Seid einigen Tagen lese ich mich durch diverse Foren, die diesem ähnlich sind. Und heute trinke ich zum ersten Mal Eistee, während ich vorm Computer sitze und bin deshalb auch fähig zu schreiben, ohne irgendwann weit nach Mitternacht nach einigen Bieren ins Bett zu fallen. Was ich seid längerem erst dann "schaffe", wenn ich mich sozusagen betäubt habe.
Am Montag habe ich mich krank schreiben lassen, weil ich dermassen verkatert und unausgeschlafen war, dass ich mir nicht vorstellen konnte acht Stunden lang im Büro zu sitzen. Doch obwohl mir am Vorabend bewusst war, dass ich es wohl nicht aus dem Bett schaffen würde, bin ich vorm Computer sitzen geblieben und habe mich bei den AA etc. eingeloggt und bis vier Uhr in der früh gelesen (.....und getrunken!). Eine ziemlich kroteske Vorstellung.
Den Montag habe ich ausschließlich im Bett verbracht und abends wieder im Internet. Inkl. Bier. Und wieder bis spät in die Nacht. Aber diese Art der "Beschäftigung" füllte (füllt) mich mehr aus, als den ganzen Tag meiner langweiligen Tätigkeit nachzugehen und zu warten bis endlich Feierabend ist. Obwohl mich am Abend ja auch nichts besonderes erwartet....... Und das ist nicht der erste Krankenstand in diesem Jahr, in dem ich den ganzen Tag im Bett liege und fersehe. Und mich am Abend besaufe......
Ich bin übrigens 30 und Single. Wohne in einer Wohngemeinschaft mit meiner Schwester. Sie geht jeden Tag brav arbeiten, trinkt nur sehr selten, hat einen treuen Freund usw. - das absolute Gegenteil von mir. Mit ihr wohne ich schon zusammen, seid dem ich von zuhause ausgezogen bin (mit einigen kurzen Unterbrechungen). Ich habe sie sozusagen "mitgenommen".
Ich möchte kurz auf meine Kindheit eingehen. Mein Vater war Alkoholiker und es gibt viele traumatische Erinnerungen an diese Zeit. Wir verloren unser Haus, da war ich sieben oder acht. Ich und meine Schwester mussten für einige Wochen zu meiner Oma. Ich kann mich erinnern, dass ich in dieser Zeit jeden Tag bitterlich geweint habe und auch öfter ins Bett genässt habe. Liebe gab`s von meiner Oma keine. Allerdings sehr viele böse Worte für meine Vater und eine sehr abwertende Behandlung mir gegenüber. Ich glaube seid damals, war für mich nichts mehr wie früher. Als wir zurück zu unseren Eltern kamen, wohnten wir in einer Zwei-Zimmer-Wohnung. Mein Vater trank immer mehr. Darauf muss ich aber sicher nicht näher eingehen. Läuft wahrscheinlich überall ziemlich ähnlich ab. Als ich zwölf war, zogen wir in eine größere Wohung und zumindest hatte ich da ein Zimmer mit meiner Schwester gemeinsam. Mein Vater hatte einen Magendurchbruch, den er nur knapp überlebte und nach der Operation verfiel er ins Delirim. Auch dazu muss ich nichts erklären. Zumindest war er danach für einige Zeit trocken. Ich war die ganze Zeit über sehr oft sehr unglücklich. Im Nachhinein möchte ich behaupten, ich litt schon als Kind immer wieder unter Depressionen. Weinte oft beim Einschlafen und betete inbrünstige Gebete, dass alles gut wird. Das mein Vater nicht stirbt und Gott im Kraft gibt.
Die Jahre vergingen. Ich hatte mich immer ziemlich isoliert und in meiner "Traumwelt" gelebt. Meine besten Freunde waren damals Brieffreunde...... .....schliesslich "brach" immer öfter aus. Es folgten Kurzurlaube bei einem Brieffreund in England. Und ein paar Monate ging ich in Wien zur Schule. Damals fing ich an zu trinken. "Nur" beim Fortgehen in Clubs. Aber ich trank von Beginn an wie ein Fass ohne Boden und bis ich richtig betrunken war. Es ging mir dabei meist sehr gut. Ich hatte Spass, lernte viele Leute kennen etc.
Mit einundzwanzig zog ich von zuhause aus. Was sehr schwer war, weil meine Eltern mich nicht loslassen wollten und sich große "Sorgen" machten. Ich war erleichtert. Endlich "Ruhe". Die Jahre in der WG, in der ich damals wollten waren stürmisch. Viele Parties - Alkohol, Mariuhana und heute kann ich mich erinnern, dass ich mich damals schon für Nachmittage oder Abende in meinem Zimmer alleine abkapselte und Bier trank. Manchmal saß ich dabei einfach am Boden und dachte nach.......oder weinte......ich war zu der damaligen Zeit arbeitslos und ich kann mich noch erinnern, dass ich an dem Tag, als ich durch einen Glücksfall meinen jetztigen Job bekam an einem ziemlichen Tiefpunkt angelangt war. Das war für über vier Jahren.
Ich fing also wieder zu arbeiten an. Monatelang ging es mir sehr, sehr gut. Ich war motiviert und mein Selbstwertgefühl war gestärkt. Zuvor konnte ich teilweise nicht mal mehr meine Rechungen zahlen.....
Vor fast drei Jahren habe ich mich dann verliebt, wie noch nie zuvor. Der Mann meines Lebens....... .....der hatte allerdings schon eine Freundin und ein Kind. Er verliebte sich allerdings auch in mich und es folgten zwei Jahre, in denen ich teilweise die schönsten Momente meines bisherigen Lebens erlebte. Und teilweise die schlimmsten. Er hat sich zwar von seiner Freundin "getrennt" - nur örtlich hat es bis heute nicht geklappt, weil er so nebenbei ein Haus für sie restauriert. Das dauert halt.....*g* Und ich wurde von Monat zu Monat verzweifelter. Ich liebte ihn und wollte mit ihm zusammen wohnen. Kinder haben etc.
Ich begann wieder damit, mich am Abend zu betrinken und wurde dann furchtbar. Unzählige Smsen, Mails und Beschimpfungsanrufe. Das ganze ging lange hin und her. Unzählige Trennung und Versöhungen. Heuer im Frühjahr starb mein Vater einen furchtbaren Tod (Lungenkrebs). Wir waren alle bei ihm - und zum Schluss fühlte ich nur mehr Liebe für ihn......
......danach traf ich mich wieder mit meine Ex und wieder sah es so aus, als ob wir es schaffen könnten. Haben wir nicht........im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, dass er mich heute verachtet.
Egal - ich habe es bis heute nicht geschafft, ihn loszulassen und wenn ich mich wieder mit mir allein betrunken habe, habe ich ihm auch schon das eine oder andere Mail gesendet. Nur, damit ich es danach wieder bereut habe..........kein Wunder, dass er mich für verrückt hält.
Er trinkt übrigens auch sehr viel. Aber nicht im selbstzerstörrerischen Sinn.........
So - ich hoffe, ich habe nicht all` zu konfus und nicht all` zu viel geschrieben.
Huch - ich werde jetzt noch ein bisschen fernsehen und diesmal versuchen ohne Bier schlafen zu können.
Zur Veränderung deiner augenblicklichen Situation hast du einen guten ersten Schritt gemacht: du hast dich hier im Forum gemeldet! Es macht garnichts aus, wenn du dir alles mal von der Seele schreibst, denn erstens bist du hier anonym und zweitens tut es sehr gut, wenn man wenigstens einen Teil von dem, der einen so drückt, los wird. Ich hoffe, du bekommst Rückmeldungen, mit denen du etwas anfangen kannst. Im Grunde genommen kannst du in jedem Beitrag, der hier steht, etwas finden, das für dich und deine Situation passt. Und wenn es nur eine kleine Winzigkeit ist. Auch ich finde in (fast) jedem post etwas, das mich zum Nachdenken anregt, bei dem ich Vergleiche ziehen kann, das mich zum nochmaligen Überdenken einer Situation anregt. Und es lässt mich halt nicht vergessen, dass ich mal genauso angefangen habe, mit all den Fragen, der Verzweiflung .... Und dass ich genau dahin wieder komme,wenn ich wieder anfange zu trinken. Und das will ich absolut nicht.
herzlich willkommen hier am Board und erst einmal einen schönen guten Abend . Was mich als erstes interessiert hat: hast du OHNE Bier geschlafen / schlafen können ?
Zu deinem Beitrag erst einmal nur soviel von mir: das macht auf mich alles so den Eindruck, als ob du dich selbst nicht so recht magst. Als ob du - momentan jedenfalls - auf nichts " Bock " hast und froh bist allein sein zu können. Alles irgendwie nach dem Motto: nur alles schnell hinter dich bringen ( in dem Fall die Arbeit ) und dann gegen alles / alle abschotten oder einigeln. So ähnlich habe ich jedenfalls eine Zeitlang reagiert, allerdings eher um Problemen aus dem Weg zu gehen - was natürlich nicht geklappt hat.
Falls ich das einigermassen richtig sehe: machst du das bewußt so ? Oder liege ich ganz verkehrt ?
Liebes Mietzekätzchen! Sooooo vielen Dank, dass du mir geantwortet hast. Ich war heute nachmittag nämlich ziemlich peinlich berührt, dass ich keine Antworten bekommen habe bzw. hatte ich einfach das Gefühl, dass ich mich "blamiert" habe, in dem ich "einfach so" von mir erzählt habe. Aber das kommt halt davon, wenn man über zuwenig Selbstwertgefühl besitzt. Bzw. gehöre ich zu den Menschen, die sich ihr Selbstwertgefühl nicht aus dem eigenen, tiefsten Inneren holen. Sondern von außen.......
Was mich sehr beeindruckt hat war, dass du meinen Bericht gelesen hast und du daraus die Kraft gewonnen hast ein weiteres Mal zu erkennen, dass du nie mehr soweit kommen möchtest. Dass hat mich in dem Sinn berrührt, dass ich davon ausgehe, dass es dir auch einst mehr oder weniger so gegangen ist wie mir. Und das es dir jetzt eben nicht mehr so geht.
Darf ich dich fragen, wie das bei dir war?
Ich glaube übrigens, dass bei mir die psychische Abhängikeit die Hauptrolle spielt. Warum glaubt man (glaube ich), dass ich wenn ich getrunken habe "offener, ehrlicher und mutiger" bin. Und nur dann kann ich "so sein wie ich bin"? Da frage ich mich: wer bin ich eigentlich?
Schliesslich ist es ja auch bewiesen, dass Alkohol das Unterbewußtsein sozusagen "öffnet". Und bei uns gibt`s sogar eine Volksweisheit: "Alkoholiker und kleine Kinder sagen die Wahrheit". Und ich musste bei mir oft bemerken, dass wenn ich viel getrunken hatte unglaublich viel in mir hochkam. Mal positiv, mal negativ. Aber ich hatte immer das Gefühl, ich sagte dann genau das was ich im Tiefsten dachte. Auch wenn ich Beschimpfungen aussprach. Und auch wenn ich Liebeserklärungen aussprach.
Was passiert da mit der Psycho? Warum kann ich teilweise so weinen, wie sonst nie. Und so fühlen, wie ich normalerweise gar nicht zu lasse. Und da erinnere ich mich auch an Situationen, die ich sonst verdränge.
Weiß jemand eine Antwort?
Ich bin ziemlich froh, dieses Forum hier gefunden zu haben. Ich wüsste nicht, wo ich sonst "sowas" schreiben könnte......
Auch mir hat es sehr gut getan, mir hier einiges von der Seele zu schreiben. Mir kommt es so vor als ob du deine Situation schon als "verzweifelt" erlebst, depressiv bist. Sinnlose Tage vor der Glotze mit der Molle in der Hand. Fürwahr, das ist perspektivlos. Und du glaubst wirklich das du daran nichts ändern kannst ? Das glaube ich widerum nicht. Jammernd und elend auf dem Sofa zu sitzen bringt dir überhaupt nichts ! Im Gegenteil, deine Selbstwürde schrumpft nur noch mehr. Du leidest doch darunter, also suche dir Hilfe. Wie ist überall beschrieben, Beratungsstellen etc. Sicher ist es gut hier einen ersten Schritt getan zu haben, aber ob das reicht ? (Der Weg vom Sofa zum Computer ist soweit ja nicht )
Also Silverloop, ich wünsche dir alles Gute Grüßle Bea <---auch noch nicht lange trocken
sehr gut erkannt. obwohl ich`s mir ja nicht eingestehen will, hast du mit wenigen worten genau den punkt getroffen....muss mich noch ein wenig damit auseinandersetzen........wenn`s bei dir auch so ähnlich war: wie hast du dich wieder gern haben können? ohne dich völlig von allem und allen zu isolieren. ich könnte von mir aus ja noch länger so weiter machen und mich zuhause verschließen.....
ich bin gestern übrigens auch ohne bier sehr gut eingeschlafen. habe zwar solange fern gesehen, bis ich wirklich hundemüde war. aber dann war ich ziemlich bald im land der träume..... .....wie`s heute sein wird, weiss ich noch nicht. Zurzeit bin ich (das klingt fürchterlich, ich weiss) einfach froh, dass ich morgen nicht aufstehen muss und zur Arbeit.
an bea:
erst seit kurzem trocken? wie hast du`s denn geschafft? bzw.: wie geht`s dir jetzt? wie füllst(.....) du die leere aus?
ich hoffe, ich bin nicht zu anstrengend. aber es geschieht soviel in mir. und während ein teil von mir sagt: lass dich einfach gehen und geniesse es. sagt der andere teil: dass kann`s nicht sein - du hast mehr verdient.....
Ja, Bea hat recht: ein bisschen ungemütlich musst du es dir machen, sonst ist das Bierfläschchen gleich wieder aus dem Kühlschrank geholt, weil es so gemütlich ist..... Zu meinen Anfängen gab es sowas wie Internet noch nicht, naja bei der Nasa oder dem FBI vielleicht aber im Miezenhaus war da noch nichts in Sicht und deshalb war es sehr ungemütlich für mich, etwas zu unternehmen. Ich musste mich richtig drum kümmern, also (nüchtern) jemanden anrufen, mich "outen", und dann in die Selbsthilfegruppe gehen. Aber irgendwie hat mir das doch sehr geholfen. Niemand ist mit mir gegangen, niemand hat mich gedrängt hinzugehen, oder mir ein Ultimatum gestellt. Ich habe das alles wirklich nur für mich getan und zum Schluss ging es durch diesen Entschluss nicht nur mir besser, sondern meiner ganzen näheren Umgebung. Denn wie die gelitten haben, das erfahre ich jetzt eigentlich erst, wenn ich mit Angehörigen rede oder hier im Forum kommuniziere....
Warum Alkohol so "lösend" auf den Wortschatz, die Gefühlsstauungen wirkt, warum er - in Maßen genossen - so einen "Spaßfaktor" hat, das muss dir jemand "wissenschaftlich" erklären. In Maßen konsumiert wäre ja da garnichts dagegen einzuwenden, die Mehrzahl der Bevölkerung gönnt sich ja das Vergnügen ohne Nebenwirkungen. Nur bei mir als Alkoholikerin ist alles ganz anders. Ich kann die Trinkmenge nicht mehr steuern und muss weitertrinken, auch wenn ich eigentlich aufhören will und genau weiss, dass ich genug habe. Ich muss trinken, obwohl ich weiss, dass es mir hinterher schrecklich schlecht geht, dass ich mich benehme wie eine Verrückte und mich schrecklich blamiere und dann noch nichtmal mehr weiss, was ich alles so von mir gegeben habe. Denn wenn ich unter Alkoholeinfluss Reden halte, komme ich mir zwar schrecklich klug vor..... aber wenn ich jetzt ab und zu alkoholisierte Leute höre, die eine Weisheit von sich geben, dann dreht sich mir alles um..
Ist man einmal so weit wie du jetzt, dass du etwas ändern willst, sind alle Voraussetzungen gegeben, dass es auch gelingen kann. Einfach nur dranbleiben!! Und nicht nur den ersten Schritt wagen, sondern weitergehen auf dem Weg!! Nichts kann so schlimm sein, wie die akute Sucht!!
Bei mir war es wohl ähnlich wie bei Mieze, ich habe es "nur für mich" getan. Ich konnte mich so einfach nicht mehr ertragen, mir reichte es. Trank ich erstmal ein Bier, war ich nicht zu stoppen, meist endete es erst bei ca 8 Bier - oder mehr. Mußte (dann schon betrunken) noch abends spät in die Kneipen oder sonstwo hin,hatte lauter blöde Einfälle, baute regelmäßig Mist und schämte mich am nächsten Tag furchtbar dafür, hatte ein schlechtes Gewissen. Dann ging es mir den kompletten nächsten Tag natürlich beschissen und der war sinnlos. Das machte ich so ca alle 2-3 Tage über viele Jahre. Ich hatte einfach das Gefühl es reicht weil ich in meinem Leben so gar keinen Schritt vorwärtskam. Alles war eingerichtet auf freie Tage und trinken. Ich fühlte mich als ob ich vom Kopf her immer noch 20 jährig bin und immer noch nicht wirklich Verantwortung für mich übernehmen kann. Ich fühlte mich wie auf einer Spirale, in meinem ewigen Jammertal und ich hatte genug davon.
So gehe ich seit Oktober in eine SHG in der ich mich wohlfühle, habe insgesamt merkwürdigerweise wenig Saufdruck und habe mir meine Zeit sinnvoll eingerichtet mit Dingen die mir Spaß machen und mir gut tun wie zb schwimmen gehen etc. Vorher wußte ich garnicht was mir Spaß macht (außer trinken). Und ich entdecke mich neu, bin bei weitem nicht mehr so depressiv und traurig und das Beste : ich fühle mich sehr, sehr wohl und ausgeglichen. Also liebe Zoe, ich wünsche dir das auch dir es bald besser geht und du mit dir zufrieden bist.
ZitatGepostet von silverloop an tommy: ...wenn`s bei dir auch so ähnlich war: wie hast du dich wieder gern haben können ? ohne dich völlig von allem und allen zu isolieren.
Hi Zoe ,
es schreibt sich JETZT für mich so leicht: ich selbst musste dafür sorgen, daß ich wieder Respekt vor mir selbst hatte. Das ging natürlich nicht von gestern auf heute, war ein langer Prozess und ist es immer noch. Auch nach 1285 trockenen Tagen. Wenn ich das in wenigen Punkten beschreiben müßte, würde ich das so machen: 1. trocken werden und bleiben. 2. Persönliche Interessen wieder aufleben lassen oder neue entdecken. 3. die " Umwelt " und das " Umfeld " wieder in das eigene Leben mit einbeziehen. 4. Prioritäten setzen, in meinem Fall war das: positiven Egoismus nicht nur im Kopf, sondern auch in Realität leben.
Hoffentlich kannst du damit etwas anfangen , vor dem ersten Punkt kam für mich noch: ich mußte mir die damalige Machtlosigkeit vor dem Alkohol eingestehen und die angebotene Hilfe auch annehmen .
ZitatGepostet von silverloop ....wie füllst(.....) du die leere aus?....
HAllo Silverloop - sieh's mal von der anderen Seite: all die Zeit die man frueher mit dem Trinken verbracht hat, die hat man jetzt zur Verfuegung - und auch das Interesse an aufgegebenen Hobbies kommt bald wieder....
...und es kommen noch ganz neue Hobbies auf einen zu... Also bei mir war es so. Mein Mann hatte mich früher immer angemeckert, dass ich kein Hobby hätte und ich solle doch Briefmarkensammeln oder so was (argh!) machen. Aber ich habe lieber getrunken und mich in Selbstmitleid, Heimlichkeiten und miesem Allgemeinbefinden gewälzt. Wenn ich mir das so im Nachhinein überlege, habe ich wirklich 90% meiner Zeit damit ausgefüllt. In den Pausen zwischen meinen Trinkphasen musste ich ja immer wieder alles in Ordnung bringen, was ich vermasselt hatte. Da hatte ich für wirklich angenehme Seiten des Lebens auch fast keine Zeit.Ich war eigentlich ganz schön im Stress. Erst durch einen befreiten Geist, durch Klarheit in Kopf und Seele, wurden mir Wege geebnet, die ich nur noch beschreiten musste. Ich habe mich auch neu entdecken dürfen und das gewaltige Potential,das ich benutzte um heimlich zu trinken mit allem was dazugehört (wo krieg ich was her? wie schaff ichs, dass es niemand merkt? wie krieg ich das leere Zeug wieder aus dem Haus usw.usf.)konnte in andere Bahnen gelenkt werden. Ich hab immernoch gern Heimlichkeiten, aber keine schlimmen. Ich brauch noch viel Privatsphäre und häng nicht gern was an die grosse Glocke (Zitrin: ich lasse meine "einschlägige" Literatur auch nicht herumliegen....)aber das gehört wohl zu meiner Persönlichkeit. Und wenn ich mal ganz besonders leckere Pralinen oder so habe, die ich nicht gerne mit jemanden teile, verstecke ich sie immernoch im Kleiderschrank.
Tja, wenn es weiter nichts ist? Hauptsache, ich muss keine Flaschen mehr verstecken...
von mir mal was zu den Hobbys (das Wort finde ich blöd!).
Ich stelle gerade fest, dass ich viele Dinge gemacht habe, so während des Trinkens, die mir heute gar keinen Spaß machen. Alibisaufen nenne ich das heute für mich. "Damals" (so lange ist es noch nicht her) aber der festen Überzeugung war, dass es DAS ist. Voriges Jahr beispielsweise, habe ich "gemütlich" Geschenke zu Weihnachten eingepackt. Fand ich eigentlich ganz nett. Merke heute, wie ich genau das vor mir herschiebe. Selbst Saubermachen hatte was, so leicht beschwingt.
Inzwischen merke ich aber, dass ich gar nicht so genau weiß, wozu ich Lust habe. Probiere verschiedene Sachen, aber so richtig kommt kein Spaß dabei auf. Und das mit dem Hobby "zulegen", geht glaube ich irgendwie nicht. Sowas "begegnet" einem wohl eher, dazu muss man aber auch "unterwegs" sein.
Ist schon schwierig, eben auch dann still zu halten, wenn gerade diese Leere über einen hereinbricht. Ich kucke manches Mal ganz schön blöd aus der Wäsche, kann nichts mit mir anfangen und das zieht mich dann immer wieder runter. Oder ich mache was (fernsehen) und stelle fest, dass es absolut langweilig ist. Wenn ich dann anfange zu überlegen, was ich als nächstes essen oder trinken könnte, wird es gefährlich. Also TV aus und dann?????
Naja, ich bin aber hier nicht der Maßstab, weil gerade sowieso ziemlich weit unten. Augen AUF und durch hilft vielleicht.
Angenehme Momente überraschen mich meist da, wo ich sie am allerwenigsten erwartet hatte. Es ist ein Sich-selbst-entdecken. Fernsehen ist mit Kind im Arm z.B. wieder was ganz anderes
Bleib einfach erstmal hier und halte inne, wenn es "ungemütlich" wird. Horch mal in Dich rein, was Dich gerade treibt oder schiebt. (Hilft mir jedenfalls.)
@Miez
ZitatUnd wenn ich mal ganz besonders leckere Pralinen oder so habe, die ich nicht gerne mit jemanden teile, verstecke ich sie immernoch im Kleiderschrank.
Meeensch Miez, was sind denn das für Sachen ??? Klasse, hattest wohl viele Geschwister? Aber guten Appetit denn mal Du Nasch-Miezekatz!
auch ich finde das Wort "Hobby" nicht gut, aber mir fiel nichts anderes ein und ich habe es einfach Richie geklaut... dem wahrscheinlich auch nichts besseres einfiel....
jetzt gehts weiter, die Gästenachricht war von mir ... ich habe sie losgeschickt ohne es zu wollen.
Also Hobby ist ein blödes Wort. Soweit war ich. Was ich aber eigentlich sagen wollte ist, liebe Feli, dass ich den Kopf und die Seele für andere Dinge erst so etwa nach EINEM Jahr Trockenheit frei hatte. Die erste Zeit war nur mit Ausruhen, Schlafen, "zu mir finden", Reduzierung auf mich selbst und eben das Trockenbleiben vollkommen ausgefüllt. Ja, gelesen habe ich auch, aber eigentlich fast ausschliesslich AA-Literatur. Immer und immer wieder. Ich habe lange gebraucht, bis ich mich selbst geordnet hatte und es ist mir vielleicht auch bis heute nicht hundert prozentig gelungen. Aber die übrig gebliebenen Macken, die lass ich, weil die sind harmlos. Also Pralinen verstecken -ich hatte überhaupt keine Geschwister, frag mich nicht, wer mir früher was geklaut hat, keine Ahnung Ich hab immernoch Schwierigkeiten mit dem richtigen Maß. Meistens übertreibe ich total, wenn ich was gerne tue. Oder ich mach etwas überhaupt nicht, und das ist ja auch eine übertriebene Reaktion. Dieses leicht beduselte Gefühl war echt beschwingend, aber wie lange hielt es an? Eine Stunde? Höchstens zwei.... Dann war alles nur noch übel, bei mir wenigstens.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus hab ich erst einmal begonnen mit Hilfe eines Terminkalenders meinen Tagesablauf zu regeln. Da mußte ich aufpassen, daß ich mir nicht zuviel vornahm. War immer frustig, wenn ich was nicht geschafft habe. Na ja gelesen habe ich schon immer viel. Damals begann ich zu stricken, weil dann beim Lesen und Fernsehen die Finger beschäftigt waren. Kommentar meines Mannes: Sag mal: Kommst Du nicht in Streß, Fernsehen, stricken, rauchen und Kaffee trinken? *g* Wegen der Aufräumaktionen waren da dann auch noch die netten "Ermunterungen" meiner Söhne : "Manno Sauf doch lieber wieder, das war früher viel schöner!" (Bezog sich aber nur auf das Aufräumen) Ich hab sogar Einkaufen, Spazierengehen etc eingeplant, da ich vorher jahrelang nicht aus dem Haus gegangen bin und ich fremde Menschen richtig fürchtete. Ich hab ungefähr zwei Jahre gebraucht um diese Furcht richtig zu überwinden. Und wenn ein schwarzes Loch kommt, dann sag Dir einfach für 24 Stunden kann ich es ohne Alkohol aushalten. Manchmal hab ich mir auch gesagt, in zwei Stunden saufe ich....dann hab ich meine Kinder genommen und bin schnell zu meiner Mutter gefahren. Danach war der Drang weg. Überleg Dir doch mal was Du schon immer gern getan hättest, ist doch möglich, daß Du jetzt die Zeit und die Muße dafür hast. Ich hab gehandarbeitet, Gitarre spielen gelernt, Tagebücher geschrieben; ich weiß nicht mehr was ich alles ausprobiert habe. Nach dem Tod meines Mannes hab ich angefangen Hieroglyphen zu lernen und mich mit Ägyptologie beschäftigt. Das ist ein umfangreiches Hobby, sehr zeitaufwendig und ich hab keine Zeit an Alk zu denken. Und jetzt bin ich (der Flatrate sei es gedankt) oft im Net. Hört sich vielleicht ein bißchen komisch an, nach den Jahren der Trockenheit. Alkohol ist mir zwar gleichgültig, aber die Versuchung hört nie auf, ich habe nur gelernt mit ihr umzugehen. (Ich hoffe auch, daß es so bleibt)
Halt die Ohren steif und laß das erste Glas in der Flasche. Lieben Gruß