Hallo, ich habe letzte Woche meine 7.Entgiftung überstanden und habe endgültig die Schnauze voll von der Sauferei.Meine Ärztin meinte Campral würde neben einer ambulanten Therapie unterstützen wirken.Hat jemand Erfahrungen damit ?Ich wäre für jede Antwort sehr dankbar. Viele Grüsse Olli1
persönlich habe ich keine Erfahrung damit, allerdings halte ich auch nichts von solchen medikamentösen Kurzzeitkrücken. Zumal diese "Therapie" mit Campral über 6 - 12 Monate gehen soll.
Ich bin da skeptisch, vor allem deshalb:
"Eine Übersichtsarbeit in der medizinischen Zeitschrift "arznei-telegramm" zeigt schlechte Noten für Campral®: Nach vorangegangener Entzugsbehandlung scheint die Einnahme des monatlich ca. 100 €uro teuren Campral (6-12 Monate Therapiedauer) die Aussicht auf stabile Suchtfreiheit allenfalls nur geringfügig zu verbessern: In zwei zwölfmonatigen plazebokontrollierten Studien profitiert ein Jahr nach Beginn der Behandlung nur noch einer von sechs, bzw. neun Patienten. Eine weitere Untersuchung kann nach dieser Zeit sogar keinen Nutzen mehr nachweisen. An Störwirkungen ist hauptsächlich mit Impotenz, Magen-Darmbeschwerden (Durchfall in 20%) und Hautreaktionen zu rechnen. Selbsthilfeorganisationen wenden auch ein, Campral könne von geeigneten Lösungsversuchen der Suchtproblematik ablenken."
Hier die Info des Herstellers:
"Campral® (Acamprosat). Eine zentrale Rolle bei der Beeinflussung der Hirnfunktionen durch akuten und chronischen Alkoholkonsum spielt Glutamat als wichtigste aktivierende Substanz und GABA (Gamma-Amino-Buttersäure) als stark inhibitorischer Transmitter. Eine akute Alkoholaufnahme führt zu einer Hemmung der glutamatergen Transmission sowie zu einer Stimulation des GABA-ergen Systems. Es entsteht ein entspannender, angstlösender Effekt. Bei regelmässigem Alkoholkonsum wird im Sinne einer Gegenregulation die Zahl der Glutamat-Rezeptoren erhöht und die Empfindlichkeit der GABA-ergen Rezeptoren erniedrigt. Dies entspricht klinisch einer erhöhten Toleranz. Bei plötzlichem Alkoholentzug reagiert das derart angepasste Gehirn mit Übererregung, was einen Teil der Symptomatik unter Entzug erklärt.
Campral® (Acamprosat): Campral® führt durch seinen glutamat-antagonistischen Effekt zu einer Dämpfung der neuralen Erregbarkeit und damit zu einer Abschwächung bzw. Aufhebung der unterschwellig andauernden Entzugssymptome. Unwohlsein, innere Anspannung, Nervosität und das Verlangen nach Alkohol werden vermindert oder gar ganz unterbunden. Wie in Studien mit über 4000 Patienten gezeigt wurde, kann mit Campral® die Abstinenzrate gegenüber Plazebo verdoppel, die Abstinenzdauer verlängert und die Anzahl Rückfälle vermindert werden. Wird Campral® in Kombination mit Disulfiram eingesetzt, konnte die Erfolgsrate von Disulfiram ebenfalls verbessert werden. Dabei konnten keinerlei Interaktionen zwischen Campral® und Disulfiram festgestellt werden (Besson J. et al.: Alcohol Clin Exp Res 1998; 22: 573-579).
Dosierungshinweise: 3 x mal täglich 2 Tabletten Campral® unzerkaut, mit etwas Flüssigkeit, vor oder während den Mahlzeiten einnehmen.
Die Therapie mit Campral® sollte zu Beginn einer Entzugsbehandlung einsetzen. Die Behandlung sollte über einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten fortgeführt werden. In besonderen Fällen kann eine über 12 Monate hinausgehende Fortsetzung der Behandlung erfolgen. Bei Eintritt eines Rückfalls sollte die Behandlung mit Campral® fortgeführt werden, da so eine Verminderung der Rückfallhäufigkeit, -länge und -schwere festgestellt werden konnte.
Speziell: Campral® kann auch bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen eingesetzt werden. Bei Niereninsuffizienz ist Campral® kontraindiziert. "
Und noch ein Kommentar dazu:
"Campral wird als "anti-craving-Substanz" bezeichnet. "Craving" soll in diesem Zusammenhang das "Verlangen nach Alkohol nach der Entzugsphase" charakterisieren und durch Campral abgemildert werden. Das "Craving"-Konzept ist eine durch einige Befunde unterstützte, aber nicht restlos aufgeklärte Hypothese zum Suchtverhalten. Bei Versuchstieren, bei denen durch Alkoholgabe eine Abhängigkeit erzeugt wurde, kann Campral das "Craving" vermindern. Im Rahmen klinischer Studien hat Campral sich gegenüber einem Scheinmedikament bezüglich der Dauer von Abstinenzphasen nicht dramatisch, aber leicht überlegen gezeigt. Campral ist kein Ersatz für eine qualifizierte Entwöhnungsbehandlung, vielleicht aber eine Hilfe für Menschen, die es bislang ohne eine solche medikamentöse Unterstützung einfach nicht geschafft haben. Mit Hilfe zum sogenannten "kontrollierten Trinken", von dem Alkoholabhängige immer "träumen", es aber, von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen, nicht schaffen, hat Campral nichts zu tun! "
Ich persönlich habe keine Erfahrung mit „Campral“,möchte aber trotzdem meine Meinung dazu äußern. Als ich vor reichlich zwei jahren entgiftet habe tauchte die Diskussion um Campral in der letzten Woche meiner kombinierten Entgiftung-Alkoholentwöhnungsbehandlung auch auf unserer Stadion auf. Ja, es gab sogar Videos darüber. Natürlich gab es auch im medizinischen und therapeutischem Bereich Befürworter und Gegner dieses Medikaments. Was mich etwas verwirrte war, dass die Stadionsärztin ein Gegner und der Psychologe ein Befürworter von Campral war. Ich habe mich natürlich auch gleich brennend dafür interessiert, und mich erkundigt ob ich es bekommen könnte, weil ich so eine verfluchte scheiß Angst davor hatte nach meiner Entgiftung zurückzufallen, in alte Gewohnheiten ,auf deutsch wieder zu saufen. Da ich zum ersten Mal entgiftete, hatte ich natürlich noch nichts von Saufdruck und dergleichen gehört. Ich habe dann mit meiner Ärztin gesprochen und hätte das Medikament auch bekommen, wenn ich nicht im Anschluss an meine Entgiftung eine Langzeittherapie geplant hätte, während der es sowieso untersagt war Medikamente einzunehmen, oder nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Arztes.
Ich habe mir dann gedacht, nach meiner Therapie kann ich mir es immer noch verschreiben lassen. Gott sei Dank brauche ich es nicht ,denn durch die Therapie und meinen festen Willen noch nicht zu verrecken , habe ich noch nie Saufdruck verspürt und bin immer bemüht das Risiko eines Rückfalls bei 0% zu halten ,was mir bis heute auch gut gelungen ist. Natürlich habe ich mich mit vielen Patienten über Campral unterhalten. Der eine sagt, es hat ihm unterstützend geholfen .
Der andere sagt das bei ihm ganz ekelhafte Nebenwirkungen aufgetreten sind.
Das habe ich über die Nebenwirkungen gelesen:
Zitat An Störwirkungen ist hauptsächlich mit Impotenz, Magen-Darmbeschwerden (Durchfall in 20%) und Hautreaktionen zu rechnen.
Denn eins steht fest:
Der Körper muss das Medikament genau so verarbeiten wie früher den Alkohol und das bleibt nicht immer ohne Folgen. Nun weiß ich von Dir nur dass Du schon sieben Mal entgiftet hast. Ist natürlich ne ganz schöne Latte, aber immer noch besser als nix zu tun.
Hast du Dir schon mal Gedanken über eine Therapie gemacht Olli1?
Erst nach einer Therapie würde ich darüber nachdenken ob ich es benötige oder nicht. Denn während einer 16-wöchigen Therapie lernt man ne ganze Menge und begreift auch vieles was einem während einer Entgiftung nicht klar wird.
Meine Meinung zur Einnahme ist folgende: Wenn ich im Kopf soweit bin und das Medikament echt NUR zur Unterstützung nehmen will, um meinetwegen Ängste abzubauen oder den Saufdruck zu lindern würde ich’s mit ärztlicher Unterstützung probieren. Aber, wenn ich im Kopf noch nicht soweit bin, nützt mir das beste Mittel nix..
Zum Schluss zitiere ich noch die Meinung eines Profis:
ZitatMedikamente zum Alkoholentzug: Was bewirkt "Campral" bei Süchtigen?
Das Medikament "Acamprosat", vermarktet als "Campral". Diese Substanz wird als "anti-craving-Substanz" bezeichnet. "Craving" soll in diesem Zusammenhang das "Verlangen nach Alkohol nach der Entzugsphase" charakterisieren und durch Campral abgemildert werden. Das "Craving"-Konzept ist eine durch einige Befunde unterstützte, aber nicht restlos aufgeklärte Hypothese zum Suchtverhalten. Bei Versuchstieren, bei denen durch Alkoholgabe eine Abhängigkeit erzeugt wurde, kann Campral das "Craving" vermindern. Im Rahmen klinischer Studien hat Campral sich gegenüber einem Scheinmedikament bezüglich der Dauer von Abstinenzphasen nicht dramatisch, aber leicht überlegen gezeigt. Campral ist kein Ersatz für eine qualifizierte Entwöhnungsbehandlung, vielleicht aber eine Hilfe für Menschen, die es bislang ohne eine solche medikamentöse Unterstützung einfach nicht geschafft haben. Mit Hilfe zum sogenannten "kontrollierten Trinken", von dem Alkoholabhängige immer "träumen", es aber, von ganz seltenen Ausnahmen abgesehen, nicht schaffen, hat Campral nichts zu tun!
so langsam lese ich mich durch Euere Boards hindurch. Jetzt ist mir aufgefallen, dass Du Dich relativ kritisch äusserst zu Campral. Ich habe es zusammen mit Antabus über 18 Monate geschluckt. 45 Tabletten in der Woche: 7 x 6 Campral,(2 Mo, 2Mi, 2 Abends) und Montag, Mittwoch und Freitag zusaätzlich ein Antabus. Es hat mir persönlich geholfen und ich hatte zu keiner Zeit Nebenwirkungen. Und was hier doch zählt, ist, dass ich glaube, jeden Tag, der ein Alkoholiker trocken verbringt ist ein Erfolg. Und wenn man (oder auch frau) eine gewisse Menge Erfolge hat, gibt man sie doch sicher nicht mehr so kampflos aus der Hand. Ich glaube, dort liegt die Stärke von Campral.