Hallo, ihr lieben, die ihr`s geschafft habt, mich beschäftigt im moment die frage, wie geh`ich damit um, in der öffentlichkeit, dass ich nichts trinken will. Ich bin silvester so reingefallen, habe mich nicht getraut, als einzige nicht mit sekt anzustoßen, hab`das dann gemacht, und erst mal ist es dabei geblieben – kein problem, aber in mir drin hat es danach rumort, der kampf ging wieder los, ich hatte mir mal wieder bewiesen, daß ich eben doch normal trinken könne... ich hab`mich abfangen können, aber das soll mir nicht noch mal passieren. Welche innere haltung braucht es, um durch solche situationen alkoholfrei durchzukommen, ohne jedem auf die nase zu binden, weshalb, wieso, warum...habt ihr für solche situationen irgendwelche sätze, eine innere haltung, irgendwas, was nicht unbedingt erfordert, sich vor jedem auszuziehen und zu outen? Ich würde mich freuen, wenn die eine oder der andere mir dazu seine erfahrungen mitteilen könnte. Ganz liebe grüße an alle, besonders an dich, liebe miezekatz, ich wollte dir erst eine mail schicken, aber dann dachte ich, daß dieses thema doch vielleicht auch für andere interessant sein könnte.
Das ist auch genau noch mein Problem. Ich versuche mich seit Monaten abzuschotten gegen solche Situationen, gehe nicht mehr in Kneipen (was soll ich da auch noch?). Aber an Heiligabend ging das nicht, da waren wir bei meinem Freund seiner Schwester eingeladen - also Familie, und da gibt es jedes Jahr einen Riesenhumpen Bowle und alle betrinken sich.Ich fiel da natürlich auf und sagte dann auf die Frage seiner Schwester einfach daß ich die Trinkerei nicht mehr im Griff hatte. Damit war dann auch gut. Ich will nämlich auch nicht vor Gott und der Welt von meinem Alkoholproblem erzählen. Wie ich es auf Dauer machen werde, weiß ich auch noch nicht. Ich hoffe einfach daß ich irgendwann "gefestigter" sein werde und auch wieder vermehrt in Lokalitäten usw. gehen kann, aber im Moment nehme ich davon einfach Abstand und tue Dinge die mir guttun. Das war ja nun kein wirklicher Tip von mir Hannah, da müsssen wohl schon eher die "geübten" trockenen ran, aber du hast etwas angesprochen was mich auch beschäftigt.
ich bin keine Geübte und mir ging es genauso, aber im Grunde kennen wir die Antwort.
Hätten wir Diabetes, würden wir uns auch nicht den lecker Pfannkuchen, schön mit Marmelade drin und Zuckerguss drauf, hinterhauen, nur weil es Sivestertradition ist. Und auch da würden wir nicht jedem auf die Nase binden, dass wir diese Krankheit haben, auch wenn es etwas leichter fiele (wobei es unter den Diabetikern viele Menschen gibt, die sich diese Krankheit auch „selbst zugelegt“ haben und denen man das ansieht).
Ich verstehe Euch: Da sind Menschen, denen könnten wir sagen, was wirklich los ist, aber (!) damit würde wieder eine Hintertür zufallen, denn diese Menschen kennen wir schon länger, wir mögen sie und vertrauen ihnen, sehen sie aber auch bald wieder. Daneben steht jemand, der muss das nicht unbedingt wissen.... hm.... was nun? Da könnte man sagen: Ich nehme Tabletten, darf nicht. Was kann man aber beiden sagen?
Nein danke, ich möchte nicht.
Dann kommen vielleicht Fragen oder Sprüche oder nett gemeinte Drängeleien. Was sagen wir dann?
Nein danke, wirklich nicht.
Hannah, Bea, NEIN ist das Zauberwort, nein zum ersten Glas. Wir müssen uns niemandem erklären, nur immer nein sagen. Es muss uns nicht jeder verstehen, ganz und gar nicht, wir erklären ja auch sonst nicht jedem unsere Handlungen. Dieses Nein kommt aus tiefster Seele, wenn wir wirklich kapituliert haben. Wenn wir etwas nicht mehr wollen, kann uns niemand dazu zwingen. Wir stehen dann wie ein Baum in der Brandung. Schönes starkes Bild
Um bei dem Bild zu bleiben: Dieser Baum war mal ein Bäumchen und anfangs bestand immer die Gefahr, dass er abgeknickt wird. Aber er steht heute da und trotz den Gefahren. Jeden Tag wird er ein bisschen größer und stärker. Das Wetter ändert sich, es ist nicht jeden Tag wahnsinnig windig....
Ihr Lieben, auch ich bin Betroffene, versuche mir mit diesen Worten selbst Mut zu machen, will niemanden agitieren.
Ich lebe seit 6 Jahren vegetarisch. Erst nach 4 Jahren habe ich aufgehört, das irgendwelchen Lästermäulern, Schwarzsehern und Besserwissern zu erklären. Es war mein Entschluss. Ich bin davon ÜBRZEUGT, dass es FÜR MICH besser so ist. Was die anderen machen, ist mir dabei absolut schnurzpiepegal. Ich will so leben!
Warum soll ich nicht sagen das ich ein Alkoholproblem habe.Ich will mich nicht mehr selber belügen,ich sage es lieber schon alleine um mich selber zu schützen. Dabei bin ich bis heute sehr gut mit gefahren. Aber wärend meiner ersten Trockenzeit habe ich mich von diversen Feiern zurück gehalten um nicht das risiko eines Rückfalles zu erleben.
hallo auch dir Felidaela!
ZitatHätten wir Diabetes, würden wir uns auch nicht den lecker Pfannkuchen, schön mit Marmelade drin und Zuckerguss drauf, hinterhauen, nur weil es Sivestertradition ist. Und auch da würden wir nicht jedem auf die Nase binden, dass wir diese Krankheit haben, auch wenn es etwas leichter fiele (wobei es unter den Diabetikern viele Menschen gibt, die sich diese Krankheit auch „selbst zugelegt“ haben und denen man das ansieht).
ich fühle mich auf den Schlips getreten, ich bin Diabetiker ich habe mir diese Krankheit " selber zugelegt" aber man sieht sie mir nicht an!Warum soll ich nicht auch einen Pfannekuchen essen so wie beschrieben? Heute ist auch das kein Problem mehr. Das Problem ist ganz einfach NEIN zu sagen. Im übrigen hat der übermäßige Alkoholgenuss zu meinem Diabetes geführt.
oh Mist, wollte niemandem auf den Schlips treten. Sorry.
Nur eben weil man sich Diabetes genauso wie Alkoholismus "selber zulegen" kann, schien mir das Beispiel am passendsten. Es handelt sich um Krankheiten, und dafür muss sich niemand schämen, wollte ich damit sagen.
Und Du hast mir eben etwas demonstriert, was mir ebenfalls sehr schwer fällt. Weil, wenn ich mich angegriffen fühle, "schieße" ich entwder scharf zurück, oder verkrieche mich "getroffen" (meist das Letztere). Es fällt mir schwer, dann zuzuhören, zu sagen, dass mir das weh getan hat. Und manchmal war es noch nichtmal gegen mich gemeint, trotzdem kauere ich da in meinem Loch und harre dem nächsten Hieb. Weißt Du, und genau das ist der Grund, warum ich getrunken habe. Diese Scheißangst!!! Und nun ist sie wieder da.
Du kannst sagen "nein danke, heute nicht". Du brauchst nichts erklären. Selbstverständlich kannst du es erklären, wenn du möchtest. Ich selbst würde mir eher die Zunge abbeissen... aber das ist wohl eine persönliche Sache. Bei alkoholhaltigen Süssspeisen habe ich gesagt und sage es natürlich auch noch heute, "ich mag das nicht". Bei Kuchen und Essen gebrauche ich meinen Instinkt, um nicht jeden Kellner vor versammelter Gesellschaft zu fragen "ist da Alkohol drin?". Aber ich kann dich beruhigen, es wird im Laufe der Zeit immer leichter, dieses Neinsagen in der Öffentlichkeit.Ich mach mir einen Spass draus, wenn manche rätseln... Ich bin gerne ein Geheimnis, ich bin halt eine alte Geheimniskrämerin. Aber ich will immer selbst entscheiden und nicht schon ganz automatisch eine Sprudelflasche vor mich hingestellt bekommen. Vielleicht will ich ja mal garnichts oder lieber einen Kaffee... Also für mich sorgen, das tu ich ganz gern selbst. Situationen, denen ich mich nicht so recht gewachsen fühle, also gerade Silvester-Einladungen etc. gehe ich auch heute noch ganz gern aus dem Weg. Denn alkoholisierte Gesellschaften machen mich nicht an. Und wenn ich dann da festsitze und nicht gehen kann.... ohje, das wird schlimm. Da krieg ich die Krise, dann gehe ich lieber garnicht erst hin. Bei grösseren Gesellschaften ist es aber meistens so, dass einer oder sogar mehrere auch nichts trinken. Wenn man z.B. einfach ein Glas Orangensaft als Aperitif möchte und keinen Schampus.... da hab ich noch nie Probleme gehabt. Jeder findet da im Laufe der Zeit seine eigenen Spielregeln. Diese Erfahrungen habe ich wenigstens gemacht. Irgendwann ist dieses Problem, das am Anfang der Trockenheit so wichtig erscheint, garkeines mehr, du wirst es sehen.
Mach dir nicht so arg viel draus, wenn du jetzt mal ins Fettnäpfchen getreten bist!! Du bist hier bei "deinen Leuten". Gitti hat ihren Unmut ausgesprochen und sie trägt dir das sicher nicht nach. Ausserdem hast du sorry gesagt. Du kannst hier üben bei uns.... Das ist ja auch in der Gruppe so - oder soll wenigstens so sein. Das gehört zum Genesungsprozess dazu! Ich weiss was ich sage, denn ich gehöre auch zu den Vertreterinnen meines Geschlechts, die erst was sagen und hinterher überlegen.... manchmal wenigstens... öfter eigentlich... halt im Eifer des Gefechts.
Wirklich jetzt keine Angst kriegen, das ist es nicht wert, die ganze Sache. Gib dir in Gedanken einen Klaps auf den Mund und steck es zu deinen Erfahrungen.
Ist das vielleicht nicht das Ding mit der "ewigen Schuldfrage"? Ich bin schuld das ich trinke, ich bin schuld das ich Diabetes habe ....und weil ich schuld bin daß ich trinke, trinke ich noch mehr um zu vergessen daß ich mich deswegen so schäme ...und schon haben wir die schöne Spirale. Ist es nicht daß wo wir unbedingt raus müssen ? Alkohol genauso wie Diabetes als eine Krankheit zu sehen, es so hinnehmen und sich endlich, endlich mal selbst zu akzeptieren, dann kann man seine Energien auch darauf verwenden etwas zu verändern, was man ändern kann. Schluß mit Kopfkino (den Ausdruck las ich mal in riechie´s Beiträgen - fand ich sehr treffend). Klingt sehr logisch, ist aber sehr schwer, ich weiß.
Hallo, moechte es an dieser Stelle (nochmal) sagen - wenn man sich so umschaut, merkt man, dass die meisten Leute auch zu den sogenannten "Anlaessen" nicht uebermaessig trinken - und da reicht meistens ein "Nein, ich trinke keinen Alkohol" (ohne dass jemand naeher nachfragt). Wer ein Problem damit hat, dass man nicht trinkt, hat meist selbst ein Problem mit Alkohol (war in meiner nassen Zeit auch so - da hab ich Leute, die nix tranken, obwohl sie nicht Autofahren mussten, fuer nicht ganz dicht gehalten...)
normalerweise sage ich in solchen Situationen: "Ich möchte keinen Alkohol trinken". Wenn dann (manchmal) die Frage kommt, 'wieso denn nicht', begründe ich das damit daß ich das nicht möchte. Das muß genügen. Auf irgendwelche Diskussionen mit Leuten, die meine Krankheit nichts angehen muss lasse ich mich grundsätzlich nicht ein.
Beim Jahreswechsel 2002/2003 - also bei der Silvesterfeier - habe ich mit O-Saft angestoßen. Zwar als einziger (von 8 Personen), es standen aber automatisch "Saftkelche" neben den Sektgläsern, wurden also auch jedem angeboten. Es war zwar ein etwas komisches und schlecht zu beschreibendes Gefühl "der Einzige ohne Sekt" zu sein, nachgefragt oder versucht mich zu einem Sekt zu überreden ("ach komm schon, nur den einen...") hat aber niemand.
Grundsätzlich meine ich, daß es eine wesentliche Rolle spielt mit welcher Grundsätzlichkeit und Selbstbewußtsein man das angebotene Glas ablehnt und alkoholfrei trinkt. Und, wie schon ober geschrieben: mein Gegenüber muß ganz einfach meinen Wunsch akzeptieren keinen Alkohol trinken zu wollen. Wenn er dazu nicht fähig ist ist eh etwas "faul" bei dem.
Liebe Hannah, ob ichs wirklich geschafft habe, weiß ich noch nicht, werde ich ja vielleicht nie? Aber Deine Frage hat mich auch wahnsinnig beschäftigt zu Beginn meiner trockenen Zeit. Es gab Veranstaltungen, da bin ich lieber gleich weggeblieben, weil ich wusste, ich werde mich winden müssen wie ein Aal, wenn ich denen nicht auf die Nase binden will, dass ich alkoholkrank bin. Mittlerweile hilft (fast) immer ein ziemlich straightes "Nein, ich trinke keinen Alkohol." 1. Standard-Nachfrage: "Nie?" 1. Standard-Antwort: "Nein." 2. Standard-Nachfrage: "Warum das denn?" 2. Standard-Antwort: "Mit gehts viel besser ohne Alkohol."
Dann ist meistens Schluß. Ich vermute (ich frage ja auch nicht nochmal nach), die einen habens dann kapiert, den anderen reicht die Antwort.
P.S.: Ich habe noch nicht rausgefunden, wie man in diesem Forum sauber zitiert, darum schließe ich mich etwas unsauber dem folgenden Zitat von Herzen an: >>Irgendwann ist dieses Problem, das am Anfang der Trockenheit so wichtig erscheint, garkeines mehr, du wirst es sehen.<<
Bin zwar reichlich spät dran aber vielleicht hilft es ja als Anregung auch anderen.
Im Familien- und Freundeskreis ist allen mein Problem bekannt. Seitdem steht dort immer eine Auswahl an alkoholfreien Getränken zur Verfügung.
Im beruflichen Umfeld ist das natürlich schon schwieriger. Ich arbeite im Tourismus-Bereich und da gibt es immer wieder mal ein Hotel zu besichtigen oder ein Geschäftsessen. Und zu vielen dieser Gelegenheiten gehört ganz "automatisch" ein Cocktail oder ein Glas Sekt zur Begrüßung. Je nach Lage antworte ich dann eher witzig so nach dem Motto: "Danke, aber Alkohol hat mir Allah verboten" Oder ich rede mich auf ein Medikament raus, das ich gerade nehme, daß sich uberhaupt nicht mit den kleinsten Mengen an Alk verträgt. Ist zwar immer ein bissel blöd, aber JEDEM braucht man's ja nun auch nicht auf die Nase zu binden
seit ich trocken bin ist mir eines , allerdings auch erst nach längerer Zeit, aufgefallen. Es gibt wesentlich mehr die keinen Alkohol trinken als ich es zu meinen nassen Zeiten wahrhaben wollte. So fällt mir auf, dass selbst bei einem sog. "Empfangscocktail" immer etwas nicht-alkoholisches dabei ist .