Sollte man bei einem Vor- bzw. Einstellungsgespräch von seiner Krankheit erzählen, ist man vielleicht sogar dazu verpflichtet oder geht es niemanden in diesem Zusammenhang etwas an?
Wie verhält man sich, wenn einem in solch einer Situation ein Glas Sekt angeboten wird? Wie lehnt man ab, ohne den zukünftigen Chef zu beleidigen oder sich selbst in Verlegenheit zu bringen?
Ich habe schon gehört, daß manche Chefs bewußt trockene Alkoholiker einstellen, weil die in der Regel sehr zuverlässig und pünktlich sind. Der Schuß kann aber genauso gut nach hinten losgehen - gerade, wenn man noch nicht so lange trocken ist.
Hat jemand von Euch diesbezüglich eigene Erfahrungen gemacht? Oder ist vielleicht sogar ein Chef unter Euch, der die Sache aus seiner Sicht darstellen könnte?
ich bin auf arbeitssuche, bei einem bewerbungsgespräch habe ich gesagt das ich alki bin und ne entgiftung hintermir habe. darauf folgte dann ein langes gespräch von wegen "aushänge- schild der firma" - "was machen wir wenn sie rückfällig werden" - "wenn sowas wieder ist, sagen sie bescheid dann könne wir ihnen freigeben". usw. ich dachte das lief ja gut, wurde ja alles offen besprochen. aber ich hab von denen nie wieder was gehört, nichtmal meine bewerbungsunterlagen habe ich zurückbekommen.
ich glaube das ist nicht so gut das zu sagen, denn der "neue" arbeitgeber kennt dich ja nicht. bestimmt kennen sich viele da auch nicht so aus.
bestimmt gibts auch chef´s die sich damit auskennen und wissen das man als trockener alki "es endlich gecheckt hat" und damit eine bereicherung für die firma ist, aber woher soll ich das als bewerber wissen?
mein fazit ist, es nicht mehr bei nem bewerbungsgespräch zu sagen.
Ich rate ganz dringend davon ab, bei einem Bewerbungsgespräch zu erwähnen, man wäre Trinker (gewesen). Das hat überhaupt keinen Sinn und geht niemand was an, vor allem nicht jemand, der dich nicht gut kennt. Mit dieser Art von "Ehrlichkeit" schneidest du dich ins eigene Fleisch. Eine Firma sucht "gut funktionierende" Mitarbeiter, und jeder noch so kleine "Makel" landet im Rund-Ordner.
Warum soll man erzählen, man wäre Alkoholiker oder trockener Alkoholiker? Sei stolz auf dich, dass du trocken bist und sag der neuen Firma, warum du ein Gewinn für sie wärest etc.
"Wenn der Chef ein Glas Sekt anbietet" - also wo ist da das Problem? "Nein danke, ich hätte lieber Mineralwasser, denn ich bin durstig." Die Antwortmöglichkeiten sind endlos. Und wenn der Chef tatsächlich so ein Trottel sein sollte, den Bohrer anzusetzen a la "ach Sie trinken nicht? haben Sie ein Problem damit?" da würde ich sagen, "ich trinke gerne einen schönen Wein zu einem guten Essen in netter Gesellschaft; tagsüber trinke ich ungern, da ich dann vielleicht müde werde" etc - selbst wenn ich Säufer bin, oder wenn ich absolut trocken bin.
In einem Bewerbungsgespräch in dieser Hinsicht ehrlich zu sein, ist Ehrlichkeit am ganz falschen Platz. Ehrlich kannst du zu deinen Freunden oder in deiner Gruppe sein.
ich danke Euch erstmal - Eure Meinung ist eindeutig, und ich muß dazu sagen, daß ich auch dieser Ansicht bin. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich zur Ehrlichkeit verpflichtet bin. Sicher werde ich im Laufe der Zeit auch noch sicherer im Umgang mit Situationen, in denen man was zu trinken angeboten bekommt. Bislang bin ich solchen Dingen lieber aus dem Weg gegangen - sprich - habe die Anlässe auslassen können. Auf Dauer geht das natürlich nicht. Letztens sagte jemand zu mir, er würde zu einer Art Feier gehen (so ähnlich wie Schützenfest), wo man die Leute nur erträgt, wenn man sich einen reinzwitschert. Ja, so habe ich auch mal argumentiert. Heute sage ich mir, wenn ich eine Feier nur aushalte, wenn ich genug Alkohol getrunken habe, warum sollte ich dann da erst hingehen? Warum tue ich mir etwas an, das ich im Grunde nicht wirklich will? Aber wenn dann solch Situationen kommen, wie zum Beispiel bei einem Einstellungsgespräch - dann ist es schon besser, man bereitet sich auf alle Eventualitäten vor - das gibt Sicherheit. Vielen Dank nochmals, und Panther: war ja Dein erster Beitrag - habe vorher noch nichts von Dir gelesen, kann das sein? Dann freue ich mich natürlich besonders, daß Du mir geantwortet hast. Ich wünsche Euch allen einen schönen Tag,
ich bin trockener Alkoholiker und selber grade auf Arbeitssuche Also, wenn mir der Chef im Bewerbungsgespräch Alkoholisches 'aufdrängt', da würde ich mir ehrlich überlegen, ob ich da arbeiten will, denn es wäre ja zu befürchten, daß das dann öfter passiert, hatte ich schon. Eingestellt wird, wer mit dem Chef zum saufen geht, brrr..Das mag ein Kriterium gewesen sein, als ich noch getrunken habe, und umgekehrt ist es heute auch ein Kriterium.
Ja das mit dem "das Fest ist nur im Suff zu ertragen" kenne ich, wie du hab ich genauso argumentiert. Auch ich meide das in den letzten Monaten. Schon komisch,wahrscheinlich denken da noch mehr Menschen so,denn das man solche Feste nur mit viel Alkohol erträgt liegt ja auch daran daß es immer ein Massenbesäufnis ist, und betrunkene Menschen für nüchterne schwer auszuhalten sind. Aber ich mochte so eine "Massenfröhlichkeit" eh nie, die oft zur später Stunde umschlägt in bierangepeitschte Aggressionen und sich Leute womöglich noch schlägern oder die ersten Bierleichen herumliegen und mit den Sanis abtransportiert werden. Da schüttelt´s mich, ehrlich, *urrgh*. Mit dem "dem Arbeitgeber von seinem Problem erzählen" denk ich auch man sollte das lieber nicht tun. Warum sollte man das tun wenn man zb schon lange in einem Arbeitsverhältnis steht, der Chef einen schon als guten Mitarbeiter kennt, was ändert das denn ? Zusätzliche, unnötige Probleme sollte man doch meiden, finde ich und denke auch so für mich persönlich.
P.S. Bin der gleichen Meinung und habe vergessen es zu erwähnen: Wenn mir beim Bewerbungsgespräch Alkohol angeboten würde, würde ich mich schon sehr wundern und anfangen zu überlegen, was das für eine Firma ist.
Ist in der ersten Zeit sowieso besser, wenn man kritische Situationen meiden kann, denke ich. So weit bin ich noch gar nicht. So wie man beim Rauchen aufhören auch besser erst Mal alles weg lässt, wo man immer "eine Zigarette dazu rauchen" musste - Kaffee, Bier, Theater mit Rauchpause, etc.
Bei mir ist es so, dass es mir nicht schwer fällt, im Restaurant oder sonstiger Gesellschaft NICHT mitzutrinken. Meine Risikosituation ist, wenn ich alleine bin, Alkohol ist in Reichweite, und ich habe keine Verpflichtungen mehr und z.B. ein guter Film kündigt sich an, oder so, oder wenn mir fad ist. Da ist es oft am Besten, wenn ich aus der Situation buchstäblich raus gehe, nämlich indem ich das Haus verlasse, um mal ein wenig spazieren zu gehen. Und natürlich darf dann der Stolz (Selbstlob) nicht fehlen, dann wirkt das doppelt. Dann geh ich wieder heim, mach mir einen Tee, und dann geht's wieder.
Jeder hat da so seine Methode, denke ich. Wichtig finde ich, dass man sich nicht zu sehr in kreisende Gedanken verstrickt, sondern sich einfach bewusst ist, dass man es gut macht, dass es schon besser geht und noch besser wird. Vielleicht mache ich mir jetzt Feinde, aber von der Angstmache a la AA "du bleibst lebenslang ein Alkoholiker, und ständig stehst du am Abgrund, vor allem wenn du dies und jenes nicht tust - z.B. Jahre lang zu den Treffen kommen" halte ich überhaupt nichts. Mein Motto ist: ich trinke nicht, aus basta. Ich lasse mir doch nicht lebenslänglich die Stimmung vermiesen, indem ich mich ständig darauf reduzieren lasse, dass ich mal Säufer war. Jetzt bin ich ja keiner mehr, und lebe mein Leben. Ich weiß schon, was gemeint ist mit "trockener Alkoholiker", aber ich sage lieber "ich trinke nicht", denn da fällt es mir gleich viel leichter, nicht zu trinken.
ZitatGepostet von panter Bei mir ist es so, dass es mir nicht schwer fällt, im Restaurant oder sonstiger Gesellschaft NICHT mitzutrinken. Meine Risikosituation ist, wenn ich alleine bin, Alkohol ist in Reichweite, und ich habe keine Verpflichtungen mehr und z.B. ein guter Film kündigt sich an, oder so, oder wenn mir fad ist.
das kenn ich, das ist bei mir genauso....
ZitatGepostet von panter Vielleicht mache ich mir jetzt Feinde, aber von der Angstmache a la AA "du bleibst lebenslang ein Alkoholiker, und ständig stehst du am Abgrund, vor allem wenn du dies und jenes nicht tust - z.B. Jahre lang zu den Treffen kommen" halte ich überhaupt nichts. Mein Motto ist: ich trinke nicht, aus basta. Ich lasse mir doch nicht lebenslänglich die Stimmung vermiesen, indem ich mich ständig darauf reduzieren lasse, dass ich mal Säufer war. Jetzt bin ich ja keiner mehr, und lebe mein Leben. Ich weiß schon, was gemeint ist mit "trockener Alkoholiker", aber ich sage lieber "ich trinke nicht", denn da fällt es mir gleich viel leichter, nicht zu trinken.
Feinde machst Du dir sicher nicht, aber nachfragen wuerde ich doch gerne mal, welche Punkte in AA es eigentlich sind, die von vielen als Angstmache empfunden werden. Dass ich, wenn ich wieder zu trinken beginne, in kuerzester Zeit dort landen werde, wo ich mal war, ist eine Tatsache, und Tatsachen kann ich ja wohl nicht als Panikmache bezeichnen. Und wieso "auf den ehemaligen Saeufer" reduzieren? Ich erzaehle ja nicht jedem, dass ich "trockener Alkoholiker" bin, ich sage normalerweise auch "ich trinke nicht" Und zu den AA-Treffen gehe ich mittlerweile hauptsaechlich deswegen, weil in meiner Gruppe mehrere Leute sind, mit denen ich mich sehr gut verstehe, und zu denen ich den Kontakt nicht abreissen lassen will. (Wuerde ich mich in der Gruppe irgendwie "unwohl" fuehlen, wuerd ich auch nicht mehr hingehen...
ich habe mich vor vier Jahren mit diesem Thema auseinander-gesetzt. Natürlich habe ich viel weniger Chancen wenn ich sagen muss, warum in letzter Zeit so viele Stellenwechsel waren. Natürlich kann ich keinen Garantieschein abgeben, der sich für mich verbrieft. Aber, das war meine Erfahrung: ehrlich währt am längsten. Meistens sind dann die Leute auf einmal beeindruckt und kennen auch jemanden, bei dem aber alles hoffnungslos ist. Und bei ihnen sitzt jetzt einer, der es geschafft hat. Welch Glück. (wenn man Glück hat). Und es ist dann für Dich auch jeden Tag etwas Wunderbares, indem Du zeigen kannst, dass Du ohne Garantieschein auch funktionierst. Und über alles möchte ich noch sagen: wie lange haben wir uns vorher selber belogen. Es muss doch einmal fertig sein damit. Das ist doch auch ein Stück von der neuen Freiheit. Ein Stück vom neuen Leben. Wenn Du natürlich nicht gefragt wirst, tut man sicher nicht frei-willig kund, was man (oder eben auch frau) hinter sich ge-bracht hat.
In einem Vorstellungsgespräch musst Du selber einschätzen können und halt situativ entscheiden, ob notwendig oder nicht. Auf jeden Fall, solltest Du nächstens Gespräche vor Dir haben, halte ich Dir die Daumen.
danke fürs Daumendrücken. Es ist nämlich an der Zeit, daß ich mich beruflich umorientiere. Nicht holterdipolter - aber schonmal die Fühler ausstrecken. Was mir früher in der Schule einmal lästig war, ist mir mittlerweile ein Bedürfnis geworden: zu Lernen!
Lieber geistiges Input - als alkoholisches. Ich hoffe, es sind noch genug lernfähige Hirnzellen übriggeblieben
Viele liebe Ameisengrüße auch an Softeis, Richie und Panter und alle anderen von Helena