt.

LG
Margot


Reiner Offline




Beiträge: 1.036

13.06.2003 08:11
#9 RE: MEINE LANGZEITTHERAPIE Zitat · Antworten

...ich schon wieder..

Zitat
Grüße zurück, von wo auch immer....


Margot "Grüße nach München"!deshalb, weil ich mich, ohne dass man Deine Beiträge zurückverfolgen kann, noch sehr gut an Deine ersten Postings mit Andi(Softeis) erinnern kann!....comprente?

Hey ich bin echt stolz darauf, durch ständiges Training, mein schon etwas angekratztes Kleinhirn (Kurzzeitgedächtnis) durch intensives Training wieder so in Schuss gebracht zu haben.

Jetzt nochmal zu meiner "Nerverei" wegen der "Addi"!
Klar ist es für mich oki und verständlich wenn Du schreibst, dass es Dir nicht gestattet ist.
Ich bekomme bei jedem neuem Beitrag hier im Forum eine E-Mailbenachrichtigung und wenn da ständig "Unbekannter Gast" auftaucht ist es schon manchmal ein Ratespiel wer da geschrieben haben könnte....lach..
Wie wärs mit Gast Margot??...grins..

Du schreibst:

Zitat
Vielleicht schreibe ich deshalb so viel weil ich gewollt hätte daß mir Jemand zuhört als es mir dreckig ging.



Bist Du Dir sicher, dass DU/WIR es damals überhaupt gewollt hätten, dass uns jemand zuhört???

...hm ich hab schon überlegt bin aber noch zu keinem Ergebnis gekommen!?



Liebe Grüße "nach wo auch immer" von Reiner


Gast ( gelöscht )
Beiträge:

13.06.2003 09:24
#10 RE: MEINE LANGZEITTHERAPIE Zitat · Antworten

Hallo Reiner,

wenn Du mir sagst wo ich dieses Gast Margot eintragen soll?

Bei mir erscheint hier nur: Username,fries Feld und dann (Ich will mich anmelden)

????????

Und ich habe mich wieder mal missverständlich ausgedrückt
*seufz* und *schäm*........

Natürlich poste ich hier aus München.

Eigentlich hätte es heißen müssen "Grüsse WOHIN auch immer, denn ich weiß ja nicht von wo aus Du postest.

Und wenn ich so nachdenke....Du hast schon Recht!
Zumindest ich habe ja ales getan um meinen Zustand zu verschleiern.
Vermutlich hätte ich geleugnet daß ich da ein "Problem"habe wenn man mich angesprochen hätte.

Deshalb finde ich es ziemlich mutig wenn sich hier jemand dazu bekennt daß er ein Problem hat.

Und ich hoffe ich gehe hier auch niemand mit meinem Geschreibsel auf die Nerven wenn ich auf Postings antworte, denn das soll ja nicht als Besserwisserei ankommen.

Und meinem Kurzzeitgedächtnis gehts auch noch ganz gut, sogar meinem Langzeitgedächtnis.
Gehirn versoffen habe ich in meiner 5Jahren intensivesten Alkoholmissbrauch nicht geschafft.

Heute ist der Arzt immer beim Ceck up ganz begeistert von meinem Blutbild.

Zu meiner LZT möchte ich noch anmerken, daß mir alle beschriebenen Massregeln nichts ausgemacht haben und das meine ich durchaus negativ.
Warum?
Weil es mir heute zeigt daß ich so ans gehorchen gewöhnt war daß Einschraänkungen keinerlei Probleme für mich dastellten.
Dein Aufbegehren halte ich dagegen für total normal.

Übrigen mir würde es gefallen wenn Du einen Teil 2 Deiner LZT schreiben würdest.

LG
Margot


Reiner ( gelöscht )
Beiträge:

13.06.2003 09:44
#11 RE: MEINE LANGZEITTHERAPIE Zitat · Antworten

.....schreib einfach "Margot" in das freie Feld vor (ich will mich anmelden). Müsste dann funzen...lach.
Ich poste auch grad unangemeldet.

Ich schreibe aus dem "Schwabenland" wie einige andere hier im Forum genau aus "Schwäbisch-Gmünd".

Ja zur LZT werde ich noch mal posten ist schon interessant wenn man seinen Erinnerungen freien Lauf lässt.

Auch ich ziehe vor jedem User den Hut der sich hier getraut zu posten...solange er nicht anmaßend arrogant und überheblich auftritt.

Ciao Reiner


Margot ( gelöscht )
Beiträge:

13.06.2003 09:57
#12 RE: MEINE LANGZEITTHERAPIE Zitat · Antworten

Hallo Reiner,

mal sehen obs klappt mit dem "Margot"

Also ich bin schon ganz gespoannt auf Teil 2 Deiner LZT.

Wenns nicht zu neugierig ist, wo warst Du in der LZT?

Ich hatte damals 3 Möglichkeiten:

1.Klinik Tiefental,Saarbrücken
2.Ne Klinik in der Nähe von Frankfurt (Name tatsächlich vergessen
3. Klinik in Freudenstadt wo nur Frauen Therapie machen

Bei Tiefental hatte ich den unschätzbaren Vorteil daß die Frau eines Gruppenmitgliedes dort schon Therapie gemacht hatte und ich bei ihr nachfragen konnte.

Bei Frankfurt handelte es sich um eine Therapieeinrichtung mit 280 Betten, das war mir denn doch zu groß.

Und Freudenstadt? 4 Monate lang nur unter Frauen? Grauenhafte Vorstellung.

LG
Margot


Reiner Offline




Beiträge: 1.036

13.06.2003 10:26
#13 RE: MEINE LANGZEITTHERAPIE Zitat · Antworten

....na siehste klappt doch supi..lach.

Meine Langzeit habe ich in der Fachklinik "Heidehof" in Weinböhla in den Moritzburger Wäldern gemacht.
In unmittelbarer Nähe von Dresden aber die Klinik liegt total im Wald und ist erst neu gebaut worden.

Guckst Du hier

Da ich erst seit 1 1/2 Jahren hier in BW lebe und ursprünglich aus Sachsen komme hatte ich "Fachklinik Leipzig" und wie schon gesagt "Heidehof" zur Auswahl.

Ich habe mich dann entgegen den Ratschlägen meiner Suchtberaterin für "Heidehof" entschieden, da ich vom "Hörensagen" während meiner Entgiftung erfahren hatte, dass es in Leipzig sehr streng zugehn sollte und ich damals auch noch an irgentwelche "Hororrgeschichten" glaubte.
Und bereut habe ich diesen Schritt bis heute nicht.

Ciao Reiner


Margot ( gelöscht )
Beiträge:

13.06.2003 10:34
#14 RE: MEINE LANGZEITTHERAPIE Zitat · Antworten

Hallo Reiner,

danke für den Link.

Siehrt schön aus.

Aus Sachsen kommst Du also.
Und wie gefällt es Dir so in den "alten Bundesländern"?

Zu Leipzig hatte ich ab meiner Konfirmationszeit eine briefliche Verbindung zu dem damaligen Pfarrer der Thomaskirche.

Muß zu meiner Schande gestehen daß ich noch nicht in den neuen Bundesländern war.

Übrigens auch die Klinik Tiefental liegt außerhalb von Saarbrücken auf einem "Berg" unterhalb einer psyatrischen Klinik von der auch "Nachschub" für die Klinik Tiefentsal kommt.

Ich habe übrigens gehört daß inzwischen nur mehr Therapien in dem Bundesland genehmigt werden in dem man wohnt.

Ich war damals froh so weit von München weg zu sein.
Und ich habe unheimlich gefremdelt als ich nach 6 Monaten wieder in Bayern war.

Ich habe immer noch Verbindungen ins Saarland und fahren auch in Urlaub ab und an hin.....

LG
Margot


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