ich bin jetzt schon ne Zeit trocken und denke an die Zeit zurück als ich gesoffen habe. Zur Verständniß, falls Du es ned weißt: ich hab "nur" im Städtischen Krankenhaus entzogen und danach keine Therapie gemacht oder Selbsthilfegruppen besucht. Es geht auch soweit ganz gut, nur denke ich bin ich an einem Punkt wo ich nicht weiterweiß. Mit dem Trockenleben hat sich ne Menge geändert. Vielleicht mal n punkt der vielleicht nur bei mir so ist: Bin Abends länger wach und schlafe auch länger am Morgen. Eben weil ich halt schlafen kann.
Naja, aber jetzt zurück was ich eigendlich meine ( Du siehst, mein Gedanken sind scho völlig wirr
Die Zeit bevor ich ins Krankenhaus zum Entzug ging, war die schrecklichste überhaubt. Aber im nachhinein kann ich mich nicht mehr so richtig an die Zeit erinnern. Ich weiß, das mir die Luft wegblieb, Angst ohne ende "das ich sterbe" , die Entzugserscheinungen eben. Warum kann ich mich nach gut 4 Monaten nicht daran so recht erinnern?
Natürlich denk ich ab und zu das n Bierchen ned schlecht wäre, aber da denke ich an die Zeit zurück. Und da eben verblasst die schlechte Zeit.
Das verstehe ich nicht. Normal müsste doch gerade die schlechte Zeit gut in erinnerung sein als Warnsignal.
Ich hab ne mir verständliche Erklärung dafür: Das ist so wie Liebeskummer. Das dauert eben mal so 3-4 Monate, dann is vergessen und man lacht darüber.
Ich denke aber bei meinem Alkoholproblem sollte ich nicht lachen und/oder vergessen.
Ich weiß das eine Therapie (wo das bestimmt angesprochen wird) besser wäre für mich, aber hab halt mal keine gemacht.Wollte das nur mal hier so schreiben.
Softeis (Andi)
(Das schlechte vergisst man weil der Körber ein Selbsterhaltungssystem hat, das is mir schon klar...)
ja, das ist leider so (ich kenne keinen trockenen Alkoholiker, der das Problem nicht hat) ich denke, das Verdraengen von schlechten Zeiten ist normalerweise ein Hilfsmittel zum Ueberleben (sonst koennten ja z.B. Leute aus Kriegsgebieten ueberhaupt nicht mehr weiterleben) Im Zusammenhang mit Alkoholismus ist es natuerlich sehr gefaehrlich - nur, Loesung hab ich leider auch keine dafuer...
Eine Lösung ist's zwar auch nicht, aber die regelmäßige Auseinandersetzung mit dem Thema, das "ich bin Alkoholiker" und nicht "ich war Alkoholiker" läßt einen relativ gut über die Runden kommen. Und die Erinnerung, wie schlecht es mir ging, ist ganz schnell wieder da, wenn in die Gruppe ein Neuer, ein Nasser kommt. Die ganze Verzweiflung um diesen Zustand ist auf einmal wieder ganz nah ... Ich sage ja, Selbsthilfe ist Geben und Nehmen von BEIDEN Seiten. Von denen, die anfangen und von denen, sie schon etwas weiter sind. Jeder hat die Chance, wieder auf den Boden der Tatsachen gebracht zu werden. Denn Abheben ist gefährlich. Und im stillen Kämmerlein hebt man leicht ab. Da ist keiner, der einen zurückholt. Bitte keine Missverständnisse: ich fühle mich in keinster Weise besser oder höher oder klüger als ein anderer Alki. Ich bin nicht mehr und nicht weniger als jeder andere auch. Ich will nichts um jeden Preis besserwissen und ich nehme gerne von JEDEM eine Lebenserfahrung an, wenn sie gut für mich ist.