Noch einmal vielen Dank für die Zuschriften. Ich will das Thema von Hannah nicht so sehr auf mich beziehen, darum habe ich neu gepostet:
"Ich habe seit 35 Jahren Alkohol getrunken. Die Grenze wo die Abhängigkeit begonnen hat, war - wie bestimmt bei anderen auch - fließend, d.h. ich habe sie nicht wahrgenommen. Pausen habe ich eher weniger als mehr eingelegt, wobei nicht die Problemerkennung der Grund war, sondern eher praktische Gründe (z.B. war mir wd. Skandinavienurlauben das Bier zu teuer und zu umständlich zu beschaffen). Von der Menge und vom Gehalt hab ich mich wohl auch im Grenzbereich bewegt, sonst hätte es nicht so lange funktioniert. Bier schmeckt mir einfach und dazu habe ich auch gestanden. Das da ein Problem sein könnte, habe ich trotzdem schon vor 20 Jahren geahnt. Es hat für mich aber immer Gründe gegeben nicht damit aufzuhören. Eine kurze Pause und es geht schon wieder. Ich kann das auch so beschreiben: Es ist wie auf einer Wanderung. Ein Zug fährt eine ganze Weile im Schritt - Tempo neben Dir her. Du überlegst aufzusteigen und dich auszuruhen. Du tust es: Aah wunderschön. Du geniesst die erholsame Fahrt und die schöne Landschaft. Ganz langsam wird der Zug schneller. Irgendwann überlegst Du, ob Du auch wieder abspringen kannst. Ja, geht schon noch. Unmerklich legt der Zug an Tempo zu. Ganz schön schnell schon. Geht noch immer, locker. Und plötzlich ist es vorbei. Keine Chance mehr zum abspringen...aber schau mal der Zug wird wieder langsamer, schnell runter (und auf ein neues). Ich will jetzt nicht nur eine Pause einlegen, ich will ganz aufhören. Tatsache ist, daß ich nie über sechs Wochen hinausgekommen bin. Und die Lapalien die mich dazu gebracht haben, wieder zu beginnen, sind eigentlich immer in den 4/6 Wochen Zeitraum gefallen: Z.B. Ärger über jemand, Gesellschaft, der Anblick eines herrlichen Biergartens, Aufforderungen wie , bist Du krank, wirst doch wie immer ein Bier trinken etc. Und es war natürlich die Einschätzung (siehe Zugfahrt) alles (wieder) im Griff zu haben. Ich finde das Leben ohne schön, ich verfluche nicht schon den Tag, wenn ich am Morgen aufwache, ich kann mich konzentrieren und und ... nur die 35 Jahre legt man nicht so leicht ab. Es ist das Inverbindungbringen von allem was man tut mit Alk bzw. dem Bewusstsein jetzt gibt es nichts (for always and ever). Das klingt jetzt schlimmer als es ist: wenn ich dann im Restaurant esse und Coke trinke, ist das in Ordnung. Ich fühl mich jetzt wohl und will dass es so bleibt. Vor allem ist es die körperliche Abhängigkeit, die mich abschreckt wieder zu beginnen. Wenn auch schnell verdrängt, irgendwo blitzt halt ab und zu auf: No alk, no fun. Meine Scheu gegen persönliche Meetings abzulegen fällt mir sehr schwer. Hat es denn niemand ohne geschafft ? Das wäre ja das Urteil, dass auch dieser Anlauf ins Nasse fällt."
Hier im Internet besteht doch auch die Möglichkeit, Rat und Hilfe von Freunden anzunehmen. In dem Augenblick, in dem ich vor der Entscheidung stehe, eine Flasche aufzumachen, steht der PC näher als irgend ein Meeting ab Abend. Vielleicht liege ich doch völlig schief. Trotzdem nochmals die Frage: Hat es hier niemand ohne f2f geschafft?
natürlich steht in DEM Moment der PC meist näher als das Meeting, und es ist schon eine tolle Sache wie man das Medium 'Internet' nutzen kann. Du kannst in genau diesem Moment den du ansprichst genau das loswerden was du loswerden möchtest. Stimmt. Es fragt sich dann aber, wann dir jemand antwortet oder auf deinen Post reagiert.
Beim f2f-Prinzip (face to face) hast du dieses Feedback direkt. Also ein gutes Argument für eine Gruppe oder ähnliches.
Was wir hier anbieten können: mit unseren eigenen, ganz persönlichen Erfahrungen ein wenig "auf den Gaul helfen"; sitzen und reiten mußt du selbst .
da faellt mir eigentlich nur eine Antwort ein, und die erscheint mir ziemlich "logisch":
nachdem es kein Spaziergang ist, trocken zu bleiben (besonders am Anfang), warum soll man dann nicht jede Moeglichkeit der Hilfe nutzen, die sich bietet. (also f2f und das Web). Ich denk mal, je mehr (verschiedene) Hilfe du in Anspruch nimmst, desto hoeher sind die Chancen, trocken zu bleiben.
Zu Beginn hab ich das Web auch sehr oft gebraucht, weil's ja, wie du ja auch schreibst, das naechste Meeting oft noch entfernt ist. (Und allen, die hier oefter schreiben und lesen, ist wohl auch aufgefallen, dass ich in letzter Zeit seltener poste - einfach, weil ich's nicht mehr so brauche und eigentlich auch nicht die so die Zeit dafuer habe).
Ich wollte mich einfach mal wieder melden. Jetzt beginnt bald die siebte Woche und mir geht es gut. Ob für meine nähere Umgebung die Veränderung mit mir erkennbar ist, weiss ich nicht. Ich bin aber froh dass ich mich nicht geoutet habe, in dem ich zu jemand überhaupt etwas gesagt habe, wie, ich will jetzt nichts mehr trinken oder gar, ich habe Alkoholprobleme. Ich kann mir zwar vorstellen, dass dann der Druck auf mich größer ist, durchzuhalten (im Sinne von das Böse / Saufteufel ist immer und überall), aber ich fürchte halt tatsächlich dass das dann im Falle eines Rückfalls der ganz große Sturz werden könnte. Die Verniedlichung des Alkohols ist doch Tatsache (auf ein Bierchen gehn, bei einem frischen Glas Wein, Durst und das erste Bier, das zischt und und und) ...nur so als Gedanken... Viele Grüße und gute Wünsche an alle, die hier lesen und danke dass es dieses Forum gibt.